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Damoklesschwert über Amazonien

Damoklesschwert über dem Amazonas

WWF: Effizientere Nutzung von Agrarflächen kann Abholzung in Brasilien verhindern
Tag des Waldes am 21. März


WWF Pressemitteilung, 20.3.12

Berlin - Zum Internationalen Tag des Waldes, der 1970 von der Welternährungsorganisation als Reaktion auf die globale Waldvernichtung ausgerufen wurde, appelliert der WWF an Brasilien, seine Pläne für eine Reform des Waldgesetzes komplett einzustampfen. Der brasilianische Senat hat die Beratungen über den vorliegenden Gesetzentwurf bereits drei Mal vertagt. „Das ist im Prinzip ein gutes Zeichen“, so Roberto Maldonado, Lateinamerikareferent beim WWF Deutschland. Trotzdem schwebe über dem Regenwald noch immer ein Damoklesschwert. Das Gesetz könne jederzeit wieder auf der Tagesordnung stehen.

Der WWF warnt vor den Folgen einer Gesetzesänderung: Bis zu 76 Millionen Hektar seien von der Novellierung betroffen. Das entspreche einer Fläche so groß wie Deutschland, Österreich und Italien zusammen. Besonders in der Kritik steht die vorgesehene Amnestie für Abholzungen in der Vergangenheit. Durch den Verzicht auf Wiederaufforstung würden Umweltverbrechen nachträglich legalisiert.

Die Gesetzesänderung spaltet die Regierungskoalition ausgerechnet in einer Zeit, in der Brasilien zum UN-Gipfel für nachhaltige Entwicklung, Rio+20, einlädt. Eine Novellierung der Waldgesetzgebung würde international zu einem enormen Imageverlust führen. Dies würde letztlich auch der brasilianischen Land- und Viehwirtschaft schaden, der die Waldreform eigentlich nutzen soll. Der WWF warnt vor weiteren Problemen, die sich durch einen fortgesetzten Kahlschlag ergeben: Zunehmende Bodenerosion und die Störung des Wasserkreislaufes bergen zwangsläufig ein erhöhtes Hochwasserrisiko und die Gefahr von katastrophalen Erdrutschen.

Während der vergangenen Jahre habe Brasilien gezeigt, dass die Reduktion der Entwaldung und Fortschritte beim Klimaschutz vereinbar seien mit der Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität und Fortschritten bei der Armutsbekämpfung. Als Alternative zur weiteren Umwandlung von Wäldern schlägt der WWF die Nutzung von bis zu 61 Millionen Hektar brach liegender Weideflächen vor. Zudem gelte es, die Agrar- und viehwirtschaftlichen Methoden effizienter zu gestalten. Ziel müsse es sein, den Sektor langfristig so umzugestalten, dass eine Produktion auf den bestehenden Agrarflächen ohne Bodendegradation möglich sei.


Anti-Rassismus-Tag: Amazonas-Volk von “Genozid” bedroht

Survival International Deutschland e.V. Pressemitteilung, 21.3.12

Am internationalen Tag gegen Rassismus rufen Experten dazu auf, eine “reale Situation des Genozids” in Brasiliens Amazonasgebiet zu stoppen. Die Experten warnen vor der Auslöschung der Awá-Indianer in Brasilien, sollten ihre Landrechte nicht geschützt werden. Ihr Land wird von Viehzüchtern und illegalen Holzfällern zerstört. Die UN ruft heute dazu auf, dass die “Würde und Rechte” der Menschen weltweit respektiert werden. Allerdings leiden noch viele indigene Gemeinden unter ethnischem Hass.

Die Awá sind ein kleines Volk von etwa 355 Menschen, die gewalttätige Massaker überlebt haben. Sie leben im östlichen Amazonasgebiet und sind eines der letzten nomadischen Jäger und Sammler-Völker der Welt. Einige Awá leben immer noch unkontaktiert. Die Lebensgrundlage der Awá ist auf ihren Wald angewiesen. Der Wald verschwindet jedoch rapide unter intensiver Abholzung, die das Land zerstört.

Bruno Fragoso von der brasilianischen Behörde für indigene Angelegenheiten (FUNAI) sagt, dass “die Awá unter zunehmender Invasion leiden. Wenn nicht umgehend Notmaßnahmen ergriffen werden, sehen sie dem Aussterben entgegen”. Ein brasilianischer Richter führte eine Untersuchung des Awá-Gebietes durch, und kommt zu dem Schluss: “Wir haben es mit echtem Genozid zu tun.” Ebenso stellt eine Studie der Anthropologin und Awá-Expertin Dr. Eliane Cantarino O’Dwyer fest, dass “die Awá einer wahren Situation des Genozides gegenüberstehen”.

Der Wald der Awá ist eines der Indigenengebiete, die am schnellsten abgeholzt werden. Satellitenaufnahmen zeigen, dass in einem der vier Awá-Gebiete mehr als 30 Prozent des Regenwaldes schon zerstört wurde. Experten sind insbesondere um die Auswirkungen dieses Eindringens auf die unkontaktierten Awá besorgt, die für Krankheiten besonders anfällig sind.

Survival Internationals Direktor Stephen Corry sagte heute: "Die Awá sind das bedrohteste Volk der Welt. Wenn ihre Rechte nicht geschützt werden, existieren sie demnächst nur noch in Geschichtsbüchern. Der Aufruf der Vereinten Nationen Rassendiskriminierung abzuschaffen, ist ein Schritt in die richtige Richtung, um Einstellungen zu ändern und um den Wald der Awá – ihr Zuhause – intakt zu halten.




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