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Tschechien: Gezielte Vernichtung eines Nationalparks? (2)

"Grünes Herz Europas" in Gefahr

Bund Naturschutz fordert Einstellung der Rodungen im tschechischen Nationalpark Sumava und solidarisiert sich mit Baumschützern
Appell an Umweltminister Söder sich umgehend für eine Beendigung der Baumfällungen in diesem wichtigen Teil des "Grünen Bands Europa" einzusetzen


Bund Naturschutz in Bayern e. V. Pressemitteilung, 16.8.11

Im Böhmerwald, direkt angrenzend an den Nationalpark Bayerischer Wald, findet derzeit ein regelrechter "Borkenkäferkrieg" statt. Umweltschützer und sogar Wissenschaftler kämpfen mit Blockaden und Baumbesetzungen gegen die von Jan Strasky, dem neuen Nationalparkdirektor, eingeleiteten massiven Abholzungen zur Borkenkäferbekämpfung. Tausende Bäume sollen gefällt werden und es drohen Kahlschläge quer durch das Schutzgebiet. Auch Bereiche in denen bisher ein absolutes Eingriffsverbot galt sind davon betroffen.

Der BN hat sich seit bekannt werden dieser Pläne mit dem gewaltfreien tschechischen Widerstand solidarisiert und die Proteste seiner Partnerorganisation Hnuti DUHA/Friends of the Earth Tschechien unterstützt. "Wir sehen in diesen Maßnahmen vor allem einen willkommenen Vorwand, um den Holzeinschlag im Schutzgebiet zu ermöglichen und die touristische Entwicklung auszuweiten", sagte Hubert Weiger, der Landesvorsitzende des BN. "Durch die unnötigen Eingriffe im tschechischen Schutzgebiet wird aber auch die Chance vertan grenzüberschreitend einer ungestörten natürlichen Entwicklung Raum zu geben", so Weiger.

Das Hauptziel eines Nationalparks ist der Schutz und das Zulassen der natürlichen Entwicklungsprozesse, wozu in diesem Waldgebiet auch der Borkenkäferbefall gehört. "Das Prinzip Natur Natur sein lassen wird durch diese Eingriffe ad absurdum geführt" betonte Karl Haberzettl, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Passau, der die Aktionen der tschechischen Waldschützer bereits direkt vor Ort unterstützte. Er erklärte weiterhin, dass der Nationalpark Sumava als Natura 2000-Gebiet auch europarechtlich geschützt sei und die Rodungen gegen das Verschlechterungsverbot verstoßen.

Auf tschechischer Seite ist bisher leider keine Einsicht erkennbar und trotz anhaltender Proteste gehen die Abholzungen mit massivem Polizeieinsatz weiter. Dass Nationalparkbesucher vor allem die natürliche Waldentwicklung erleben wollen und keinen verkappten Wirtschaftswald und eine derartige "Mogelpackung" schnell ihren Reiz verlieren würde, wird offensichtlich ignoriert.

Der Bund Naturschutz hat daher den bayerischen Umweltminister Markus Söder in einem Schreiben dringend dazu aufgefordert, bei seinem tschechischen Amtskollegen Tomas Chalupa und der EU-Kommission gegen die Rodungen zu intervenieren und sich für die Umsetzung des Nationalparkprinzips "Natur Natur sein lassen" einzusetzen.




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