Aktuell


Artenschwund durch Klimawandel

Aufruhr in der Tierwelt

Von Sigrid Totz, Greenpeace-Online, 24.7.13

Das Klima verändert sich so schnell, dass viele Tier- und Pflanzenarten keine Chance haben, sich an die neuen Bedingungen anzupassen. Gelingt es uns nicht, die CO2-Emissionen zu begrenzen, so eine aktuelle Studie des Centre for Climate Change Research im britischen Norwich, werde der Klimawandel bis zum Jahr 2080 den Lebensraum jeder dritten Tier- und jeder zweiten Pflanzenart halbieren. (Aus dem Greenpeace Magazin 4.13).

Ein Krebs verschwindet

Die Temperatur der Nordsee ist seit 1962 um durchschnittlich 1,7 Grad Celsius gestiegen. Dadurch wurde der nahe Helgoland heimische Ruderfußkrebs Calanus finmarchicus von seinem Verwandten Calanus helgolandicus verdrängt. Das macht sowohl den Larven des Kabeljaus (der mittlerweile vor der Sommerwärme bis nach Spitzbergen flüchtet) als auch dem Sandaal zu schaffen, denn beide ernähren sich überwiegend von Calanus finmarchicus. Die Kettenreaktion setzt sich bis zu Seevögeln wie der Trottellumme fort, denn diese frisst wiederum hauptsächlich Sandaale.

Kuckuck sucht Nest

Der als Frühlingsbote besungene Langstreckenzieher hat ein Problem: Kehrt er pünktlich Mitte April aus dem afrikanischen Winterquartier zurück, haben inzwischen manche der über 100 Vogelarten, denen er gern seine Eier unterschiebt, längst mit dem Brutgeschäft begonnen. Um fremde Eier ins Nest zu schmuggeln, ist es dann zu spät.

Schafe schrumpfen

Seit 1985 haben die wilden Soayschafe auf der Insel Hirta im schottischen St. Kilda-Archipel durchschnittlich fünf Prozent an Körpergröße und Gewicht eingebüßt. Ursache dafür, so fanden Biologen schließlich heraus, sind die milderen Winter. Sie führen dazu, dass nun auch schwächere Lämmer überleben. Außerdem wird für die immer zahlreicheren Schafe das Futter knapp.

Raupe marschiert nordwärts

Zuerst wurden sie vor etwa zehn Jahren am Niederrhein gesichtet: die Raupen des Eichenprozessionsspinners. Seither breiten sich die Schmetterlingslarven, deren giftige Brennhaare beim Menschen heftige allergische Reaktionen auslösen können, weiter nach Norden aus und fressen die Bäume kahl. In Berlin wird dieses Jahr erstmals vorbeugend ein biologisches Gift aus dem Samen des Neembaums zur Bekämpfung eingesetzt.

Streit um Makrelen

Seit 2008 tauchen in isländischen Gewässern riesige Makrelenschwärme auf – Anlass für erbitterten Streit über Fangquoten zwischen Island und den zu Dänemark gehörenden, weitgehend autonomen Färöer-Inseln auf der einen und der EU und Norwegen auf der anderen Seite. Greenpeace und andere Organisationen halten die Bestände ohnehin für überfischt und fordern eine drastische Senkung der Quoten.

Losgelöste Schalentiere

Je mehr sich das Wasser der Ozeane erwärmt, desto eher reißen die eigentlich sehr stabilen Fäden, mit denen sich beispielsweise Miesmuscheln an Steine oder an andere Muscheln heften. Lösen sie sich, geht auch der Lebensraum anderer Meeresorganismen verloren.

Vergifteter Polarfuchs

Nicht nur die Verschiebung der Baumgrenze nach Norden macht dem Tundrabewohner mit dem weißen Fell zu schaffen. Durch die Eisschmelze gelangt immer mehr Quecksilber ins Meerwasser, das sich in Seevögeln und anderen Beutetieren von Polarfüchsen anreichert. Deshalb steigt ihre Sterblichkeitsrate und es werden weniger Jungtiere geboren.

Anmerkung der Redaktion:

Das aktuelle Greenpeace Magazin 4.13 "Tier & Wir" befasst sich schwerpunktmäßig mit dem Verhältnis des Menschen zu Haus- und Wildtieren. Das Heft ist im Handel erhältlich, über www.greenpeace-magazin.de können Sie die Zeitschrift auch abonnieren.




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