Aktuell


CITES-Teilerfolge

Teilerfolge in Bangkok

Artenschutzkonferenz schützt bedrohte Holzarten und kämpft gegen Nashorn- und Elefantenwilderei

WWF Pressemitteilung, 12.3.13

Ein Hoffnungszeichen für Afrikas Nashörner und Elefanten entsandten heute die Delegierten der internationalen Artenschutzkonferenz in Bangkok. Zahlreichen Staaten sollen die Daumenschrauben angezogen werden, die bislang im Kampf gegen die Wilderei ihren Verpflichtungen nicht nachkamen. Bei Nichterfüllen der Auflagen drohen Handelssanktionen, die Millionenverluste für die jeweiligen Länder bedeuten würden. „Gelbe Karte für ungenügenden Nashorn- und Elefantenschutz – dem Strom von illegalen Hörnern und Elfenbein aus Afrika wird damit hoffentlich ein Riegel vorgeschoben.“ sagte Volker Homes, Leiter Artenschutz des WWF, der die Konferenz in Bangkok begleitet. Zudem wurde heute in Bangkok entschieden, Dutzende von kommerziell genutzten Holzarten zukünftig besser zu schützen. Die Entscheidung muss allerdings noch bis Donnerstagabend im Abschlussplenum der Artenschutzkonferenz bestätigt werden.

Zum Schutz der Nashörner wurde Vietnam aufgefordert, einen Aktionsplan gegen illegalen Nashornhandel im Land zu entwickeln und umzusetzen, andernfalls würden spätestens im nächsten Jahr Handelssanktionen gegen das Land drohen. Die stark gestiegene Nachfrage nach den Hörnern der Tiere, die laut vietnamesischem Aberglauben gegen Krebs und Kater helfen, heizt die Wilderei kontinuierlich an. In Südafrika wurden in diesem Jahr bereits 146 Tiere gewildert. „Bisher stellte sich Vietnam beim Nashornschutz auf beiden Ohren taub. Mit Sanktionsandrohungen greifen wir zum schärfsten Schwert der Artenschützer.“, sagt Homes.

Im Falle der Elefanten wurden Thailand, China, Uganda, Kenia, Tansania, Südafrika, Malaysia, Vietnam und die Philippinen verpflichtet, ihre illegalen, unkontrollierten nationalen Elfenbeinmärkte zu schließen und ihre zum Teil erheblichen Elfenbeinvorräte zu registrieren und besser zu sichern. Auch müssen Strafverfolgung und länderübergreifende Zusammenarbeit verbessert werden und neue Techniken wie DNA- und Isotopen-Analyse eingesetzt werden. Ziel ist es, die mafiösen Wildereikartelle zu zerschlagen, indem auch Mittelsmänner und Schaltzentralen der Wilderei aufgedeckt werden. Können die Staaten bis zum nächsten Treffen des Ständigen Ausschusses von CITES im Frühjahr 2014 keine Fortschritte vorweisen, droht den Ländern ebenfalls ein Handelsbann, der alle in CITES aufgenommenen Tier- und Pflanzenartenbetreffen würde.

Für viele Arten von Ebenhölzern, Rosenhölzern und Palisander aus Lateinamerika, Asien und Madagaskar ist der internationale Handel zukünftig nur noch unter strengen Auflagen möglich. Sie wurden in Anhang II des Washingtoner Artenschutzübereinkommens CITES aufgenommen. „Damit gelang es, Umweltschutz vor Wirtschaftsinteressen zu stellen und der Übernutzung der nur sehr langsam wachsenden Harthölzer entgegen zu wirken“, so Homes. Die auf dem internationalen Markt hochpreisigen Edelmaterialien werden vor allem im Möbel- und Instrumentenbau eingesetzt. Vor allem Hölzer aus Madagaskar wurden in den vergangenen Jahren in großen Mengen illegal abgeholzt und nach China und Europa ausgeführt, trotz eines Exportverbots, das Madagaskar im Jahr 2010 eingeführt hatte.


Schildkröten und Grüne Baumgeckos: Cites beschränkt internationalen Handel

Bedrohte Arten werden auch in Deutschland verkauft

Pro Wildlife e.V. Pressemitteilung, 8.3.13

Bangkok/München - Die Cites-Artenschutzkonferenz in Bangkok (Thailand) hat am Freitag den Schutz von 50 Schildkröten- und neun Geckoarten beschlossen, die unter anderem durch den internationalen Heimtierhandel bedroht werden. „Einige dieser Arten werden auch in Deutschland verkauft, zum Beispiel auf der weltweit größten Reptilienbörse, die in Hamm stattfindet“, berichtet Sandra Altherr, die für die Artenschutz-Organisation Pro Wildlife an den Verhandlungen in Bangkok teilnimmt.

Neuseeland im Fokus deutscher Schmuggler

Auf der Artenschutzkonferenz wurden am Freitag grüne Baumgeckos (Naultinus) in Cites Anhang II aufgenommen. Bisher waren sie nur in ihrem Herkunftsland Neuseeland geschützt und dürfen nicht exportiert werden. Dennoch sind sie in Europa im Handel. Weil auf deutschen Reptilienbörsen und im Internet hohe Preise erzielt werden, sind Grüne Baumgeckos beliebte Schmugglerware: Haben die Reptiliensammler die Geckos außer Landes geschafft, kann der Zoll in Deutschland den Schmuggel nicht mehr verhindern. Dies ändert sich nun durch den Beschluss von Cites. „Allein für die Börse morgen haben wir sieben Händler gefunden, die grüne Baumgeckos anbieten“, berichtet Altherr. „Die neuseeländischen Behörden wissen, dass besonders Fänger aus Deutschland regelmäßig Baumgeckos einsammeln. Sie gelten als die schönsten Geckos der Welt und können Preise bis 2.000 Euro erzielen.“ Durch den Cites-Beschluss haben künftig auch die europäischen Artenschutzbehörden die Handhabe, gegen diese Händler vorzugehen. Neun Arten Grüner Baumgeckos sind derzeit bekannt.

Hamm: Mekka für Tierhändler

Während in Bangkok über den Schutzstatus dutzender Schildkrötenarten und seltener Geckos verhandelt wird, reisen Tierhändler aus ganz Europa nach Hamm, zur größten Reptilienbörse der Welt. „In den einschlägigen Internet-Foren laufen die Verabredungen zur Tierübergabe im Umfeld der Börse - und immer wieder tauchen darin genau die Arten auf, über deren Schutz die Vertragsstaaten hier diskutieren“, berichtet Altherr. „Selbst vor vom Aussterben bedrohte Arten oder in ihrer Heimat streng geschützten Tieren schrecken die Händler nicht zurück, im Gegenteil: Mit ihnen lassen sich die höchsten Preise erzielen. Rege gehandelt wird auch mit nicht geschützten Wildfängen, die unbegrenzt importiert werden dürfen.“

Vom Aussterben bedrohte Schildkröten im Handel

Für 20 Schildkötenarten hat die Artenschutzkonferenz heute den internationalen Handel ausgesetzt, für 30 weitere, bislang völlig ungeschützte Arten wurde er erstmals begrenzt. Die größeren Arten landen vor allem auf Asiens Fleischmärkten, während die kleineren Arten in der Traditionellen Asiatischen Medizin oder im internationalen Heimtierhandel enden. In den einschlägigen europäischen Reptilienforen werden manche dieser Arten angeboten, die als akut vom Aussterben bedroht gelten. „Für Raritäten wie die Zhous Scharnierschildkröte oder die Goldkopfscharnierschildkröte bezahlen Sammler 10.000 Euro pro ausgewachsenem Tier“, berichtet Pro Wildlife.

Deutscher Reptilien-Importeur wirbt für bedrohte Arten als Heimtier

In der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift der deutschen Zoofachgeschäfte bewirbt der größte Reptilien-Importeur Deutschlands in seiner Rubrik Neue Arten braucht das Land die Tropfenschildkröte als besonders unkomplizierten Pflegling. „Die Tropfenschildkröte gilt als stark gefährdet. Dass deutsche Händler den Verkauf bedrohter Arten gezielt anheizen, ist unverantwortlich, aber wir erleben es immer wieder“, kritisiert Altherr. Während im Fall der Tropfenschildkröte heute der Handel auf Antrag der USA international eingeschränkt wurde, hat der türkise Zwerggecko (Lygodactylus williamsi), den dieser Händler ebenfalls bewirbt, schlechte Prognosen: „Obwohl diese Art akut vom Aussterben bedroht ist, versäumten es sowohl Tansania als einziges Herkunftsland als auch die Europäische Union als Hauptimportmarkt, einen Schutzantrag bei Cites einzureichen. Somit bleibt der internationale Handel mit dieser begehrten Art weiterhin völlig unbegrenzt - bis die Natur nichts mehr hergibt“ kritisiert Altherr.


Ein Herz für Haie

Artenschutzkonferenz streicht Haie von der Speisekarte

WWF Pressemitteilung, 11.3.13

Berlin/Bangkok - Historische Entscheidung in Bangkok: Auf der Internationalen Artenschutzkonferenz CITES wurde am Montag der Schutz von bedrohten Haiarten beschlossen. Die Naturschutzorganisation WWF bezeichnete die Entscheidungen in einer ersten Stellungnahme als „Meilenstein für den weltweiten Hai-Schutz“. Heringshai, Weißspitzen-Hochseehai und drei Hammerhaiarten wurden mit einer klaren Zweidrittelmehrheit auf Anhang II des Artenschutzabkommens gelistet.

„Die Mitgliedsstaaten auf der Artenschutzkonferenz CITES haben die abgestimmten Haiarten endlich von der Speisekarte vieler asiatischer Restaurants gestrichen. Damit siegt der Artenschutz über kulinarische Begehrlichkeiten und wirtschaftliche Interessen. Immer wieder sind auf den Artenschutzkonferenzen Anträge zum Schutz der Haie an dem Widerstand Japans, Chinas und anderer vornehmlich asiatischer Länder gescheitert. Jetzt konnte sich endlich die Stimme der Vernunft durchsetzen. Die alten Schein-Argumente haben offensichtlich ausgedient“, sagte Volker Homes, Leiter Artenschutz beim WWF Deutschland, der die Verhandlungen für die Naturschutzorganisation in Bangkok begleitet.

Viele Hai-Arten sind nach WWF-Angaben stark bedroht, da ihre Flossen in Teilen Asiens als Delikatesse gelten. Ein weitgehend unregulierter internationaler Handel mit erheblichen Gewinnen bedroht viele Haie seit Jahren immer stärker. Die Fangmethode („Shark Finning“) sei dabei so grausam wie simpel: Die Fischer schneiden die charakteristischen Flossen ab und werfen das sterbende oder tote Tier zurück ins Meer. Hinzu kommt eine enorme, da lukrative Piratenfischerei. Zwischen 1950 und 2003 sind allein die offiziellen Haifischfänge weltweit von etwa 273.000 auf fast 900.000 Tonnen gestiegen. Zwar sinken die Fangzahlen seit 2004 wieder leicht, doch das liegt nach WWF-Einschätzung nicht an einem neuen Bewusstsein für die Bedrohung der Haie, sondern an den weltweit einbrechenden Populationszahlen.

„Viele Haiarten sind generell sehr anfällig für Überfischung“, warnt Volker Homes. Der Grund hierfür sei, dass die Tiere sehr langsam wachsen und die Geschlechtsreife teilweise erst im Alter von 30 Jahren erreichen. Dadurch könnten sie hohe Fangzahlen nicht durch eine schnellere Reproduktionsrate ausgleichen.


Eiskalt abserviert

Cites-Artenschutzkonferenz lehnt besseren Schutz für Eisbären ab

Pro Wildlife e.V. Pressemitteilung, 7.3.13

Bangkok/München - Auf der CITES-Artenschutzkonferenz in Bangkok (Thailand) haben die Vertragsstaaten ein internationales Handelsverbot in erster Instanz abgelehnt. Nur 38 Länder stimmten für den Eisbär, 42 dagegen, bei 46 Enthaltungen (darunter die EU-Länder). "Die Hauptgefahr für den Eisbären ist natürlich der Klimawandel, aber die zusätzliche Bedrohung durch den internationalen Fellhandel hätte man heute ausschalten müssen", kritisiert Sandra Altherr, die für die Artenschutzorganisation Pro Wildlife an der Konferenz teilnimmt.

Als einziges Land erlaubt Kanada Jagd und Handel zu rein kommerziellen Zwecken. Über 600 Eisbären wurden dort im letzten Jahr legal gejagt, zwei Drittel von ihnen gingen in den internationalen Fellhandel.

Der Schutzantrag der USA scheiterte am Widerstand von Kanada und der EU. Ein eigener Vorschlag der EU, der aus Sicht der Artenschützer nicht zum Schutz des Eisbären beigetragen hätte, war zuvor ebenfalls gescheitert.

"Heute ist ein schwarzer Tag für den Artenschutz. Ein Handelsverbot hätte jedes Jahr 400 Eisbären das Leben retten können", sagt Altherr, die mit ihrer Artenschutz-Organisation Pro Wildlife seit Monaten für das Handelsverbot gekämpft hat. "Profitgier und politische Absprachen haben erneut verhindert, dass eine aussterbende Art wie der Eisbär streng geschützt wird - ein Armutszeugnis". Bereits auf der letzten Artenschutzkonferenz in Doha 2010 war der strenge Schutz des Eisbären am Widerstand Kanadas und der EU gescheitert. Gegner des Eisbären-Antrags argumentieren, dass sie die USA für ihre Klimaschutz-Politik abstrafen wollten. "Es ist kontraproduktiv, dass Differenzen beim Klimaschutz auf dem Rücken der Eisbären ausgetragen wurden - dem Symboltier des Klimawandels", so Altherr.

Während die EU auf der letzten Cites-Konferenz gegen den Antrag stimmte, enthielt sie sich diesmal. Deutschland und die Mehrheit der EU-Staaten hatten sich für den Eisbärenschutz ausgesprochen, doch Dänemark und wenige andere Staaten blockierten ein positives Votum der EU, die auf der Artenschutzkonferenz einheitlich abstimmen muss. Die EU-Kommission drängte auf einen Alternativvorschlag, der jedoch den Handel mit Eisbären nicht eingeschränkt hätte. "Die EU zeigte sich hier erneut undiplomatisch, zerstritten und beschlussunfähig. Durch ihre Blockade trägt sie die Hauptverantwortung für das Scheitern des Eisbärenschutzes", so die Pro Wildlife-Sprecherin.

Schwarze Prognose für weiße Bären

Etwa 20 000 Eisbären gibt es weltweit noch. Wissenschaftler haben errechnet, dass die Eisbärbestände bis 2050 allein aufgrund des Klimawandels um zwei Drittel zurückgehen werden."Damit sind Eisbären laut Cites-Definition eindeutig vom Aussterben bedroht und der Handel mit ihnen sollte verboten werden", so Altherr. In Kanada sind sieben der 13 lokalen Eisbärbestände bereits rückläufig, trotzdem werden alle Bestände weiterhin bejagt. Fellhändler und Trophäenjäger haben es auf große Tiere abgesehen, deshalb sind rund 80 Prozent der geschossenen Tiere männliche, erwachsene Eisbären, die für die Fortpflanzung fehlen. Der Eisbär-Experte Dr. Nikita Ovsyanikov von der russischen Delegation betonte auf der Artenschutzkonferenz, dass der legale Fellhandel den illegalen anheize - gerade in Russland merke man das: Hier werden inzwischen 200 Eisbären jährlich gewildert und nicht wenige von ihnen landen mit kanadischen Papieren im internationalen Handel.

Rekordpreise für Kaminvorleger aus Eisbärfell

Weil immer mehr Japaner, Europäer, Russen und Chinesen Eisbärenfelle kaufen, hat der Jagddruck auf Eisbären in Kanada in den letzten Jahren stark zugenommen. Bei Fellauktionen haben sich binnen fünf Jahren die Preise mehr als verdoppelt, die Zahl verkaufter Felle gar vervierfacht. Etwa 20.000 Euro erzielt das Fell eines großen Eisbären in Europa. Auch der Export ist seit 2007 deutlich angestiegen. "Ein einträgliches Geschäft für die Händler, aber für die Eisbären wird es eng", sagt die Biologin Altherr.

Die heutige Entscheidung fiel im Fachausschuss, muss jedoch im Plenum nächste Woche noch bestätigt werden. Die 16. Vertragsstaaten-Konferenz des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (englisch Cites findet vom 3. bis 14. März in Bangkok, Thailand, statt.




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