Aktuell


5 Jahre nach Kyrill

Waldbesitzer lernen zu wenig aus Kyrill-Katastrophe

Kurzfristige Profite bestimmen Waldbewirtschaftung

NABU Pressemitteilung, 17.1.11

„Die große Chance für eine naturnahe Wiederbewaldung wurde weitgehend vertan“, lautet die Bilanz von NABU-Präsident Olaf Tschimpke fünf Jahr nach den verheerenden Schäden durch den Orkan Kyrill. „Statt risikoarme und naturnahe Mischbestände aufzubauen, wurde wieder nur auf die kurzfristige ökonomische Leistung des Waldes gesetzt“, kritisiert Tschimpke die Wiederaufforstungsmaßnahmen in den vom Sturm betroffenen Wäldern Deutschlands. „Wie damals befürchtet haben die privaten Waldbesitzer aus rein wirtschaftlichen Gründen erneut auf die Fichte, oder die nicht heimische Douglasie gesetzt“, erklärt der NABU-Präsident. Dies gelte – trotz offizieller Bekenntnisse zum naturnahen Waldbau - auch im Staats- und Kommunalwald.

Die staatlichen Förderprogramme hätten die falschen Anreize für die Wiederaufforstung gesetzt, kritisiert der NABU. Statt die Aufforstung von Mischwäldern mit überwiegend Laubbäumen attraktiver zu machen, sind derzeit immer noch Bestandsbegründungen mit einem Nadelholzanteil von bis zu 70 Prozent zugelassen. „In vielen Wäldern ist damit die Chance vertan worden, den Grundstock für eine naturnahe Waldentwicklung zu legen, die auch den künftigen Problemen des Klimawandels gerecht wird“, erklärt NABU-Waldexperte Stefan Adler.

Zudem sei in Nordrhein-Westfalen die dramatische Zunahme der Weihnachtsbaumkulturen auf den vom Orkan verwüsteten Waldflächen erschreckend. „Nach uns vorliegenden Hinweisen sprechen wir da von einer Größenordnung von mehreren 1000 Hektar, die für eine naturnahe Waldentwicklung und künftige Holznutzung verloren sind“, so Josef Tumbrinck, Vorsitzender des NABU NRW. Auf diesen Flächen komme auch noch hinzu, dass problematische Pestizide wie Glyphosat versprüht werden, die bislang im Wald nicht eingesetzt wurden. Das Land müsse die Ausmaße der entstandenen Weihnachtsbaumkulturen genau beziffern und dafür sorgen, dass dieser faktische Verlust von Waldflächen rückgängig gemacht wird und künftig eine Umwandlung von Wald in Sonderkulturen nicht mehr möglich sei.

Grundsätzlich müssten endlich klare Anreize für den Umbau der Forstbestände in Dauermischwälder geschaffen werden, denn sie sind stabiler, ökologisch wertvoller und widerstandsfähiger gegen Stürme und Klimaveränderungen, fordert der NABU.


5 Jahre nach Kyrill: Chance für den Wald nur halbherzig genutzt

BUND-NRW Pressemitteilung, 13.1.11

Am 17. und 18. Januar 2007 veränderte der Orkan „Kyrill“ das Waldbild in weiten Teilen Nordrhein-Westfalens maßgeblich. Was die Landesregierung aber als größten Waldschaden aller Zeiten deklariert, bedeutete nach Auffassung des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband NRW tatsächlich eine große Chance für die Waldentwicklung in NRW.

„Orkane gibt es bei uns länger als Wälder, unsere Waldbewohner sind daran angepasst und zum Teil davon abhängig“, sagt Holger Sticht, stellvertretender Landesvorsitzender des BUND. Durch Windwurf entstehen seit jeher offene, baumfreie Lebensräume, die für unzählige gefährdete Arten Nordrhein-Westfalens von entscheidender Bedeutung sind. Beispiele hierfür sind die Reptilienart Schlingnatter und die Vogelart Baumpieper. Wald kann naturgemäß nicht gepflanzt werden, er entwickelt sich über zahlreiche Vegetationsstadien von selbst. Windwurfflächen sind dabei ein natürliches Initialstadium. Die Bestände unterschiedlich alter Waldstadien machen erst die ökologische Bedeutung eines Waldes aus.

„Kyrill hat enorme Forstschäden hervorgerufen, aber für den Wald war der Orkan ein Segen“, so Sticht weiter. Anstatt diese Chance zur natürlichen Wiederbewaldung zu nutzen, gab das Land jedoch 45,5 Millionen Euro aus, um aus potenziell neuen Waldflächen wieder forstliche Anbauflächen zu machen. 55 % der Kyrillflächen wurden laut Umweltminister Remmel wiederaufgeforstet. Auf diesen Flächen wurde die Chance vertan, sich für den Klimawandel zu rüsten. Denn nur natürlich gewachsene Wälder werden eine Anpassung an sich verändernde Umweltbedingungen entwickeln.

Stich: „Diese 45 Millionen waren daher eine Wiederaufbauhilfe für die Forstwirtschaft und haben der natürlichen Waldentwicklung eher geschadet". Aus Sicht des BUND müssen Subventionen zukünftig an ökologische Mindeststandards, zu denen der forstliche Anbau nicht zählen kann, gekoppelt sein.




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