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Chemie in Brandenburgs Wäldern

Gegen chemische Keule in brandenburgischenWäldern

NABU zum Eichenprozessionsspinner

NABU Pressemitteilung, 2.7.12

Die Landesforstverwaltungen in Brandenburg haben auch in diesem Jahr wieder per Hubschrauber großflächig Insektizide über die Wälder und Forste Brandenburgs versprüht. Als Grund wird ein verstärktes Auftreten von Raupen des Eichenprozessionsspinners angegeben. Mehrmaliger Fraß der Raupen kann Eichen zum Absterben bringen, so das MIL Brandenburg in einer Pressemitteilung. Daneben sei die Gesundheitsgefährdung für Mensch und Tier durch die giftigen Raupenhaare hoch, so das Ministerium.

Der hier hochgehaltene Schutz der Menschen kann jedoch nur als Vorwand angesehen werden. Der NABU spricht sich nicht generell gegen die chemische Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners aus. Da wo der Mensch wirklich gefährdet ist, wie in der Nähe von öffentlichen Einrichtungen und Plätzen im Siedlungsbereich kann ein gezielter Einsatz von chemischen Substanzen als letztes Mittel durchaus angebracht sein.

In Wäldern liegt der Fall allerdings anders. Hier sind die Menschen nicht direkt betroffen, die Auswirkungen des Einsatzes chemischer Mittel auf das wertvolle Ökosystem Wald allerdings nicht absehbar. Bei den verwendeten Insektiziden für die Bekämpfung der Raupen des Eichenprozessionsspinners handelt es sich um das Bakterienpräparat Dipel ES. Dies stellt ein Insektizid mit dem Wirkstoff Bacillus thuringiensis Berl. (var. kurstaki) zur Bekämpfung schädlicher Raupen dar, welches allerdings artübergreifend wirkt.

„Dieses Mittel tötet nicht nur die von der Forstwirtschaft zu Schädlingen degradierten Schmetterlingsraupen, sondern auch die natürlichen Gegenspieler dieser, wie Raupenfliegen, Schlupfwespen und Waldameisen“, gibt Jörg Gelbrecht, Sprecher des Landesfachausschuss Entomologie zu bedenken. Der Einsatz von Gift im wertvollen und stark vernetzten Ökosystem Wald wird vom NABU als unverantwortlich eingeschätzt. So sind in unseren heimischen Wäldern neben den Gegenspielern auch Vogelbruten, wie zum Beispiel die des Trauerfliegenschnäppers aber auch die von Greifvögeln, Spechten und Drosseln durch die Sprühungen betroffen.

Wälder müssen mit einer Vielzahl zunehmender Stressfaktoren zurechtkommen, die ihre Widerstandsfähigkeit herausfordern, wie Grundwasserabsenkungen, durch den Klimawandel verursachte Hitzeperioden und zunehmende Sturmereignisse. Massenvermehrungen von blatt- und nadelfressenden Insekten hat es schon immer gegeben. Besonders naturnahe Laubmischwälder können auf Grund ihrer Anpassungsfähigkeit gut mit den zunehmenden Herausforderungen umgehen und sind wenig anfällig für Massenvermehrungen einzelner Insektenarten.

„Mit dem kurzfristigen Einsatz von höchst bedenklichen Insektiziden, wird das Problem nicht gelöst werden. Im Gegenteil, es werden neue Probleme geschaffen. Die Auswirkungen auf den Wald und seine Bewohner sind nur schwer abschätzbar“, so Jörg Gelbrecht. Dazu fehlen auch seriöse Forschungsergebnisse, die die Langzeitwirkung der verschiedenen Insektizide auf das Waldökosystem aufzeigen.

Und hat der Wald erst mal ein Problem, dann ist auch seine Erholungsfunktion stark beeinträchtigt. Wo bleibt hier der Schutz der Menschen? Ein Spritzen unserer Wälder geht zu Lasten der Menschen und wirkt nicht für sie.




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