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AKTION zu Borneo

Borneo: Stoppt endlich den Holzkonzern, der unseren Wald stiehlt

Rettet den Regenwald e.V., 6.8.10

Am Morgen des 21. Juli steigen 300 Frauen und Männer in ihre Boote und machen sich auf den Weg zum Regierungssitz in Putussibau. Sie wollen endlich Gerechtigkeit, und sie sind zu allem entschlossen. Zu lange kämpfen sie schon um ihren Wald. Zu lange müssen sie zuschauen, wie ihr Lebensraum Baum für Baum verschwindet. Die Waldbewohner gehören zu den indigenen Dayak-Stämmen der Bukat, Kayaan, Samus und Taman Semangkok, und ihre Dörfer liegen an den Ufern des Mendalam-Flusses. Er durchzieht zusammen mit anderen Flussläufen den gleichnamigen Urwald im Norden der indonesischen Provinz Westkalimantan, nahe der Grenze zu Malaysia. Ein fruchtbarer, artenreicher Lebensraum, der seine Bewohner ausreichend ernährte. Der Konflikt begann im April 2006, als das indonesische Forstministerium dem Konzern PT Toras Buana Sukses eine Abholz-Genehmigung erteilte. Die Konzession umfasst ein Waldgebiet von knapp 25.000 Hektar – ein Schutzgebiet, in dem unter anderem Orang-Utans und Malaienbären leben. Beide Arten sind vom Aussterben bedroht und in Indonesien gesetzlich geschützt.

Als die ersten Holzfäller erschienen, reagierten die Dorfgemeinschaften sofort: Sie schrieben Protestbriefe, verlangten den Rückzug des Holzkonzerns und schickten Abordnungen zum Regierungschef des Distrikts Kapuas Hulu. Als im Juli 2007 der damalige Forstminister Kaban die Stadt Putussibau besuchte, organisierten die Dayak eine Demonstration und forderten den Minister auf, die Genehmigung für den Holzkonzern zurückzuziehen. Denn inzwischen hatte sein Ressort in Jakarta verfügt, dass die Distriktregierungen keine Konzessionen mehr vergeben dürfen für ein Gebiet von mehr als 100 Hektar. Damit war die Genehmigung für den Holzkonzern PT Toras zwar nicht unwirksam, denn die neue Verfügung gilt nicht für bestehende Konzessionen. Doch die Regierung hat durchaus die Möglichkeit, eine Genehmigung zu widerrufen, wenn große Schäden für die Menschen und die Natur drohen.

Der Forstminister jedoch wand sich heraus und versprach, zwischen der Distriktregierung, dem Holzkonzern und den Dayak-Gemeinden zu vermitteln. Doch nichts geschah, und die Waldbewohner setzten ihren Widerstand fort. Anfang 2010 begann der Holzkonzern, die Obrigkeiten in den Behörden, bei Militär und Polizei zu bestechen, damit sie die Bevölkerung umstimmen sollten. Die Dayak durchschauten das Spiel und beschlossen, ihren Widerstand zu verstärken.

Vier Jahre lang hatten sie ihre Aktionen allein durchgezogen, hatten Außenstehenden, die Hilfe anboten, misstraut. „Zu oft wurden Versprechungen nicht eingehalten“, sagt Hardi Baktiantoro, Gründer und Aktivist des Centre for Orangutan Protection (COP). Seine Organisation, die seit Jahren von Rettet den Regenwald unterstützt wird, hat schließlich das Vertrauen der betrogenen Dayak-Stämme gewonnen. „Wir stellten fest, dass wir dasselbe Ziel haben,“ sagt Hardi. „Und wir trafen eine Vereinbarung: Wir von COP helfen euch, euren Wald zu verteidigen, und ihr jagt keine Orang-Utans mehr.“ Die Dayak leben seit jeher von den Früchten und den Tieren des Waldes. Auch vom Fleisch der geschützten roten Menschenaffen. „Diese Vereinbarung war für uns entscheidend,“ so Hardi. „Denn der Mendalam-Wald ist ein wertvoller Lebensraum für die Orang-Utans. Wenn er geschützt wird, können wir dort auch die von uns geretteten und gesund gepflegten Tiere in die Freiheit entlassen.“ Für die Dayak-Gemeinden bedeutet die Unterstützung neue Hoffnung. Die Hoffnung, den Kampf um ihren Lebensraum zu gewinnen.

Am 21. Juli sind die COP-Aktivisten bei der Kundgebung vor dem Regierungssitz in Putussibau dabei. Als die Demonstranten die Distrikthauptstadt von Kapuas Hulu erreichen, ist die Polizei schon hundertfach da. „Man sagte uns, der Holzkonzern hätte seine Aktivitäten vorübergehend gestoppt“, berichtet Hardi. „Als wir das später überprüfen wollten, stellten wir fest, dass die Abholzung in vollem Gange war. Und das Camp von PT Toras stand unter Polizeischutz. Auf unserem Rückweg wurden wir von Leuten der Forstbehörde und der Polizei abgefangen. Sie trugen keine Uniformen. Sie filmten uns mit ihren Handys und bedrohten uns mit ihren Maschinengewehren, ehe sie uns gehen ließen.“

Hardi Baktiantoro sieht nur eine Möglichkeit, diesen Konflikt im Herzen von Borneo endlich zu beenden: „Wir werden den Fall zu einer landesweiten Angelegenheit machen, Aktionen und Demonstrationen in der Hauptstadt Jakarta organisieren.“

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