AktuellDeutsche wollen Wölfe zurück
Forsa: Große Mehrheit der Deutschen will Wölfe zurückBUND für Verknüpfung der verschiedenen PopulationenBUND Pressemitteilung, 27.10.11 Berlin: Dass sich in Deutschland zunehmend wieder Wölfe ansiedeln, befürwortet laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage vom Oktober 2011 unter 1.001 Bundesbürgern eine deutliche Mehrheit von 79 Prozent. Lediglich 18 Prozent der Befragten eher die über 60-Jährigen finden die Rückkehr der Wölfe nicht so gut. Die restlichen drei Prozent haben dazu keine Meinung. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) wollte mit der bundesweiten Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Forsa herausbekommen, ob die Bevölkerung die natürliche Wiederansiedelung von Wölfen akzeptiert oder nicht. Vor allem in den neuen Bundesländern und insbesondere in Sachsen leben derzeit ein Dutzend Wolfsrudel sowie einige vereinzelt vorkommende Tiere. Experten schätzen die Gesamtzahl der Wölfe in Deutschland inzwischen auf rund 60 Tiere. Hubert Weiger, BUND-Vorsitzender: "Acht von zehn Bundesbürgern finden die Ausbreitung der Wölfe in Deutschland gut. Wir sind selbst ein wenig überrascht, wie hoch die Zustimmung ist. Schließlich schüren die Mythen der Märchen und oft auch Gerüchte durchaus gewisse Ängste vor dem angeblich so gefährlichen Wolf. Diese Ängste sind jedoch unbegründet. Wölfe sind scheue Wesen und meiden eine Begegnung mit Menschen. Sie erfüllen wichtige ökologische Funktionen, unter anderem halten sie den Wildbestand gesund." Nach europäischem und deutschem Naturschutzrecht sind Wölfe streng geschützt. Konflikte treten gelegentlich auf, wenn Wölfe Nutztiere, hauptsächlich Schafe, anfallen. Mit Schutzmaßnahmen wie Elektrozäunen oder Herdenschutzhunden könne dem wirksam vorgebeugt werden, so der BUND. Derartige Maßnahmen würden in Gebieten, wo Wölfe vorkämen, finanziell gefördert. Sollte es dennoch durch Wölfe zu Nutztierverlusten kommen, würden Entschädigungen gezahlt. Der BUND-Vorsitzende Weiger forderte, den Wolfsschutz auszuweiten und die voneinander isolierten Lebensräume aller bedrohten Tiere und Pflanzen generell besser zu vernetzen. Eine der Hauptursachen des Artenschwundes, die Zerschneidung natürlicher Lebensräume durch Straßen und Bauprojekte, müsse außerdem stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden. Weiger: "Die Ergebnisse unserer Umfrage zur Akzeptanz des Wolfes zeigen, dass die Bevölkerung dem Schutz gefährdeter Tierarten einen hohen Stellenwert zumisst. Vor allem junge Menschen signalisieren deutlich, dass der Artenschutz sehr viel stärker berücksichtigt werden muss als bisher. Deshalb erwarten wir auch vom sächsischen Landesparlament in Dresden, dass es die Aufnahme des Wolfes ins sächsische Jagdrecht klar ablehnt. Beim Schutz bedrohter Arten darf es keine faulen Kompromisse geben. Die noch in Teilen der Bevölkerung vorhandene Unterschätzung der Gefährdung seltener Arten muss außerdem Anstoß sein, eine bundesweite Bildungsoffensive zum Wolfsschutz zu starten.“ Wanderwege der WölfeBundesamt für Naturschutz verfolgte die Spuren einer wieder heimischen TierartBfN Pressemitteilung, 27.10.11 Bonn: Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) präsentierte heute die Ergebnisse eines vor kurzem abgeschlossenen Forschungsvorhabens zum Ausbreitungsverhalten der Wölfe in Deutschland. Die Untersuchung liefert neue Erkenntnisse über die z.T. beachtlichen Wanderleistungen und die individuellen Unterschiede dieser zurückgekehrten heimischen Tierart. In der sächsischen Lausitz wurden sechs Wölfe mit GPS-Sendern ausgestattet, um herauszufinden, wie und wann Jungwölfe ihr elterliches Rudel verlassen, um sich einen Paarungspartner zu suchen und ein eigenes Territorium zu besetzen. Die Funkdaten wurden zwischen 2009 und 2011 gesammelt und ausgewertet. „Das ist die erste Studie in Mitteleuropa, bei der die Wanderbewegungen mittels Satellit verfolgt und der Aufenthalt von Wölfen in ihrem Territorium untersucht wurden“ sagte BfN-Präsidentin Prof. Dr. Beate Jessel bei der Vorstellung der Ergebnisse heute in Bonn. Die Resultate haben auch viele Fachleute verblüfft. Wölfe können mehr als 70 km pro Tag zurücklegen. „Dabei überwinden sie nicht nur Flüsse und Autobahnen sondern sie fühlen sich auch in einer Vielzahl von Lebensräumen wohl, sofern man sie in Ruhe lässt“, so Frau Professor Jessel. Die Studie zeigt individuelle Unterschiede im Wanderverhalten der Tiere. Während ein junger Rüde nach 12 Monaten das Rudel verließ und in etwa zwei Monaten 1.550 km weit nach Weißrussland wanderte, blieb ein Weibchen auch noch nach mehr als zwei Jahren bei seiner Familie. Auch beim Raumbedarf zeigten sich die untersuchten Wölfe sehr individuell: Zwischen 49 und 375 km2 Fläche wurden von ihnen genutzt, was einer durchschnittlichen Territoriumsgröße von 172 km2 entspricht. Innerhalb ihrer Territorien waren die Wölfe sehr anpassungsfähig und hielten sich nicht nur in Waldgebieten sondern auch in offenem Gelände wie Heideflächen auf. Selbst längere, wenngleich seltenere Aufenthalte entlang von Verkehrswegen konnten nachgewiesen werden. Ein neben den Jungwölfen ebenfalls mit Sender ausgestattetes erwachsenes Weibchen legte keine 500 Meter von einer vielbefahrenen Strasse sogar mehrere Höhlen zur Aufzucht ihrer Jungen an. „Wölfe brauchen also keine Wildnis, sondern sie können sich auch in unserer Kulturlandschaft sehr rasch ausbreiten und an die unterschiedlichsten Lebensräume anpassen“, so die BfN-Präsidentin. „Man sollte sich deshalb überall in Deutschland auf das Erscheinen des Wolfes einstellen und auf der Grundlage von Managementplänen ein möglichst konfliktfreies Miteinander von Menschen und Wölfen sicherstellen.“ Erst vor 11 Jahren wurde wieder ein Wolfrudel in Deutschland entdeckt, nachdem die Art Mitte des 19. Jahrhunderts faktisch ausgerottet worden war und dann aus Polen erneut einwanderte. Heute leben wieder 12 Rudel sowie mehrere Paare und Einzeltiere in unserem Land. Jedes Bundesland wird sein Wolfsrudel bekommenLetzter Termin der NABU-Tour-de-Wolf im OktoberNABU Pressemitteilung, 27.10.11 Berlin/ Bonn Anlässlich der heutigen Vorstellung des Besenderungsprojektes der Wölfe in der Lausitz durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) kommentiert NABU-Wolfsexperte Markus Bathen: „Wölfe sind körperlich dazu in der Lage, innerhalb weniger Monate halb Europa zu durchqueren. Ein im Auftrag des BfN telemetrierter Wolf lief im Jahr 2009 in 159 Tagen von der Lausitz bis nach Weißrussland. Daher kann theoretisch jederzeit fast überall in Europa ein Wolf auftauchen. Wir gehen davon aus, dass früher oder später jedes Flächenbundesland, selbst Nordrhein-Westfalen, seine Wolfsrudel bekommen wird.“ Im September 2011 hat der NABU die Wolfs-Informationsreise „Tour de Wolf“ gestartet. Ziel ist es, in den alten Bundesländern frühzeitig das Bewusstsein für die Rückkehr des Wolfes zu wecken. „Die Menschen kennen den Wolf oft nur aus Märchen wie Rotkäppchen oder aus Vampirfilmen, in denen er stets für das Böse steht. Dabei wissen wir heute, dass der Wolf genau das nicht ist. In den zurückliegenden elf Jahren, in denen es Wölfe in Deutschland gibt, hat sich kein einziger Wolf aggressiv einem der über 250.000 Menschen genähert, die im Wolfsgebiet leben“, so Bathen. Am 30. Oktober ist der letzte Termin im Tierpark Ueckermünde der „Tour de Wolf“ vor der Winterpause. Ab dem Frühjahr 2012 ist der NABU wieder für die Wölfe unterwegs. » zurück |
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