Aktuell10 Jahre nach Orkan Kyrill
NABU: Zehn Jahre nach Orkan "Kyrill" Waldumbau vorantreibenTschimpke: Laubmischwälder trotzen Unwetter besser als Fichten-MonokulturenNABU Pressemitteilung, 17.1.17 Berlin Zehn Jahre nach dem Orkan „Kyrill“ sieht der NABU den Waldumbau hin zu naturnäheren und widerstandsfähigeren Wäldern als noch ausbaufähig an. Nach wie vor ist der Anteil naturferner Nadelwälder hoch. Naturnahe Laubmischwälder, die derzeit gerade mal auf gut einem Drittel der Waldfläche vorkommen, waren in der Vergangenheit kaum von den großen Stürmen betroffen. Der NABU sieht angesichts der schweren Schäden, die unter anderem „Kyrill“ vor zehn Jahren angerichtet hat, weiterhin großen Bedarf, die Entwicklung von naturnahen Wäldern in Deutschland voranzutreiben. „Es ist davon auszugehen, dass schwere Unwetterereignisse, wie Stürme und Starkregen, als Folge des Klimawandels weiter zunehmen werden. Wir Menschen können dabei nur von der Natur lernen: Unsere heimischen Laubwälder haben über Jahrhunderte gute Strategien gegen extreme Wetterereignisse entwickelt. Deshalb müssen wir die Entwicklung widerstandsfähiger Wälder fördern und den Waldumbau hin zu naturnahen Wäldern vorantreiben. Das sollte eine prioritäre Aufgabe der Forstwirtschaft sein“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Viele Waldbesitzer setzen aus ökonomischen Gründen wieder vermehrt auf die Förderung von Fichte und Kiefer oder pflanzen nicht-heimische Baumarten wie Douglasie und Küstentanne an, weil diese Baumarten schnell wachsen und Nadelhölzer zu gut 80 Prozent den wirtschaftlichen Ertrag der Forst- und Holzindustrie ausmachen. Die zur Flachwurzel neigende Fichte wird im Zuge des Klimawandels mit Trockenheit zu kämpfen haben, in Kiefer-Monokulturen treten zudem zunehmend Massenvermehrungen von nadelfressenden Insekten auf. Auch der nach Kyrill verstärkte Anbau von Douglasien ist aus NABU-Sicht kritisch zu sehen, da diese in Deutschland nicht heimisch sind und als ähnlich anfällig für starke Winde gelten wie die Fichte. „Bei Sturm sind Nadelhölzer besonders gefährdet. Sie tragen auch im Winter Nadeln und bieten damit eine große Angriffsfläche für den Wind. Gerade Fichten-Monokulturen sind oft so dicht aufgewachsen, dass die Bäume auf die Stabilisierung der Nachbarbäume angewiesen sind. Reißt der Wind ein Loch in solch einen Forst, kommt es zum Dominoeffekt und die Bäume kippen der Reihe nach um. Natürliche Laubmischwälder sind deutlich stabiler, weil sie im Winter keine Blätter haben und im Boden meist gut und tief verwurzelt sind“, so Tschimpke weiter. Der NABU fordert von Bund und Ländern klare Anreize für den Umbau der Nadelforste in artenreiche heimische Laubmischwälder zu schaffen und auszubauen. Ziel müsse es sein, den ökologischen Zustand unserer Wälder deutlich zu verbessern und den Artenschwund im Wald zu stoppen. Politik, Waldbesitzer, Waldbewirtschafter und Naturschützer stünden gemeinsam in der Pflicht, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass der Schutz und die Nutzung des Waldes miteinander in Einklang gebracht und Deutschlands Wälder fit gemacht werden für die Herausforderungen des Klimawandels. „Klimaschutz und das heißt auch die Verringerung der Risiken für die Wirtschaftswälder muss Hand in Hand gehen mit dem Schutz der biologischen Vielfalt. Deshalb sind auch in den Wirtschaftswäldern weiterhin die heimischen Laubbaumarten wie Rotbuche, Eiche, Birke, Linde und Vogelkirsche zu fördern“, so NABU-Waldexperte Stefan Adler. 10 Jahre nach Kyrill - Höfken: Wald weiter an Klimawandel anpassenUmweltministerium Rheinland-Pfalz Pressemitteilung, 17.1.17Mainz - „Keine Naturkatastrophe hat die deutschen Wälder in der jüngeren Vergangenheit so durchgerüttelt wie das Orkan-Tief Kyrill. Kyrill hat allen deutlich gemacht, dass reine Nadelwälder dem Klimawandel zukünftig nicht standhalten können. Kyrill hat auch gezeigt, dass der Weg zurück zu Mischwäldern mit heimischen Baumarten und eine naturnahe Bewirtschaftung unsere Wälder erhalten und im Klimawandel stärken“, erklärte Forstministerin Ulrike Höfken anlässlich des morgigen 10. Jahrestages des Sturmtiefs Kyrill. In der Nacht vom 18. Januar 2007 verwüstete der Orkan große Waldgebiete in Deutschland. In Rheinland-Pfalz traf der Sturm vor allem den Westerwald, aber auch die Hochlagen von Hunsrück und Eifel. Kyrill hinterließ kahle Flächen. Insbesondere Fichten wurden aus der Erde gerissen oder knickten um wie Streichhölzer. Am Ende waren zwei Millionen Kubikmeter Sturmholz in Rheinland-Pfalz zu bewältigen. „Auf den damaligen Freiflächen haben unsere Forstexperten die Wälder des nächsten Jahrhunderts sorgfältig geplant. Mit dem Konzept der naturnahen Waldbewirtschaftung treffen unsere Forstleute Vorsorge für die Zukunftsfähigkeit der heimischen Wälder. Reine Nadelwälder werden nach und nach in klimastabile Mischwälder überführt“, so Höfken. 10 Jahre nach Kyrill liegt heute der Mischwaldanteil in Rheinland-Pfalz bei 82 Prozent und die heimische Buche ist wieder häufigste Baumart, kann Ministerin Höfken die Erfolge forstlicher Anstrengungen bilanzieren. Die Zunahme schwerer Orkane im Winterhalbjahr und heftiger Gewitterstürme im Sommer zeige aber auch, dass der Klimawandel eine der bedeutendsten Herausforderungen für die Forstwirtschaft bleibt. Das Sturmtief „Egon“ am vergangenen Freitag habe gerade wieder daran erinnert, so die Ministerin. Die Klimaveränderungen vollziehen sich in einer bisher nicht gekannten Geschwindigkeit. „In den nächsten Jahren soll der Mischwaldanteil im Staatswald daher weiter ausgebaut werden“, blickt die Ministerin nach vorne. Im Rahmen naturnaher Bewirtschaftungen, werden unter den Kronen der Altbäume verstärkt Buche, aber auch Weißtanne, Hainbuche, Winterlinde und Ahorn gepflanzt. „Dies ist ein Beitrag zur Risikovorsorge und gleichzeitig zum Erhalt der Zukunftsfähigkeit sowie der Artenvielfalt in unseren Wäldern. “Davon profitiert die gesamte Gesellschaft. Denn der Wald leidet nicht nur unter dem Klimawandel, er bremst ihn auch zugleich. Der Wald in Rheinland-Pfalz speichert 280 Millionen Tonnen klimaschädliches CO2“, so Höfken. Minister Remmel: "Schäden durch Kyrill auch 10 Jahre nach dem Orkan immer noch sichtbar"Umweltministerium NRW Pressemitteilung, 11.1.17In der Nacht vom 18. auf den 19. Januar 2007 fegte der Sturm Kyrill über Deutschland hinweg. Er richtete mit mehr als 180 Kilometern pro Stunde nicht nur Schäden in Milliardenhöhe an, er forderte auch elf Todesopfer, davon sechs in NRW. Verletzt wurden in dieser Nacht 150 Menschen. In NRW wurde die Kraft dieses Orkans besonders in den Wäldern im Sauerland und im Siegerland spürbar. Insgesamt 15,7 Millionen Festmeter, zumeist Fichtenreinbestände auf einer Fläche von 50.000 Hektar, wurden umgeworfen. Der Schaden im Wald belief sich auf mehr als 1,5 Milliarden Euro in NRW. Die in einer Nacht zu Boden geworfene Holzmenge wird sonst in drei Jahren durch normalen Holzeinschlag erreicht. Für viele Waldbauern wurde in einer Nacht die waldbauliche Arbeit von Generationen vernichtet. Hinzu kamen große Schäden an der Infrastruktur in NRW in einer geschätzten Höhe von mehr als 500 Millionen Euro. Der gesamte Schaden in Deutschland betrug rund 4,7 Milliarden Euro. "Kyrill hat in NRW Schäden verursacht, die in unseren Wäldern auch zehn Jahre später noch deutlich zu erkennen sind", erklärte Umweltminister Johannes Remmel heute (10. Januar 2017) bei einer Besichtigung von Waldflächen in Neuenrade. "Kyrill war einer der bisher schwersten Stürme in Nordrhein-Westfalen und hat uns gezeigt, welche Folgen der Klimawandel auch in unseren Breitengeraden haben kann. Aber: Er war kein Einzelfall. Vor Kyrill gab es den Orkan Lothar und danach mit Ela weitere Wetterextreme, die enormen Schaden verursacht hatten. Orkane, Starkregenereignisse, längere Trockenperioden sind Folgen des Klimawandels. Wir wollen unseren Wald durch geeignete Maßnahmen stabiler gegen den Klimawandel machen", sagte Minister Remmel. Vor Kyrill waren die betroffenen Sturmflächen im Privatwald zu 93 Prozent mit Nadelhölzern bepflanzt und zu sieben Prozent mit Laubholz. Ende 2015 stieg der Anteil der Laubhölzer auf den Kyrill-Flächen auf 47 Prozent, der Anteil an Nadelhölzern sank auf 53 Prozent. Aus Sicht der Waldexperten eine gute Entwicklung, wie der Leiter des Landesbetriebs Wald und Holz NRW, Andreas Wiebe, erläuterte: "Direkt nach Kyrill haben wir ein klimagerechtes Wiederbewaldungskonzept hin zu mehr Laubwald erstellt. Dieses Konzept war Grundlage eines umfangreichen Beratungs- Förderangebot für den Privatwaldbesitz, das gut angenommen wurde." Zur Bewältigung der Waldschäden wurde im Jahr 2007 ein mit 100 Millionen Euro ausgestattetes Kyrill-Sofortprogramm der NRW-Landesregierung aufgelegt. Daraus sind bis heute rund 45,4 Millionen Euro abgerufen worden, vor allem für die Wiederbewaldung der Kyrill-Flächen. Das bisher nur rund die Hälfte der Gelder abgerufen wurde, ist darin begründet, dass in der Kalkulation des Sofortprogramms auch Folgekosten durch nachfolgende Stürme und Insektenkalamitäten mit einberechnet waren. In der Regel fällt in den ersten Jahren nach einem säkularen Sturmereignis noch einmal die gleiche Menge an Holz an. Das blieb nach Kyrill aus, so dass ein großer Teil des bereitgestellten Geldes nicht benötigt wurde. Das Kyrill-Sofortprogramm wurde ergänzt durch ein Sonderkreditprogramm des Landes mit 65 Millionen Euro für Waldbesitz und Holzwirtschaft sowie Mitteln aus dem EU-Solidaritätsfonds von 101 Millionen Euro für Maßnahmen zur Reparatur der Infrastruktur und sonstigen Maßnahmen der öffentlichen Hand. Für Minister Remmel ist es 10 Jahre nach dem Orkan Zeit, nach vorne zu schauen: "Kyrill hat große Schäden verursacht, die noch lange nachwirken werden. Er hat die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer viel Kraft gekostet und Existenzen bedroht. Die Aufarbeitung der Hauptschäden hat mehr als zwei Jahre gedauert. Kyrill hat uns aber auch gezeigt, dass der bereits begonnene Waldumbau hin zu stabileren Mischwäldern richtig ist", zog der Minister das Fazit. Als Modellbetrieb für die Zukunft dient der NRW-Staatswald. Anpassungsstrategien werden dort erprobt und der Umbau zu einem nachhaltigen Mischwald mit hohem Laubholzanteil hat begonnen. Als Beleg für die Strategie der nachhaltigen Bewirtschaftung wurde der Landesbetrieb Wald und Holz NRW 2016 erneut mit dem FSC-Siegel zertifiziert. "Das Siegel dokumentiert unseren Vorbildcharakter in punkto Ökologie, Ökonomie und Soziales bei der Bewirtschaftung unserer Wälder. Unsere Wälder haben dann eine Zukunft, wenn wir stets alle drei Nachhaltigkeits-Aspekte berücksichtigen", erläuterte Remmel. "Verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung ist aktiver Klima- und Umweltschutz bei gleichzeitiger Nutzung der Wälder als wertvoller Erholungsraum." Wiederauferstehung einer WaldlandschaftKyrill war der verheerendste Orkan, der je über Deutschland fegte. Elf Tote, ganze Wälder entwurzelt. Schadenhöhe: 4,7 Milliarden Euro. Doch Geschädigte und Behörden haben längst ihre Lehren aus der Katastrophe gezogen.Von Karin Jäger, Deutsche Welle, 16.1.17 http://www.dw.com/de/wiederauferstehung-einer-waldlandschaft/a-37104507 Orkan "Kyrill"Viele Waldbauern haben ihre Lektion gelernt(dpa) - 18. Januar, 2017http://www.focus.de/panorama/welt/orkan-kyrill-viele-waldbauern-haben-ihre-lektion-gelernt_id_6511530.html Zehn Jahre nach „Kyrill“: Entwicklung zu Mischwald beschleunigt(dpa) - 15 Januar, 2017http://www.focus.de/regional/kassel/wetter-zehn-jahre-nach-kyrill-entwicklung-zu-mischwald-beschleunigt_id_6496804.html Zehn Jahre nach Kyrill: Mehr Mischwald in Bayern(dpa) - 16. Januar, 2017https://www.tvaktuell.com/zehn-jahre-nach-kyrill-mehr-mischwald-in-bayern-204666/ Zehn Jahre Kyrill: Die Lehren aus dem OrkanVon Sandra Lumetsberger, Kurier, 18.1.17https://kurier.at/wissen/vor-zehn-jahren-verwuestete-das-orkantief-kyrill-europa/241.567.519 » zurück |
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