AktuellBiodiversitätsrat berät über Satzung
Der „Weltbiodiversitätsrat“ IPBES tagt in Bonn - um seine eigenen Regeln festzulegenVon Sebastian Tilch, Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung Deutschland, 15.1.13Vom 21. bis 26. Januar treffen sich die UN-Mitgliedstaaten in Bonn zur ersten offiziellen Vollversammlung der Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES). Das Politikberatungsgremium soll, ähnlich wie der IPCC in Klimafragen, das Wissen zur Lage zur biologischen Vielfalt und zu den Ursachen ihres rasanten Schwundes zur Verfügung stellen. Fragen des ersten Plenums sind, nach welchem Mehrheitsprinzip IPBES künftig Entscheidungen fällt, wer im wissenschaftlichen Expertenausschuss sitzt und nach welchen Kriterien thematische Schwerpunkte gesetzt werden. NeFo stellt Hintergrundinformationen im Netz zur Verfügung und bloggt regelmäßig von der Konferenz. Vergangenes Jahr holte Deutschland den Sitz des Sekretariates des künftigen „Weltbiodiversitätsrates" nach Bonn. Nun trägt die Stadt die erste offizielle Vollversammlung aus. Mit IPBES soll eine interdisziplinäre Plattform entstehen, die das aktuelle Wissen aus Forschung und Gesellschaft über die Ursachen und Verursacher des Schwundes zusammenträgt und den Entscheidungsträgern die Konsequenzen der verschiedenen Handlungsoptionen vor Augen führt. Doch noch ist man nicht soweit. Zuerst müssen die Rahmenbedingungen geklärt werden, unter denen die zu untersuchenden Themenbereiche vorgeschlagen, bewertet und beschlossen werden sollen. „Die Schwierigkeit besteht vor allem darin, die verschiedenen Sichtweisen von Naturschutz und -nutzung bzw. ihrer Vertreter in Gesellschaft, Politik und Forschung angemessen einzubinden" meint Dr. Carsten Neßhöver, Projektleiter von Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung Deutschland im aktuellen NeFo-Interview. Denn zum einen soll die Arbeit des Rates politisch relevant sein, also auch die Problembereiche der Staatenvertreter abdecken und entsprechend verständlich formuliert sein, zum anderen aber auch wissenschaftlichen Standards entsprechen. „Hier ein Gleichgewicht herzustellen, ist die Herausforderung von IPBES" meint Neßhöver. Klar ist, dass bei so komplexen Zusammenhängen zwischen Natur und Gesellschaft eine Vielzahl an Fachrichtungen zusammen arbeiten muss, was in der Wissenschaft bisher jedoch nicht sehr verbreitet ist. Außerdem soll die Expertise von exzellenten Wissenschaftlern kommen, die das sogenannte multidisciplinary expert panel weltweit einberuft. „Diese Exzellenzmessungen gibt es für die interdisziplinäre Wissenschaft jedoch nicht, die man bei IPBES aber genau braucht" bemängelt Dr. Uta Eser, Umweltethikerin an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen. Außerdem wird im klassischen Forschungssystem politikberatende Arbeit nicht honoriert. Professor Karl Eduard Linsenmair, Vorsitzender der Gesellschaft für Tropenökologie GTÖ, wünscht sich mehr Unterstützung für die Forschenden an Universitäten, und fordert angemessene Anreizsysteme für ein Engagement in der Politikberatung und Finanzierung von Hilfskräften. Solche und andere Grundvoraussetzungen für ein relevantes Gremium werden in Bonn diskutiert werden. NeFo hat den Vorbereitungsprozess von IPBES über Jahre intensiv begleitet und stellt auf seiner Internetseite www.biodiversity.de Hintergrundinformationen und aktuelle Infos zur Konferenz im NeFo-Blog zur Verfügung. Weitere Infos zur Konferenz unter www.ipbes.net (Kommentar Waldportal: Das IPBES ist für die Biodiversitätskrise, was der Klimarat IPCC für den Klimawandel ist. Letzterer hat mit seinem Bericht den globalen Meinungsumschwung zu mehr Klimaschutz erreicht. Insofern halte ich den IPBES für den potentiell wichtigsten politischen Prozess der nächsten Jahre) » zurück |
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