Aktuell


Menschenrechtskommission ermahnt Peru

Unkontaktierte: Interamerikanische Kommission warnt Peru

Survival International Deutschland e.V. Pressemitteilung, 22.11.13

Die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte (IACHR), das wichtigste Menschenrechtsgremium in Amerika, zeigt sich tief besorgt über Bedrohungen für Perus unkontaktierte Völker durch Öl- und Gasunternehmen, Abholzung und das Eindringen in ihre Gebiete. Die Bedrohungen könnten “zum Tod ganzer Völker führen”, warnt die Kommission.

Pläne der peruanischen Regierung, das kontroverse Camisea-Gasprojekt auszuweiten, das im Herzen des Nahua-Nanti-Reservates für unkontaktierte Völker in Perus südöstlichem Amazonasgebiet liegt, könnten zum Aufeinandertreffen von Indigenen und Gasarbeitern führen. Unkontaktierte Völker haben jedoch keine oder nur schwache Abwehrkräfte gegen eingeschleppte Krankheiten, und der erste Kontakt könnte für sie tödlich enden.

IACHR erklärte: “Aufgrund der Tatsache, dass unkontaktierte Völker keine Immunität gegen verbreitete Krankheiten haben, kann Kontakt zu (…) Epidemien führen, die den Tod ganzer Völker zur Folge haben könnten. Es ist unabdingbar, das Kein-Kontakt-Prinzip aufrechtzuerhalten, um ihre grundlegenden Rechte zu gewährleisten, darunter das Recht auf Leben und Integrität, das Recht an ihrem Land und angestammten Gebieten und das Recht auf Kultur und Gesundheit.”

Das Camisea-Gasprojekt wird von einem Konsortium aus Unternehmen geführt, darunter Pluspetrol (Argentinien), Hunt Oil (USA) und Repsol (Spanien). Die geplante Erweiterung würde Tausende kleiner Sprengungen in einem Gebiet erfordern, das für seine biologische Vielfalt weltbekannt ist.

Bereits im März 2013 hatten die Vereinten Nationen eine sofortige Suspendierung der Ausweitung von Camisea gefordert. Survival hatte sich zuvor in mehreren Briefen dafür eingesetzt. Weltweite Proteste folgten im April 2013, bei denen Perus Regierung zum Stopp des Vorhabens aufgerufen wurde. Über 120.000 Anhänger von Survival International haben Perus Präsidenten inzwischen in einer Petition aufgefordert, Eindringlinge und Unternehmen zu stoppen, die in das Gebiet unkontaktierter Völker vordringen.

Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte: “Wenn Camisea vergrößert werden darf, könnte es diese unkontaktierten Völker ausrotten. 'Entwicklungsprojekte' wie dieses lösen immer eine Welle des Todes, der Krankheiten und Zerstörung in den Gebieten ihrer rechtmäßigen Besitzer aus. Peru riskiert das Leben unkontaktierter Indigener für den Profit ausländischer Unternehmen – der illegale Gasraub muss sofort aufhören.”


Satellitenbild der Woche: Löcher im Regenwald

Es ist ein trauriger und gleichzeitig alarmierender Anblick. Satellitenbilder zeigen, wie in nur einem Jahr tausend Hektar Regenwald in Peru abgeholzt wurden. In der Region verschwindet jede Woche ein weiterer Quadratkilometer.

SPIEGEL-Online, 23.11.13

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/satellitenbild-der-woche-abholzung-im-peruanischen-regenwald-a-934903.html


Guarani-Mordrate: eine der höchsten weltweit

Survival International Deutschland e.V. Pressemitteilung, 22.11.13

Kurz vor dem 30. Jahrestag der Ermordung des bekannten Guarani-Anführers Marçal de Souza Tupã-i, veröffentlicht Survival International schockierende neue Statistiken, die das Ausmaß der Gewalt an Brasiliens Guarani-Indianern durch bewaffnete Söldner zeigen.

Nach Angaben der brasilianischen Nicht-Regierungsorganisation CIMI, stellen die Guarani die Mehrheit der ermordeten Indigenen in Brasilien dar. 2012 entsprach die Rate der Tötungsdelikte an Guarani-Indianern dem Vierfachen des Landesdurchschnitts – obwohl Brasilien bereits eine der höchsten Mordraten der Welt hat.

Guarani-Anführer Marçal de Souza Tupã-i war eine Schlüsselfigur im Kampf der Guarani um ihr angestammtes Land und brachte die Notlage des indigenen Volkes vor die Vereinten Nationen und Papst Johannes Paul II. Marçal de Souza Tupã-i wurde am 25. November 1983 von einem Mann erschossen, der Berichten zufolge von einem lokalen Viehzüchter angeheuert worden war.

Vor seinem Tod sagte Marçal de Souza Tupã-i: “Ich bin für den Tod gekennzeichnet … Wir Indianer leben hier und leiden unter Unrecht, Armut, Verfolgung und Hunger, weil das Land, auf dem wir sind, uns nicht ermöglicht zu überleben.”

30 Jahre später werden die Guarani noch immer Opfer von Gewalt und gezielten Attacken, wenn sie versuchen Teile ihres angestammten Gebietes, die zu Viehweiden und Plantagen umgewandelt wurden, zurückzuerlangen.

Celso Rodrigues, Gemeinde-Anführer Nísio Gomes und Teenager Denilson Barbosa sind einige der letzten Mordopfer unter den Guarani. Rosalino Ortiz, ein Guarani-Mann, der letzten Monat die Wiederbesetzung des Landes seiner Gemeinde Yvy Katu anführte, berichtete Survival International: “Die Lage ist jetzt sehr angespannt. Die Landbesitzer sind reich und haben das Geld, um Söldner für ein Massaker in Yvy Katu anzuheuern.”

Lokale Farmer haben angekündigt, dass sie mehr Geld sammeln wollen, um gegen die Wiederbesetzungen von Land vorzugehen. Die Guarani fürchten, dass dieses Geld “bewaffnete Milizen” wie die Sicherheitsfirma Gaspem finanzieren soll.

Eine Folge des Landverlustes und der Gewalt ist auch eine 34-fach höhere Selbstmordrate der Guarani im Vergleich zum nationalen Durchschnitt. Das letzte Opfer war Valmir Veron, Sohn des bekannten und 2003 erschossenen Guarani-Anführers Marcos Veron.

Stephen Corry, Direktor von Survival International, erklärte: “Die Anführer der Guarani werden einer nach dem anderen ermordet. Das überrascht nicht, wenn selbst Politiker zugeben, dass eine Kuh in Brasilien mehr wert ist als das Leben eines Guarani. Diese Statistiken sind erschütternd, aber wir dürfen nicht vergessen, dass die Lösung für die Guarani so simpel ist: Die Rechte der Guarani an ihrem angestammten Land müssen eingehalten werden. Brasiliens Wirtschaft soll durch den Tourismus rund um die Fußballweltmeisterschaft eine Finanzspritze von 11 Milliarden US-Dollar erhalten. Wird davon irgendetwas in die Hilfe für Brasiliens erste Völker fließen?”




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