AktuellNABU-Jahresbericht
NABU veröffentlicht Jahresbericht 2014: 560.000 Mitglieder und FördererTschimpke: Biologische Vielfalt in der Dauerkrise - Schlechter Zustand der Agrarlandschaft - EU-Naturschutz stärkenNABU Pressemitteilung, 24.8.15 Berlin Der NABU ist auch 2014 weiter gewachsen. Mit 560.000 Mitgliedern und Förderern (Vorjahr: 540.000) bleibt der NABU der mitgliederstärkste deutsche Umweltverband. Der NABU erzielte gegenüber dem Vorjahr über acht Prozent mehr an Einnahmen und konnte 34,9 Millionen Euro für den Natur- und Umweltschutz ausgeben. „Der Natur- und Umweltschutz liegt vielen Menschen am Herzen, das zeigt die ausdauernde und wachsende Unterstützung unserer Mitglieder und Förderer und das große ehrenamtliche Engagement im NABU“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke bei der Vorstellung des Jahresberichts in Berlin. Die wichtige Basis des NABU bleibt die ehrenamtliche Naturschutzarbeit vor Ort: in über 2.000 Gruppen setzen sich 37.000 NABU-Mitglieder ehrenamtlich für Natur- und Artenschutz ein. „Trotz der Begeisterung vieler Menschen für die Umwelt, befindet sich die biologische Vielfalt in der Dauerkrise“, so Tschimpke. Die Bundesregierung selber habe sich Anfang dieses Jahres ein schlechtes Zeugnis mit der Vorstellung des aktuellen Indikatorenberichtes zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt ausgestellt. Zwischen Ist-Zustand und Ziel klafften breite Lücken. Inzwischen sei jede dritte in Deutschland untersuchte Art gefährdet, so das Ergebnis des Artenschutzberichtes des Bundesamtes für Naturschutz (BfN). Auch innerhalb der gesamten Europäischen Union gelten 77 Prozent der Ökosysteme als geschädigt. Sorgen machten Naturschützern vor allem die Arten der Agrarlandschaft, wo Bestandsgrößen mehrerer Vogelarten wie Kiebitz oder Feldlerche bei nur knapp über 50 Prozent der für 2015 angestrebten Werte lägen. „Die EU-Agrarpolitik trägt immer noch maßgeblich zum Artenverlust bei. Wir brauchen ein Umsteuern zu mehr Naturschutz in der Landwirtschaft. Ferner hapert es bei der Umsetzung, Durchsetzung und Finanzierung. Dies gilt für Natura 2000, dem inzwischen größten Schutzgebietsnetz der Welt, aber auch außerhalb von Schutzgebieten“, so Tschimpke. Hier seien vor allem die Landesregierungen in der Pflicht. Der NABU begrüßte, dass sich die Bundesregierung in einem Schreiben Anfang Juli an EU-Umweltkommissar Vella für eine Beibehaltung der EU-Naturschutzrichtlinien ausgesprochen hat. In seinem Engagement für die beiden Richtlinien und Natura 2000 sieht sich der NABU auch in der überwältigenden Resonanz auf eine EU-Bürgerbefragung bestärkt. Mehr als eine halbe Million Menschen und mindestens 94 Prozent aller Teilnehmer äußerten darin ihr Unverständnis über die von EU-Kommissionspräsident Juncker angekündigten Änderungen der Naturschutzrichtlinien. „Wir brauchen keine Neuverhandlung, die in einer massiven Schwächung des Arten- und Naturschutzrechts enden könnte, sondern endlich die konsequente Umsetzung des EU-Naturschutzrechts“, so Tschimpke. Die internationale Arbeit des NABU war im vergangenen Jahr insgesamt erfolgreich: So konnte das erste große, von der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) geförderte Projekt im indonesischen Harapan-Regenwald mit der Wiederherstellung von 100.000 Hektar Tieflandregenwald abgeschlossen werden. Ein weiteres Kernthema des NABU ist die naturverträgliche Energiewende. Zwar hat die Bundesregierung auf Initiative des NABU das Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende auf den Weg gebracht mit dem Ziel, zur Versachlichung der Debatten und zur Vermeidung von Konflikten vor Ort beizutragen. Aufgrund zahlreicher bürokratischer Hürden und Unklarheiten zur Trägerschaft kommt das Projekt allerdings weiterhin nur schleppend voran. Insgesamt blieb die Energie- und Klimapolitik der Großen Koalition hinter den Erwartungen zurück auch mit Blick auf das globale Klimaschutzabkommen, das im Dezember in Paris verhandelt werden soll. „Der Schlüsselfaktor für eine naturverträgliche Energiewende, die Energieeffizienz, wurde bislang sträflich vernachlässigt“, so Tschimpke. Das „Aktionsprogramm Klimaschutz 2020“ und der „Nationale Aktionsplan Energieeffizienz“, seien zwei wesentliche Maßnahmenpläne, um die selbstgesteckten Klimaschutzziele bis zum Jahr 2020 noch zu erreichen. Die Programme krankten noch immer an ihrer „Hätte-Könnte-Sollte“-Formulierung. Negative Beispiele seien die steuerliche Förderung von Gebäudesanierungsmaßnahmen, die aufgrund von länderspezifischen Partikularinteressen vom Tisch sei, sowie der kürzlich von Bundeswirtschaftsminister Gabriel geforderte und anschließend gekippte Klimaschutzbeitrag. Dieser hätte die notwendige CO2-Minderung im Stromsektor erbracht, und das zu einem Bruchteil der Kosten der zäh ausgehandelten Kapazitätsreserve durch Braunkohlekraftwerke, die sich wahrscheinlich nicht mal mit EU-Beihilferecht vereinbaren lässt. Der NABU spricht sich weiterhin für ein klares Verbot der Fracking-Technologie in Deutschland aus. Neben dem Moorschutz bleiben die Fortschreibung des Nationalen Naturerbes und die Renaturierung der Unteren Havel Schwerpunkte der Verbandsarbeit. Im Jahr 2005 hatte der NABU an der Unteren Havelniederung das größte europäische Projekt zur Renaturierung eines Flusses gestartet. Nach mehreren Jahren der Vorbereitung und Planung konnte jetzt mit den praktischen Arbeiten begonnen werden. In den kommenden Jahren soll der Fluss auf 90 Kilometern Länge seine einstige Vielfalt zurückerobern. Der NABU werde sich auch weiter verstärkt für den Schutz und die Schaffung naturnaher Gewässer und Auen engagieren, damit diese wieder ihre Funktionen für den Natur- und Hochwasserschutz erfüllen könnten. So müsse das auf Initiative des NABU vereinbarte Bundesprogramm Blaues Band noch in dieser Legislaturperiode verabschiedet werden, so Tschimpke. Im Fokus stünden die 7300 Kilometer Bundeswasserstraßen, wo aus Naturschutzsicht ein besonderer Handlungsbedarf bestehe. Im Mittelpunkt der Öffentlichkeitsarbeit des gesamten Verbandes steht die im Frühjahr gestartete NABU-Imagekampagne. Unter dem Motto „Wir sind, was wir tun. Die Naturschutzmacher.“, will der NABU Menschen für die Natur und den Naturschutz begeistern. Zum NABU-Jahresbericht » zurück |
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