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Bilanz Kanadisches Waldabkommen

Zwei Jahre Kanadisches Waldabkommen - eine Zwischenbilanz

Von Sigrid Totz, Greenpeace-Online, 18.5.12

Am 18. Mai 2010 trat das Kanadische Waldabkommen in Kraft. 28 Millionen Hektar Wald - eine Fläche fast so groß wie Deutschland - wurden für drei Jahre vor der Kettensäge geschützt. Heute ziehen Greenpeace und die Umweltschutzgruppen Canopy und Forest Ethics eine Zwischenbilanz.

Der 18. Mai 2012 ist ein wichtiger Stichtag für das Abkommen. Bis zu diesem Tag wollten die Unterzeichner konkrete Vorschläge für neue Waldschutzgebiete vorlegen. Tatsächlich ist der Verhandlungsprozess in vollem Gange. Der konkrete Schutz des borealen Waldes aber steht noch aus.

"Leider ist es bis zum heutigen Tag nicht gelungen, konkrete Schutzvorschläge für die großen Waldgebiete in Kanada vorzulegen", sagt Oliver Salge, Waldexperte bei Greenpeace. "Der heutige Tag sollte ein Weckruf an alle Beteiligten des Prozesses sein, dass innerhalb einer angemessenen Zeit konkrete gemeinsame Pläne für den Schutz des Waldes vorliegen müssen."

Das Kanadische Waldabkommen

Das Waldabkommen erstreckt sich über sieben kanadische Provinzen von Westen nach Osten. Es wird getragen vom Verband der kanadischen Forstindustrie (FPAC) und von Holz- und Papierherstellern wie Resolute, Krüger und Weyerhäuser. Neben Greenpeace unterstützen acht weitere Umweltschutzgruppen wie Forest Ethics, Canopy und PEW Environmental Group das Abkommen.

Der 18. Mai 2010 war der Startschuss für einen dreijährigen Planungsprozess. Darauf hatten sich die Holz- und Papierhersteller sowie der FPAC mit Greenpeace und acht anderen Umwelt- und Naturschutzverbänden geeinigt. Insgesamt 72 Millionen Hektar borealer Wald sollen in geschützte Flächen umgewandelt und eine ökologisch nachhaltige Forstwirtschaft eingeführt werden. Der dreijährige Einschlagstopp auf 28 Millionen Hektar unberührten Lebensraums war der erste Schritt. Von dem Moratorium profitieren bedrohte Arten wie das Waldkaribu.

Greenpeace-Kampagne mit langem Atem

Dem Abkommen ging eine jahrelange Greenpeace-Kampagne voraus. Nicht nur in Kanada: Greenpeace wies nach, dass auch deutsche Zeitungen und Zeitschriften auf Papier aus kanadischer Urwaldzerstörung gedruckt wurden. Große Papierkunden wie die WAZ-Mediengruppe, der Axel Springer Verlag und der DuMont Verlag schlossen sich daraufhin dem Druck auf die kanadischen Produzenten an.

Ziel war und ist, ein langfristiges Schutzprogramm für die wertvollen kanadischen Urwälder zu entwerfen. Zahlreiche Vögel und Säugetiere sind auf den intakten Urwald angewiesen. Wissenschaftler befürchten, dass das Karibu, das die 25-Cent-Münze Kanadas prägt, ohne den Schutz des Urwalds in einigen Jahrzehnten regional verschwunden sein wird. Auch im Kampf gegen den Klimawandel spielen die borealen Wälder der Nordhalbkugel eine bedeutende Rolle.

Nach dem Durchbruch geht es nur noch langsam voran

Drei Waldgebiete in den Provinzen Ontario und Quebec standen im Mittelpunkt der Verhandlungen. Der Urwald im Tal der White Mountains in Quebec ist einer jener großen Wälder, für die jetzt eigentlich ein Vorschlag zum Schutz des Karibus vorliegen sollte. Bis heute konnten sich die Teilnehmer der Arbeitsgruppe Quebec nicht auf einen Vorschlag einigen.

Vier weitere Pläne sollten bis Ende November 2011 vorliegen. Als sich herausstellte, dass dieser Zeitplan nicht zu halten war, wurde die Zielmarke auf Mai 2012 verlegt. Einzig für das Gebiet im Nordosten Ontarios, den Abitibi River Urwald, liegt ein Aktionsplan für den Schutz des Karibus vor.




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