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Weiter Misshandlungen an Pygmäen

Republik Kongo: Indigene Baka misshandelt und verhaftet

Survival International Deutschland e.V. Pressemitteilung, 12.3.18

In der Republik Kongo wurden vor wenigen Tag vier Baka – zwei Frauen und zwei Männer – von Wildhütern geschlagen und misshandelt. Sie waren auf dem Weg zurück in ihr Dorf gewesen, nachdem sie den Tag im Wald verbracht hatten, als eine Patrouille von Wildhütern sie beschuldigte, Elefanten gejagt zu haben.

Gegenüber Survival International wurde berichtet, dass die beiden Baka-Männer verhaftet wurden, obwohl keine Anzeichen für eine Elefantenjagd gefunden wurden.

Von einem ähnlichen Fall in einer Nachbar-Gemeinde wurde nur wenige Tage zuvor berichtet. Eine Gruppe von Baka wurde, als sie aus dem Wald zurückkehrte, von Wildhütern geschlagen und verhaftet.

Wildhüter patrouillieren große Flächen im Nordosten der Republik Kongo. Darunter sind auch Gebiete, die nicht offiziell als Schutzgebiete deklariert sind. Die Wildhüter werden vom WWF ausgerüstet und finanziell unterstützt. Mehrere Quellen berichten jedoch, dass sie unter dem Deckmantel des Naturschutzes Angst und Schrecken unter den Baka verbreiten.

Ein Baka-Mann berichtete gegen Survival International: „Sie misshandeln immer auf diese Art, insbesondere uns Baka. Sie müssen Menschen schlagen nur um zu zeigen, dass sie ihren Job gut machen.“

Wildhüter sind auch in weitere Fällen von Misshandlungen, Folter und Gefängnisstrafen unschuldiger Baka involviert. Ein Fall Anfang 2017 wurde als „Katastrophe „beschrieben. Damals befahlen Wildhüter mehreren Baka-Männern, Frauen und Kindern ihre T-Shirts und Hemden auszuziehen, sich auf den Boden zu legen und „wie Schlangen zu winden“, während die Wildhüter sie traten und mit ihren Gürteln peitschten.

Körperliche Gewalt ist nur ein Teil der Misshandlungen, denen Indigene im Namen des Naturschutzes ausgesetzt sind. Wildhüter stehlen den Baka Lebensmittel, brennen ihre Häuser nieder und zerstören ihren Besitz.

„Die Wildhüter kommen hierher, um uns grundlos zu misshandeln, Jedes Mal gibt es Schläge, Peitschenhiebe … sie zerstören unsere Radios und unsere Kochtöpfe,“ erzählt ein Baka-Mann.

Die Baka beklagen, dass sie sich auf ihrem angestammten Land heute weder frei bewegen noch dort leben können. Angst und Gewaltandrohungen halten die Baka davon ab zu jagen, zu fischen oder Pflanzen für die Versorgung ihrer Familien zu sammeln. Dies führt zu ernsten Konsequenzen für die Gesundheit und das Wohlergehen der Baka.

Die systemischen Misshandlungen der Baka sind nicht nur illegal, sondern schaden auch dem Naturschutz. Denn indigene Jäger ins Visier zu nehmen lenkt von den eigentlichen Wilderern ab: Kriminelle, die mit korrupten Beamten gemeinsame Sache machen.

Zudem tun sich große Naturschutzorganisationen mit Industrie und Tourismus zusammen, was oft zulasten der besten Verbündeten der Natur geht. Wie viele indigene Völker wissen die Baka besser als alle anderen, wie man mit Elefanten und Wildtieren in ihren Wäldern umgeht.


Naturschutz: Bundesregierung zeigt tödliches Desinteresse an Rechten indigener Völker

Survival International Deutschland e.V. Pressemitteilung, 9.2.18

Survival International kritisiert eine Antwort der deutschen Bundesregierung an den Bundestag als „irreführend“ und Ausdruck einer „skandalösen" Missachtung international anerkannter Menschenrechte.

Die deutsche Regierung hatte angesichts systematischer Rechtsverletzungen in Naturschutzgebieten im Kongo-Becken Stellung zu ihrer Beteiligung an dortigen Naturschutzvorhaben nehmen müssen.

Probleme in den Schutzgebieten sind der deutschen Regierung seit Jahrzehnten bekannt. Dennoch wird in der Antwort der Bundesregierung nur auf Kenntnisse eines Berichtes von Anfang 2017 verwiesen. Schon 1996 wies Survival International die damalige Entwicklungsbehörde GTZ auf Rechtsverletzungen in Naturschutzgebieten hin. Ein Bericht der GTZ von 2006 schilderte detailliert, wie die Gewalt und Vertreibung, die mit einem Schutzgebiet in Zusammenhang stehen, indigene Völker an der Rand der Zerstörung drängen. Entwicklungsminister Müller besuchte 2014 einen der betroffenen Parks in der Zentralafrikanischen Republik.

Auf die Frage, wie das für das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) seit 2011 verbindliche Menschenrechts-Konzept umgesetzt wird, wird lediglich darauf verwiesen, dass die Mehrzahl der Gebiete schon älter ist und für die anderen Gebiete ein weiteres Konzept entwickelt werden soll. In Übereinstimmung mit international akzeptierten Standards und dem Menschenrechts-Konzept müsste das BMZ aber bereits seit Jahren sicherstellen, dass weitere Unterstützung für die Schutzgebiete an durchsetzbare Garantien gebunden ist, die Rechte der indigenen Bevölkerung zu respektieren.

Die Regierung erklärt weiter, dass indigene Völker in Afrika „massiv diskriminiert“ werden, zieht daraus aber den Schluss, dass „öffentliche Forderungen“ nach Umsetzung ihrer Rechte zu Konflikten führen könnten. Diese Ansicht widerspricht auf skandalöse Weise internationalen Standards aus der UN-Erklärung zu den Rechten indigener Völker und der Afrikanischen Charta.

Aus der Antwort der Bundesregierung an die Abgeordnete Eva-Maria Schreiber und die Fraktion Die Linke geht hervor, dass Deutschland Schutzgebiete in der Region seit 2005 mit fast einer halbe Milliarde Euro unterstützt hat. Geld wurde unter anderem für die Erstellung von Managementplänen der Schutzgebiete und die Gehälter von Parkpersonal gezahlt.

Experten*innen kritisieren, dass indigene Völker ohne ihre Zustimmung und unrechtmäßig aus diesen Gebieten vertrieben werden. Ihnen drohen zudem Misshandlungen durch Parkwächter. Zuletzt hatte die Erschießung eines Teenagers im Nationalpark Kahuzi-Biega durch Parkwächter für Schlagzeilen gesorgt.

Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte heute: „Es reicht nicht sich hinter der Entschuldigung zu verstecken, dass man machtlos sei, Missbrauch zu stoppen, wenn man Naturschutzprojekte finanziert, die indigene Rechte verletzen. Die deutsche Regierung bricht – so wie viele große Naturschutzorganisationen – ihre eigenen Menschenrechtsrichtlinien, indem sie den Diebstahl von indigenen Gebieten finanziert, der zu Festnahmen, Schlägen, Folter und dem Tod von Indigenen führt.“

Survival International setzt sich gegen Misshandlungen an indigenen Völkern im Namen des Naturschutzes ein – für indigene Völker, für die Natur, für unsere gesamte Menschheit.




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