Aktuell


Gewinner und Verlierer 2017

Gewinner und Verlierer 2017

WWF: Zahl der bedrohten Tier- und Pflanzenarten erreicht neuen Höchststand

WWF Pressemitteilung, 27.12.17

Laut WWF war 2017 insbesondere für Schuppentiere, Fluginsekten oder Seepferdchen ein schlechtes Jahr. Auch die afrikanischen Elefanten geraten weiter unter Druck. Wilderei kostet jedes Jahr rund 20.000 Dickhäutern das Leben. Die Zerstörung und Zerschneidung ihrer Lebensräume verschärft die Situation weiter. Insgesamt verbucht die Internationale Rote Liste der Weltnaturschutzunion IUCN mittlerweile rund 25.800 Tier- und Pflanzenarten als bedroht. Das ist neuer Negativrekord und betrifft fast 30 Prozent aller untersuchten Arten. "Wilderei, Lebensraumverlust, Klimawandel und die dauerhafte Übernutzung natürlicher Ressourcen vernichten biologische Vielfalt. Wir Menschen verursachen das größte Artensterben seit Ende der Dinosaurier", so Eberhard Brandes, Vorstand des WWF Deutschland.

"Das massenhafte Sterben findet auch direkt vor unserer Haustür statt. Biene Maja und Co. verschwinden heimlich, still und leise von unseren Wiesen und Feldern", betont Eberhard Brandes mit Blick auf die in 2017 veröffentlichten Zahlen zum dramatischen Rückgang bei Deutschlands Fluginsekten. Der WWF fordert daher unter anderem ein Verbot von Insektengiften aus der Gruppe der Neonikotinoide sowie von Unkrautvernichtern wie Glyphosat.

In 2017 gab es aber aus Sicht des WWF auch Lichtblicke. So steigt in vielen Gebieten die Zahl der Meeresschildkröten wieder. In Kambodscha wurden gleich neun Kälber des Irawadi-Delfins beobachtet. Mit nur 80 Tieren ist der isolierte Delfin-Bestand im Mekong vom Aussterben bedroht. WWF-Vorstand Eberhard Brandes weist außerdem auf Erfolge beim Schutz des Persischen Leoparden im Kaukasus hin: "In unseren Projektregionen beobachten wir wieder Jungtiere, unser jahrelanger Kampf gegen Wilderei und für eine bessere Vernetzung der Lebensräume des Kaukasus-Leoparden zahlt sich aus."

Verlierer 2017:

Schuppentiere: Schuppentiere sind die meistgeschmuggelten Säugetiere der Welt. Der internationale Handel mit ihnen ist seit Januar 2017 komplett verboten. Dennoch beschlagnahmen die Behörden in Afrika und Asien weiterhin tonnenweise Schuppen und hunderte ganzer Pangoline. In den vergangenen 16 Jahren wurden weltweit mehr als 1,1 Millionen Tiere illegal gehandelt. Ungezählt bleiben die Pangoline, die auf den lokalen Märkten Asiens landen.

Fluginsekten: In den vergangenen 27 Jahren nahm die Gesamtmasse fliegender Insekten in Deutschland um mehr als 75 Prozent ab. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler, die Daten aus 63 deutschen Naturschutzgebieten ausgewertet haben. Der WWF warnt seit längerem vor den negativen Folgen intensiver Landwirtschaft für Bienen, Schmetterlinge und Co.

Zentralafrikanische Waldelefanten: Dramatisch ist die Situation der zentralafrikanischen Waldelefanten. Das zeigt ein 2017 veröffentlichter Wildtierzensus des WWF, der in Kamerun, der Republik Kongo, der Zentralafrikanischen Republik und Gabun durchgeführt wurde. Im Untersuchungsgebiet sank die Zahl der Waldelefanten zwischen 2008 und 2016 um 66 Prozent auf weniger als 10.000 Tiere. Hauptgrund für den Einbruch ist der illegale Elfenbeinhandel und die damit einhergehende Wilderei. Auch afrikaweit stehen die afrikanischen Elefanten unter Druck. In den letzten zehn Jahren sind dort die gesamten Elefantenbestände um mehr als 100.000 Tiere geschrumpft.

Seepferchen: Die Bestände der beiden einzigen Seepferdchenarten Europas sind im Mittelmeer um bis zu 30 Prozent gesunken. Handel und gezielter Fang sind verboten. Aber Seepferdchen landen als Beifang in den Fischernetzen. Überdüngung, Klimawandel und Grundschleppnetze zerstören zudem ihren Lebensraum.

Koalas: Einer WWF-Analyse zufolge sind in einigen Regionen Australiens seit den 1990er-Jahren 80 Prozent der Beutelbären verschwunden. Die Ursachen: Straßen- und Siedlungsbau, Waldrodung und Klimawandel. Mit der Vernichtung ganzer Eukalyptuswälder treibt man die Baumbewohner in die Flucht - und oft in den Tod. Aktuell führt die Internationale Rote Liste die Koalas daher in der Rubrik "gefährdet".

Gewinner 2017:

Meeresschildkröten: Die Zahl der Meeresschildkröten steigt in vielen Gebieten, ermittelte ein internationales Forscherteam. Zahlreiche Bestände zeigen demnach einen leichten Aufwärtstrend. Von sieben Meeresschildkrötenarten stuft die IUCN weiter sechs als gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht ein. Zur siebten Art liegen nicht genug Daten vor. Die größte Bedrohung bleibt Beifang.

Kaukasus Leoparden: Mit geschätzt nur 40 bis 60 Individuen steht das Überleben des Persischen Leoparden im Kaukasus seit Jahren auf der Kippe. Umso schöner, dass gleich fünf Jungtiere in WWF-Kamerafallen tappten. In den betreffenden Projekt-Gebieten zahlt sich somit der jahrelange Kampf gegen Wilderei und für einen besseren Schutz und Vernetzung der Lebensräume des Kaukasus-Leoparden aus. Damit sich langfristig eine stabile Leopardenpopulation etabliert, müssen die Schutzmaßnahmen auch über Ländergrenzen hinweg auf weitere Gebiete ausgeweitet werden.

Mekong-Irawadi-Delfine: Mit nur 80 Tieren ist der isolierte Bestand an Irawadi-Delfinen im Mekong vom Aussterben bedroht. 2017 wurden in Kambodscha gleich neun Delfinkälber beobachtet, während gleichzeitig die Sterberate sinkt und sich der Bestand langsam erholt. Der WWF setzt sich weiter für die Ausweitung der Schutzmaßnahmen ein. Der Bau von Staudämmen, Wasserverschmutzung und die Fischerei mit Stellnetzen bedrohen weiterhin das Überleben des Delfins.

Fischotter: Der Fischotter stand in Deutschland lange vor dem Aussterben. Wurde er früher vor allem als Schädling und Pelzlieferant bejagt, ist er heute durch die starke Zerschneidung der Landschaften bedroht. Mittlerweile erlebt er ein Comeback. Hauptgründe sind Renaturierungs-Maßnahmen und Nutzungsbeschränkungen für viele Gewässer.

Blaukehlaras: Maximal 300 dieser vom Aussterben bedrohten Aras mit blauer Kehle über gelboranger Brust leben in der freien Wildbahn. Diese Überlebenden konzentrieren sich auf kleiner Fläche in der riesigen Moxos-Ebene Boliviens. Genau dort wurde 2017 ein bisher unbekannter Brutplatz entdeckt. Nun gilt es, diesen Rückzugsraum weiterhin zu bewahren und die Tiere vor illegaler Jagd zu schützen.


Traurige Bilanz: Diese Tiere sind im Jahr 2017 ausgestorben oder akut bedroht

Yahoo Nachrichten Deutschland, 28.12.17

https://de.yahoo.com/nachrichten/traurige-bilanz-diese-tiere-sind-im-jahr-2017-ausgestorben-oder-akut-bedroht-134849151.html


2017 – ein Jahr der umweltpolitischen Achterbahnfahrt

Zivilgesellschaft gestärkt im Engagement für Klimaschutz und eine bessere Landwirtschaft

BUND Pressemitteilung, 21.12.17

Berlin: Als eine "umweltpolitische Achterbahnfahrt" bilanziert der Vorsitzende des BUND, Hubert Weiger, das Jahr 2017. "Umweltthemen wie Klimawandel und Kohleausstieg, Dieselskandal, Insektensterben und die unlautere Glyphosat-Wiederzulassung sorgten 2017 zwar für viele Schlagzeilen, doch echte Fortschritte blieben aus. Dabei ist der politische Handlungsdruck angesichts der Klimakrise und des Verlusts der Biodiversität größer denn je", sagte Weiger.

Die öffentlichen Debatten im zurückliegenden Jahr wie auch zahlreiche Umfragen und die große Beteiligung an zivilgesellschaftlichen Initiativen wie der Europäischen Bürgerinitiative gegen Glyphosat hätten gezeigt, dass das Umweltbewusstsein in der Bevölkerung sehr groß sei und weiter wachse. "Umwelt- und Klimaschutz sind keine Nischenthemen mehr. Ökologische und soziale Aspekte sind untrennbar miteinander verbunden, das zeigen unter anderem die Diskussionen um den Ausstieg aus der Kohle, aus der Diesel-Technologie oder aus Glyphosat."

"Die politischen Debatten waren 2017 aber oft geprägt von eingefahrenen, kurzsichtigen Blockadehaltungen, gerade bei der Union und der FDP", kritisierte der BUND-Vorsitzende. Dies hätten auch die gescheiterten Jamaika-Verhandlungen deutlich gezeigt. Auch offenbarten die jüngsten Aussagen des früheren SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel mit der implizierten Falschaussage, Umwelt- und Klimaschutz gefährde Industriearbeitsplätze, dass nach wie vor altes Denken in überholten Strukturen den echten Fortschritt blockiere.

Besonders skandalös sei die Untätigkeit der Bundesregierung im Dieselabgasskandal. "Die Bundesregierung versäumt es noch immer, die Verantwortlichen in die Pflicht zu nehmen und wirksame Maßnahmen gegen die teils massiv überhöhten Stickoxid-Grenzwerte zu ergreifen. Die Folge sind gesundheitliche Schäden in der Bevölkerung und wohl auch Fahrverbote. Verpflichtende Nachrüstungen auf Kosten der Hersteller, die Einführung einer Blauen Umweltplakette, der Verkaufsstopp für grenzüberschreitende Diesel-Neuwagen und der Abbau von Dieselsubventionen bleiben die wichtigsten verkehrspolitischen Aufgaben für das neue Jahr", so Weiger.

Die Bundesregierung habe sich 2017 international mit ihrer Untätigkeit beim Abgasskandal wie auch beim Klimaschutz blamiert. "Kurz vor der UN-Klimakonferenz im eigenen Lande räumte die Bundesregierung ein, vom Klimaziel für 2020 weit entfernt zu sein. Noch immer laufen die Kohlekraftwerke auf Hochtouren, während die Bundesregierung beim Erneuerbaren-Ausbau auf die Bremse tritt. Die klimaschädlichen Emissionen aus dem Verkehr sind seit etwa 30 Jahren unverändert hoch. Die künftige Regierung muss mit dem klimapolitischen Stillstand brechen und einen Ausstiegsplan aus der Kohle vorlegen", forderte Weiger.

Auch im Agrarbereich habe das zuständige Landwirtschaftsministerium 2017 Fortschritte verhindert und sich wie gehabt als verlängerter Arm der Agrarindustrie geriert. "Höfesterben, Massentierhaltung, Pestizide und steigende Belastungen des Grundwassers durch überdüngte Böden, die sozialen und ökologischen Probleme im Agrarbereich häufen sich. Die künftige Bundesregierung muss endlich den Schutz der Menschen und der Umwelt vor die finanziellen Interessen der Agrarindustrie stellen. Das Verbot von Ackergiften wie Glyphosat, eine verpflichtende staatliche Haltungskennzeichnung bei tierischen Lebensmitteln und eine ökologische Neuausrichtung der EU-Agrarfördermittel gehören in den Koalitionsvertrag", sagte Weiger. Hierfür werde der BUND auch im Januar 2018 wieder unter dem Motto "Wir haben es satt" in Berlin mit tausenden Unterstützern auf die Straße gehen.

Erfreut zeigte sich der BUND-Vorsitzende über den breiten gesellschaftlichen Rückhalt für umweltpolitische Anliegen wie Klimaschutz und eine bessere Landwirtschaft. "18.000 Menschen demonstrierten im Januar in Berlin für einen ökologischen Umbau der Landwirtschaft, rund 25.000 im Juli in Hamburg für gerechten Welthandel und mehr Klimaschutz und 25.000 im November in Bonn anlässlich der Weltklimakonferenz. Der politische Auftrag ist klar. Die nächste Bundesregierung muss den Kohleausstieg einleiten, die Energiewende voranbringen und umweltschädliche Subventionen in der Landwirtschaft, im Verkehrsbereich und im Stromsektor beenden", forderte Weiger. Dies sei von höchster Bedeutung, um globale Abkommen zu erfüllen, wie auch für den sozialen Frieden und die Glaubwürdigkeit der Politik im eigenen Land. "Die Finanzmittel, die durch den Stopp umweltschädlicher Subventionen frei werden, sind dringend notwendig, um die sozialökologische Transformation gerade in den vom Strukturwandel besonders betroffenen Regionen voranzubringen. Dafür braucht es tragfähige Visionen und Konzepte", so Weiger.

"In einer Zeit, in der in den USA ein industriegelenkter Klimawandelleugner regiert und hierzulande eine rechtspopulistische Partei im Bundestag sitzt, müssen demokratische Politiker mehr denn je sachliche und ehrliche Debatten führen und egoistischen einzelwirtschaftlichen Interessen eine klare Absage erteilen", sagte Weiger. Stattdessen gelte es, die Sorgen der Menschen in den Mittelpunkt zu stellen und an zukunftsfähigen Lösungen zu arbeiten. Weil Umweltprobleme in erster Linie ärmere Schichten der Bevölkerung träfen, sei Umweltschutz auch zunehmend eine Frage der sozialen Gerechtigkeit, so der BUND-Vorsitzende.


NABU verleiht Bauernpräsident Rukwied "Dinosaurier des Jahres 2017"

Negativ-Preis für rücksichtslose Blockade einer umweltfreundlicheren Agrarpolitik

NABU Pressemitteilung, 28.12.17

Berlin – Der NABU hat Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbands (DBV), mit dem „Dinosaurier des Jahres 2017“ ausgezeichnet. Der DBV-Chef erhält Deutschlands peinlichsten Umweltpreis für seine rücksichtslose Blockade einer umweltfreundlichen Agrarreform. Der DBV-Präsident streitet die Hauptverantwortung der industriellen Landwirtschaft für das Artensterben ab, verteidigt ein Subventionssystem, das nachweislich zulasten von Natur, Landwirten und Steuerzahlern geht und bekämpft regelmäßig alle Maßnahmen zur Verbesserung der Umweltbilanz der Agrarpolitik. Neben seiner Funktion beim DBV ist Rukwied auch Chef des Landesbauernverbandes Baden-Württemberg und Präsident des europäischen Agrarverbandes COPA.

„Die Öffentlichkeit ist erschüttert über die erneute Zulassung für Glyphosat, über zu viel Nitrat im Grundwasser und das drastische Insekten- und Vogelsterben – doch Herr Rukwied hält unbeirrt an seiner Linie fest, das System der Agrarpolitik mit milliardenschweren Blankoschecks vom Steuerzahler ohne Wenn und Aber zu verteidigen“, sagt NABU-Präsident Olaf Tschimpke. So setze er auch die Zukunft vieler Bäuerinnen und Bauern aufs Spiel: Denn schwinde die gesellschaftliche Akzeptanz für die Landwirtschaft, versiege langfristig auch die Förderung aus der Staatskasse. Die von Rukwied vehement verteidigten Pauschalsubventionen pro Fläche seien zudem nachweislich kein geeignetes Mittel, um das Höfesterben aufzuhalten.

Der NABU hatte bereits 2001 Rukwieds Vorgänger an der DBV-Spitze, Gerhard Sonnleitner, mit dem Negativ-Preis für seine konsequente Bremsleistung in Sachen Agrarwende bedacht. Seither hat sich nichts verbessert, im Gegenteil: „Der Zustand von Wiesen und Weiden hat sich dramatisch verschlechtert, die Bestände von Feldvögeln wie Kiebitz und Feldlerche befinden sich ungebremst im freien Fall“, so Tschimpke weiter. Das Szenario des „stummen Frühlings“ sei keine Panikmache der Naturschützer, sondern werde in großen Teilen unserer Agrarlandschaft zunehmend Realität. „Rebhuhn, Feldhamster und vielen anderen ehemaligen Allerweltsarten fehlt inzwischen der Lebensraum. Sie drohen auszusterben. Gleichzeitig verlieren wir die auch für die Landwirtschaft wichtigen Insekten als Bestäuber und Regulatoren von Schädlingen“, so Tschimpke.

Das Motto des diesjährigen Bauerntages lautete „Gemeinsam Zukunft gestalten“. Der DBV-Präsident habe bislang weder erkennen lassen, dass er an einem ernsthaften Dialog mit Naturschützern interessiert sei, noch an einer zukunftsfähigen Politik. Stattdessen würden wissenschaftliche Studien, die das Insektensterben belegen, vom DBV kleingeredet und relativiert. Statt ökologische Herausforderungen anzunehmen, propagiere Rukwied die Branche sei bereits nachhaltig – wenn es denn Umweltprobleme gäbe, dann seien dafür andere Entwicklungen schuld.

Mit fast 40 Prozent ist die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der größte Posten des EU-Haushalts. Sie ist jedoch hochgradig ineffizient und überwiegend umweltschädlich. Zu diesem Ergebnis kommt nicht nur eine aktuelle Fitness-Check-Studie der europäischen Umweltverbände. Auch der Europäische Rechnungshof bestätigt, dass selbst die jährlich zwölf Milliarden Euro des sogenannten „Greening“ der GAP keine nennenswerte Wirkung für die Umwelt entfalten. Der NABU sieht in den 2018 beginnenden Verhandlungen über die künftige GAP eine große Chance auf eine wirklich umweltfreundliche Ernährungs- und Landnutzungspolitik. Mit der Studie „Fit, fair und nachhaltig – Vorschläge für eine Neuausrichtung der Agrarpolitik“ hatte der NABU bereits Ende 2016 Berechnungen präsentiert, wie eine Landwirtschaftspolitik mit hohen Umwelt-, Tierschutz- und Qualitätsstandards gleichzeitig die Natur schützen und Bauern ausreichend hohe Einkommen sichern könnte. Dafür müssen die bisherigen Pauschalzahlungen beendet werden. Im Gegenzug müsste den Landwirten ermöglicht werden, durch Maßnahmen für die Artenvielfalt ein attraktives Zusatzeinkommen zu erhalten.

„Wir verlangen das Ende der Blockadehaltung von der DBV-Spitze. Ich fordere Herrn Rukwied ausdrücklich zum Gespräch und Austausch auf“, so der NABU-Präsident. Nach dem Scheitern der Jamaika-Sondierungen und mit Blick auf die Regierungsverhandlungen von Union und SPD wird Deutschlands mitgliederstärkster Umweltverband den öffentlichen Druck weiter erhöhen. Unter dem Motto „Der Agrarindustrie die Stirn bieten“ demonstrieren der NABU und viele Weitere am 20. Januar 2018 in Berlin für gesunde und umweltfreundliche Lebensmittel.

Mit dem „Dinosaurier des Jahres“, einer 2,6 Kilogramm schweren Nachbildung einer Riesenechse, zeichnet der NABU seit 1993 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aus, die sich durch besonders rückschrittliches öffentliches Engagement in Sachen Natur- und Umweltschutz hervorgetan haben. Preisträger 2016 war Bayer-Chef Werner Baumann für dessen angestrebte Fusion von Bayer und Monsanto.


2017 war ein gutes Jahr für die Europäische Wildkatze

BUND gelingen bundesweit erstmalige Nachweise

BUND Pressemitteilung, 18.12.17

Berlin: Der BUND konnte 2017 mehrere bisher unbekannte Vorkommen der seltenen Europäischen Wildkatze in Deutschland nachweisen. Besonders aufschlussreich waren die Funde in Niedersachsen, Bayern und dem Saarland.

Während der Winter für die Europäische Wildkatze Überlebenskampf bedeutet, beginnt für die Wildkatzenforscher des BUND eine spannende Zeit. Seit Jahresbeginn waren sie mit Unterstützung von ehrenamtlichen Helfern in deutschen Wäldern auf der Suche nach Wildkatzen und haben zum Jahresende spannende Erkenntnisse vorliegen: Im Saarkohlenwald und auf der bayrischen Seite des Odenwalds wurden erstmals Wildkatzen dokumentiert. Besonders bemerkenswert ist der bisher nördlichste Nachweis einer Wildkatze in Deutschland in der Lüneburger Heide. Er zeigt an, dass sich die Tierart nach Norden ausbreitet – eine erfreuliche Neuigkeit, sind doch weite Teile Nordostdeutschlands nach wie vor "wildkatzenlos", obwohl die Wälder dort als Lebensraum geeignet wären. Interessant sind auch neue Erkenntnisse über Wanderungen von Wildkatzen. So wurde kürzlich bei Schweinfurt ein Kater entdeckt, der bereits 2015 vom Biosphärenreservat Rhön in der Hochrhön nachgewiesen worden war. Er ist damit nachweislich über 30 Kilometer gewandert und hat in seinem neuen Lebensraum möglicherweise sogar für Nachwuchs gesorgt.

Ein weiterer genetischer Nachweis eines Wildkatzen-Katers in der nordsächsischen Dübener Heide zeigt anschaulich, auf welchen Wegen sich die Wildkatze Lebensräume zurückerobert. "Genanalysen beweisen, dass dieser Kater mit den Wildkatzen im Harzer Vorland verwandt ist – genau wie die Wildkatzen im Leipziger Auwald. Die Kenntnis solcher Wanderbewegungen hilft uns, die genutzten Routen zu schützen und gezielt geeignete Lebensräume miteinander zu verbinden", sagte Friederike Scholz, Wildkatzenexpertin des BUND.

Um Wildkatzenvorkommen nachzuweisen, kommt die "Lockstock-Methode" zum Einsatz. Dabei werden angeraute Holzlatten in Wäldern aufgestellt und mit Baldrian besprüht. Von dem Geruch angezogen, reiben sich die Katzen an den "Lockstöcken" und hinterlassen Haare, die eingesammelt und vom Institut Senckenberg in Gelnhausen im Labor genetisch analysiert werden. "Durch die Genanalysen können wir nicht nur Aussagen über Wanderbewegungen der Wildkatze treffen, sondern auch über Verwandtschaftsbeziehungen zwischen Individuen und die Nutzung verschiedener Lebensräume. Auf diese Weise konnte der BUND in den letzten Jahren sein Wissen zur Wildkatze enorm erweitern und wichtige Weichen für ihren nachhaltigen Schutz stellen", erklärte Scholz.

Hintergrund

Schätzungen gehen von ca. 5.000 bis 10.000 Wildkatzen in Deutschland aus. Der BUND setzt sich bereits seit knapp 40 Jahren für den Schutz der scheuen Waldbewohner ein. Seit 2004 läuft das Engagement des BUND für die Europäische Wildkatze unter dem Namen "Rettungsnetz Wildkatze". Durch zahlreiche Projekte ist es dem BUND gelungen, die öffentliche Aufmerksamkeit und das Interesse für die Wildkatze zu stärken. Dazu trägt auch die Ernennung der Europäischen Wildkatze zum Tier des Jahres 2018 bei.


China stoppt Elfenbeinhandel

Ab 31. Dezember: Nationales Handelsverbot für Elfenbeinprodukte
WWF lobt Meilenstein für Elefantenschutz
Chinesen laut Umfrage für Handelsbann


WWF Pressemitteilung, 29.12.18

Peking/Berlin: Am letzten Tag des Jahres 2017 tritt in China ein lang angekündigtes Handelsverbot mit Elfenbein in Kraft. Vor zwölf Monaten hatte der Staatsrat der Volksrepublik beschlossen, die Verarbeitung und den Handel von Elefantenstoßzähnen sowie Produkten daraus zu unterbinden. Der WWF begrüßt die Entscheidung als Meilenstein: „China ist der mit Abstand wichtigste Markt für Elfenbein. Und neben altem, legalem Elfenbein wird auch solches von erst kürzlich gewilderten Elefanten illegal zum Verkauf angeboten. Wenn es gelingt, die Nachfrage deutlich zu senken ist das ein wichtiger Schritt für den Schutz der Elefanten“, sagt Katharina Trump, Expertin für Wildartenkriminalität beim WWF Deutschland. Jedes Jahr werden allein in Afrika rund 20.000 der Tiere gewildert, um an ihre Stoßzähne zu gelangen.

China kommt mit der Entscheidung einer Aufforderung der Cites-Artenschutzkonferenz nach. Diese hatte auf ihrer Tagung im Oktober 2016 in Südafrika eine Resolution verabschiedet, die alle Länder zur Schließung ihrer nationalen Elfenbeinmärkte auffordert, wenn diese zur Wilderei beitragen. Offiziell war in China bislang nur der Handel mit legalem Elfenbein erlaubt – von Elefanten, die vor 1989 getötet wurden sowie aus zwei späteren Einzelverkaufen großer Elfenbeinbestände. Doch nach Angaben des WWF sind legale Märkte immer wieder Einfallstore illegales Elfenbein und heizen so die Wilderei an. „Der Versuch legales Elfenbein anhand von Alter und Herkunft von illegalem zu unterscheiden ist kompliziert und zeitaufwendig und bei der Menge der verkauften Waren kaum möglich. Aus Sicht des WWF ist daher der derzeit einzige gangbare Weg, den Handel grundsätzlich zu verbieten. Das schafft Klarheit und erleichtert die Strafverfolgung“, so Katharina Trump.

Eine aktuelle Umfrage zeigt unterdessen, dass die Chinesinnen und Chinesen dem Verbot aufgeschlossen gegenüberstehen. So gaben 86 Prozent der Befragten an, sie fänden das Verbot des Handels mit Elefantenstoßzähnen und Produkten daraus positiv. Die Kenntnis vom nahenden Bann scheint indes weniger ausgeprägt zu sein: Nur 19 Prozent konnten das Handelsverbot spontan nennen, 46 Prozent erinnerten sich, nachdem sie eine entsprechende Verlautbarung vorgelegt bekommen hatten. Daneben offenbart die Umfrage, wie stark der Kauf von Elfenbein in China noch verbreitet ist: 45 Prozent der Befragten gaben an, bereits mindestens einmal Elfenbeinprodukte erworben. Die Umfrage führte die Unternehmens-beratung GlobeScan im Auftrag von WWF und TRAFFIC durch. Es wurden 2027 Personen befragt.


Im Osten was Neues

WWF-Report „Stranger Species“: Wissenschaftler entdecken 115 bislang unbekannte Arten am Mekong

WWF Pressemitteilung, 19.12.18

Bangkok/Berlin: Eine Krokodilschwanzechse, eine Schneckenfresser-Schildkröte sowie eine Fledermaus, die auch aus einem Star Wars-Film stammen könnte – das sind nur drei von insgesamt 115 Arten, die im vergangenen Jahr in der Mekong-Region in Asien entdeckt wurden. Der WWF-Bericht „Stranger Species“ zeigt die Arbeit von hunderten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus aller Welt. Unter den Neuentdeckungen finden sich elf Amphibien, zwei Fische, elf Reptilien, 88 Pflanzen und drei Säugetiere aus Kambodscha, Laos, Myanmar, Thailand und Vietnam. „Im Schnitt wurden am Mekong im letzten Jahr jede Woche zwei neue Arten entdeckt und rund 2500 in den letzten 20 Jahren. Das lässt erahnen, mit was für einem unglaublichen Artenreichtum wir es in der Region zu tun haben“, sagt Arnulf Köhncke, Artenschutzexperte beim WWF Deutschland.

Zu den Entdeckungen gehören auch ein grün-braun gefärbter Frosch, der in den Kalksteinkarstbergen von Vietnam gefunden wurde, zwei Maulwurfarten (ebenfalls in Vietnam entdeckt) sowie eine Schmerle aus Kambodscha mit einem länglichen Körper und kräftigen Streifen. Damit wächst die Zahl der seit 1997 in der Region entdeckten Tier- und Pflanzenarten auf 2524. Kaum entdeckt sind viele der neuen Arten laut WWF bereits bedroht: „Leider haben wir es am Mekong mit einem fürchterlichen Raubbau an der Natur zu tun“, so Arnulf Köhncke. „Seit den 70er Jahren werden hier jährlich etwa 1,3 Millionen Hektar Wald durch illegalen Holzeinschlag zerstört. Gleichzeitig sind aktuell rund 150 Wasserkraftwerke geplant, die den Lebensraum zahlloser Wasserlebewesen zu zerstören oder zerschneiden drohen. Viele weitere Arten könnten so aussterben, bevor wir überhaupt von ihrer Existenz erfahren.“

Zu den Highlights der Neuentdeckungen zählt der WWF unter anderem:
  • Die vietnamesische Krokodilschwanzechse (Shinisaurus crocodilurus vietnamensis) ist eine mittelgroße Schuppenechse, die in abgelegenen und immergrünen Wäldern von Südchina und Nordvietnam lebt. Sie ist stark bedroht von der Zerstörung ihres Lebensraumes, insbesondere durch Kohleabbau, aber auch durch gezielte Jagd für den Lebend-Tierhandel. Nun konnte belegt werden, dass die Bestände in Vietnam eine eigene Unterart sind, die zudem mit nur noch geschätzt 200 Exemplare hoch bedroht sind.
  • Eine Schneckenfresser-Schildkröte (Malayemys isan) wurde nicht etwa in einem Fluss oder Wald entdeckt, sondern auf einem Markt in Nordost-Thailand. Dem Wissenschaftler Dr. Montri Sumontha fiel das besondere Tier auf. Die Ladenbesitzer gaben an, die Schildkröte in einem nahegelegenen Kanal gefunden zu haben. Nach eingehenden Untersuchungen stellte sie sich als neue Art heraus. Wie viele Schildkröten Thailands ist sie vor allem durch Bau von Straßen, Deichen und Dämmen bedroht.
  • Die Berghufeisennase (Rhinolophus monticolus) lebt in den immergrünen Bergwäldern in Laos und Thailand. Es brauchte zehn Jahre, um die Fledermaus als neue Art zu bestimmen. Mit ihrer markanten, hufeisenförmigen Nase könnte sie auch Teil der Star Wars-Besetzung sein.
  • Der grün-braun gefärbte Frosch (Odorrana mutschmanni) ist eine von fünf neuen Arten, die seit 2012 alleine in den Karstwäldern in Nordvietnam entdeckt wurden – einer Landschaft steiler Kalkstein-Klippen ähnlich der weltberühmten Halong-Bucht, allerdings bewaldet. All diese Arten haben gemein, dass sie vom Sand-Abbau für den Zement- und Straßenbau bedroht sind, weshalb ihr Lebensraum laut WWF dringend unter Schutz gestellt werden muss.
  • Eine Schmerle aus Kambodscha mit einem länglichen Körper mit auffälligen schwarzen und braunen Streifen.
Bereits heute finden sich 70 Prozent der nur in der Mekong-Region vorkommenden Säugetiere als bedrohte Arten auf der Internationalen Roten Liste, darunter solche Ikonen wie der Tiger oder der Asiatische Elefant, aber auch nur in der Region vorkommende Arten wie die beschriebene Krokodilschwanzechse. Um einen weiteren Niedergang der Artenvielfalt zu verhindern fordert der WWF, die biologisch wertvollen Gebiete am Mekong grenzüber-schreitend und dauerhaft zu schützen, sowie gemeinsam mit den Menschen vor Ort die natürlichen Ressourcen nachhaltig zu nutzen. Denn gesunde und intakte Ökosysteme kämen auch der ansässigen Bevölkerung zugute. So würden etwa viele der geplanten Staudämme nicht nur die Artenvielfalt bedrohen, sondern auch massiv die Ernährungssicherheit der Menschen gefährden, die zu einem Großteil von der Fischerei lebten.




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