Aktuell


Vor CITES-Konferenz

Artenschutz vor Handelsinteressen

Konferenz zum Washingtoner Artenschutzabkommen: Globaler Handel bedroht Elefant, Nashorn und Hai
WWF: EU muss starke Stimme für Artenschutz sein


WWF Pressemitteilung, 21.9.16

Am Samstag startet die 17. Vertragsstaatenkonferenz des Washingtoner Artenschutzabkommens (CITES CoP) im südafrikanischen Johannisburg. Der WWF fordert anlässlich des Verhandlungsauftakts die Staatengemeinschaft auf, kurzfristige Handelsinteressen nicht über den Artenschutz zu stellen. Zwei Wochen lang beraten Delegierte aus 183 Staaten über Regelungen und Handelsmoratorien für bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Auf der Agenda finden sich Anträge zu Schuppentieren, Nashörnern, Elefanten, Haien oder Rochen. Auch über den Waldschutz wird verhandelt: Die steigende Nachfrage nach Edelhölzern befeuert laut WWF Regenwaldrodungen auf der ganzen Welt.

„Vor allem bei Wald- und Fischereithemen erwarten wir ein hartes Tauziehen. Hier bedrohen knallharte wirtschaftliche Interessen den Artenschutz“, warnt Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz beim WWF Deutschland. „Bei diesen umstrittenen Themen kommt der EU eine Schlüsselrolle zu, da sie mit 29 Stimmen den einflussreichsten Block bei CITES bildet.“ Der WWF fordert die europäischen Staaten daher auf, einheitlich für Reglementierungen bei Haien und Rochen zu stimmen. Verringerte Fangmengen seien wichtig, da der globale Hunger auf Haifischflossen und Rochenkiemen zu starken Bestandsrückgängen geführt habe. Auch Geschäfte mit Edelhölzern müssten stärker eingeschränkt werden. So gilt etwa Afrikanischer Palisander mit über 400.000 Kubikmeter jährlichem Umsatzvolumen als das meist gehandelte Edelholz überhaupt. Der WWF befürwortet zudem Handelsverbote für Schuppentiere. Immer wieder gibt es Aufgriff von Schmugglern mit hunderten oder gar tausenden Exemplaren. Schuppentiere werden für die Traditionelle Asiatische Medizin, als Fleischlieferanten und als Trophäen nachgefragt.

Zudem liegen mehrere Anträge afrikanischer Staaten zu Nashorn und Elfenbein vor. Der WWF bewertet all diese Vorstöße angesichts der Wildereikrise als „nicht verhandelbar“, da sie entweder strenge Verbote lockern würden oder durch Einsprüche seitens einzelner Vertragsstaaten neue Schlupflöcher in den bisher eindeutigen Moratorien ermöglichen könnten. Die bestehenden CITES-Richtlinien für Elfenbein und Nashorn dürften dementsprechend nicht angetastet werden. „Das Abkommen verbietet den internationalen Elfenbeinhandel bereits vollständig. Es ist daher nicht die Zeit, um über den bestehenden Status zu verhandeln, sondern um entschlossen gegen den illegalen Elfenbeinhandel, den wahren Motor der Wilderei, vorzugehen. Die Staatengemeinschaft muss der global operierenden Arten-Mafia endlich das Handwerk legen“, so Heinrich.

Die zentralen Hebel des Washingtoner Artenschutzabkommens gegen Elefantenwilderei sind laut WWF die nationalen Elfenbein-Aktionspläne. Mit deren Hilfe können Staaten, in denen Elfenbein illegal gehandelt und geschmuggelt wird, falls nötig mit Sanktionsmechanismen dazu gebracht werden, entschieden gegen die Arten-Mafia und die kriminellen Strukturen vorzugehen. Doch längst noch nicht alle der betroffenen Länder haben die entsprechenden Aktionspläne ausreichend umgesetzt. Hinzu kommt, dass Länder wie Singapur, Malawi und Togo bisher noch nicht in diese CITES-Prozesse eingebunden sind und damit gar nicht zu entsprechenden Aktionsplänen verpflichtet werden können.


17. CITES-Konferenz: NABU verfolgt Verhandlungen in Johannesburg

Weitreichende Entscheidungen zu Elefanten und Nashörnern erwartet

NABU Pressemitteilung, 19.9.16

Berlin - Am kommenden Samstag, den 24. September, startet in Johannesburg die 17. Konferenz des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES). Zwei Wochen lang werden über 2.000 Delegierte aus 183 Staaten über die Regelung des internationalen Handels mit bedrohten Tier- und Pflanzenarten entscheiden. Der NABU beteiligt sich vor Ort an den Verhandlungen.

In Johannesburg stehen heiße Diskussionen und wichtige Entscheidungen über den zukünftigen Schutz dutzender Arten bevor. Unter anderem wird über das Schicksal des Afrikanischen Elefanten entschieden. Nur noch gut 350.000 der Dickhäuter ziehen durch die Savannen Afrikas, so das Ergebnis des gerade veröffentlichten, fast afrikaweiten Elefantenzensus. In den 70er Jahren waren es noch 1,2 Millionen. Schuld am dem dramatischen Bestandsrückgang ist die Gier nach Elfenbein, die Wilderern und vor allem ihren Hintermännern viel Geld bringt. "Der NABU fordert die umfängliche und dauerhafte Schließung aller nationalen und internationalen Elfenbeinmärkte. Nur so können wir ein Aussterben der Elefanten verhindern", sagte Heike Finke, NABU-Präsidiumsmitglied und Expertin für internationalen Artenschutz. Ein Hoffnungsschimmer ist das Ergebnis der kürzlich auf Hawaii zu Ende gegangenen Konferenz der Weltnaturschutzunion (IUCN). Dort stimmten 91 Prozent aller Mitglieder für ein Verbot der Elfenbeinbinnenmärkte, was CITES laut NABU nicht ignorieren kann. Dass das Thema auch Deutschland betrifft, zeigt ein aktueller Fall: 1,2 Tonnen Elfenbein wurden in den vergangenen Monaten sichergestellt, so viel wie nie zuvor. Das Elfenbein, sowohl verarbeitet als auch roh, stammt von mehr als 200 getöteten Afrikanischen Elefanten und hat einen Marktwert von über einer Millionen Euro.

Die Verhandlungen in Johannesburg könnten auch entscheidend für das Überleben von Nashörnern sein, deren Horn eines der wertvollsten Handelsgüter überhaupt ist und vor allem Anwendung in der Traditionellen Asiatischen Medizin findet. Die Wilderei auf afrikanische Nashörner steigt seit 2008 kontinuierlich an und hat 2015 mit 1.342 gewilderten Tieren ihren bisherigen Höchststand erreicht. Dennoch fordert Swasiland, mit Rückendeckung des Gastlandes Südafrika, den internationalen Handel mit Nashorn wieder zu erlauben.

Auch um die weniger bekannten Schuppentiere steht es derzeit schlecht. Mit etwas Glück könnten sie auf der Konferenz den Sprung auf Anhang I der Konvention schaffen. "Das damit verbundene Handelsverbot, das auch bei der IUCN breite Unterstützung fand, ist längst überfällig. Schuppentiere sind die am häufigsten illegal gehandelten Säugetiere der Welt. Die Nachfrage nach ihren Schuppen für die Traditionelle Chinesische Medizin hat die Tiere fast bis an den Rand der Ausrottung gebracht", erläuterte Finke.

Weniger gut könnte es hingegen für den auch in Deutschland heimischen Wanderfalken laufen. In den 1950er Jahren fast ausgerottet, haben sich die Bestände weltweit erholt. Das hat Kanada dazu veranlasst, eine Aufhebung des Handelsverbotes zu beantragen. "Aus Sicht des NABU wäre dies eine unverantwortliche Maßnahme, da es nach wie vor Hinweise auf umfangreichen illegalen Handel mit diesen Raubvögeln gibt", so Finke.

Neben den Landtieren stehen auch in diesem Jahr wieder einige Meeresbewohner auf der Agenda der CITES-Konferenz. So werden beispielsweise strengere Schutzmaßnahmen für die von Überfischung bedrohten Fuchs- und Seidenhaie sowie Teufelsrochen zur Diskussion stehen - sehr zum Unmut einiger Fischereinationen.


Hendricks nimmt an Internationaler Artenschutzkonferenz in Südafrika teil

Weitere Stationen der Afrika-Reise sind Ruanda und Kenia
Afrikanische Elefanten sind selten geworden


BMUB Pressemitteilung, 19.9.16

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks tritt am 22. September eine einwöchige Reise in drei afrikanische Länder an. Zentrale Themen der Reise sind Fragen des Arten- und Naturschutzes, der Wildereibekämpfung und der Wiedergewinnung von Waldflächen. Stationen der Reise sind Südafrika, Ruanda und Kenia.

In der südafrikanischen Stadt Johannesburg wird Hendricks an der 17. Vertragsstaatenkonferenz zum Artenschutz-Abkommen CITES teilnehmen, bei der wichtige Entscheidungen über den Schutz bedrohter Tier- und Pflanzenarten auf der Tagesordnung stehen. Der Konferenz liegen unter anderem Anträge einiger afrikanischer Länder vor, den Handel mit Elfenbein und Nashornhorn wieder zuzulassen. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks machte vor ihrer Abreise deutlich, dass eine Unterstützung dieser Anträge durch Deutschland ausgeschlossen sei.

"Wir sind entschieden für die Aufrechterhaltung des geltenden Handelsverbots von Elfenbein oder Nashornhorn. Angesichts der unkontrollierten Wilderei wäre eine Lockerung das absolut falsche Signal. Wir sind daher gegen die Anträge von Swasiland für Nashornhandel, von Zimbabwe und Namibia zur Aufnahme des Elfenbeinhandels oder von Südafrika zur Einführung eines Handelsmechanismus", sagte Hendricks.

Das Hauptaugenmerk Deutschlands bei der CITES-Konferenz liegt auf Maßnahmen zur Bekämpfung der Wilderei, insbesondere an Elefanten. Darüber hinaus wird sich die deutsche Delegation für eine Eindämmung des zunehmenden Handels mit Amphibien und Reptilien einsetzen. Ein weiteres wichtiges Anliegen der Bundesregierung ist es, das CITES-Übereinkommen als Instrument für nachhaltigere Holzwirtschaft zu nutzen. Die immense Nachfrage nach Tropenhölzern durch internationalen Handel beschleunigt die Abholzung tropischer Regenwälder."

Im Hinblick auf die Bedeutung der Wildereibekämpfung wird Hendricks in Südafrika (KwaZulu-Natal) und in Kenia (nahe Amboseli Nationalpark) Projekte besuchen, die mit deutschen Mitteln finanziert werden. Hierbei steht insbesondere die lokale Bevölkerung als wichtiger Naturschutzpartner vor Ort im Zentrum. "Diese Projekte verbinden Bekämpfung der Wilderei mit einkommensschaffenden Maßnahmen und Beteiligung der betroffenen Bevölkerung. Dies ist der richtige Ansatz, und diesen möchte ich durch meinen Besuch hervorheben", sagte Hendricks.

In Ruanda, der zweiten Station der Reise, stehen Waldthemen im Vordergrund. Auf Einladung Ruandas sind in der Hauptstadt des Landes trilaterale Gespräche zur Wiederaufforstung mit dem ruandischen Umweltminister Vincent Biruta und der Umweltministerin von El Salvador, Lina Pohl, geplant. Dabei geht es um die Umsetzung von ruandischen Aufforstungsprojekten im Rahmen der "Bonn Challenge", einer 2011 in der Bundesstadt Bonn ins Leben gerufenen internationalen Aktionsplattform zur Wiedergewinnung von Waldflächen. Hendricks: "Ruanda ist auf dem besten Weg zu einem Musterland im Bereich des Schutzes und Wiederaufbaus von Wäldern. Deutschland unterstützt dies auch finanziell mit Mitteln aus der Internationalen Klimaschutz-Initiative meines Hauses in Höhe von 14 Millionen Euro."

Hendricks wird in Ruanda auch ein wichtiges Vorhaben zum Schutz der seltenen Berggorillas besuchen. Durch nachhaltigen Tourismus und Integration der angrenzenden Bevölkerung ist es seit vielen Jahren gelungen, diese Menschaffenart vor dem Aussterben zu bewahren und den Bestand stabil zu halten. Hendricks: "Dieser Ansatz ist ein Modell für andere Regionen Zentral- und Westafrikas und hat besondere Aufmerksamkeit verdient. Es ist mir wichtig, die Projekte und die Akteure vor Ort kennenzulernen, um die Zusammenarbeit beim Schutz der Biodiversität in Afrika, die auch für uns in Europa so wichtig ist, zu stärken."

In Nairobi/Kenia, der abschließenden Station der Reise, wird Hendricks zu Gesprächen mit den Exekutivdirektoren der beiden UN-Programme UNEP, Erik Solheim, und UN-Habitat, Joan Clos, zusammentreffen. Hendricks: "Deutschland ist daran interessiert, UNEP und UN-Habitat in ihrer Schlagkraft und Wirksamkeit weiter zu entwickeln und zu stärken."




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