Aktuell


Studie: Deutschland verfehlt Klimaziel

GroKo fährt Klimaziele vor die Wand

Agora-Studie: Klimaziele werden drastisch verfehlt
WWF fordert Sofortprogramm


WWF Pressemitteilung, 7.9.17

Deutschland wird seine Klimaziele für das Jahr 2020 noch viel drastischer verfehlen als bisher befürchtet. Eine heute veröffentlichte Studie der Denkfabrik Agora Energiewende hat jetzt ergeben, dass Deutschland statt der zugesagten Treibhausgasminderung von 40 Prozent gegenüber 1990 mit den bisher beschlossenen Maßnahmen nur 30 bis 31 Prozent erreichen wird. Der Projektionsbericht der Bundesregierung war von 33,7 bis 37,5 Prozent ausgegangen. Dazu sagt Michael Schäfer, Fachbereichsleiter Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF Deutschland:

„Die neue Agora-Studie zeigt: Die Klimaschutzbilanz der aktuellen Regierung verdient nicht mehr als ein Ungenügend. Die nächste Bundesregierung muss in ihren ersten 100 Tagen ein Sofortprogramm Klimaschutz auflegen, in dessen Mittelpunkt die schnelle Abschaltung der Uralt-Kohlekraftwerke steht.

International gibt sich die Bundesregierung als große Klimaschützerin, im eigenen Land hat sie den CO2-Ausstoß seit acht Jahren nicht gesenkt. Die Treibhausgase im Verkehr sind gegenüber 1990 sogar gestiegen. Doch anstatt endlich die nötigen Schritte einzuleiten, klammert sich die Regierung an rückständige und schädliche Technologien wie die Kohleverstromung und Verbrennungsmotoren. Bundeskanzlerin Angela Merkel behauptet, wir bräuchten den Diesel, um unsere Klimaziele zu erreichen. Dem widerspricht jetzt sogar das Umweltbundesamt. Mit dem Diesel lassen sich die Klimaziele sicher nicht retten, wohl aber mit einem Kohleausstieg.

Die Abkehr von der Kohle muss flankiert werden vom Ausbau der Erneuerbaren, der Steigerung der Energieeffizienz im Gebäudesektor und einem Systemwechsel bei der Mobilität. Nur so kann Deutschland seine Klimaziele noch erreichen, dem Pariser Klimaabkommen gerecht werden und wirtschaftlich erfolgreich bleiben.“


"Krachende Verfehlung": Deutschland wird Klimaschutzziel nicht erreichen

(dpa) - 7. September, 2017

http://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/innenpolitik/id_82092446/-verfehlung-deutschland-wird-klimaschutzziel-nicht-erreichen.html


"Irma" und Co.: Weckruf für entschiedene Klimapolitik

Klimaziele, Kohleausstieg, Verkehrswende: Germanwatch kritisiert, dass Parteien im Wahlkampf großen Bogen um die drängenden Herausforderungen machen

Germanwatch Pressemitteilung, 8.9.17

Bonn. Als "Weckruf für entschiedene Klimapolitik" bezeichnet die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch die Hurrikane von zum Teil nie gesehener Zerstörungskraft und die verheerenden Monsunregenfälle in Südasien mit mehr als 2000 Toten. "Das Klima verhandelt nicht über Klimaziele. Es verändert sich in zunehmendem Tempo und verstärkt dadurch Extremwetterereignisse auf der ganzen Welt", sagt Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch. "Umso erschreckender ist es, dass Klimapolitik im Wahlkampf keine Rolle spielt. Es ist höchste Zeit, dass sich neben den Grünen auch die anderen Parteien klar zum Erreichen der deutschen Klimaziele, zu einem zügigen und sozialverträglichen Kohleausstieg sowie einer Wende im Verkehrs- und Wärmesektor bekennen." Nur wenn der frühere Energiewende-Pionier Deutschland handele, könne er auch bei UN-Klimagipfeln wie im November in Bonn glaubwürdig für internationale Fortschritte eintreten.

Gefahren werden in Teilen der Politik ignoriert oder verharmlost

Nach Ansicht von Germanwatch ist es erschreckend, dass in Teilen der Politik die Gefahren der menschgemachten Erderwärmung ignoriert oder verharmlost werden. Gleichzeitig werden plötzlich in den Landesregierungen von Nordrhein-Westfalen und Brandenburg Stimmen laut, beschlossene Klimaziele zu kippen. Und das, nachdem Deutschland schon in den vergangenen acht Jahren keine Fortschritte bei der Verringerung der CO2-Emissionen gemacht hat. "Was muss noch passieren, damit Klimaschutz endlich oben auf der politischen Agenda landet", fragt Bals. "Wer kann vor dem Hintergrund dieser Klimaentwicklungen noch achselzuckend hinnehmen, dass wir 2020 die deutschen Klimaziele krachend verfehlen werden, wenn wir nicht mit einem Sofortprogramm die ältesten und schmutzigsten Kohlekraftwerke abschalten?"

Die massiven Folgen der Wetterkatastrophen insbesondere in Entwicklungsländern verstärken auch den Druck auf den UN-Klimagipfel im November in Bonn. Ganze Regionen in der Karibik oder in Südasien werden mittlerweile fast jährlich von verheerenden Wetterextremen heimgesucht. Die Ärmsten trifft es zumeist am härtesten. "Es wird höchste Zeit, dass die Hilfe für die von den Auswirkungen des Klimawandels besonders Betroffenen Fahrt aufnimmt", so Bals. Es gehe sowohl um finanzielle und technische Unterstützung beim Aufbau einer Infrastruktur, die Extremwetter besser standhält, als auch um schnelle Hilfe für Betroffene, deren Lebensgrundlage nach einer Wetterkatastrophe bedroht ist. Germanwatch fordert, dass beim Klimagipfel endlich auch Finanzmittel für die Bewältigung der nicht mehr vermeidbaren klimabedingten Schäden und Verluste in den ärmsten Ländern zugesagt werden.


Bilanz der Umweltverbände: Verkehrs-, Agrar- und Klimapolitik unter Kanzlerin Merkel ohne Weitblick

Künftige Bundesregierung muss umsteuern

Gemeinsame Pressemitteilung von DNR, BUND, NABU, Greenpeace und WWF

Der Umweltdachverband Deutscher Naturschutzring (DNR) hat gemeinsam mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), dem Naturschutzbund Deutschland (NABU), Greenpeace und WWF Deutschland eine Bilanz der Umweltpolitik in der zurückliegenden Legislaturperiode gezogen und zentrale Forderungen an die künftige Bundesregierung vorgestellt.

"Mit einer Landwirtschaft, die die Gewässer verseucht, einer Verkehrspolitik, die die Luft vergiftet und einer Klimapolitik, die Wirtschaftsinteressen statt des Klimas schützt, liegen die Herausforderungen auf der Hand. Mit Lippenbekenntnissen sind die umweltpolitischen Krisen nicht zu bewältigen. In der kommenden Legislaturperiode müssen endlich die Ziele, die sich die Bundesregierung gesetzt hat, in konkrete Maßnahmen übersetzt werden. Wer jetzt erneut auf die Strategie der langen Bank setzt, ohne die Probleme im Kern anzugehen, handelt grob fahrlässig. So verliert nicht nur die Umweltpolitik jede Glaubwürdigkeit, sondern die Politik insgesamt", sagte DNR-Präsident Kai Niebert.

Die Verbände sind sich einig, dass die Ziele des Pariser Weltklimavertrages und der beim G7-Gipfel in Elmau 2015 beschlossene Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas durch den Umbau von Schlüsselsektoren wie Verkehr, Energie und Landwirtschaft umgesetzt werden müssen. Dazu gehören ein sozialverträglicher Ausstieg aus der besonders klimaschädlichen Kohle und eine Agrar- und Verkehrswende hin zu umweltfreundlicheren Formen der Landwirtschaft und Mobilität sowie ein Ende umweltschädlicher Subventionen. Die Umweltverbände fordern insbesondere in der Landwirtschaftspolitik einen Paradigmenwechsel.

Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger sagte: "Die Bundesregierung muss sich endlich von dem Leitbild agrarindustrieller Entwicklung verabschieden. Das derzeitige Agrarsystem produziert Billigfleisch mit hohen gesellschaftlichen Kosten. Von der Massentierhaltung über den Verlust der Artenvielfalt bis zum Höfesterben: Die ökologischen und wirtschaftlichen Probleme in der Landwirtschaft sind allesamt verknüpft. Deshalb muss die nächste Bundesregierung sie in der Gesamtheit angehen. Ohne ein konsequentes Umsteuern in der Agrarpolitik und besonders bei der Massentierhaltung haben wir bei den drängendsten Umweltthemen unserer Zeit, dem Schutz des Klimas und der Artenvielfalt, kaum eine Chance."

Auch NABU-Präsident Olaf Tschimpke betonte, dass aus Umwelt- und Verbrauchersicht der Kurswechsel in der Agrarpolitik ganz oben auf der Prioritätenliste stehen müsse. "Rund die Hälfte Deutschlands wird landwirtschaftlich genutzt. Auf Millionen Hektar hat hier eine fehlgeleitete Subventionspolitik dazu geführt, dass Flächen immer intensiver genutzt werden, Insekten rasend schnell verschwinden und Grundwasser verschmutzt wird. Es ist an der Zeit, dass die Bundesregierung diese Alarmsignale anerkennt und die Agrar-Lobby ihr kurzsichtiges Festhalten am Status Quo und dem Prinzip 'wachse oder weiche' aufgibt. Am Ende sind es auch die Bauern, die auf eine intakte Natur angewiesen sind, auf die Leistungen der Bienen und gesunde Böden. Die Agrarwende muss daher im Interesse von Landwirten und Verbrauchern gleichermaßen liegen. Mit ihr muss eine deutlich bessere Förderung der wichtigen Naturschutzleistungen der Landwirte einhergehen."

Angesichts knapper werdender Ressourcen und umweltschädlicher Subventionen von über 57 Milliarden Euro in den vergangenen Jahren sprechen sich die Verbände zudem für eine nachhaltige Finanzreform aus. Am effektivsten sei diese, wenn sich Steuern und Abgaben am Verursacherprinzip orientieren. Darüber hinaus sollten Subventionen für fossile Energieträger und der Steuervorteil für Dieselfahrzeuge zurückgenommen werden, um dem Staat finanzielle Freiräume für den Klimaschutz und den sozialen Ausgleich zu verschaffen.

Um das Klimaziel für das Jahr 2020 noch zu halten, sei es nötig, endlich aus der schädlichen Kohleverstromung auszusteigen und einen sozial gerechten Strukturwandel in den Braunkohleregionen einzuleiten. Der Ausbau der erneuerbaren Energien müsse vorangetrieben werden, ohne den Naturschutz zu vernachlässigen. "Die Klimaschutzbilanz der aktuellen Bundesregierung ist verheerend: Wenn jetzt nichts geschieht, wird das Klimaziel für 2020 weit verfehlt. Deutschland verbrennt mehr schmutzige Braunkohle als jedes andere Land der Welt und unser CO2-Ausstoß ist seit 2009 nicht gesunken. Damit die Bundesregierung international glaubwürdig für den Klimaschutz kämpfen kann, muss sie endlich auch zu Hause handeln. Deutschland braucht ein Sofortprogramm Klimaschutz 2020 – mit dem Kohleausstieg im Mittelpunkt", sagte Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz beim WWF Deutschland.

Die Verbände fordern die neue Bundesregierung auf, die Gesundheit und Lebensqualität der Menschen in den Mittelpunkt einer Verkehrswende zu stellen und auch im Verkehrsbereich einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. "Die Bundesregierung muss heute den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor planen, damit die deutschen Autokonzerne auch übermorgen noch ein Geschäftsmodell haben. Mobilität muss künftig ohne Öl auskommen. Nur so leisten die Hersteller einen Beitrag zum Klimaschutz und zu besserer Luft in unseren Städten", sagt Greenpeace-Geschäftsführerin Sweelin Heuss.

Die Umweltverbände treten als Interessenvertretung von über zehn Millionen Mitgliedern auf und sind eine bedeutende zivilgesellschaftliche Stimme in Deutschland.


AfD will aus Klimaschutz aussteigen

Entgegen der Ansichten führender Forscher glaubt die AfD nicht an einen vom Menschen gemachten Klimawandel - und will sämtliche Klimaschutzmaßnahmen sofort stoppen.

Von Maria Fiedler, Der Tagesspiegel, 4.9.17

http://www.tagesspiegel.de/politik/bundestagswahlkampf-afd-will-aus-klimaschutz-aussteigen/20281564.html


„Ist der Klimawandel für die FDP real oder nur Fake News?“

"Die FDP stilisiert sich immer mehr zum Klimaleugner und macht sich Positionen der AfD zu eigen", so die grüne Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt.

Epoch Times, 1. September, 2017

http://www.epochtimes.de/politik/deutschland/ist-der-klimawandel-fuer-die-fdp-real-oder-nur-fake-news-goering-eckardt-fdp-naehert-sich-in-klimapolitik-afd-an-a2204533.html


Klimawandel und Artensterben sind größte Probleme

(dpa) - 7. September, 2017

https://www.welt.de/regionales/sachsen-anhalt/article168398853/Klimawandel-und-Artensterben-sind-groesste-Probleme.html


Frankreich will kein Erdöl und Gas mehr fördern

Von Christian Schubert, FAZ, 6.9.17

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/frankreich-stellt-oel-und-gasfoerderung-ein-15186416.html


„Das ist erst der Anfang“

Monster-Hurrikans verwüsten die USA, in Bangladesch und Pakistan sterben 1500 Menschen in den Fluten: Opfer des Klimawandels? Ein Interview mit Greenpeace-Experte Karsten Smid.

Von Ortrun Sadik, Greenpeace-Online, 7.9.17

Der Hurrikan Harvey wütete tagelang über Texas, 60 Menschen starben, über 50.000 verloren ihr Zuhause. Derzeit tobt über dem Atlantik einer neuer mörderischer Wirbelsturm, verwüstet gerade Inseln in der Karibik und nimmt Kurs auf Florida: Hurrikan Irma. Gleichzeitig, wenn auch in den Medien weniger beachtet, versinken Bangladesch und Pakistan in heftigstem Monsunregen und daraus folgenden Überflutungen. Mit riesigen Opferzahlen: Die Zeitungen melden 1500 Tote und Millionen von Vertriebenen, genaue Zahlen gibt es derzeit noch nicht. Was hat das mit dem Klimawandel zu tun? Und was kommt noch auf uns zu? Ein Interview mit Karsten Smid, Greenpeace-Experte für Klimawandel.

Greenpeace: Hurrikans hat es auch schon gegeben, bevor der Klimawandel die Erde aufheizte. Kann man trotzdem sagen, dass der Klimawandel an der Heftigkeit der letzten beiden Hurrikans Harvey und Irma Schuld ist?

Karsten Smid: Ja. Hurrikans im August und September im Golf von Mexiko und an der US-Ostküste sind ein ganz normales Wetterphänomen. Die Stürme werden nicht durch den Klimawandel verursacht. Aber ihre Heftigkeit, die liegt auch an der Klimaveränderungen. Hurrikan Irma hat eine unglaubliche Kraft, Harvey hatte immense Regenmengen im Gepäck – die Überschwemmungen waren das eigentliche Unglück der Region. Beides muss in Zusammenhang mit der Erderwärmung gesehen werden.

Wie ist der Zusammenhang genau?

Der Golf von Mexiko ist derzeit ungewöhnlich warm – ein bis zwei Grad wärmer als allgemein üblich. Vereinfacht kann man sagen, dass Harvey und Irma deswegen einerseits besonders viel Energie und Kraft und andererseits aber auch besonders viel Wasser aufgesaugt haben.

Hurrikan Harvey hat sintflutartige Regenfälle mit sich gebracht. Über Houston, der viertgrößten Metropole der USA – dort leben über sechs Millionen Menschen – fielen innerhalb weniger Tage 1300 Liter pro Quadratmeter. Das ist fast doppelt so viel Niederschlag, wie in Deutschland im ganzen Jahr fällt. Wissenschaftler vom amerikanischen Klima-Institut schätzen den Beitrag der Klimaerhitzung an dieser Regenmenge auf bis zu 30 Prozent.

Und gerade wütet schon der nächste Hurrikan in der Karibik: Irma. Er wurde mit der höchste Stufe 5 kategorisiert. Irma ist einer der stärksten jemals registrierten Tropenstürme in der Region. Und er nimmt Kurs auf Küste von Florida. Wir und unsere amerikanischen Greenpeace-Kollegen beobachten gebannt den Verlauf des Monstersturms und bangen mit den betroffenen Menschen vor Ort.

Eine vielleicht sogar noch schlimmere Katastrophe ereignet sich ja gerade in Pakistan und Bangladesch – kann man sagen, dass auch die zerstörerischen Fluten dort etwas mit dem Klimawandel zu tun haben?

Ja. Die Monsunregen sind in dieser Region dieses Jahr außergewöhnlich heftig gewesen. Auch hier gilt: Die Klimaerhitzung hat den Monsunregen verstärkt. Eine wärmere Atmosphäre heizt den Kreislauf zwischen Verdunstung und Abregnen an; das ist ein physikalisches Gesetz.

In Indien, Nepal und Bangladesch haben die Regenmassen des Monsuns mehr als 1500 Menschen getötet und Millionen Menschen obdachlos gemacht. Südasien versinkt in den Fluten, mehr als 270.000 Quadratkilometer sind betroffen. Das ist eine Region, die ist fast so groß wie ganz Deutschland.

Was kommt noch auf uns zu?

Was wir jetzt sehen, ist erst der Anfang. Das Klima wandelt sich, und die Zahl der extremen Wetterlagen wird weiter zunehmen. Greenpeace hat kürzlich erst eine Studie dazu veröffentlicht: Schon heute werden jährlich 21 Millionen Menschen durch klimabedingte Wetterkatastrophen zu Flüchtlingen. Auch diese Zahl wird steigen.

Vielleicht, weil wir es nicht in der Hand haben: Leider neigen wir Menschen dazu, die Gefahr von Naturgewalten zu verdrängen. Stürme und insbesondere Hurrikans haben schon immer gewütet und viel zu oft gigantische Zerstörungen verursacht. Mit der Klimaerhitzung nimmt aber die Energie in der Atmosphäre zu und damit auch die potenzielle Zerstörungskraft. In Zukunft werden aus bereits gefährlichen Naturereignissen von uns selbst mitverschuldete Monster. Deswegen müssen die Industrienationen wirklich alles in ihrer Macht stehende tun, um die Treibhausgase zu begrenzen und die Erderwärmung auf unter 1,5 Grad zu halten. Denn es geht um Menschenleben.


Pflichtprogramm für die Parteien

WWF unterstützt Al Gores flammendes Plädoyer für mehr Klimaschutz

WWF Pressemitteilung, 6.9.17

Im TV-Duell war die Klimakrise nicht mal Komparse – im neuen Film von Al Gore spielt sie die Hauptrolle. Damit sollte „Immer noch eine unbequeme Wahrheit: Unsere Zeit läuft" zum Pflichtprogramm für alle Kandidaten gehören. Wie drängend die Thematik ist, lässt sich an den tragischen Flutkatastrophen in Texas, Indien, Nepal und Bangladesch ablesen. So gesehen ist das Timing für die Dokumentation mehr als passend. Der Film des ehemaligen Vizepräsidenten der USA, Friedennobelpreisträgers und Oscargewinners kommt am 7. September in die deutschen Kinos. „Der Film macht deutlich, dass eine möglichst zügige Abkehr von der schmutzigen Kohle die Grundvoraussetzung ist, um die international vereinbarten Klimaziele zu erreichen und damit die Klimakatastrophe noch abzuwenden“, sagt Michael Schäfer, Leiter des Fachbereichs Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF Deutschland.

“In Deutschland verdrecken noch immer mehr als 100 große Braun- und Steinkohlekraftwerke unsere Luft und feuern die Erderhitzung an. Bei der schmutzigen Braunkohle steht Deutschland sogar schlechter da als die USA, die aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigen wollen: Deutschland verbrennt mehr Braunkohle als die Vereinigten Staaten. Und der CO2-Ausstoß ist seit 2009 nicht mehr gesunken“, so Schäfer. Das liegt neben den Kohleemissionen auch am Verkehrssektor mit seinem rückständigen Fokus auf Verbrennungsmotoren. „Die Politik muss endlich aufhören, schädliche Technologien zu schützen, die weder unter ökologischen noch wirtschaftlichen Gesichtspunkten eine Zukunft haben.“

Der neue Film setzt dort an, wo Gore vor Jahren mit „An Inconvenient Truth“ aufgehört hat. Ausführlich greift er die Argumente seiner Kritiker auf und kontrastiert sie mit eindrücklichen Bildern von Überschwemmungen, Stürmen und schmelzenden Gletschern. Der emotionale, oft persönliche Grundton zieht sich durch den gesamten Film. Er ist weniger frontal erzählt als sein Vorläufer und erreicht sein Publikum eben deshalb unmittelbarer. Der WWF erhofft sich von der Dokumentation Rückenwind für die nationale Klimapolitik und die internationalen Klimaschutzverhandlungen, die im November in Bonn stattfinden.


Der Weltwandler

Wie eindrucksvoll Ex-US-Vizepräsident Al Gore für Klimaschutz wirbt, zeigte 2006 eine Oscar-prämierte Doku. Nun kommt die Fortsetzung „Immer noch eine unbequeme Wahrheit“ ins Kino.

Von Christina Bednarz, Greenpeace-Online, 6.9.17

Im Kampf gegen den Klimawandel reist er unentwegt um die Welt, klärt Menschen auf über die Ursachen und Folgen der Erderwärmung und macht sie zu seinen Mitstreitern. „Das ist eine Mission, der ich mich verschrieben habe“, sagt Al Gore, einst US-Vizepräsident und Präsidentschaftskandidat, heute unermüdlicher Botschafter für Klimaschutz.

Seine Mission kam erstmals 2006 in „Eine unbequeme Wahrheit“ in die Kinos – die Doku gewann zwei Oscars. Sie zeigte vor allem Gores eindrucksvolle Bühnenshows, in denen er mit starken Worten und Fakten sowie Bildern von Krisen und Katastrophen wachrüttelt – die Fortsetzung präsentiert mehr nun auch seine Suche nach Lösungen, wie die Erderhitzung eingedämmt werden kann.

Unter Rebellen und Fossilenergie-Fanatikern

Denn es ist viel passiert in den vergangenen elf Jahren, auch die Technik hat sich entwickelt. Erneuerbare Energien wie Solar- und Windkraft sind besser, billiger und massentauglicher geworden – Grund für Gore, rund um den Globus für diese Technologien zu werben. Die Kamera klebt ihm dabei dicht an den Fersen, bringt den Zuschauer ganz nah ran, wenn er etwa in Indien auf Fossilenergie-Fanatiker trifft oder im US-Ölstaat Texas einen Bürgermeister kennenlernt, der in seiner Stadt auf Erneuerbare umstellen will. Immer wieder gibt der Film Einblick in die alltägliche Arbeit von Gore und seinem Team, zeigt zudem ein paar private Randnotizen, und auch U-Bahn-Fahrten und Selfies mit Fans sind zu sehen. Und immer hat man das Gefühl, beinahe selbst mit dabei zu sein – so wird Gores Botschaft umso dringlicher.

Doch die Doku zeigt auch erschreckend faszinierende Bilder einstürzender Gletscher und schmelzenden Grönland-Eises, das zu Rinnsalen, Strömen, reißenden Wasserfällen wird. Teile dieser Wassermassen erreichen Indien, die Philippinen oder Miami, und dort watet Gore dann durch überflutete Straßen, hört Menschen zu, die bestätigen: Die Fluten werden immer höher und heftiger.

„Wenn die nächste Generation“, so Gore, „in einer Welt leben muss mit Überschwemmungen und Stürmen, steigendem Meeresspiegel und Dürren sowie Millionen von Flüchtlingen, die ihre unbewohnbar gewordenen destabilisierten Länder verlassen, dann darf sie zu Recht fragen: 'Was habt ihr euch nur dabei gedacht?' “

Redner und Macher

So appelliert er an die moralische Verantwortung, das Klima zu schützen, aber auch an die politische, vor allem – und Trump-kritisch – an die seines eigenen Landes: „Kein anderes Land kann die Rolle spielen, die die USA spielen können.“

Doch Gore redet nicht nur – einnehmend, drängend, leidenschaftlich in seinen Bühnenshows oder 2015 beim Klimagipfel in Paris –, sondern er macht auch, fädelt etwa einen Deal ein, der Indien den Umstieg auf Erneuerbare Energien erleichtern soll.

So bleibt am Ende das Bild eines bemerkenswert unbeirrbaren Optimisten. Eines Mannes, dessen Strahlkraft auch von der Kinoleinwand herab wirkt. „Die Tatsache, dass so viele Leute überall auf der Welt aktiv sind, gibt mir die meiste Hoffnung“, sagt Gore – nach der beeindruckenden Doku versteht man, warum ein Kämpfer wie er immer mehr Menschen bewegt. Denn man selbst ist einer von ihnen.


Hurrikan "Irma": Tote und Verwüstungen in der Karibik

(dpa) - 7. September, 2017

http://www.zeit.de/news/2017-09/07/wetter-monstersturm-zieht-schneise-der-verwuestung-durch-karibik-07065802


Unser Klima! Unsere Zukunft!

BMUB startet Jugenddialog zur 23. Weltklimakonferenz

BMUB Pressemitteilung, 7.9.17

Der Kampf gegen den Klimawandel ist eine globale Herausforderung, die nur unter Mitwirkung der Gesellschaft gelingen kann. Damit anlässlich der kommenden 23. Weltklimakonferenz (COP 23) in Bonn nicht nur Politiker und Experten über die Zukunft des Weltklimas diskutieren, lädt das Bundesumweltministerium (BMUB) junge Menschen im Alter von 16 bis 25 Jahren zu einem Jugenddialog ein.

Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth: "Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen von heute werden diejenigen sein, die sich dem Klimawandel und seinen Folgen stellen müssen. Deswegen möchte das Bundesumweltministerium erfahren, welche Ideen junge Menschen haben, um den Folgen des Klimawandels zu begegnen. Welche Maßnahmen halten sie für besonders wichtig? Welchen Beitrag sind sie selbst bereit zu leisten? Und können sie besser in Klimaschutz und Klimapolitik einbezogen werden?"

Herzstück des Jugenddialogs, der unter dem Motto "Unser Klima! Unsere Zukunft" steht, sind drei Dialogveranstaltungen am 29. September in Bochum, Nürnberg und Eberswalde. Jeweils einhundert Personen aus den umliegenden Regionen können teilnehmen. Jede und jeder Interessierte ist eingeladen, sich bis zum 17. September 2017 um eine Teilnahme zu bewerben. "Das gilt ausdrücklich auch für diejenigen, die sich bisher kaum für Klimaschutz interessiert haben, aber sich gerne in einen solchen Prozess einbringen möchten", so Staatssekretär Flasbarth.

Als Ergebnis des Dialogprozesses wird ein "Jugendreport" entstehen, der die wichtigsten Empfehlungen und Erkenntnisse aus den Dialogveranstaltungen enthält. Er soll die Grundlagen für die Weiterentwicklung der deutschen Klimapolitik um die Sichtweise der jungen Generation erweitern. Daneben wird der Jugendreport von einem Teil seiner Verfasserinnen und Verfasser auf der Weltklimakonferenz vorgestellt werden, um auch hier Politik und andere Entscheidungsträger zu sensibilisieren.

"Unser Klima! Unsere Zukunft! Jugenddialog zur 23. Weltklimakonferenz" wird vom nexus Institut im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit durchgeführt. Weitere Partner sind zebralog, adelphi und Missions Publiques.




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