AktuellUrwaldschutz in Russland
Urwaldschutz - geht doch!Russland stellt einen der letzten Urwälder Europas unter Schutz. Ein Erfolg, für den Greenpeace-Russland jahrzehntelang gekämpft hat.Greenpeace-Online, 15.10.19 Der Dvinsky-Wald im nordeuropäischen Teil Russlands ist einer der letzten Urwaldgebiete Europas. Diese unberührte Waldwildnis, die sich seit Jahrhunderten ohne nennenswerte menschliche Einflüsse entwickelt hat, war massiv durch die Holzwirtschaft bedroht. Nun steht das Herzstück, 43 Prozent des Waldes, unter Schutz. Das Reservat „Dvinsko-Pinezhsky“ in der Region Arkhangelsk umfasst 300.000 Hektar, eine Fläche in etwa so groß wie das Saarland. Jahrzehntelang hatten Greenpeace Russland, der WWF und anderen NGOs gegen den Holzeinschlag und für ein Schutzgebiet gekämpft. "Wir sind so glücklich, dass dieses Gebiet für kommende Generationen und zum Wohle unseres Planeten geschützt wird“, kommentiert Tatiana Khakimulina, Expertin für Wälder bei Greenpeace Russland den Erfolg. Auch die gute Zusammenarbeit mit der Regionalregierung Arkhangelsk habe zum Gelingen beigetragen. Khakimulina will diese Basis für weitere Verbesserungen in der Waldwirtschaft nutzen. Denn 60 Prozent des Dvinsky-Waldes sowie viele andere wertvolle Wälder sind nach wie vor der zerstörerischen Gier nach Holz ausgesetzt. Natürliche Wälder: von unschätzbarem Wert Das neu erschlossene Naturschutzgebiet „Dvinsko-Pinezhsky“ umfasst den Kern einer intakten Waldlandschaft zwischen den Flüssen Nord-Dvina und Pinega. Dieser an der nördlichsten Vegetationszone gelegene boreale Nadelwald ist Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten. Unter anderem leben hier Braunbären, Uhus und Vielfraße. Zudem ist er überaus wertvoll im Kampf gegen die Klimakrise. Der natürliche Wald speichert CO2, ist widerstandsfähig und in der Lage sich an die klimabedingten Veränderungen anzupassen. Im Boden und im Totholz speichert er Feuchtigkeit, übersteht auf diese Weise Dürreperioden und betreibt einen effektiven Brandschutz. „Gerade jetzt, in Zeiten der Klimakrise, müssen wir unsere Wälder schützen“, sagt Vanessa Reithinger, Expertin für Wälder bei Greenpeace Deutschland, „denn wir sind auf sie als natürliche CO2-Speicher angewiesen. Doch überall auf der Welt werden Wälder noch immer zum bloßen Holzlieferanten für Holz und Papierprodukte degradiert, für Weideflächen für die Viehzucht zerstört oder sie müssen Palmölplantagen weichen. Produkte, die mit Waldzerstörung in Verbindung stehen landen auch auf dem deutschen Markt. Das muss gesetzlich unterbunden werden!“ Schweinepest bedroht russische TigerSchweinepest im russischen Fernen Osten ausgebrochen / WWF warnt vor Gefahr für letzte Amur-TigerWWF Pressemitteilung, 4.10.19 Die afrikanische Schweinepest ist im Fernen Osten Russlands ausgebrochen, einem der letzten Verbreitungsgebiete des Amur-Tigers. Sich selbst können Tiger durch den Verzehr erkrankter Wildschweine zwar nicht infizieren. Trotzdem droht den Raubkatzen deswegen Ungemach. Zur Eindämmung des Virus will die Regierung ein gängiges Verfahren anwenden: Die Wildschein-Population soll durch Abschuss in den betroffenen Seuchengebieten auf ein Minimum reduziert werden. Der WWF warnt davor, diese Methode, die im europäischen Teil Russlands eingesetzt wird, in den Lebensräumen der stark bedrohten Amur-Tiger und der ebenso bedrohten Amur-Leoparden anzuwenden. Laut WWF sind es vor allem Menschen, die durch Kleidung und Transport den Virus aus den Schweineställen weitertragen. Wildschweine abzuschießen bewertet die Naturschutzorganisation daher als „blinden Aktionismus“, dem letztendlich auch die Tiger zum Opfer fallen, da sie keine Beute mehr finden. "In der Amur-Region gibt es sowieso schon wenig Beutetiere für den Tiger. Wildschweine machen gut die Hälfte seiner Nahrung aus. Sollte deren Bestand schrumpfen, droht auch der Bestand des Tigers zurückzugehen, weil die Großkatzen nicht mehr ausreichend Nahrung finden und verhungern. Vor allem im anstehenden Winter kann dies ein echtes Problem werden." erklärt WWF-Russland-Referent Markus Radday. “Wenn den Tigern die Beutetiere ausgehen, könnten sie auf der Suche nach Nahrung auch in Dörfer vordringen, Haustiere und Vieh reißen. Solche Konflikte sind nicht nur für die Dorfbewohner eine Gefahr, sondern können auch für den Tiger tödlich enden.“ Der Schweinepest-Erreger wurde erstmals Ende Juli bei Hausschweinen in der Siedlung Pogranitschtny nachgewiesen. Inzwischen sind bereits 16 Ausbrüche von der Region Primorje im Südosten bis zum Amur Verwaltungsbezirk , weiter nördlich offiziell registriert. Die dortigen Verwaltungen erklärten den Notstand und verhängten eine Quarantäne innerhalb von 100 Kilometern um den jeweiligen Betrieb. Das Virus wird über den Transport von Futter, Lebensmitteln wie Fleisch- und Wurstwaren sowie Schlacht- und Speiseabfällen weitergetragen. Er ist extrem widerstandsfähig und kann selbst durch Kleidung und Fahrzeuge aus infizierten Ställen verbreitet werden. Eine Impfung gibt es nicht. Die in den meisten Fällen tödliche Infektion trat vor allem in landwirtschaftlichen Betrieben auf. Nur ein Fall einer betroffenen Wildschweinpopulation ist bisher bekannt. „Langfristig müssen wir dafür sorgen, dass der Tiger weniger abhängig von Wildschweinen ist und dass sein Beutespektrum mehr Hirsche umfasst.“, betont Radday. Der WWF arbeitet bereits seit 15 Jahren daran, die Zahl der Paarhufer, insbesondere Hirsche, im Tiger-Verbreitungsgebiet zu erhöhen, beispielsweise durch das Einrichten von Winter-Fütterungsplätzen. Die Maßnahme reiche jedoch nicht aus. Es sei darüber hinaus notwendig, eine Strategie für das Jagdmanagement auf größerer Fläche zu entwickeln, um höhere Beutetierdichten zu erzielen, so der WWF. Und das sei nur mit Unterstützung der Regierung und zusätzlichen Mitteln möglich. Hintergrund: Der Amur-Tiger, auch als Sibirischer Tiger bekannt, ist die größte lebende Katze auf der Erde und bildet das nördlichste Tigervorkommen. Ursprünglich besiedelte der Amur-Tiger ein riesiges Gebiet, das sich vom Oberlauf des Amur-Flusses im Westen bis zum Japanischen Meer im Osten erstreckte. Durch das Einwirken des Menschen hat sich sein Verbreitungsgebiet auf eine Fläche von etwa der halben Größe Deutschlands im russischen Fernen Osten und im angrenzenden Gebiet in Nordost-China reduziert. Deshalb wird der Amur-Tiger auf der Roten Liste als "stark gefährdet" eingestuft. » zurück |
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