AktuellWölfe in Hessen
Rückkehr des Wolfes: Hessen braucht ManagementplanManagementpläne: Ziel ist Vermeidung von Konflikten und „kritischen Situationen“Rückkehrer: Wölfe seit Ende der Neunziger wieder in Deutschland WWF Pressemitteilung, 12.1.11 Frankfurt - Ein verletzter Wolf in der Region Gießen hat Anwohner und Behörden in Atem gehalten. Das offensichtlich verletzte Tier wurde von Spaziergängern, der Polizei, Jägern und Veterinären verfolgt, konnte nach Augenzeugenberichten aber trotz einer augenscheinlichen Verletzung am Hinterlauf entkommen. „Hessen muss sich auf die Rückkehr des Wolfes vorbereiten. Das Bundesland braucht dringend einen Managementplan nach dem Vorbild von Sachsen oder Mecklenburg-Vorpommern“, fordert WWF-Experte Janosch Arnold. Unklare oder gar kritische Situationen wie derzeit in der Region Gießen würden durch verhindert werden können. In den Plänen der beiden „Wolfs-Länder“ ist klar geregelt, wie mit einem verletzten Wolf umgegangen werden soll. Anders als bei angefahrene Wild, wie Reh oder Hirsch, darf dies beim unter Naturschutz stehenden Wolf nämlich nicht der zuständige Jagdausübungberechtigte entscheiden. Die bestehenden Managementpläne wurden in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe von Behörden, Wissenschaftlern, Jagdverbänden, Schafszüchtern und Umweltschutzorganisationen sowie Bürgerinitiativen erarbeitet. „Wenn Anwohner oder Spaziergänger einen noch dazu verletzten Wolf verfolgen, ihn gar in die Enge treiben, kann das schnell zu einer kritischen Situation führen“, warnt Arnold. Zum Schutz von Mensch und Wolf sei es notwendig einen Managementplan mit klaren Zuständigkeiten aufzustellen und durch Kommunikation und Aufklärungsarbeit vor Ort zu verankern. „Es braucht einen gelassenen, aber koordinierten Umgang mit den Tieren. Die Menschen in Deutschland müssen erst wieder lernen, mit Beutegreifern wie Wolf und Luchs zu leben", so Arnold. Panische Forderungen nach einem generellen Abschuss seien völlig unangebracht. „Im Gegensatz zu streunenden Haushunden haben Wölfe eine natürliche Scheu vor dem Menschen“, beruhigt der WWF-Experte. Trotzdem wird kaum eine Art so argwöhnisch beobachtet wie der Wolf. Doch die vielerorts tief verwurzelte Angst sei unbegründet, so der WWF. Obwohl der Wolf seit Ende der neunziger Jahre wieder in Deutschland heimisch ist, hat es bis heute keinen einzigen Übergriff auf den Menschen gegeben. Auch bei den bis zu 20.000 in Europa lebenden Wölfen gab es in den vergangenen fünfzig Jahren neun tödliche Angriffe auf Menschen, zumeist von tollwütigen Tieren. In den USA, ein Land mit immerhin etwa 60.000 Wölfen, wurden im selben Zeitraum zwei tödliche Wolfsangriffe gemeldet. Zum Vergleich: Allein in Deutschland sterben jedes Jahr rund 40 Menschen an den Folgen von Bienen- und Wespenstichen. Wolfsfamilie ohne VaterErneut Wolf in der Lausitz überfahrenNABU Pressemitteilung, 17.1.11 Berlin/Senftenberg - Am Sonntagabend wurde ein Wolfsrüde in der Nähe von Senftenberg in der Oberlausitz bei einem Verkehrsunfall getötet. Es handelt sich um den Vater des sogenannten Milkeler Rudels, „Rolf“ genannt. Damit ist das Rudel faktisch aufgelöst. Menschen kamen bei dem Unfall nicht zu schaden. Besonders schwer wiegt, dass erneut ein Elterntier zu Tode gekommen ist. Wölfe leben im monogamen Familienverband. Sollte kein neues Männchen die Vaterrolle übernehmen, wird dieses Rudel zerfallen. Eine ähnliche Situation besteht derzeit im ehemaligen Welzower Rudel, nachdem im vergangenen November auch hier der Vater überfahren wurde. In beiden Rudeln besteht akuter Bedarf an wölfischen Junggesellen. Für das Weibchen des Milkeler Rudels kann die Suche nach einem neuen Männchen knapp werden. In wenigen Wochen, vielleicht schon Tagen, beginnt die Paarungszeit, in der sie eigentlich mit „Rolf“ neue Welpen gezeugt hätte. Es ist sehr fraglich, ob sich so rasch ein neues Männchen für das Rudel einfinden kann. Seit der Rückkehr des Wolfes nach Deutschland wurden in sechs Jahren zwölf Tiere durch Verkehrsunfälle getötet. Damit ist in diesem Winter die Anzahl der deutschen Wolfsrudel von sieben auf fünf gefallen. Auch wenn eine Chance besteht, dass die Lücken durch noch ungebundene Männchen ersetzt werden, gibt es dafür keine Garantie. „Dieser hohe Blutzoll zeigt deutlich, wie weit der vom Aussterben bedrohte Wolf von einem gesicherten Bestand entfernt ist“, sagte NABU-Wolfsexperte Markus Bathen. Die Rückkehr des einst ausgerotteten Wolfes nach Deutschland gehört zu einer der großen Erfolgsgeschichten im Naturschutz. Die immer noch fünf Rudel belegen, dass Wölfe nicht zwingend an ein Leben in der Wildnis gebunden sind, sondern auch die vom Menschen modern genutzte Kulturlandschaft Mitteleuropas ein geeigneter Lebensraum ist. „Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen wurde nun schmerzlich bewusst, dass Wölfe auch einen hohen Preis für das Leben in der Kulturlandschaft zahlen müssen. Ihre gut ausgeprägten Sinne schützen sie nicht vollständig vor den Gefahren des Straßenverkehrs. Der fordert unter Wölfen wie unter allen Wildtieren seine Opfer“, so Bathen. » zurück |
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