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Waldzustandsbericht 2011 für Baden-WürttembergVorwort, 30.11.11Liebe Leserinnen und Leser, im Jahr 2011 haben wir das „Internationale Jahr der Wälder“ gefeiert. Zu diesem weltweit beachteten Ereignis passt der aktuelle Waldzustandsbericht: Erfreulicherweise hat sich der Gesundheitszustand der in den vergangenen Jahren am stärksten belasteten Baumarten Fichte und Eiche deutlich verbessert. Erstmalig wurde das Niveau vor dem extrem trockenen Jahr 2003 wieder erreicht. Diese Verbesserungstendenz ist auf die günstigen Witterungsbedingungen im vergangenen Jahr zurückzuführen. Und sie ist der Erfolg einer konsequenten Luftreinhaltepolitik und ökologischer Stabilisierungsstrategien, sowie der Programme zur Bodenschutzkalkung und zur naturnahen Waldbewirtschaftung. Die Buche, die zweitverbreitetste Baumart in Baden-Württemberg, gibt leider Anlass zur Sorge. Im Jahr 2011 hat ein extrem starker Fruchtanhang die Vitalität der Bäume geschwächt. Der Blattverlust bei der Buche, die unseren Wald vor allem in ökologischer Hinsicht prägt, hat in den vergangenen sechs Jahren das höchste Niveau der gesamten Beobachtungsperiode seit 1983 erreicht. Diese Entwicklung ist mit hoher Wahrscheinlichkeit eine erste sichtbare Folge des Klimawandels und häufigerer Extremwetterlagen. Anfang der 1980er Jahre wurde das Forstliche Umweltmonitoring begründet. Dieses sollte die in Deutschland großräumig auftretenden Waldschäden erfassen und erklären. Die jährliche Waldzustandserfassung ist ein wesentlicher Teil dieses Umweltüberwachungs-Systems, das sich weit über den Bereich der „klassischen“ Waldschadensforschung hinaus entwickelt hat. Mittlerweile sind die Themenfelder „Biodiversität“, „Klimawandel und Kohlenstoffspeicherung“ sowie „Schutzfunktionen von Wäldern“ wesentliche Bestandteile des heutigen Forstlichen Umweltmonitorings. Bestandteil des strategischen Nachhaltigkeitsmanagement von ForstBW ist die Kontrolle der Nachhaltigkeitsparameter. Monitoringdaten stellen die quantitative und statistisch gesicherte Datenbasis für diese Nachhaltigkeitskontrolle und die Steuerung der Bodenschutzkalkung im Wald dar. Auf dieser Basis können sichere betriebliche Entscheidungen und Anpassungen an sich verändernde Umweltbedingungen getroffen werden, wie beispielsweise die langfristige Festlegung der Baumartenwahl. Wir sind auf der Basis der zeitlich und räumlich kontinuierlichen Daten aus den forstlichen Umweltmessnetzen in der Lage, die Tragfähigkeit der Böden für die Holznutzung mit hoher Sicherheit zu bestimmen. Damit kann die Holznutzung an die Leistungsfähigkeit der Böden exakt angepasst werden. Erhebliche Rohstoffpotentiale können so nachhaltig erschlossen werden, die aus mangelnder Datenverfügbarkeit und dadurch vorgegebenen Vorsichtsmargen bisher nicht genutzt werden konnten. Der Wald mit seinen nachhaltigen Produkten ist eine leistungsfähige Kohlendioxidsenke. Er trägt damit effektiv zur Minderung des Treibhauseffekts und des Klimawandels bei: Wenn ein großer Teil des im Wald geernteten Holzes als langfristige Produkte wie Bauholz genutzt wird, wird ein Teil des Kohlendioxids langfristig gespeichert. Mit den modernen und wissenschaftlich gesicherten Entscheidungsinstrumenten des Forstlichen Umweltmonitorings werden wir auch in schwierigen Zeiten des Klimawandels erfolgreich den Artenreichtum, die Produktivität und die Vorsorgefunktionen unserer Wälder erhalten können. Damit ist sichergestellt, dass die Menschen in unserem Land auch in Zukunft den lebendigen Baustoff Holz, die Wärme eines Kaminfeuers, das saubere und gesunde Wasser aus dem Wald und die reichhaltige Waldnatur uneingeschränkt genießen können. Stuttgart, im November 2011 Alexander Bonde MdL Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württembergs Waldzustandsbericht 2011 NABU zum Waldzustandsbericht: Verschnaufpause für DauerpatientKlimastress und Stickstoff aus Landwirtschaft und Verkehr schwächen den WaldNABU Pressemitteilung, 30.11.11 Stuttgart Trotz leichter Verbesserung im vergangenen Jahr sieht der NABU keinen Grund für eine Entwarnung beim Dauerpatienten Wald. „2011 gab es für den Wald eine kleine Verschnaufpause, denn trotz der Trockenheit im Frühjahr und Herbst war die Witterung insgesamt eher wald-freundlich. Der Jahrhundertsommer von 2003 hat im Wald jedoch langwierige Spuren hinterlassen: Erst jetzt, achte Jahre später, haben sich unsere Wälder von diesem Extrem-Trockenjahr erholt. Kaum auszumalen, wie es um unsere Wälder steht, wenn Extrem-Trockenjahre wie 2003 und Trockenperioden wie im Frühjahr und Herbst 2011 zur Regel werden“, sagt NABU-Waldreferent Johannes Enssle. Um den Wald auf das Klima von morgen vorzubereiten, müsse der Wald schon heute gestärkt werden. „Wir müssen beim Waldumbau hin zu stabilen Laubmischwäldern Gas geben und die eigentlichen Krankmacher, die hohen Stickstoffeinträge aus Landwirtschaft und Verkehr, drastisch senken“, fordert Enssle. Diese gerieten aus dem Verkehr und aus überdüngtem Ackerland über die Luft in den Wald und wirkten dort wie eine Fehlernährung. „Während Stamm und Krone aufgrund des Überangebots an Stickstoff an Masse zulegen, stagniert das Wachstum der Wurzel, weil andere Nährstoffe fehlen und der Boden versauert“, erklärt Enssle. Obwohl die Probleme bekannt seien, werde von der Politik viel zu wenig unternommen, um dem Stickstoffproblem Herr zu werden. „Statt entschieden gegen die Überdüngung unserer Landschaft vorzugehen und schadstoffärmere Autos zu bauen, wird tonnenweise Kalk in den Wald gekippt, um die Versauerung der Waldböden auszugleichen. Damit doktern wir an Symptomen herum anstatt die Ursachen zu bekämpfen“, sagt Enssle. Aus der Kalkung ergäben sich auch weitere Umweltprobleme: so würde das Grundwasser mit Nitrat belastet, Nährstoffe aus dem Boden ausgewaschen und Bodentiere geschädigt. » zurück |
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