Aktuell


Schweizer Forststatistik

Forststatistik 2011: Stabile Holzernte und Marktumfeld mit gegensätzlichen Tendenzen

Schweizer Bundesamt für Umwelt BAFU Pressemitteilung, 12.7.12

Bern - 2011 wurden im Schweizer Wald 5.1 Millionen Kubikmeter Holz geschlagen, fast gleich viel wie im Vorjahr. Sortimentsverlagerungen, sinkende Holzerlöse und höhere Kosten führten zu einem grösseren Defizit in der Waldbewirtschaftung. Dies geht aus der Forststatistik 2011 der Bundesämter für Umwelt BAFU und für Statistik BFS hervor.

Im Schweizer Wald wurde 2011 mit 5.1 Millionen Kubikmeter (m3) insgesamt fast gleich viel Holz geschlagen wie im Vorjahr. Die Holznutzung lag etwas unter dem Mittelwert der letzten zwanzig Jahre. Dies geht aus der Forststatistik 2011 der Bundesämter für Umwelt BAFU und für Statistik BFS hervor (siehe Kasten 2). In 13 Kantonen (54% des Holzes) nahm die Nutzungsmenge ab. In den anderen 13 Kantonen nahm die Holzernte zu. Das Ergebnis zeigt, dass sich die für die Holznutzung treibenden und bremsenden Kräfte in etwa die Waage hielten.

Gefragtes Holz und starker Franken

2011 hielt sich die Schweizer Konjunktur im europäischen Vergleich gut. Dass sich dahinter eine zweigeteilte Wirtschaft verbirgt, zeigt die Lage der verschiedenen Branchen der Wald- und Holzwirtschaft:
  • Die starke Bauwirtschaft und die zunehmende Beliebtheit von Holz als ökologischer Baustoff sorgten für eine stabile Holz-Nachfrage und regional teils gute Auslastungen von Holz verarbeitenden Betrieben.
  • Der treibenden Inlandnachfrage stand jedoch die bremsende Wirkung des starken Frankens gegenüber. Während die Holzbauer von vergünstigten Importen von Holzhalbfabrikaten profitieren konnten, gerieten die Margen und Erlöse der inländischen Holzverkäufer und Exporteure wechselkursbedingt unter Druck.
Die Waldwirtschaft musste Preisabschläge in Kauf nehmen, um das Holz im Ausland, aber auch auf dem Binnenmarkt, absetzen zu können. Die Sägereien schnitten insgesamt 10% weniger Holz ein, was insbesondere auf die Stilllegung des grössten Sägewerkes der Schweiz in Domat-Ems zurückzuführen ist. Während die Preise für das gut nachgefragte Stammholz im Ausland zunahmen, sanken sie in der Schweiz im Jahresverlauf kontinuierlich.

Sortimentsverschiebung in der Holzernte

Die Holzbereitstellung verlagerte sich weiter weg von qualitativ höherwertigen Rundholz-Sortimenten hin zu qualitativ minderwertigen Sortimenten für die industrielle Verarbeitung und vor allem für die Energieproduktion (siehe Kasten 1). Aufgrund der tieferen Preise nahm die Nadelstammholz-Ernte von allen Sortimenten am stärksten ab. Mit 2.57 Mio. m3 (-4%) trägt sie noch 51% zur Gesamtnutzung bei. Dieser Anteil verringerte sich in den vergangenen Jahren stetig. Von Bedeutung ist dies, weil die Baubranche vor allem Nadel-Stammholz braucht und dieses den Holzverkäufern deshalb pro Kubikmeter im Schnitt die höchsten Erlöse einbringt.

Die Nadelholznutzung hat um 3% auf 3.4 Mio. Kubikmeter ab-, die Laubholznutzung hingegen um 3% auf 1.67 Mio. Kubikmeter zugenommen. Der Nadelholzanteil ist seit 2000 von 80% auf 67% gesunken, der Laubholzanteil hat von 20% auf 33% zugenommen. Dies entspricht der natürlichen Waldentwicklung.

Tiefere Holzerlöse und gestiegene Kosten in der Waldbewirtschaftung

Die höhere Gewichtung von tieferpreisigen Sortimenten und die im Vorjahresvergleich generell tieferen Holzerlöse führten zu weniger Einnahmen in der Holzernte. Ein Kubikmeter genutztes Holz brachte den Waldeigentümern im Durchschnitt noch einen Umsatz von gut 75 Franken ein. Die durchschnittlichen Kosten für die Ernte beliefen sich auf 74.6 Franken. Unter dem Strich verdienten die Waldbesitzer an einem Kubikmeter noch 50 Rappen. Die regionalen Unterschiede sind beträchtlich: Im Mittelland lag der Gewinn bei knapp 19 CHF/m3, in den Alpen resultierte aus der Holzernte ein Defizit von 43 CHF/m3.

In diesen Resultaten nicht enthalten sind die Infrastrukturkosten (z.B. Unterhalt von Waldstrassen), die Kosten der Waldpflege und der Verwaltung.

Unterdeckung in der Waldbewirtschaftung steigt trotz höherer Beiträge

Da in gebirgigen Regionen und in schwierigem Gelände bereits die Holzernte defizitär ist, müsste die Pflege der Gebirgs- und Schutzwälder ohne Beiträge der öffentlichen Hand komplett aufgegeben werden. In anderen Regionen wie im Mittelland entstehen wiederum Mehrkosten für den Unterhalt von Waldwegen oder für die Waldpflege.

Für die Bewirtschaftung der Schweizer Wälder bezahlt deshalb die öffentliche Hand Beiträge, die im schweizerischen Schnitt bei 182 Franken pro Hektare Wald liegen. 2011 haben die von der Forststatistik ausgewiesenen Beiträge für Schutzwaldpflege, Waldbiodiversitätsleistungen, Jungwaldpflege oder forstliche Planung gesamthaft um 9% zugenommen. Trotzdem hat sich das Resultat in der Waldbewirtschaftung aufgrund des grösseren Defizits in der Holzernte und dem allgemeinen Anstieg der Kosten um fast 15% verschlechtert. Unter dem Strich mussten Waldeigentümer für die Bewirtschaftung einer Hektare Wald 51 Franken bezahlen.

Mehr Energieholz

Die Nutzung von Energieholz nahm um knapp 4% auf 1.7 Mio. m3 zu, diejenige von Holz für die Holzwerkstoff- und Papierindustrie („Industrieholz") stieg leicht auf 0.53 Mio. m3. In der Energieholzproduktion führt die Entwicklung weg von der Stückholzaufbereitung (2011: -4%) hin zur Hackschnitzelproduktion (2011: +14%). Deren Bedeutung für die Waldwirtschaft wird noch weiter wachsen, denn Anlagebetreiber wünschen zunehmend Hackschnitzel. Da diese durch den höheren Mechanisierungsgrad kosteneffizienter bereitgestellt werden können, erzielen die Forstbetriebe einen höheren Mehrwert als mit der Stückholzproduktion.

Die Schweizerische Forststatistik und das forstliche Testbetriebsnetz

Die Forststatistik ist eine jährliche Vollerhebung. Sie wird durch das Bundesamt für Statistik BFS in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Umwelt BAFU und den Kantonen durchgeführt und erfasst alle Waldeigentümer und Forstbetriebe. Sie liefert Zahlen für alle Kantone sowie für die Forstzonen Jura, Mittelland, Voralpen, Alpen und Alpensüdseite. Finanzdaten werden bei Forstbetrieben erhoben, die eine Waldfläche von mindestens 50 Hektaren bewirtschaften.

Ergänzend zur Forststatistik werden mittels einer Stichprobenerhebung in einem forstlichen Testbetriebsnetz bei 200 Forstbetrieben des Juras, des Mittellandes, der Voralpen und der Alpen betriebswirtschaftliche Kennziffern erhoben. Mittels einer speziell entwickelten Software, der ForstBar, werden die Erlöse, Kosten und Arbeitsstunden der einzelnen Betriebsbereiche, Produkte und Dienstleistungen erfasst und ausgewertet. Erste Tabellen sind im Internetportal des BFS erhältlich. Ein umfangreicher Datensatz wird jeweils im November veröffentlicht.

Von den Besten profitieren

Im Schweizer Durchschnitt kommen rund zwei Drittel der Einnahmen der Forstbetriebe aus dem Holzverkauf und rund ein Drittel von Beiträgen der öffentlichen Hand. Das Geschäft mit dem Holz ist stark von den Preis- und Marktbewegungen im Ausland abhängig. Preiserhöhungen sind nur eingeschränkt möglich, denn auch die Holzkäufer kämpfen mit sehr engen Margen und Wechselkursproblemen. Die wirtschaftliche Situation ist für viele Forstbetriebe schwierig. Rund 40% der Forstbetriebe nutzen aber die Bandbreite an Handlungsoptionen und erzielen positive Betriebsresultate. Deshalb unterstützt das Bundesamt für Umwelt BAFU den Aufbau von „Best Practice"-Workshops und Benchmark-Zirkeln für Forstbetriebe. Durch systematische Betriebsanalysen und Vergleiche von betriebswirtschaftlichen Kennziffern werden Handlungsoptionen aufgezeigt und Ansätze zur Betriebsoptimierung entwickelt.


Umweltorganisationen: 55% der Beschwerden ganz oder teilweise gutgeheissen

Schweizer Bundesamt für Umwelt BAFU Pressemitteilung, 11.7.12

Bern - 2011 haben die beschwerdeberechtigten Umweltorganisationen in der Schweiz dem Bundesamt für Umwelt BAFU insgesamt 71 erledigte Beschwerdefälle gemeldet. 55% der Beschwerden wurden ganz oder teilweise gutgeheissen. Im Bereich der erneuerbaren Energien wurde gegen vier Vorhaben Beschwerde erhoben.

Die 28 beschwerdeberechtigten Umweltorganisationen in der Schweiz haben für 2011 insgesamt 71 erledigte Beschwerdefälle gemeldet. Betroffen davon waren 63 Vorhaben. Die Differenz erklärt sich daraus, dass in einigen Fällen mehr als eine Organisation aktiv geworden ist. 2010 hatten die Umweltorganisationen 63 erledigte Beschwerdefälle gemeldet, wobei 54 Vorhaben betroffen waren.

In 42,5% der Fälle wurden die Beschwerden vollumfänglich und in 12,5% teilweise gutgeheissen. Abgewiesen wurden die Beschwerden in 25,5% der Fälle. In 5,5% der Fälle wurden die Beschwerden zurückgezogen und eine Vereinbarung abgeschlossen. In 7% der Fälle wurden die Beschwerden ohne Vereinbarung zurückgezogen. In weiteren 7% erwiesen sich die Beschwerden als gegenstandslos, weil das Baugesuch zurückgezogen oder abgeändert wurde.

Im Bereich der erneuerbaren Energien haben die Umweltorganisationen gegen vier Vorhaben Beschwerde erhoben. Dabei wurde eine Beschwerde teilweise gutgeheissen. Eine Beschwerde wurde abgewiesen, auf eine wurde nicht eingetreten und eine Beschwerde wurde mit einer Vereinbarung zurückgezogen. Es handelte sich bei den Vorhaben um Wasserkraftwerke, drei davon waren Kleinwasserkraftwerke.

Die Zahlen zeigen, dass die Beschwerden der Umweltorganisationen nach wie vor häufig gutgeheissen werden. 2008 bis 2010 lag die Quote der Gutheissungen oder teilweisen Gutheissungen etwas höher, nämlich bei 61,5% in den Jahren 2008 und 2009 und bei 59% im Jahr 2010.

Die Umweltorganisationen meldeten dieses Jahr zum vierten Mal die Resultate ihrer abgeschlossenen Beschwerdefälle. Der Bundesrat hatte diese Auswertung verlangt, nachdem das Umweltschutzgesetz aufgrund der Parlamentarischen Initiative Hofmann auf den 1. Juli 2007 geändert worden war.




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