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Brasiliens Holzmafia

Betrug – aber keine Strafe

Im Amazonas roden Firmen weiterhin illegal Bäume, Unternehmen in Europa kaufen das Holz. Sie alle gehen straffrei aus. Neue Greenpeace-Recherchen belegen die kriminellen Aktivitäten.

Greenpeace-Online, 9.6.15

Zur Blütezeit leuchten sie blau, pink oder gelb am grünen Dach des Amazonas: die prächtigen Rispen der Ipê-Bäume. Doch ihr Hartholz ist begehrt. Denn seit Mahagoni durch die weltweite Nachfrage rar wurde, muss Ipê herhalten, etwa für Dielen. Die verkleiden auch jede Menge deutsche Terrassenböden – und sie sind oft aus Holz, das illegal geschlagen wurde.

Wie holzproduzierende Unternehmen Gesetzeslücken nutzen, um Stämme aus illegalem Einschlag aus dem brasilianischen Amazonas zu exportieren, zeigen mehrere Recherchen, die Greenpeace seit Mai 2014 veröffentlichte. Dabei wird das Holz als legal deklariert – und landet so auch auf dem EU-Markt.

Ein Unternehmen, das bei Greenpeace-Recherchen wiederholt in den Fokus geriet, ist die Firma Agropecuaria Santa Efigenia Ltda im brasilianischen Bundestaat Para. Die Recherchen belegten bereits im Oktober 2014, dass sich die Firma die offiziellen Dokumente über ihre Holzbeschaffung auf betrügerische Weise besorgte. Ein neuer Greenpeac-Report macht nun offenkundig: Die Firma erhielt eine offizielle Einschlagsgenehmigung, obwohl sie viel zu hohe von Ipê-Vorkommen für bestimmte Waldmanagement-Gebiete angegeben hat. Durch diese gefälschten Angaben konnte sie mehr Ipê schlangen und anschließend „legal“ exportieren.

Illegales Ipê-Holz, Marktwert: sieben Millionen Euro

Die Universität von São Paulo analysierte das Waldmanagement-Gebiet in Bezug auf die Angaben von Santa Efigenia Ltda und kam zu dem Ergebnis: Die Firma hat 400 Prozent mehr Ipê-Bäume angegeben als tatsächlich vorhanden; das Holzvolumen war um ein13-faches zu hoch. Die brasilianischen Behörden bestätigten den Betrug offiziell, Santa Efigenia Ltda musste eine Strafe zahlen. Im Februar dieses Jahres entzog die Regierung dem Unternehmen die Handelsgenehmigung.

Allerdings vergingen vier Monate von der Veröffentlichung der Greenpeace-Recherchen und Warnhinweise bis zu dem Entzug der Erlaubnis. Während dieser Zeit handelte Santa Efigenia 43.000 Kubikmeter Holz – darunter fast 12.000 Kubikmeter Ipê mit einem geschätzten Marktwert von sieben Millionen Euro.

Sorgfaltspflicht vernachlässigt

Über die illegalen Aktivitäten von Santa Efigenia informierte Greenpeace im Oktober eine Reihe von EU-Unternehmen, darunter auch die deutsche Holzverarbeitungsfirma Klöpferholz GmbH. Recherchen lassen nun vermuten, dass die Firmen dennoch weiter mit dem Holz von Santa Efigenia gehandelt haben.Die nötige Risikoanalyse führten sie also nur unzureichend durch und missachteten somit die Anforderungen zur Sorgfaltspflicht, die die EU-Holzhandelsverordnung (EUTR) vorschreibt.

„Das muss bestraft werden, sonst verfehlt die EUTR ihre angestrebte abschreckende Wirkung“, sagt Jannes Stoppel, Greenpeace-Experte für Wälder. „Wir haben im Mai 2014 auf die schweren Probleme im brasilianischen Forst- und Holzhandelssektor im Amazonas hingewiesen. Im Oktober 2014 haben wir konkrete Handelsketten von illegalem Holz aus dem Amazonas in die EU aufgedeckt.“

Parallelen zwischen illegalem Holzhandel und Mafia

In Deutschland fällt die Sorgfaltspflicht unter das Holzhandelssicherungsgesetzt; sie wird vom Bundesamt für Landwirtschaft und Ernährung kontrolliert. Dieses muss die Einhaltung der Pflicht nun umgehend überprüfen. Denn einige Unternehmen scheinen die Inaktivität der Behörden zu nutzen, um weiter Holzwaren aus fraglichen und risikobehafteten Quellen auf dem EU-Markt zu platzieren. Eine abschreckende Bestrafung brauchen sie dafür bisher nicht zu fürchten.

„Die Parallelen zwischen den Strukturen im illegalen Holzhandel und der Mafia wurde schon 2012 von Interpol und dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen untersucht“, sagt Stoppel.„Um dem illegalen Holzhandel entgegenzuwirken brauchen wir endlich eine abschreckende Bestrafung derer, die ihrer Sorgfaltspflicht nicht nachkommen.“




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