AktuellWaldbrände in Russland
3. Mai, 2011 Schon wieder hunderte Waldbrände in RusslandMOSKAU, (RIA Novosti). Seit dem Waldbrand-Desaster von 2010 ist kaum ein Jahr vergangen und wieder wüten bereits hunderte Naturbrände in Russland: Die Nasa-Satelliten Terra und Aqua lokalisierten in Sibirien und im Fernen Osten mehr als 300 Orte mit verstärkter Infrarotstrahlung.Dies teilte die Erdsondierungs-Firma Scanex am Dienstag mit. Der Firma zufolge lassen solche "heißen Punkte" normalerweise auf Wald- oder Steppenbrände schließen, obwohl auch Hüttenwerke oder brennende Gasfackeln von Öl- und Gasproduktionen verstärkte Infrarotstrahlen abgeben könnten. Nach Angaben des russischen Zivilschutzministeriums sind seit Jahresbeginn landesweit mehr als 3 000 Naturbrände ausgebrochen, die meisten konnten gelöscht werden. Von Januar bis einschließlich April haben die Flammen 63 150 Hektar erfasst. Das ist sogar mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, als Russland von einer Waldbrandkatastrophe heimgesucht worden war. Im Sommer 2010 hatten die Rekord-Hitze und Dürre, die von Juni bis August in Zentralrussland anhielten, zu riesigen Naturbränden und extremer Luftverschmutzung in 19 Regionen geführt. Das Feuer verwüstete ganze Dörfer und forderte Dutzende von Menschenleben. Mehr als 3.500 Menschen wurden obdachlos. Große Teile der Ernte wurden vernichtet. Nach amtlichen Angaben hat es landesweit 30.000 Waldbrandherde auf einer Fläche von mehr als 1,246 Millionen Hektar gegeben. 24. April, 2011 Waldbrände in Sibirien greifen um sichNOWOSIBIRSK, (RIA Novosti). Die Zahl der Waldbrände in Sibirien hat sich im Laufe des vergangenen Tages um 50 Prozent auf 62 erhöht, während sich die Fläche der Waldbrände von 968 auf 4 531 Hektar erweitert hat, teilt die sibirische Zentrale des Zivilschutzministeriums Russlands am Sonntag mit. "29 Brände mit einer Gesamtfläche von 605,5 Hektar konnten am vergangenen Tag unter Kontrolle gebracht werden", hieß es.Die zwei größten Waldbrände mit einer Gesamtfläche von 3 087 Hektar lodern derzeit in der Teilrepublik Tuwa. Die größte Zahl der Brände wurde mit 27 in der Region Krasnojarsk registriert, ihre Fläche beläuft sich insgesamt auf rund 400 Hektar. Von den Waldbränden sind außerdem die Region Transbaikalien, das Gebiet Irkutsk, die Region Altai, die Teilrepubliken Burjatien und Chakassien sowie das Gebiet Nowosibirsk erfasst. In einigen Regionen seien Wirtschaftsobjekte und Hochspannungsleitungen von den Bränden gefährdet, hieß es. 25. April, 2011 Russland: Brandgefährlicher SommerRIA-Novosti-Interview mit Arkadi TischkowMit dem Anstieg der Temperaturen greift in Russland die Angst vor erneuten Waldbränden um sich. In Sibirien stehen bereits einige Waldgebiete in Flammen. Der Vizechef des Instituts für Geografie der Russischen Wissenschaftsakademie, Arkadi Tischkow, erzählte in einem Interview mit RIA Novosti über die Ursachen von Naturkatastrophen und den Klimawandel. RIA Novosti: Herr Tischkow, wir alle können uns gut an den vorigen Sommer erinnern, als halb Russland brannte. Worauf müssen wir uns im kommenden Sommer gefasst machen? Wird sich die Katastrophe des Vorjahres wiederholen? Arkadi Tischkow: So schlimm wie vor einem Jahr sollte das Problem nicht werden. Aber der Sommer wird ziemlich heiß sein. Sollte in unserer Land- und Forstwirtschaft die gleiche Nachlässigkeit und Inkompetenz herrschen, dann müssten wir uns auf viele Grasbrände gefasst machen, von denen auch Wälder und Ortschaften betroffen werden könnten. Die vorjährigen Erfahrungen zeigen, dass die meisten Brände auf verlassenen Feldern entstanden waren. Es handelte sich ursprünglich um Grasbrände, die sich erst später auf die Wälder ausbreiteten. RIA Novosti: Offensichtlich ist aber die Klimaerwärmung. Dieser Prozess ist unumkehrbar. In der ganzen Welt steigen die Temperaturen. Es wäre viel zu einfach, das durch die Nachlässigkeit zu erklären. Tut man das nicht, um noch größere Probleme zu verschweigen? Arkadi Tischkow: Ich muss darauf hinweisen, dass es vor einem Jahr nicht in allen Regionen Russlands Brände gab. Dort, wo die Landwirtschaft ordentlich funktionierte, gab es keine solchen Feuerkatastrophen. Aber teilweise haben Sie wohl Recht: Egal was die Menschen tun sollten, nehmen die Brände weltweit an Intensität zu. Obwohl 2010 nach der Brandfläche nicht das schlimmste Jahr war, versank der europäische Teil Russlands im Feuer. Es brannten die Steppen, wo es zuvor niemals Naturbrandherde gegeben hatte. Nur deswegen zogen die zahlreichen Brände die Aufmerksamkeit auf sich. RIA Novosti: Kann man bereits jetzt der Menschheit vorwerfen, dass ihre Aktivitäten den unumkehrbaren Klimawandel ausgelöst haben? Arkadi Tischkow: Nein, denn jegliche Klimaveränderungen sind zyklisch. Der Einfluss der Menschen auf die Natur beschränkt sich darauf, dass sie die Voraussetzungen für einen schnelleren Klimawandel geschaffen haben. Man muss vor allem schnelle Klimaveränderungen befürchten. Die Bevölkerung und die Wirtschaft können sich daran nicht anpassen. Neben vielen Bränden nimmt jedes Jahr auch die Häufigkeit der anderen Naturkatastrophen um sechs Prozent zu. Die letzten Ereignisse in Japan mögen nicht besonders viel mit dem Klimawandel zu tun haben, aber da ein Tsunami und die darauf folgende Umweltkatastrophe vom Erdbeben ausgelöst wurden, sprechen wird von einer Naturkatastrophe. Experten sind sich ebenfalls einig, dass das Erdbeben in Japan gesetzmäßig war: Dort gab es seit fast 1000 Jahren keine solchen Katastrophen. Irgendwann musste sie passieren. Jegliche Umweltkatastrophen schaden der Wirtschaft, denn falls sich ein Erdbeben der Stärke zehn irgendwo in der Taiga ereignen sollte, wo auch Menschen leben, dann wären große Schäden wohl kein Thema. RIA Novosti: Meinen Sie etwa, dass die globale Klimaerwärmung keine Folge des menschlichen Tuns ist? Arkadi Tischkow: Was den Beitrag der Menschen angeht, so lässt er sich auf mehrere Dutzend Prozente kalkulieren. Aber der Beitrag der Natur selbst ist viel größer. Das Klima wandelt sich zyklisch, und das lässt sich durch die menschlichen Aktivitäten nicht ändern. Die Menschen können nur den Umfang des Klimawandels beeinflussen, was manchmal katastrophale Folgen hat. RIA Novosti: Damit sind die Aktivitäten, die auf höchster Ebene beschlossen werden, keine globale Verschwörung, die auf das Geldverdienen ausgerichtet ist? Sind diese Aktivitäten auch nützlich? Arkadi Tischkow: Natürlich. Das wichtigste ist die multilaterale Kooperation, denn wenn es um den globalen Klimawandel geht, müssen viele Länder gemeinsame Aktionen absprechen. Wenn in Amazonien die Wälder vernichtet werden, kann das in einer anderen Region der Welt Folgen haben. Das Klima im europäischen Russland wird bekanntlich durch die Situation im Norden des Atlantiks beeinflusst. Nach der Wassertemperatur im Atlantik können kommende Klimaveränderungen vorausgesagt werden. Deshalb kann sich kein einziges Land gegen den Klimawandel wehren. Das ist eine globale Frage, die gemeinsam gelöst werden muss. RIA Novosti: Das Klimaproblem ist unmittelbar mit der Überbesiedlung der Erde verbunden. Stellen wir uns einmal die Situation vor, dass in einer bestimmten Region ein entwickeltes Land liegt, das unter anderem seine eigenen Waffen hat. Und plötzlich ändert sich das Klima, so dass man in dieser Region nicht mehr leben kann. Können Sie in absehbarer Zeit eine solche Apokalypse vorstellen, die damit verbunden wäre? Arkadi Tischkow: Ich bin gegen Apokalypsen, Sie haben das Problem richtig erkannt. Dieses Problem kann nicht über Nacht gelöst werden. Dafür sind Jahre erforderlich. Aber die Geschichte kennt viele Beispiele für klimabedingte Völkerwanderungen - das ist ein natürlicher Prozess. In der Perspektive könnte der Klimawandel tatsächlich militärische Konflikte und Völkerwanderungen verursachen. Aber Sibirien ist beispielsweise ungünstig für die Umsiedlung der Chinesen. Ich kann allerdings feststellen, dass Klimaveränderungen öfter die Volksmassen in Bewegung gebracht haben. Und das war nicht nur durch politische und geopolitische Aspekte bedingt. RIA Novosti: Können sich die Menschen Ihres Erachtens daran anpassen oder müssen sie auch weiterhin unter Naturkatastrophen leiden? Arkadi Tischkow: Vor allem glaube ich an die Wissenschaft, die das alles längst verstanden und begründet hat. Die Hauptsache ist, dass die Meinung der Forscher berücksichtigt wird. Denn es gibt bereits Prognosen und Modelle, die zu diesem Zweck eingesetzt werden können. Das Problem könnte also gelöst werden. Es gibt außerdem zahlreiche Vorträge zu diesem Thema. Sowohl russische als auch ausländische Experten haben erläutert, welche Aspekte der Natur die Menschen beeinflussen können und welche nicht. Im Allgemeinen sind sich die Wissenschaftler einig, dass die aktuelle Situation hauptsächlich von der menschlichen Tätigkeit geprägt wird. Die Intensität des Klimawandels, die Umweltverschmutzung, die Vernichtung von Wäldern, die Ausbeutung der Natur- und Wasserressourcen - daran sind die Menschen schuld. RIA Novosti: Herr Tischkow, wir danken Ihnen für das Gespräch. Das Gespräch führte Samir Schachbas. » zurück |
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