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Erfolg für Indonesien?

Meilenstein: Palmölgigant verspricht Stopp der Urwaldzerstörung

Von Michelle Bayona, Greenpeace-Online, 9.2.11

Ob der neue Aktionsplan von Indonesiens größtem Palmölproduzenten hält, was er verspricht? Der Sinar Mas-Konzern war bisher vor allem für illegale und massive Waldrodung bekannt. Wenn die Firma - diesmal - zu ihrem Wort steht, sind große Flächen Regenwald zukünftig geschützt.

Mit einem Report über die Rolle der Palmölindustrie bei der Regenwaldzerstörung fing es 2007 an. Seitdem konnte Greenpeace dem Sinar Mas-Konzern mehrfach illegale Rodungen nachweisen. Für den Anbau neuer Ölpalm-Plantagen werden in Indonesien riesige Flächen Wald zerstört und kohlenstoffhaltige Torfböden trocken gelegt. Die Folge: Der Klimawandel wird kräftig angeheizt, Menschenrechtsverletzungen und die Bedrohung gefährdeter Tierarten werden in Kauf genommen.

Nach zwei Jahren Greenpeace-Kampagne ist Indonesiens berüchtigter Großkonzern Sinar Mas scheinbar einsichtig. Heute hat Golden Agri Resources (GAR) - die Palmöl-Tochterfirma des verzweigten Sinar-Mas Konzerns - seinen Plan zum Schutz des Regenwaldes vorgestellt. Immerhin: Der ist ambitioniert und vor allem messbar. Wälder, die mehr als 35 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar speichern, sind zukünftig für den Plantagenanbau tabu.

"Der Aktionsplan berücksichtigt auch die Wälder, in denen bereits eingeschlagen wurde. Diese sind für die Artenvielfalt und als Heimat des bedrohten Orang-Utans von großer Bedeutung. Und: Torfgebiete werden explizit geschützt", erklärt Corinna Hölzel, Waldexpertin bei Greenpeace. Sofern GAR diese Maßnahmen auch vollständig umsetze, sei das ein großer Schritt im Kampf gegen den Klimawandel.

Der Plan von GAR geht über das freiwillige Zertifizierungssystem des "Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl" (RSPO) hinaus. Bedeutet das die Trendwende in der Palmölindustrie? Hölzel ist vorsichtig: "Noch ist der Plan von Golden Agri Resources ein Papier. Greenpeace wird die Umsetzung sehr genau verfolgen und kommentieren."

Allein im Wald?

Obgleich der Bedarf an Palmöl für Nahrungsmittel, Industrie und Energie weltweit steigt, brachen Sinar Mas in der Vergangenheit zunehmend wichtige Kunden weg. Greenpeace veröffentlichte mehrere Berichte über das skrupellose, umweltfeindliche Vorgehen des Palmölgiganten. Firmen wie Unilever und Nestle kappten nach Greenpeace-Kampagnen ihre Verträge mit Sinar Mas.

Kein Palmöl aus Urwaldzerstörung in der Lieferkette - diese Bedingung muss Sinar Mas nun erfüllen. "Es wäre zu früh, Abnehmerfirmen wie Nestlé Entwarnung für den Kauf von Palmöl aus Golden Agri Resources-Beständen zu geben. Greenpeace wird die Umsetzung des neuen Aktionsplans genau unter die Lupe nehmen", verspricht Hölzel. Die Messlatte werde für Greenpeace immer das Verhalten der Unternehmen vor Ort sein.

Greenpeace-Einsatz geht weiter

So begrüßenswert die Einsicht von GAR ist - der Palmölproduzent ist nur ein Teil des riesigen Sinar Mas-Konzerns. Asian Pulp and Paper, APP, der Papierzweig im Unternehmen, ist an dem neuen Waldschutz-Plan nicht beteiligt. Auf der Internationalen Papierfachmesse Paperworld haben Greenpeace-Aktivisten dem Urwaldzerstörer deshalb kürzlich die Goldene Kettensäge überreicht. Greenpeace fordert weiterhin alle Abnehmer von Papier und Verpackungen auf, APP als Lieferanten auszuschließen.

Kampagnenverlauf
  • November 2007 – Greenpeace veröffentlicht den Report "Wie die Palmölindustrie das Klima verheizt" (Cooking the Climate).
  • April 2008 – Greenpeace-Kampagne: Unilever soll kein Palmöl aus Urwaldzerstörung beziehen
  • Mai 2008 – Unilever verpflichtet sich, seine Lieferkette zu überprüfen und unterstützt ein Moratorium auf einen sofortigen Stopp der Regenwaldzerstörung.
  • Dezember 2009 – Nach neuen Greenpeace-Beweisen über das umweltfeindliche Vorgehen des Konzerns kündigt Unilever einen 30 Mio. EUR-Vertrag mit der Sinar Mas-Tochterfirma GAR
  • March 2010 – Greenpeace-Kampagne: Nestlé, der weltweit größte Lebensmittelkonzern, soll Palmöl von GAR aus seiner Lieferkette ausschließen. Nestlé, Kraft and Mars kündigen ihre Verträge mit dem Urwaldzerstörer.
  • April 2010 – Auf Druck von Greenpeace verkündet Nestlé, zukünftig eigene, strenge Nachhaltigkeitsstandards in seiner Palmöl-Lieferkette einzuhalten!
  • September 2010 – Der RSPO - der Runde Tisch für Nachhaltiges Palmöl - kritisiert GAR für seine Umwelt- und Sozialstandards. Er kündigt eine Untersuchung der Vorwürfe an, die im März 2011 veröffentlicht werden sollen.
  • February 2011 – GAR veröffentlicht einen Aktionsplan zum Schutz des Regenwaldes



Erfolgreicher Protest: Die Bauern sind frei, Palmölkonzern in Bedrängnis

Rettet den Regenwald e.V. Pressemitteilung, 21.01.2011

So schnell haben Politiker und Konzerne selten reagiert: Drei Tage, nachdem wir zu Protesten gegen die Schüsse und Verhaftungen in Karang Mendapo auf der indonesischen Insel Sumatra aufgerufen hatten, sahen sich Distriktregierung, Polizei und die Firmenleitung des Palmölmultis Sinar Mas zum Handeln gezwungen.

Hintergrund: Am Samstag, den 16.Januar, hatte die paramilitärische Spezialeinheit Brimob ohne Vorwarnung das Feuer auf die Bauern von Karang Mendapo eröffnet – sie waren gerade dabei, Palmölfrüchte auf ihrem Land zu ernten. Sechs Männer wurden zum Teil schwer verletzt, sieben weitere verhaftet. Drahtzieher war wieder einmal der Sinar Mas-Konzern, der bereits 2003 den Gemeindewald durch seine Tochterfirma PT KDA abholzen ließ.

Die Bauern von Karang Mendapo jedoch wehrten sich erfolgreich gegen den Konzern und begannen mit der Aufforstung der Palmöl-Plantagen. Der Bürgermeister Muhammad Rusdi gewann im August 2010 mit Hilfe von Rettet den Regenwald alle Prozesse gegen Sinar Mas und wurde rehabilitiert.

Die erneute Gewalt durch einen Palmölkonzern und offensichtlich von ihm gekauften Brigaden hatte auch in Indonesien eine Protestwelle ausgelöst – angeführt durch unseren Partner und Menschenrechtsaktivisten Feri Irawan. In der Hauptstadt Jakarta und auf Sumatra fanden spontan Demonstrationen statt, auch die Presse berichtete von dem ungeheuerlichen Vorgang. Inzwischen hat Daud Dharsono, Präsident des Palmölkonzerns Sinar Mas, eine Abordnung der Bauern und Menschenrechtler empfangen, die Polizei in Jakarta ermittelt gegen Sinar Mas und die Männer, die geschossen haben.

In der Distriktstadt Sarolangun auf Sumatra fanden bereits erste Verhandlungen zwischen den Bauern von Karang Mendapo, dem Distriktchef, der Polizei und einem Vertreter der Palmölfirma PT KDA statt. Verhandlungsführer ist Bürgermeister Muhammad Rusdi.

Feri Irawan und die Bauern von Karang Mendapo bedanken sich bei allen Unterstützern. Ohne sie säße Rusdi heute nicht mit Vertretern aus Politik, Polizei und der Palmölindustrie an einem Tisch – und zwar auf Augenhöhe.

Zwei der Bauern liegen noch schwer verletzt im Krankenhaus. Sie haben zusätzlich ein großes Problem: Es gibt in Indonesien keine gesetzliche Krankenversicherung. Wenn Sie für die Behandlung der Betroffenen spenden möchten, nennen Sie bitte das Stichwort „Karang Mendapo".




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