AktuellUpdate Awá
Brasilien verpasst Frist, um das bedrohteste Volk der Welt zu rettenSurvival International Deutschland e.V. Pressemitteilung, 9.4.13Die brasilianischen Behörden haben Ende März eine Frist ungenutzt verstreichen lassen, die ein Bundesrichter ihnen gestellt hatte, um alle Eindringlinge aus dem Gebiet des bedrohtesten Volkes der Welt auszuweisen. Das indigene Volk der Awá steht an der Schwelle der Ausrottung, doch die Behörden haben nichts unternommen, um die Zerstörung ihres Waldes durch illegale Holzfäller und Siedler zu stoppen. Im März 2012 hatte der Richter Jirair Aram Meguerian angeordnet, dass alle Holzfäller und Siedler innerhalb eines Jahres aus dem Gebiet ausgewiesen werden müssen. Doch die Frist ist verstrichen, ohne dass eine einzige Person das Gebiet verlassen musste. Eines der Awá-Territorien ist schon zu mehr als 30 Prozent abgeholzt. Die Awá berichten, dass die Holzfäller sich ihren Gemeinden gefährlich genähert haben und bereits Bäume in nur 3 Kilometer Entfernung zum Abholzen markiert haben. Die Lastwagen der Holzfäller transportieren Tag und Nacht Holz ab und die Awá-Indianer haben Angst, überhaupt noch in den Wald zu gehen oder dort zu jagen. Haikaramoka, ein Mitglied der Awá, erklärte gegenüber der Menschenrechtsorganisation Survival International: “Die Holzfäller zerstören unseren Wald. Sie haben Straßen gebaut. Wir haben Angst. Sie können auch hinter den unkontaktierten Indianern her sein. Wir haben Angst, weil die Holzfäller uns und die unkontaktierten Indianer töten könnten.” Das Überleben der Awá ist eng mit ihrem Regenwald verknüpft: Er gibt ihnen Essen, Unterkunft und ein spirituelles Zuhause. Etwa 100 der 450 Awá-Indianer leben unkontaktiert. Sie sind durch eingeschleppte Krankheiten besonders gefährdet. Eine Erkältung könnte für sie tödlich sein. In den 1980er Jahren wurde die Awá-Bevölkerung durch den Kontakt mit Außenstehenden dezimiert, nachdem eine Bahnlinie durch ihr Gebiet gebaut wurde. Entlang der Strecke wird im Rahmen des Grande Carajás-Projektes Eisenerz aus der Carajás-Mine an die Küste transportiert. Das Projekt wurde auch von der Weltbank und der damaligen Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft finanziell unterstützt. Der Zustrom von Siedlern und Arbeitern brachte Gewalt und Krankheiten, und viele Awá wurden ermordet. Fast 50.000 Briefe und E-Mails wurden an Brasiliens Justizminister geschickt, seit Schauspieler Colin Firth den Startschuss für Survival Internationals Kampagne zum Schutz der Awá gab. Doch FUNAI, die brasilianische Behörde für indigene Völker, wartet noch immer auf die Unterstützung des Justizministeriums, der Bundespolizei und der Regierung, um die Eindringlinge ausweisen zu können. Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte heute: “Brasilien hat bereits unzählige indigene Völker zerstört, entweder weil die Regierung daran scheiterte sie zu schützen oder weil sie aktiv die Ausbeutung ihrer Gebiete gefördert hat. Es ist noch nicht zu spät für die Awá, doch viel Zeit bleibt nicht mehr. Es liegt ohne Zweifel in den Möglichkeiten des Justizministers, die Holzfäller auszuweisen. Doch er muss heute handeln. Wenn er nichts tut, werden die Awá morgen verschwunden sein.” Einmalige Reise von Maori-Journalisten zu den GuaraniSurvival International Deutschland e.V. Pressemitteilung, 5.4.13Ein Team indigener Maori-Journalisten aus Neuseeland ist nach Brasilien zu den Guarani-Indianern gereist, um über deren Notlage zu berichten. Der bisher einmalige Bericht 'Stiller Genozid', der aus zwei Teilen besteht, wurde vergangene Woche auf dem Fernsehsender Maori Television ausgestrahlt. Die Journalisten besuchten mehrere Guarani-Gemeinden, die um ihr angestammtes Land kämpfen. In der Pyelito Kuê-Gemeinde haben sie die “Widerstandskraft” der Guarani beobachten können, die zwischen einem Fluss und Ackerland gefangen leben und unter Nahrungsmittelmangel sowie gewaltsamen Angriffen durch Söldner leiden. Reporterin Renée Kahukura Iosefa kommentierte: “Während die Guarani verhungern, sehen sie vor ihren Augen die Felder der Farmer gedeihen.” Die Pyelito-Indianer haben kürzlich einen Fortschritt bei der Demarkierung ihres Landes gefeiert. Dennoch ist es wichtig, dass die Regierung schnell handelt, damit sie ein sichereres Leben führen können. Der Bericht skizziert auch die furchtbare Lage der Guarani, die von ihrem Land vertrieben wurden, um Platz für Viehzuchtfarmen sowie Soja- und Zuckerrohrplantagen zur Produktion von Biosprit zu schaffen. Der US-amerikanische Nahrungsmittel-Konzern Bunge ist nur eines der Unternehmen, die auf Guarani-Land produziertes Zuckerrohr erwerben. Die Guarani und Survival fordern die brasilianische Regierung dringend auf, den Indigenen das Land zurückzugeben, da sie rechtlich dazu verpflichtet ist. In der Zwischenzeit leiden die Guarani unter Unterernährung, Gewalt, Mord und einer der höchsten Selbstmordraten weltweit. Damiana Cavanha lebt mit anderen Mitgliedern ihrer Gemeinde, Apy Kay, am Rand einer Hauptstraße sie warten darauf, dass ihr Land demarkiert wird. Drei ihrer Söhne wurden überfahren und getötet. Damiana sagte den Maori: “Dieses Land gehört nicht den Farmern, sondern es ist indigenes Guarani-Land.” Weil sie sich für die Rückgabe ihres angestammten Landes einsetzen, werden Anführer der Guarani wie Damiana oft die Opfer der Söldner der Viehzüchter. Tonico Benites ist einer der vielen Guarani-Anführer, die erst kürzlich mit dem Tod bedroht wurden. Er sagte Journalisten: “Ich werde nicht aufhören. Ich werde im Kampf sterben.” Gewalt in Kolumbien: Nasa-Indianer getötetEin 57-jähriger Angehöriger des Nasa-Volkes wurde vermutlich bei einem militärischen Angriff in Kolumbien erschossen Survival International Deutschland e.V. Pressemitteilung, 3.4.13Im indigenen Caldono-Schutzgebiet im Südwesten der kolumbianischen Cauca-Provinz wurde am 30. März Álvaro Chocué am Kopf von einer Kugel getroffen. Ein Beamter der Armee gab an, dass die Schießerei während einer bewaffneten Konfrontation zwischen Soldaten und illegalen Rebellen der FARC (Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens) stattgefunden hatte. Anführer der Nasa sagen jedoch, dass seine Leiche nahe eines militärischen Checkpoints, vom Ort des Konflikts entfernt, aufgefunden wurde. ACIN, eine Indigenen-Organisation in Cauca, sagte zu kolumbianischen Medien: “Das Militär bemannte vermutlich einen Checkpoint, als Álvaro Chocué vorbeiging und erschossen wurde. Es fand auf indigenem Land statt.” Nach dem Vorfall wurden drei Soldaten von lokalen Nasa-Indianern aus Protest festgehalten. Sie wurden 24 Stunden später freigelassen, nachdem das Militär versprach, den Fall zu untersuchen. Indigene Völker in Cauca gehören zu denen, die am stärksten unter dem Bürgerkrieg in Kolumbien leiden. Seit Jahrzehnten erhalten Rebellen der FARC eine starke Präsenz in diesem Gebiet aufrecht und die Indigenen geraten oft ins Kreuzfeuer von Rebellen und Armee. Survival unterstützt CRIC, eine Indigenen-Organisation in Cauca, und fordert Kolumbiens Regierung auf, der Gewalt gegen die indigene Bevölkerung des Landes ein Ende zu setzen. » zurück |
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