Aktuell


Wälder und Moore als Energiequelle

Umweltminister Altmaier: "Holz wird als Energieträger Nummer eins bei der Energiewende unterschätzt."

Waldeigentümer diskutieren mit Spitzenpolitikern und Prominenten die Bedeutung des nachwachsenden Rohstoffs Holz für die Energiewende

AGDW Pressemitteilung, 16.5.13

Berlin - Der ländliche Raum und der Wald besitzen eine zentrale Bedeutung für die Energiewende: Darüber herrschte bei der gestrigen Diskussionsveranstaltung der AGDW - Die Waldeigentümer weitgehend Einigkeit. Unterschiedliche Auffassungen gab es bei der Frage, auf welchen Pfeilern die Energiewende basiert. Während der Bundesvorsitzende der Grünen Cem Özdemir der Meinung ist, dass die Energiewende vor allem dank Wind- und Sonnenenergie gelingt, warnt Bundesumweltminister Peter Altmaier davor, die Bedeutung des Rohstoffes Holz als Energieträger Nummer eins zu unterschätzen.

Diese Ansicht unterstützt auch Philipp zu Guttenberg, Präsident der AGDW - Die Waldeigentümer und Gastgeber der Podiumsdiskussion: "Holz aus unseren Wäldern ist wohl die intelligenteste, nachhaltig nachwachsende Ressource, die wir in Deutschland haben", sagte zu Guttenberg. "Wir müssen jetzt den intensiven Dialog darüber weiterführen, wie wir die Produktion von heimischem Holz fördern und den Rohstoff effizient einsetzen, damit die Energiewende gelingt."

Zum Thema "Verlierer oder Hoffnungsträger? Der ländliche Raum auf Energiekurs" diskutierten Bundesumweltminister Peter Altmaier, der Bundesvorsitzende von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Cem Özdemir, Schauspieler Hannes Jaenicke und Waldmanagerin Stephanie Gräfin Bruges von Pfuel. Die wichtigsten Aussagen der Teilnehmer im Überblick:

Peter Altmaier, MdB, Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: "Holz ist der bedeutendste erneuerbare Energielieferant. Aus Holz werden aktuell fast dreimal mehr Terrawattstunden Strom gewonnen als aus Windenergie. Holz wird unterschätzt."

Cem Özdemir, Bundesvorsitzender BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: "Die Energiewende basiert insbesondere auf der Nutzung von Windenergie und Photovoltaik. Biomasse soll dagegen eher deren Schwankungen in der Energieerzeugung ausgleichen. Holz sollte primär zunächst stofflich, z. B. als Baumaterial, genutzt werden."

Stephanie Gräfin Bruges von Pfuel, Unternehmerin und Waldmanagerin: "Es ist wichtig, dass die Menschen wissen, dass es in Deutschland zwei Millionen private Waldeigentümer gibt. Durch ihr Engagement steht der Wald auch als Arbeitsplatz und Naherholungsgebiet zur Verfügung."

Hannes Jaenicke, Schauspieler und Naturschützer: "Wald ist die viel bessere Biomasse als etwa Mais, aus dem Biogas entsteht. Das wissen die Leute aber nicht."

Die nachhaltige Forstwirtschaft als Vorbild für andere Länder

Die Podiumsteilnehmer waren sich einig, dass die Nutzung von heimischem Holz stets Vorrang vor Importen haben müsse, die eventuell aus Gebieten mit weniger strengen Nachhaltigkeitskriterien stammen. Deutschland sei eine der am besten gemanagten Waldwirtschaften überhaupt - und besitze damit Vorbildcharakter für andere Länder. Dieser Erfolg sei für die Waldbesitzer Bestätigung und Verpflichtung zugleich, den erfolgreichen Weg der nachhaltigen Waldbewirtschaftung auch künftig weiter konsequent zu gehen. Hier sei auch die Politik gefragt, diesen Kurs nicht durch zusätzliche Belastungen wie die Einführung einer Vermögenssteuer zu torpedieren: "Denn ohne den vermehrten Einsatz von Holz wird die Bewältigung der Energiewende zumindest temporär nicht möglich sein", so zu Guttenberg.

Hintergrundinformationen:

AGDW - Die Waldeigentümer vertritt als Dachverband für 13 Landesverbände die Interessen der über zwei Millionen privaten und körperschaftlichen Waldbesitzer in Deutschland. Unser Denken und Handeln orientiert sich stets an den drei Säulen der Nachhaltigkeit: Ökonomie, Ökologie und Soziales. In diesem Sinne sehen wir in der verantwortungsvollen Nutzung des Waldes die Grundlage für dessen Schutz und Sicherung als Lebens- und Wirtschaftsraum. Der Verband ist Mitglied im Zentralverband der Europäischen Waldbesitzer (CEPF).


Energielobby will nachhaltig Torf verbrennen

Deutscher Naturschutzring Pressemitteilung, 16.5.13

Vorgestern haben sich Vertreter der europäischen Torfindustrie, der Lobbyagentur Burson-Marsteller und der EU getroffen, um die Rolle von Torf im Grünbuch „Ein Rahmen für die Klima- und Energiepolitik bis 2030“ zu besprechen. Vertreter der Abbauindustrie aus Finnland, Schweden, Deutschland und den baltischen EU-Staaten forderten dabei, Torf, der in Mooren entsteht, verstärkt als alternative Energiequelle zu nutzen.

Wie der Europäische Umweltinformationsdienst ENDS Europe Daily berichtet, vermarktet die Lobbyorganisation European Peat and Growing Media Association (EPAGMA) Torf als angeblich nachhaltige regionale Energiequelle, welche die Wettbewerbsfähigkeit von Regionen stärken und Emissionen bei der Energieproduktion reduzieren könne. EPAGMA forderte laut Berichten von ENDS, die CO2-Emissionen von Torf anders zu bemessen und den gesamten Lebenszyklus von Mooren in deren Berechnung aufzunehmen - die Berechnung also nicht nur auf dessen Verbrennung zu reduzieren. Dann, so würde eine Studie zeigen, wäre die Emissionsintensität von Torf niedriger, als bisher angenommen. Denn durch geeignete Sanierungsmaßnahmen könnten Moore wieder zur Emissionsreduktion beitragen.

Umweltverbände sind von dem Vorstoß von EPAGMA entsetzt. Ariel Brunner von Birdlife International, dem Dachverband des Naturschutzbund Deutschland (NABU), sagte laut ENDS, mit der gleichen Argumentation könne auch Kohle als nachhaltiger Rohstoff gepriesen werden, wenn etwa die Kohleminen durch Wiederaufforstung saniert würden. Worauf es ankäme, seien jedoch die Emissionen, die bei der Verbrennung von Ressourcen entstehen. Bei der Verbrennung stößt Torf sogar mehr CO2 aus, als Kohle.

Moore sind heute in Deutschland stark bedrohte Lebensräume. Werden sie zerstört, entweichen große Mengen CO2 und viele Arten verlieren ihren natürlichen Lebensraum. Umweltverbände setzen sich deshalb dafür ein, den Naturzustand der Moore zu erhalten oder wiederherzustellen. Deshalb hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) nun einen Einkaufsführer für torffreie Erden veröffentlicht, der Hersteller listet, die in Deutschland torffreie Erden verkaufen.

Auch der NABU engagiert sich stark für die Renaturierung von Mooren. Claus Mayr, NABU-Vertreter in Brüssel, kritisierte die Aussagen der kommenden litauischen Ratspräsidentschaft auf der Veranstaltung, in Zeiten der Wirtschaftskrise könne man sich Nachhaltigkeit nicht leisten und müsse alles für „preiswerte Energie“ tun. „Ich hätte nicht gedacht, dass sich angesichts der Studien zur Bedeutung von Mooren für den Klimaschutz heute noch jemand erdreistet, solche Forderungen zu erheben. Wir werden die Lobbyarbeit von EPAGMA, Burson-Marsteller und die litauische Ratspräsidentschaft daher äußerst kritisch beobachten“, so Mayr.

Über das Grünbuch „Ein Rahmen für die Klima- und Energiepolitik bis 2030“ läuft derzeit eine Konsultation bei der EU. Auf Grundlage der Ergebnisse will die EU-Kommission über weitere Schritte entscheiden.




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