AktuellTag der Biologischen Vielfalt
Der Mensch wird einsam auf Planet Erde„Internationaler Tag der Biologischen Vielfalt“ am 22. Mai: WWF warnt vor weiterem ArtenverlustWWF Pressemitteilung, 22.5.12 Berlin - Anlässlich des Internationalen Tags der Biologischen Vielfalt (22.Mai) fordert der WWF mehr Schutz für bedrohte Arten. Während die Menschheit inzwischen die Sieben-Milliarden-Marke überschritten habe, werden die Bestände vieler Tierarten dramatisch ausgedünnt. Der kürzlich vorgestellte Living Planet Report des WWF nimmt die Bestände von 2.700 Arten von Säugetieren, Vögeln, Reptilien, Amphibien und Fischen unter die Lupe. Das Ergebnis ist deutlich: Die Zahl der Tiere nimmt stark ab. Im Schnitt registrierten die Forscher einen Rückgang um 28 Prozent. In den Tropen ist der Verlust noch deutlicher: Hier nahmen die Bestände im Schnitt um 60 Prozent ab und in tropischen Süßwasserregionen waren es sogar 70 Prozent. „Die Menschheit wird einsam auf dem Planeten Erde“ so das Fazit des WWF. Die Ursachen für den Arten- und Bestandsverlust sind die Zerstörung der Lebensräume vieler Tiere und Pflanzen, die Umweltverschmutzung, der Klimawandel und invasive Arten, die durch den weltweiten Verkehr in neue Regionen gelangen und heimische Arten verdrängen. Im nächsten Jahrzehnt müsse daher viel aufgeholt werden, um dem Verlust an Biodiversität Einhalt zu gebieten. Die von Menschen verursachte Aussterberate von Tieren und Pflanzen liegt Schätzungen zufolge mindestens hundertmal höher als der natürliche Artenschwund. Um diesem Trend umzukehren, fordert der WWF, dass mindestens 20 Prozent der wichtigsten Landökosysteme, Feucht- und Meeresgebiete unter Schutz gestellt und zerstörte Ökosysteme und ihre Leistungen wiederhergestellt werden müssen, die für die Nahrungs-, Wasser- und Energiesicherheit aller Menschen nötig sind. Bis 2020 müsse außerdem weltweit die Vernichtung von Wäldern gestoppt werden. Der Wald sei Heimat einer Vielzahl von Lebewesen und stabilisiere das Klima durch Umwandlung von CO2 zu Sauerstoff. Ein Beispiel: Würde weiter gerodet wie bisher, drohe der Lebensraum des Tigers komplett zu verschwinden. In mehr als der Hälfte der asiatischen Länder gingen die Wälder im vergangenen Jahrhundert um mehr als 70 Prozent zurück. Im gleichen Zeitraum sank die Anzahl der Tiger, die in der Wildnis leben, von 100.000 Tieren auf geschätzte 3.200 bis 3.500 Tiere. Ohne Gegenmaßnahmen würden diese Wälder bis 2050 so weit zurückgehen, dass sie keine Lebensräume für Tiger mehr bieten könnten. Darum sei es jetzt dringend an der Zeit, die Trendwende einzuleiten. Tag der biologischen Vielfalt NABU International zieht BilanzArtenschutz im Bewusstsein der Bevölkerung verankernNABU Pressemitteilung, 21.5.12 Berlin Zum Internationalen Tag der biologischen Vielfalt am 22. Mai macht die NABU International Naturschutzstiftung auf das alarmierende Artensterben in der Welt aufmerksam. Das Ziel, den Rückgang der Artenvielfalt zu stoppen, wurde bisher weit verfehlt. Im Gegenteil: Das Artensterben nimmt immer weiter zu. Heute gibt es auf der Erde über eine Million entdeckte Tier- und Pflanzenarten sowie eine noch größere Anzahl an unentdeckten. Mehr als 30 Prozent davon sind vom Aussterben bedroht, zahlreiche Arten sind bereits ausgestorben und jeden Tag verschwinden weitere. „In der Natur hat es schon immer ein Kommen und Gehen der Arten gegeben. Durch das Eingreifen des Menschen hat sich ihre Aussterberate um das bis zu 1000-fache erhöht“, sagte Thomas Tennhardt, NABU-Vizepräsident und Vorsitzender der NABU International Naturschutzstiftung. Neben Wasser, Luft und Boden stellt die Artenvielfalt eine wichtige Ressource unserer Erde dar. Ihr Erhalt ist entscheidend für das Funktionieren von Ökosystemen, denn über die Nahrungskette sind die Lebewesen aufeinander angewiesen. Der Wert, den Ökosysteme für den Menschen haben, ist horrend und bleibt dennoch oft unbeachtet: Wälder breiten sich über fast ein Drittel der gesamten Landfläche der Erde aus und speichern mehr Kohlenstoff als es derzeit in der Erdatmosphäre gibt. Bestäubende Insekten produzieren viele kommerziell bedeutende Früchte wie Mandeln, Melonen, Blaubeeren und Äpfel. Ihr global wirtschaftlicher Wert wird auf 217 Milliarden US-Dollar pro Jahr geschätzt. Zudem werden zehn der 25 weltweit erfolgreichsten Medikamente aus natürlichen Quellen und von wildlebenden Arten, also aus Pilzen, Bakterien, Pflanzen oder Tieren gewonnen. Viele von ihnen können nicht synthetisch hergestellt werden. Mit jeder Art, die ausstirbt, geht also möglicherweise die Arznei für eine Krankheit verloren. „Neben der Wirtschaftskrise, politischen Unruhen und den Alltagsproblemen tritt der Artenschutz für viele Menschen in den Hintergrund. Dabei ist der Erhalt der Artenvielfalt für den Menschen existentiell und es ist unsere Aufgabe, das Thema stärker im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu verankern“, so Tennhardt. Zudem müssten Politiker mit internationalen Abkommen helfen, Arten und Lebensräume weltweit zu erhalten. Die UN-Konvention über die Biologischen Vielfalt (CBD) und das Washingtoner Abkommen zum internationalen Handel mit Tieren und Pflanzen (CITES) müssen unbedingt gestärkt, konsequent umgesetzt und ausreichend finanziert werden. Wer zählt die Arten, nennt die Namen?Neue Studie zur taxonomischen Forschung in DeutschlandNeFo Pressemitteilung, 21.5.12 Taxonomische Forschung trägt zur Lösung einer Vielzahl angewandter Fragestellungen bei, arbeitet mit großer methodischer Vielfalt und publiziert zunehmend in international sichtbaren Zeitschriften. Dennoch ist die Entwicklung der Ausbildung sowie die beruflichen Perspektiven v.a. der Nachwuchswissenschaftler unbefriedigend. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Übersichtstudie zur taxonomischen Forschung in Deutschland, durchgeführt vom Museum für Naturkunde Berlin sowie der Universität Potsdam im Rahmen des vom BMBF geförderten Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung (NeFo). Neue Anstellungsverhältnisse - Tenure-Tracks - ähnlich der Juniorprofessuren könnten diese Situation verbessern. Im NeFo-Interview berichten die Autoren näheres. Taxonomie, die wissenschaftliche Benennung, Identifikation und Klassifikation von Arten, ist die Grundlage verschiedener Fragestellungen wie beispielsweise die Identifizierung neuer Krankheitsvektoren, pharmazeutisch interessanter Pflanzen oder der Entwicklung von Schutzkonzepten. „Damit spielt sie eine tragende Rolle zur Lösung gesellschaftlicher Aufgaben, gerade in Zeiten des globalen Wandels, und hat somit auch eine Bringschuld, diese Zusammenhänge einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen", sagt Dr. Christoph Häuser vom Museum für Naturkunde Berlin und Ansprechpartner der Globalen Taxonomie Initiative (GTI), die sich für eine Stärkung der taxonomischen Forschung einsetzt. Im Rahmen der aktuellen Übersichtstudie zur taxonomischen Forschung in Deutschland wurden eine Reihe konkreter Anwendungsbeispiele taxonomischer Forschung recherchiert. Diese Forschung wird zum überwiegenden Teil an Museen und Universitäten durchgeführt, insbesondere im zoologischen Bereich mit einem wichtiger Unterstützung von Ehrenamtlichen. Ein wichtiges Ergebnis der Studie ist jedoch, dass insbesondere Nachwuchswissenschaftler im Bereich der Taxonomie schlechte Berufsperspektiven haben. Darüber hinaus wurde die Ausbildung in diesem Gebiet stark zurück gefahren. „Eine bedenkliche Entwicklung bei solch bedeutenden Aufgaben, die die Taxonomie leisten muss." so Häuser. Da der überwiegende Teil taxonomischer Forschung institutionell stattfindet, müsse die ausreichende personelle Ausstattung gewährleistet sein, um langfristige Handlungsspielräume zu gewährleisten. Häuser schlägt vor, jüngeren Kustoden, ähnlich den Juniorprofessoren, die Möglichkeit eines Tenure-Tracks zu ermöglichen und ähnlich den Stiftungsprofessuren eine Initiative für Stiftungskuratoren zu starten. „Wichtig ist, dass das Interesse an den uns umgebenden Organismen bereits früh geweckt wird", meint Volker Lohrmann, Erstautor der Studie, „vorzugsweise bereits im vorschulischen und schulischen Alter. Dann könnte in Universitäten eine Spezialisierung auf taxonomisch orientierte Forschungsgebiete möglich werden, um einen frühen Einstieg in einen taxonomisch orientierten Beruf zu erlauben." Link zum Interview: http://biodiversity.de/index.php/de/component/content/article/114-experteninterviews/2816-interview-lohrmann-ohl Link zur Studie: http://www.biodiversity.de/images/stories/Downloads/taxo-studie-01-2012.pdf Pflanzenvielfalt macht Böden fruchtbarerÖkologe: "Es gibt keine überflüssigen Pflanzenarten"Pressetext, 21.5.12 http://www.pressetext.com/news/20120521022 Saola-Rind bleibt MysteriumZwanzig Jahre nach Entdeckung: WWF warnt vor Aussterben der kaum erforschten WaldrinderBlutegel helfen Wissenschaftler bei Erforschung WWF Pressemitteilung, 21.5.12 Hanoi/Berlin - Auch zwei Jahrzehnte nach der sensationellen Entdeckung der bis dahin unbekannten Paarhufer-Spezies Saola in Vietnam bleiben die seltenen Tiere mit den bis zu 50 Zentimeter langen Hörnern ein weitgehendes Mysterium. Bisher wurden nur einige wenige Individuen lebend in freier Wildbahn gesichtet. Die Umweltschutzorganisation WWF, die das Saola 1992 auf einer gemeinsamen Expedition mit dem vietnamesischen Fortministerium vor 20 Jahren entdeckt hat, warnt nun davor, dass die Art aussterben könnte, bevor sie überhaupt richtig erforscht sei. „Das Saola ist nicht nur eine der spektakulärsten, zoologischen Entdeckungen der vergangenen 50 Jahre sondern stellt auch ein großes Mysterium dar. Wir wissen bis heute kaum etwas über Lebensweise und Populationsgröße“, sagt Stefan Ziegler, WWF-Artenschutzreferent. Die letzte bestätigte Aufnahme eines Saolas in freier Wildbahn stammt von einer Fotofalle aus dem Jahr 1999. Ein Exemplar, das 2010 von Dorfbewohnern in Laos gefangen wurde, verstarb wenige Tage später. Der Lebensraum der Waldrinder, die Annamiten-Region, erstreckt sich über die Grenzregion zwischen Laos und Vietnam. Während auf laotischer Seite vor allem der illegale Holzeinschlag den Lebensraum bedrohe, stellten Wilderei und Jagd auf der vietnamesischen Seite ein Problem dar, so der WWF. Um das Saola vor dem Aussterben zu bewahren, wurde in den beiden Ländern ein Netz aus Schutzgebieten und Korridoren eingerichtet. Außerdem bekämpfen Behörden und WWF gemeinsam die grassierende Wilderei. Allein in dem Saola Nature Reserve der vietnamesischen Provinz Thua Thien Hue wurden seit Februar 2011 mehr als 12.500 Schlingen unschädlich gemacht und nahezu 200 illegale Jagd- und Holzfällercamps aufgespürt. Parallel dazu versuchen Wissenschaftler mehr über Populationsgröße, Wanderrouten und Lebensweise der Waldrinder herauszufinden, um mit Hilfe neuer Erkenntnisse die Schutzmaßnahmen verbessern zu können. „Optimistische Schätzungen gehen von einigen hundert Saolas aus. Die Populationsgröße könnte sich jedoch auch bereits nur noch im zweistelligen Bereich bewegen", so Stefan Ziegler. Um akkurater Bestandsschätzungen vornehmen zu können, sammeln die Wissenschaftler jetzt landlebende Blutegel im potentiellen Saola-Lebensraum. Im Labor kann dann untersucht werden, ob die Parasiten in den vergangenen Monaten Saola-Blut zu sich genommen haben. Von der Anzahl der positiven Befunde, lassen sich nach Abschluss des Projekts Rückschlüsse auf die tatsächliche Saola-Bestandsgröße ziehen. » zurück |
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