Aktuell


Wieder Baustopp für Belo-Monte

GLOBAL 2000 und Greenpeace: Baustopp von Belo Monte ist wichtiger Etappensieg

Indigene Völker, Regenwald und Tierwelt sind hoch gefährdet

Greenpeace Österreich und Global 2000 Pressemitteilung, 29.9.11

Wien - Am gestrigen Mittwoch stoppte ein Gericht den Weiterbau des umstrittenen Belo-Monte Staudamms im brasilianischen Amazonasbecken. Für Lisa Kernegger, Ökologin bei GLOBAL 2000, ist dies ein wichtiger Etappensieg: "Neben den indigenen Völkern sind auch die gesamte dortige Flora und Fauna durch dieses Megaprojekt gefährdet. Allerdings muss man diese Neuigkeiten mit Vorsicht genießen: Es handelt sich noch nicht um ein endgültiges Ende von Belo Monte." Bereits im April 2010 ordnete ein brasilianischer Richter einen Baustopp an. Er begründete es damals mit ungenügenden Überprüfungen der Umweltauswirkungen des weltweit drittgrößten Wasserkraft-Projekts. Der Bau wurde um einige Monate verzögert, jedoch vor wenigen Wochen wieder aufgenommen.

Der umstrittene Kraftwerksbau wird der drittgrößte Staudamm der Welt, er soll Strom für die wachsende Wirtschaft des Landes erzeugen - zu einem hohen Preis: Riesige Flächen des brasilianischen Regenwaldes sind gefährdet und bis zu 40.000 Menschen müssen umgesiedelt werden. Das Vorgehen der brasilianischen Regierung, die das Projekt trotz weitreichender Widerstände genehmigt hat, verstößt gegen Menschenrechte und brasilianische Gesetzgebung. Seit Jahren wird weltweit immer wieder gegen den Bau von Belo Monte protestiert. "Es ist höchst erfreulich, dass Brasiliens Justiz nun endlich reagiert hat", betont Lisa Kernegger.

Das Gericht argumentierte sein aktuelles Urteil mit der Tatsache, dass der Bau des Staudamms den natürlichen Verlauf und Fluss des Xingu-Flusses und damit den Fischbestand und somit die Fischerei der Ureinwohner beeinträchtige. Auch Steffen Nichtenberger, Kommunikationschef von Greenpeace, freut sich: "Der Baustopp im brasilianischen Belo Monte ist ein erster wichtiger Meilenstein im Kampf gegen dieses Unrechtsprojekt und gibt den Menschen vor Ort und dem Regenwald eine wichtige Atempause. Der am Staudammprojekt beteiligte österreichische Anlagenbauer Andritz AG sollte diese Pause zum Nachdenken nutzen, um sich endlich aus diesem ökologischen und menschenrechtlichen Wahnsinn zurückzuzuziehen."


Baustopp für Belo Monte

Dreikönigsaktion und Südwind sehen sich in ihrer Kritik bestätigt

Dreikönigsaktion und Südwind Pressemitteilung, 29.9.11

Belém/Brasilien - Knalleffekt rund um das umstrittene Staudammprojekt Belo Monte: Am Abend des 28.09. verhängte das Bundesgericht des Bundesstaats Pará einen sofortigen Baustopp für alle Arbeiten, die zu einer Veränderung des Flußlaufes des Xingu-Flusses führen würden. Die bereits aufgefahrenen Bagger, die gigantische Kanäle, Dämme und Staumauern für das drittgrößte Kraft der Welt errichten sollen, müssen stillstehen, ansonsten riskiert das Errichtungs- und Betreiberkonsortium Norte Energia S. A. hohe Strafzahlungen.

Bundesrichter Carlos Eduardo Castro Martins gab der Klage des Zierfisch-Zucht- und Exportverbands von Altamira (Acepoat) recht und verbietet mit sofortiger Wirkung "jegliche Bauarbeiten, die den natürlichen Lauf des Xingu-Flusses stören und damit die Fisch-Fauna verändern würden."

Im aktuellen Gerichtsurteil geht es um den lokalen Fang von Zierfischen. Allein im Xingu-Fluss gibt es viermal mehr Fischarten als in allen Flüssen Europas zusammen, viele von ihnen würden verschwinden, wenn Belo Monte gebaut wird. Der zuständige Richter sprach aber auch von einer "Bedrohung für die gesamte Bevölkerung am Fluss, die vom Fischfang lebt".

"Es ist eigentlich zynisch, dass die Bedrohung von Zierfischen nun ausschlaggebend war, aber es ist begrüßenswert, dass der Lebensraum der Indigenen nun vorläufig gesichert ist" freut sich Christina Schröder von Südwind, die im Februar im Amazonas war, um sich vor Ort ein Bild von der Situation der Betroffenen zu machen. Für die indigenen Gemeinschaften am Xingu-Fluss ist Fisch ein Grundnahrungsmittel, das 70 % ihres Proteinbedarfs deckt.

"Die brasilianische Regierung versucht den Bau von Belo Monte um jeden Preis durchzudrücken und wollte sich nicht mit den lästigen Rechten von Betroffenen und den Umweltgesetzen aufhalten. Das rächt sich jetzt und das Projekt zerbröckelt", so Herbert Wasserbauer von der Dreikönigsaktion.

"Wir haben auch die durch Turbinenaufträge involvierte Andritz AG mehrfach darauf hingewiesen, dass es sich bei Belo Monte um ein Unrechtsprojekt handelt. Anstatt das Projekt bei jeder Gelegenheit zu verteidigen, soll die Andritz AG die Konsequenzen ziehen und endlich aus dem Projekt aussteigen", appelliert Wasserbauer.


Brasilien: Justizministerium stoppt den Bau von Belo Monte

"Rettet den Regenwald" e.V. Pressemitteilung, 29.09.2011

Heute wurde der Bau des Megastaudamms Belo Monte erneut gerichtlich gestoppt. Der Klage eines Fischereivereins von Altamira (Acepoat) wurde im Justizministerium von Belém stattgegeben und der sofortige Stopp der Bauarbeiten am Wasserkraftwerk Belo Monte angeordnet.

Die Entscheidung des Richters Carlos Eduardo Castro Martins verbietet dem Bauträger Norte Energia S.A (NESA) jegliche Änderung im Flussbett des Xingu durchzuführen. Er stellte in seiner Entscheidung das Interesse der Menschen die am Fluss vom Fischfang leben über die Wirtschaftsinteressen des brasilianischen Staates. Im Xingu leben 372 Fischarten, die für tausende Menschen die wirtschaftliche Lebensgrundlage bilden. Beim Bau von Belo Monte wären viele dieser Arten nicht überlebensfähig.

Außerdem drohen weitere negative Umweltauswirkungen. Von den 40 rechtlich verlangten Umweltauflagen ist bisher nur ein geringer Teil umgesetzt. Außerdem müssen für den Bau mindestens 20.000 Menschen vertrieben werden. In Brasilien sprachen sich deshalb auch 20 wissenschaftliche Gesellschaften gegen Belo Monte aus.

Das Belo Monte Projekt steht in Brasilien stellvertretend für ein heftige gesellschaftliche Debatte, ob Wirtschaftsinteressen grundsätzlich über den Erhalt der Natur und der Kultur stehen. Am Xingu Fluss leben besonders viele indigene Gruppen, auch bisher nicht kontaktierte, deren kulturelles Überleben durch das Wasserkraftwerk stark gefährdet ist.

Rettet den Regenwald hatte bisher über 60.000 Unterschriften gegen das Belo Monte Projekt gesammelt und im August nach einer Kundgebung an die brasilianische Botschaft übergeben.




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