Aktuell


Illegaler Kahlschlag in Indonesien

Illegales Tropenholz aus Indonesien für den Weltmarkt

Indonesien will ab Mai 2020 wieder illegal geschlagenes Tropenholz exportieren. Das ist eine Schreckensbotschaft für den Regenwald, die Wildtiere und die Indigenen - und ein Schock für Umweltschützer und die EU.

"Rettet den Regenwald" e.V., 31.3.20

Indonesien will den Export von illegalem Tropenholz wieder erlauben, und damit den nach Jahrzehnten von Protesten und Verhandlungen erreichten Fortschritt wieder zunichte machen. Wie Mongabay und Environmental Investigation Agency berichten, hat das Handelsministerium bestimmt, dass Holz und Holzprodukte ab dem 27. Mai 2020 kein Legalitäts-Label mehr brauchen. Damit wäre dem Export von illegalem Tropenholz wieder Tür und Tor geöffnet.

Mit dem Erlass wolle Indonesien seine durch die Corona-Krise gebeutelte Holzindustrie stützen, wie aus einem Statement des Handelsministeriums hervorgeht. Aus Sicht von Rettet den Regenwald versucht die Holzindustrie, den Ausbruch der Covid-19-Pandemie für ihre Zwecke zu missbrauchen. Regierung und Holzindustrie ignorieren damit, dass zerstörte Wälder die Quelle zahlreicher Viren-Krankheiten sind!

Indonesische Umweltorganisationen wenden sich in einem offenen Brief an Präsident Joko Widodo mit der Forderung, den Erlass zurückzunehmen. Darin heißt es, dieser verstoße gegen Gesetze und internationale Abkommen, schade dem Ruf Indonesiens und mache alle Fortschritte im Forstwesen zunichte. Auch die EU hat ihr Erstaunen bekundet.

Seit der Gründung protestiert Rettet den Regenwald gegen den Import von Tropenholz, besonders von illegal geschlagenem. 2010 hat die EU die Europäische Holzhandelsverordnung (EUTR) beschlossen, die 2013 in Kraft getreten ist. Sie verbietet den Import von Holz und zahlreichen Holzprodukten aus unrechtmäßigen Quellen und legt den Importeuren besondere Sorgfaltspflichten aus. Die Verordnung weist zwar Lücken auf und auch die Kontrollen der Behörden sind bisher unzureichend, aber sie ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, dem sich auch viele Exportländer nicht entziehen konnten.

Indonesien ist seit Jahrzehnten ein wichtiger Handelspartner der EU für Tropenholz. 12-15% seiner Holzprodukte gehen in die EU, davon landet der Großteil in Deutschland. Jahrzehntelang stammte nur ein Fünftel aus genehmigtem Einschlag. Wobei das nicht heißt, dass „legales“ Holz den Regenwald nicht schädigt. Es zeigt, wie unvernünftig und rücksichtslos das Holzgeschäft funktioniert.

Das FLEGT-Programm der EU

Mit dem Programm FLEGT (Forest Law, Governance and Trade) versucht die EU, dem illegalen Holzeinschlag ein Regelwerk entgegenzusetzen. Mit FLEGT soll die Legalität des importierten Tropenholzes sichergestellt werden. Es ist nicht als Instrument gedacht, die Enwaldung der Tropenwälder zu stoppen. Die Basis für FLEGT bilden Abkommen (VPA, Voluntary Partnership Agreement) zwischen der EU und verschiedenen Holz exportierenden Staaten.

Zehn Jahre und mehr dauerten die Proteste und die Verhandlungen, bis 2014 das VPA zwischen Indonesien und der EU in Kraft trat. Seit Januar 2017 gelangt FLEGT-zertifiziertes Holz aus Indonesien auf den deutschen Markt.

Die Zertifizierung in Indonesien geschieht mit dem Kontrollsystem SVLK, mit dem die Legalität des Holzes bestätigt wird. Ökologische und soziale Garantien gehören nicht dazu. Zudem ist das Kontrollsystem in der Realität oft noch unzuverlässig und garantiert keineswegs immer die „Legalität“ des Tropenholzes. Und in europäischen Häfen angekommen, kann das Holz mit dem SVLK-Label vom Zoll durchgewunken werden, ohne weitere Kontrollen.

Umweltorganisationen vor Ort und in der EU sind daher keineswegs wirklich zufrieden mit dem System. Anders europäische Holzhändler und Politiker: sie profitieren, denn FLEGT und das SVLK-System erleichtern den Import und blockieren die Proteste.

Trotzdem muss anerkannt werden, dass Indonesien sich bemüht hat, den illegalen Holzeinschlag einzudämmen und es einige Verbesserungen im Forstbereich gibt. Die meisten Staaten verlangen heute ein SVLK-Label, und Holz ohne SVLK kann Indonesien nur begrenzt verlassen. Eine gewisse Kontrolle, auch durch Umweltverbände, ist möglich. Vor allem aber hat sich der Ruf von Tropenholz aus Indonesien verbessert.

Die nun von der indonesischen Regierung angekündigte Maßnahme, ab Ende Mai kein Legalitäts-Label mehr zu fordern, ist daher vollkommen inakzeptabel. Rettet den Regenwald fordert Indonesien auf, den Beschluss unverzüglich zurückzunehmen. Die EU muss sofort deutlich machen, dass sie derartiges Holz nicht in den Binnenmarkt lässt.


Globalisierung - Abholzen und Natur plündern

In der indonesischen Provinz Papua läuft ein Großangriff auf die Natur: für die größte Palmöl-Plantage der Welt sollen zigtausende Hektar Regenwald zerstört werden. Palmöl boomt, weil der Weltmarkt nach dem billigen Rohstoff lechzt. Viele verheerende Gefahren für die Natur werden von der Globalisierung und unserem Konsum befeuert.

"Rettet den Regenwald" e.V., 27.3.20

Palmöl in unseren Autotanks und Kosmetika, Steaks und Avocados auf unseren Tellern, Tropenholz für unsere Gartenmöbel, Rohstoffe für unsere Handys und Industrien – unser Leben wird von der Globalisierung geprägt. Jederzeit können wir Dinge kaufen, die mit riesigen Containerschiffen, Tankern und Flugzeugen von weither herangeschafft werden. Häufig unglaublich billig.

Die Schäden an Natur und Klima blenden wir dabei genauso aus wie Menschenrechtsverletzungen. Die Wahrheit ist: Unser Konsum führt dazu, dass für Plantagen und Weiden Wälder gerodet werden, dass von Minen Flüsse vergiftet und Landschaften zerfurcht werden, dass Indigenen das Land geraubt wird. „Globalisierung vernichtet die Natur“ - mit diesem neuen Aufkleber können Sie auf die Zusammenhänge aufmerksam machen. Sie erhalten den Sticker in unserem Shop.

Beispiel EU-Politik und Freihandel

70 Prozent der globalen Entwaldung erfolgen für die Produktion von Rindfleisch, Soja, Palmöl und Kakao. Die EU importiert Millionen Tonnen dieser Agrarprodukte. Sie hat sich zwar verpflichtet, die Rodungen bis zum Jahr 2020 zu stoppen. Zahlreiche Umweltschützer fordern, dass die EU-Kommission endlich handelt!

Doch die EU forciert den Freihandel und damit die Globalisierung der Wirtschaft weiter. Sie hält an einem neuen Abkommen mit den Mercosur-Staaten in Lateinamerika fest. Das Ziel: Noch mehr Rindfleisch für Europa. Das Ergebnis: Die Wälder Amazoniens und des Cerrado brennen und werden gerodet! Wir müssen den Handelsdeal verhindern!

Beispiel Soja und Rindfleisch

Das „schlimmste Unternehmen der Welt” könnte von der Zerstörungswelle in Amazonien profitieren. Cargill, der weltgrößte Händler von Agrargütern, ist seit Jahrzehnten verantwortlich für massive Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen, unter anderem für Soja und Fleisch in Südamerika. Wir müssen Cargill stoppen!

Beispiel Palmöl und Biodiesel

Im Biodiesel stecken immer mehr Palmöl. Die Folge: Die Tropenwälder schwinden für scheinbar unaufhaltsam wachsende Plantagen. Erst ab dem Jahr 2030 - viel zu spät - will die EU Palmöl weitgehend ausschließen. Fordern Sie die Bundesregierung auf, JETZT zu handeln: Kein Palmöl in den Tank!

Beispiel Gold für Schmuck und als „Wertanlage“

Für eine gigantische Goldmine will Frankreichs Präsident Macron Regenwälder in Französisch-Guayana der Zerstörung preisgeben. Ein russisch-kanadisches Firmenkonsortium hat der Regierung in Paris einen Antrag für den Abbau des Edelmetalls vorgelegt. Präsident Macron muss über das Montagne d’Or-Projekt in Südamerika entscheiden. Wir fordern ihn auf, die Pläne abzulehnen.


Für EU Biodiesel: Massiver Kahlschlag in Papua

Eine Viertelmillion Hektar Wald werden in Papua für die größte Ölpalmplantage der Welt vernichtet. Die Firma Digoel Agri hat mit dem Kahlschlag begonnen. Das Projekt ist ein Skandal.

"Rettet den Regenwald" e.V., 27.3.20

Schockierende Nachrichten kommen aus Papua: 280.000 Hektar wurden für das Tanah-Merah-Projekt für den Kahlschlag freigegeben, ein brutaler Angriff auf die letzten zusammenhängenden großen Regenwälder Südostasiens. Hier soll die größte Ölpalmplantage der Welt entstehen. Wie The Gecko Project, die indonesische Organisation Pusaka und das Umweltportal Mongabay berichten, hat die Firma Digoel Agri, ein Unternehmen eines Milliardärs, mit dem Kahlschlag begonnen. 170 Hektar sind bereits zerstört.

Papua ist Indonesiens östlichste Provinz in direkter Nachbarschaft zum Staat Papua-Neuguinea. Das Projekt ist im Distrikt Boven Digoel angesiedelt, wo seit Jahren der indonesisch-koreanische Konzern Korindo Regenwälder abholzt. Im südlich gelegenen Distrikt Merauke entstehen seit 2010 die MIFEE-Megaplantagen im Wald der indigenen Mahuze für Ölpalmen und Reis.

Mit dem neuen Megaprojekt wird die komplette Vernichtung der artenreichen Wälder des Südostens Papuas eingeleitet – eine Tragödie für die Biodiversität, das Klima, die Indigenen und für die Gesundheit der Menschheit! Man denke nur an bisher in Wäldern verbliebene Zoonosen und Viren, die jetzt die Menschheit treffen könnten!

Die Gier nach Papuas Wald und Land begann 2007, weil Reis in Indonesien knapp war und die Nachfrage nach Palmöl für Biodiesel boomte. Seither wurden Hunderte von Genehmigungen über mehr als vier Millionen Hektar vergeben. Mindestens eine Million Hektar Wald sind inzwischen vernichtet. Hauptsächlich wachsen heute dort Ölpalmen und kein Reis.

Weil die Konzessionen besonders im Distrikt Boven Digoel unter obskuren Bedingungen immer wieder die Besitzer wechselten, drängt sich der Verdacht auf Vetternwirtschaft, Korruption und Betrug auf. So wurden laut The Gecko Project Genehmigungen von einem Lokalpolitiker unterzeichnet, während er inhaftiert war.

Das neugegründete Unternehmen Digoel Agri hat das Tanah-Merah-Projekt übernommen. Dies ist laut Greenpeace Indonesia wegen der „Unregelmäßigkeiten“ im Genehmigungsprozess und ökologischer und sozialer Bedenken ein „öffentlicher Skandal“. Viele Einheimische, Menschenrechtler und Umweltschützer fordern wie wir: Das Tanah-Merah-Projekt muss sofort beendet werden.

Aus dem Bericht von The Gecko-Project, Pusaka und Mongabay New Player starts clearing rainforest in worlds biggest oil palm project geht hervor, wie Business und Politik auf schockierende Art und Weise in das Projekt involviert sind. Versprechungen der indonesischen Regierung, Primär- und Torfwälder zu schützen und Klimamaßnahmen zu ergreifen, sind offensichtlich nichts als leere Worte.

In Papua wird der Welt aktuell vor Augen geführt, was Nachhaltigkeit im Palmölbereich bedeutet. Braucht die EU einen weiteren Beweis für die Biospritlüge?




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