AktuellSteigerwald Weltnaturerbe statt Nationalpark?
Seehofer beendet Nationalpark-PläneEinen Nationalpark im Steigerwald soll es nicht geben: Gemeinsam mit seinen Fachministern und Landräten erteilt Horst Seehofer den Plänen eine klare Absage - und strebt stattdessen die Ernennung zum Unesco-Weltnaturerbe an. Naturschützer drohen zu klagen.Von Mike Szymanski und Christian Sebald, Süddeutsche Zeitung, 18.11.14 http://www.sueddeutsche.de/bayern/naturschutz-im-steigerwald-seehofer-beendet-nationalpark-plaene-1.2226318 Steigerwald: Weltnaturerbe statt NationalparkJahrelang wurde gestritten, was mit dem Steigerwald passiert. Jetzt gibt es neue Pläne: Statt ein Nationalpark soll der Wald Weltkulturerbe werden.Merkur Online, 18.11.14 http://www.merkur-online.de/aktuelles/bayern/steigerwald-unesco-weltnaturerbe-statt-nationalpark-meta-4460498.html Naturschützer halten nichts von Weltnaturerbe-PlanAnders als der BN-Vorsitzende Hubert Weiger halten die Befürworter eines Nationalparks Steigerwald aus der Region das Ziel einer Bewerbung von Teilen des Steigerwalds als UNESCO-Welterbe für aussichtslos. Die bayerische Staatsregierung favorisiert ein Weltnaturerbe-Gebiet anstelle eines Nationalparks.BR, 18. November, 2014 http://www.br.de/nachrichten/unterfranken/inhalt/steigerwald-nationalpark-welterbe-spitzengespraech-100.html BUND Naturschutz wirbt weiter für einen Nationalpark im SteigerwaldFür ernsthafte Weltnaturerbe-Bewerbung muss ein qualitativ hochwertiges Schutzgebiet ausgewiesen werdenBN Pressemitteilung, 18.11.14 Im Steigerwald wird seit 8 Jahren über einen besseren Schutz der Staatswälder diskutiert. Wenn nun Ministerpräsident Horst Seehofer sich dafür engagieren will, begrüßt dies der BUND Naturschutz sehr. "Wenn es Ministerpräsident Seehofer und Umweltministerin Ulrike Scharf ernst meinen mit mehr Schutz für den Steigerwald, müssen sie sich für ein großflächiges Schutzgebiet als Basis für eine ernsthafte und aussichtsreiche Bewerbung um den Titel "Weltnaturerbe" einsetzen", so BN-Landesvorsitzender Hubert Weiger zum Ergebnis der heutigen Ministerratssitzung. "Der Beschluss, in den nächsten Monaten die Grundlagen für ein großes landkreisübergreifendes Naturschutzgebiet oder ein Biosphärenreservat auszuarbeiten, ist ein erster Schritt", so BN-Landesbeauftragter Richard Mergner. Dagegen betrachtet der BUND Naturschutz die bekannt gewordenen Eckpunkte des Spitzengesprächs zum Steigerwald für eine ungeeignete Grundlage für eine Weltnaturerbebewerbung. Eine Auflösung des Geschützten Landschaftsbestandteils oder Veränderung der Verordnung auf dieser Basis wäre nach Auffassung des BN rechtswidrig. "Wir würden dann - wie schon mehrfach angekündigt alle verfügbaren Rechtsmittel ausschöpfen, um eine Aufhebung des Geschützen Landschaftsbestandteils zu verhindern", so Weiger. Auch ein Weltkulturerbestatus sei zudem für den Schutz von Wäldern nicht geeignet, weil er keinen Schutz der natürlichen Abläufe im Wald gewährleiste. Der BUND Naturschutz stellt zudem klar, dass er einen Nationalpark Steigerwald nach wie vor für die beste Lösung hält und dass er sich weiterhin mit großer Energie dafür einsetzt und die vielen Nationalparkbefürworter vor Ort tatkräftig unterstützen wird. Mit einer qualitativ schlechten "Mogelpackungs-Bewerbung" lasse sich die wachsende Bewegung der Nationalparkbefürworter vor Ort im Steigerwald nicht aufhalten. BN unterstützt glaubwürdige Weltnaturerbebewerbung Der BN begrüßt grundsätzlich, dass die Staatsregierung zusammen mit den drei Landräten der Landkreise Bamberg, Hassberge und Schweinfurt den Weltnaturerbetitel für die Staatswälder im Steigerwald anstrebt und als Eigentümer einen Antrag auf eine Bewerbung stellt. An eine Weltnaturerbebewerbung werden von der UNESCO weltweit strenge Maßstäbe angelegt, unter anderem ist ein großflächiges dauerhaft nutzungsfreies Waldschutzgebiet zwingende Voraussetzung. Mit dem Weltnaturerbetitel wurden Urwälder in Osteuropa und ökologisch wertvolle alte Laubwälder in Nationalparken in Deutschland ausgezeichnet. Dies bedeutet für den Steigerwald, dass ein großflächiges Waldschutzgebiet auch die ökologisch wertvollsten Naturwaldreservate Waldhaus und Brunnstube umfassen muss. Dies ist bei dem Geschützen Landschaftsbestandteil "Hoher Buchener Wald" mit den angrenzenden Naturwaldreservaten der Fall. Eine "Schmalspurlösung" wäre eine deutliche Verschlechterung gegenüber den jetzigen Schutzgebieten: die Schutzgebietsfläche würde auf weniger als 1/3 reduziert. Ein Wirtschaftswaldkonzept, wie es der Forstbetrieb Ebrach mit dem Schutz von kleinflächigen Trittsteinen und "Korridoren" vorsieht, ist dafür völlig ungeeignet. Eine Auflösung des Geschützen Landschaftsbestandteils oder eine Veränderung der entsprechenden Verordnung zugunsten eines derartigen "Trittsteinkonzeptes" würde eine Weltnaturerbebewerbung verhindern, dem Schutzzweck der bisherigen Verordnung zu wider laufen und den Schutz der Wälder verschlechtern. BN hält an Nationalpark als beste Lösung für Steigerwald fest Der BN hält wie auch die Mehrheit der Bürger in der Steigerwaldregion einen Nationalpark für die beste Lösung zum Schutz der ökologisch wertvollen Wälder. Dazu hat sich auch ein Bürgerverein gegründet, der immer mehr Unterstützung und Anhänger findet. Der BN kritisiert die Aussage der Staatsregierung und der drei Landräte "keinen Nationalpark ausweisen zu wollen". "Wir fordern die Staatsregierung auf, ihre bisherigen Versprechungen auch einzuhalten", so Weiger. Die mehrfach auch von Ministerpräsident Seehofer vorgetragene Aussage "keinen Nationalpark gegen den Willen der Bevölkerung" zu machen, bedeute bei der mehrheitlichen Zustimmung der Bevölkerung in der Steigerwaldregion, dass sich die Staatsregierung konsequenterweise für einen Nationalpark einsetzen müsse. 10 Jahre Volksbegehren aus Liebe zum WaldBN fordert Korrekturen an Forstreform in BayernBN Pressemitteilung, 19.1.14 Vor genau 10 Jahren wollte eine breite Allianz von Umweltverbänden mit dem Volksbegehren "Aus Liebe zum Wald" die angekündigte Privatisierung und die einseitige gewinnorientierte Ausrichtung des Staatsforstes verhindern. Das Volksbegehren scheiterte mit 9,3 % knapp an der 10 %-Hürde, weil die Staatsregierung versprach, die Qualität der vorbildlichen Waldbewirtschaftung weiterhin zu sichern. "Wir stellen 10 Jahre nach dem Volksbegehren fest, dass zentrale Versprechungen der Staatsregierung nicht eingehalten wurden", so Hubert Weiger, Landesvorsitzender des BUND Naturschutz in Bayern (BN). "Der BN erkennt aber auch positive Entwicklungen wie fortschrittliche Naturschutz- und Artenschutzkonzepte an. Diese guten Ansätze sollten verstärkt und in allen Forstbetrieben umgesetzt werden." "Wir sehen mit großer Sorge, dass seit der Forstreform die Staatsregierung und die Bayerischen Staatsforsten (BaySF) in etlichen Fällen den Wald nicht schützen, sondern opfern, um z.B. am Sandabbau zu verdienen oder um Gewerbegebiete zu ermöglichen", kritisiert Richard Mergner, Landesbeauftragter des BN. "Es ist ein Skandal erster Güte, dass die Staatsregierung es zugelassen hat, dass ca. 7.000 Hektar Bergwald den Schutz des Waldgesetzes verloren haben", kritisiert Hans Kornprobst, Sprecher der BN Arbeitskreises Wald die waldfeindliche Entwicklung in Bayern. "Der Waldschutz muss in Bayern wieder mehr Gewicht bekommen: der Schutz der Waldflächen selbst und auch der Schutz sich natürlich entwickelnder Wälder", so der BN-Waldreferent Ralf Straußberger. Der BN fordert im Staatswald dem Gemeinwohl Vorrang einzuräumen, die Holzeinschläge zu reduzieren und naturverträglicher durchzuführen, die Kontrolle, die Transparenz und die Bürgerbeteiligung zu verbessern. Zahlreiche Versprechen der Staatsregierung nicht eingehalten Die mit der Forstreform anvisierte Zahl von 500 Forstrevieren wurde für den Staatswald mit 370 deutlich unterschritten. Anstatt die Anzahl der Förster und Waldarbeiter in der Fläche zu erhalten, wurde die Mitarbeiterzahl in der Zentrale deutlich erhöht. Heute hat ein Revierförster fast doppelt so viel Fläche zu betreuen wie vor der Forstreform. Daraus resultieren - trotz oft starkem Engagement - große Schwierigkeiten die vielfältigen Aufgaben und die Ansprüche der Gesellschaft so vorbildhaft zu erfüllen, wie es die gesetzlich Vorgaben vorschreiben. Diese personelle Ausdünnung ist eine Hauptursache für die Fehlentwicklungen im Staatswald. So kann z.B. die Wildbestandsregulierung und Jagd nicht mehr im notwendigen Umfang betrieben werden. Als Folge davon steigt der Wildverbiss und zu wenig Weißtannen oder Eichen wachsen für zukunftsfähige Mischwälder nach. Positive Ausnahmen zeigen, dass auch hier Verbesserungen möglich sind, die auf das immense persönliche Engagement einzelner Revierförster zurückzuführen sind. Der BN hat deshalb 2011 drei Staatswaldförster im Landkreis Traunstein mit der Karl Gayer-Medaille geehrt. Erschwerend kommt hinzu, dass mit der sogenannten "Funktionalisierung" der Förster die Zuständigkeiten aufgespalten wurden: die Kernaufgaben im Wald (wie das Auszeichnen der zu fällenden Bäume oder die anschließende Holzernte) werden oft von unterschiedlichen Mitarbeitern durchgeführt, so geht der persönliche Bezug zum Wald verloren. Im Staatswald regiert Geld vor Nachhaltigkeit Eine der wesentlichen Befürchtungen beim Volksbegehren war, dass im Staatswald im Zweifel der Ökonomie Vorrang vor den Gemeinwohlfunktionen eingeräumt wird. Strebte die Staatsregierung mit der Forstreform anfangs noch eine "Schwarze Null" an, setzt der BaySF-Vorstandsvorsitzende Rudolf Freidhager mit seinem Leitspruch, dass am Ende des Tages eben der Euro zählt, ganz klar auf Gewinnmaximierung. Bei der Präsentation der jährlichen BaySF-Gewinne von bis zu 70 bzw. 80 Mio. € wird von der Staatsregierung geflissentlich verschwiegen, dass der Ausgabenetat der Forstverwaltung in einer ähnlichen Größenordnung liegt. Waldrodungen werden toleriert, weil am Abbau von Bodenschätzen kräftig verdient wird oder Windkraftanlagen im Übermaß sollen den Gewinn noch weiter steigern. Der BN und viele Waldbesucher klagten immer wieder darüber, dass mehr Holz eingeschlagen wird, als aus Sicht der Nachhaltigkeit und der Artenvielfalt zu verantworten ist. Auf besondere Waldfunktionen, wie z.B. im Erholungswald in Stadtnähe nimmt die immer stärker mechanisierte und schematisierte Holzernte zu wenig Rücksicht. Holzeinschläge in der Brutzeit sind heute eher die Regel denn die Ausnahme. Diese Kritik wird durch aktuelle Ergebnisse der Bundeswaldinventur bestätigt, die für den gesamten Staatswald in Bayern Holzeinschläge (8,1 Millionen Festmeter) ausweist, die über den Zuwächsen liegen (7,8 Millionen Festmeter). Die Grenzen der Nachhaltigkeit sind überschritten. Zu wenig Transparenz, Kontrolle und Bürgerbeteiligung Der Landtag - als Vertreter des Volkes - sollte ursprünglich weiterhin mitbestimmen und gestalten können, ist aber dann auf eine lediglich beratende Funktion im Beirat reduziert worden. Die Staatsregierung wollte mit der Forstreform die von ihr kritisierte Eigenkontrolle des Forstes abschaffen, hat aber ein noch wesentlich schlechteres Modell errichtet. Heute kann niemand mehr die BaySF ausreichend kontrollieren, außer die BaySF selbst, die dann ihre Prüfungsergebnisse als Betriebsgeheimnis tituliert. Die Eigenkontrolle hat nicht ab-, sondern zugenommen. Zugenommen haben auch die Hochglanzbroschüren und die Intransparenz. Die versprochene Transparenz ist ins Gegenteil verkehrt worden, getreu nach dem Motto von Freidhager: wir geben nur das heraus, was wir herausgeben müssen. Als Beispiele hierfür kann die langjährige Verweigerung der Herausgabe der Naturschutzkonzepte der Forstbetriebe oder die unzureichende Beantwortung der Fragen von Mitgliedern des BaySF-Beirats gelten. Positive Entwicklungen verstärken Der BN erkennt allerdings an, dass sich die BaySF nach schwerwiegenden Defiziten in den Anfangsjahren bei Kahlschlägen, Biotopbaumfällungen und Bodenschäden nicht zuletzt auf die BN-Kritik hin deutlich verbessert hat. Mit fortschrittlichen Naturschutzkonzepten und diversen Artenschutzinitiativen hebt sich die BaySF auch positiv von der vormaligen Staatsforstverwaltung ab. "Beim Wildkatzen-Kartierungsprojekt des BUND und BN arbeiten wir hervorragend mit den Staatsforstbetrieben zusammen", lobt Weiger die BaySF. Das Projekt soll in Südbayern fortgesetzt werden. Zu wenig Personal für Daueraufgabe "Waldumbau" In der Forstverwaltung wurde ebenfalls am falschen Ende gespart. Angesichts des überfälligen Waldumbaus von großflächigen Nadelholzforsten in Mischwälder im Kommunal- und Privatwald gibt es viel zu wenig Förster für die Beratung der Waldbesitzer. Die sogenannte Forstreform hat nicht nur die Verwaltung reformiert, sondern den Umgang mit den Staatswäldern grundlegend geändert. Nötig ist eine Korrektur der Forstreform. Der BUND Naturschutz fordert:
Urwald oder ab in die Holzfabrik?Der deutsche Wald als ReformprojektVon Heiner Kiesel, Deutschlandradio Kultur, 19.11.14 http://www.deutschlandradiokultur.de/deutscher-wald-urwald-oder-ab-in-die-holzfabrik.976.de.html?dram:article_id=303175 Waldumbau aus Sicht des PrivatwaldesVon Eugen Freiherr von Redwitz, LWF-aktuell 102, 19.11.14http://www.lwf.bayern.de/waldbesitz-forstpolitik/waldbesitz/088145/index.php REPORTAGE: Unsere deutsche Eiche ist zurückMit einem millionenschweren Projekt bauen Förster den Wald in Deutschland um. Eiche massiv - dem nationalen Symbolbaum verhelfen sie dabei zu einem unerwarteten Comeback.Von Gregor Dolak, FOCUS, 10.11.14 http://www.focus.de/wissen/natur/tiere-und-pflanzen/reportage-unsere-deutsche-eiche-ist-zurueck_id_4279125.html » zurück |
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