AktuellUpdate Rekord-Eisschmelze
Arktisches Meereis so stark geschrumpft wie nie zuvorVon Beate Steffens, Greenpeace-Online, 19.9.12Das Meereis in der Arktis ist auf die kleinste Fläche seit Beginn der Satellitenmessungen im Jahr 1973 geschrumpft. Am 16. September 2012 erreichte die Eisfläche ihr bisheriges Minumum mit knapp 3,4 Millionen Quadratkilometern. Damit hat die Eisdecke in der Arktis in den vergangenen drei Jahrzehnten um mehr als die Hälfte abgenommen. Nicht nur die Fläche, auch die Dicke des arktischen Meereises nimmt ab, berichten Klimaforscher auf einer Pressekonferenz in Hamburg. Im Sommer taut mittlerweile jedes Jahr mehr Eis, als im Winter wieder hinzukommt. In den vergangen Jahrzehnten hat sich die Eisdicke bis zum Ende der arktischen Schmelzsaison mehr als halbiert: von etwa 2,5 Meter auf heute rund 1 Meter. Folgen der Eisschmelze Wenn weniger helles Eis das Sonnenlicht ins All zurückstrahlt, nehmen die Ozeane mehr Wärme auf und erwärmen wiederum die Luft. Vor allem in Grönland droht sich dadurch das Tauwetter zu verstärken. Schmelzen die grönländischen Gletscher, steigt der Meeresspiegel weiter an. Das hat auch für Deutschland konkrete Auswirkungen. Es könnte bei uns häufiger zu sehr kalten Wintern kommen. Für die Zukunft erwarten Klimaforscher einen noch stärkeren Rückgang des Meereises, sodass der Arktische Ozean schon in wenigen Jahrzehnten im Sommer weitgehend eisfrei sein könnte. Aktuelle Studien belegen übereinstimmend, dass dieser extreme Eisrückgang nur durch den menschengemachten Klimawandel erklärt werden kann. Das System kollabiert Die Arktis schmilzt immer schneller, doch die Ölkonzerne haben nichts besseres zu tun, als auch aus dieser sensiblen Region die letzten Tropfen Öl aus dem Meeresgrund zu holen. Damit heizen sie den Klimawandel weiter an. "Während uns angesichts der dramatischen Entwicklung in der Arktis der Atem stockt, will die Ölindustrie, allen voran Shell, in dieser Region an die letzten Ölvorkommen," sagt Jörg Feddern, Ölexperte von Greenpeace. "Diesem rücksichtslosen Verhalten muss sofort ein Riegel vorgeschoben werden." (Kommentar Waldportal: Meiner Einschätzung nach haben wir damit einen entscheidenden Kipp-Punkt des Weltklimas überschritten. Jetzt wird sich der Klimawandel beschleunigen und sich nicht an irgendwelche 2-Grad-Ziele von Politikern halten. Die Permafrostböden Sibiriens haben übrigens ebenfalls ihren Schmelzpunkt im Sommer erreicht und emitieren Methan. Waldbrände in der Taiga nehmen ja bereits wie vorhergesagt zu.) Dieselruß für Schmelzen des Arktiseises verantwortlichGefahr durch Luftschadstoffe für Umwelt und Gesundheit wird unterschätzt EisbärNABU-Online, 19.9.12 Angesichts der aktuell vom Hamburger Klima Campus präsentierten Daten zur geringsten jemals gemessenen Arktiseisausdehnung hat der NABU eine stärkere Einbeziehung von Dieselrußpartikeln in die klimapolitische Gesetzgebung gefordert. Die Gefahren, die von Rußpartikeln und anderen Luftschadstoffen ausgehen, würden bisher zu wenig öffentlich thematisiert und von der Politik nicht angegangen. NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. „Bis zu 50 Prozent der Erwärmung in der Arktis sind auf den Einfluss von Rußpartikeln zurückzuführen. Damit spielen diese Partikel eine fast ebenso große Rolle für den Klimawandel wie das Treibhausgas CO2“, so Miller weiter. Rußpartikel entstehen bei der unvollständigen Verbrennung von fossilen Brennstoffen, etwa in Automotoren, Kraftwerken oder Häusern. In Mitteleuropa ist der Verkehr der Hauptverursacher. Zusammen mit weiteren Luftschadstoffen bilden Rußpartikel die Gruppe der „kurzlebigen Klimatreiber“. Sie forcieren den Klimawandel ähnlich stark wie Kohlenstoffdioxid, verbleiben aber viel kürzer in der Atmosphäre. Ihre Reduktion wird sich daher schneller auf das Weltklima auswirken als eine Minderung des CO2-Ausstoßes. „Das Hauptaugenmerk bei der Bekämpfung des Klimawandels sollte weiterhin auf CO2 liegen. Indem wir zeitgleich kurzlebige Klimatreiber bekämpfen, gewinnen wir wertvolle Zeit, um die Klimaschutzziele noch zu erreichen“, so NABU-Verkehrsexperte Dietmar Oeliger. Die Bundesregierung müsse ein verbindliches Minderungsziel bis 2020 verabschieden. Alle Dieselrußverursacher müssten zum Einbau moderner Abgasreinigungsanlagen wie Partikelfilter gesetzlich verpflichtet werden. Daneben müsste aber grundsätzlich über alternative Mobilitätsstrategien nachgedacht werden, in denen Verbrennungsmotoren eine deutlich geringere Rolle spielten als heute. Gemeinsam mit den Umweltverbänden BUND, Deutsche Umwelthilfe und dem ökologischen Verkehrsclub Deutschland (VCD), setzt sich der NABU mit der Kampagne „Rußfrei fürs Klima“ seit 2009 für eine stärkere öffentliche Wahrnehmung der Rußproblematik und Maßnahmen zum Klimaschutz ein. Greenpeace-Zeppelin vor dem Kohlekraftwerk JänschwaldeVon Rahel Osterwalder, Greenpeace-Online, 18.9.12Montagabend ist der 40 Meter lange Greenpeace-Zeppelin erneut in luftige Höhen gestiegen. Zwei Greenpeace-Aktivisten sind rund um das Lausitzer Kraftwerk Jänschwalde gefahren und protestierten gegen die Pläne der SPD-Brandenburg, Vattenfall fünf neue Braunkohletagebaue zu genehmigen. Das Braunkohlekraftwerk wird unter anderem von dem Niederlausitzer Tagebau Welzow-Süd befeuert. Es ist das drittgrößte Kraftwerk in Deutschland und somit eine der größten CO2-Schleudern des Landes. Bereits vergangene Woche hatte der Zeppelin diverse Einsätze. So war er am Sonntag über den Tagebau Welzow-Süd und protestierte mit der Botschaft "Kohle-SPD schadet Mensch und Natur" gegen die kohlefreundliche Politik der brandenburgischen SPD. Auch am ersten Tag des Erörterungstermins zum neu geplanten Tagebau Welzow-Süd war der grüne Zeppelin früh morgens über Cottbus zu sehen. Schwerwiegende Mängel beim Braunkohleplan Welzow-Süd In der vergangenen Woche wurden in Cottbus die rund 5000 Einwendungen von Betroffenen und Umweltorganisationen gegen den geplanten Vattenfall-Tagebau erörtert. Neben bis zu 300 Bürgern war auch Greenpeace bei der Erörterung präsent und kritisierte die drohende Erdrutschgefahr für das Dorf Lieske, das Unterlaufen der Klimaschutzziele durch die Kohleverbrennung sowie die Umsiedlung des Erneuerbare-Energien-Dorfes Proschim. Bei der Erörterung wurde deutlich, dass der Entwurf für den Braunkohleplan Welzow-Süd II schwerwiegende Mängel aufweist. Bei der Berechnung des Kohlebedarfs für den neuen Tagebau nahm die Planungsbehörde an, dass das Kraftwerk Schwarze Pumpe bis 2043 unter Volllast laufen wird - als gäbe es keine Einspeisung erneuerbarer Energien, die Kohlestrom zunehmend aus dem Netz drängen. Die Behörde begründete den Kohlebedarf allein mit dem Kraftwerk Schwarze Pumpe - und unterschlug damit, dass Vattenfall den Tagebau offensichtlich auch für die Versorgung des besonders ineffizienten Kraftwerks Jänschwalde verwenden möchte. Ein weiterer Mangel betrifft das Fehlen von möglichen Standorten für die von Umsiedlung betroffenen Orte und die bisher nicht erfolgte Untersuchung der Standsicherheit im von Rutschungen bedrohten Lieske. Außerdem hat die Planungsbehörde nicht ausreichend berücksichtigt, dass durch den Tagebau eine rechtswidrige Versauerung des Grundwassers und der Spree zu befürchten ist. Zweiter Erörterungstermin zum Braunkohleplanverfahren Welzow-Süd nötig? Angesichts der zahlreichen Argumente gegen den Braunkohleplan Welzow-Süd II gab die Planungsbehörde am Ende der Erörterung überraschenderweise schwerwiegende Mängel zu. Dem Leiter der Gemeinsamen Landesplanung Berlin-Brandenburg zufolge muss der Braunkohleplan nun überarbeitet und wahrscheinlich auch ein zweites Mal öffentlich ausgelegt und erörtert werden. Das würde eine erhebliche Verzögerung des bereits 2007 begonnenen Verfahrens bedeuten. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob die Zugeständnisse bloße Lippenbekenntnisse waren - oder tatsächlich noch eine ernsthafte Überprüfung der Einwände erfolgt. Für Greenpeace ist jedenfalls klar: Der neue Tagebau Welzow-Süd II ist unnötig und schädlich - das Braunkohleplanverfahren ist sofort einzustellen. » zurück |
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