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Aktuell

Fridays for Future

Unsere Forderungen an die Politik

„Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.“ - Molière

Fridays for Future Pressemitteilung, 8.4.19

In den letzten Wochen und Monaten haben wir intensiv mit zahlreichen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen zusammengearbeitet um konkrete Forderungen an die Politik aufzustellen. Diesen Folge zu leisten ist notwendig um die Ziele des Pariser Klimaabkommens einzuhalten und die globale Erwärmung auf unter 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.

Die Klimakrise stellt für die Stabilität der Ökosysteme unseres Planeten und für Millionen von Menschen eine existenzielle Bedrohung dar. Eine ungebremste Erderwärmung ist eine enorme Gefahr für Frieden und Wohlstand weltweit.

Seit Beginn der Industrialisierung hat sich die Erde laut IPCC bereits um circa ein Grad Celsius erwärmt. Es bleibt daher wenig Zeit, den Klimawandel aufzuhalten und so zu verhindern, dass die Kipppunkte im Klimasystem überschritten werden. Tun wir das nicht, werden die verursachten Schäden weit höhere Kosten mit sich bringen als alle Investitionen in konkrete Maßnahmen zur Vermeidung der Klimakatastrophe.

Fridays For Future fordert die Einhaltung der Ziele des Pariser Abkommens und des 1,5 Grad C-Ziels. Explizit fordern wir für Deutschland:
  • Nettonull 2035 erreichen
  • Kohleausstieg bis 2030
  • 100% erneuerbare Energieversorgung bis 2035
Entscheidend für die Einhaltung des 1,5 Grad C-Ziels ist, die Treibhausgasemissionen so schnell wie möglich stark zu reduzieren. Deshalb fordern wir bis Ende 2019:
  • Das Ende der Subventionen für fossile Energieträger
  • 1/4 der Kohlekraft abschalten
  • Eine Steuer auf alle Treibhausgasemissionen. Der Preis für den Ausstoß von Treibhausgasen muss schnell so hoch werden wie die Kosten, die dadurch uns und zukünftigen Generationen entstehen. Laut UBA sind das 180€ pro Tonne CO2
Erläuterung:

Das Pariser Abkommen ist die verbindliche Grundlage für effektive Klimaschutzmaßnahmen, die auf internationaler Zusammenarbeit basiert. Der aktuelle klimapolitische Kurs in Deutschland ist mit diesem Abkommen unvereinbar und muss durch ein auf dem 1,5 Grad C-Ziel beruhendes Klimaschutzgesetz sowie eine zukunftsorientierte und nachhaltige Zusammenarbeit auf europäischer und globaler Ebene ersetzt werden. In dieser Politik muss sich der Gedanke der Klimagerechtigkeit widerspiegeln. Entscheidungen, die zu Lasten ärmerer Regionen und künftiger Generationen getroffen werden, sind inakzeptabel.

Fridays For Future Deutschland fordert die Regierungen auf Kommunal- Landes- und Bundesebene auf, die Klimakrise als solche zu benennen und sofortige Handlungsinitiative auf allen Ebenen zu ergreifen. Noch haben wir die Chance und damit die Verantwortung, eine Klimakatastrophe abzuwenden. Für den notwendigen Wandel müssen sektorübergreifend grundlegende Veränderungen stattfinden. Vorallem in den Sektoren Energieerzeugung, Wohnen und Bauen, Industrie, Transport und Verkehr sowie Landwirtschaft sind enorme Anstrengungen nötig. Das wirtschaftliche Handeln darf nicht weiterhin planetare Grenzen überschreiten.

Die Verwirklichung dieser Forderungen muss sozial verträglich gestaltet werden und darf keinesfalls einseitig zu Lasten von Menschen mit geringem Einkommen gehen. Diesbezüglich müssen die Regierungen entsprechende Konzepte vorlegen.

Der Staat muss seiner Verantwortung gegen über der Umwelt und nachfolgenden Generationen im Sinne von Artikel 20a des Grundgesetzes und der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte gerecht werden.

Uns ist bewusst, dass diese Forderungen ambitioniert sind, doch wenn wir jetzt nicht entschlossen handeln, werden wir das 1,5 Grad C-Ziel verfehlen. Die dadurch entstehenden Schäden werden nicht reparabel sein.

Um eine Wende zu erreichen, die von der Gesellschaft mitgetragen werden kann, fordern wir absolute Transparenz und faktenbasierte Aufklärung für alle Bürger*innen. Alle getroffenen Maßnahmen müssen unabhängigen wissenschaftlichen Kontrollen unterliegen, die ihre Wirksamkeit beurteilen. Vorallem junge Menschen müssen wegen ihrer besonderen Betroffenheit stärker in den demokratischen Prozess einbezogen werden.

Es darf nicht die alleinige Aufgabe der Jugend sein, Verantwortung für die Priorisierung des Klimaschutzes zu übernehmen. Da die Politik diese kaum wahrnimmt, sehen wir uns gezwungen, weiter zu streiken, bis gehandelt wird!

Wir als Fridays For Future Deutschland sind eine überparteiliche Bewegung gleichgesinnter Klimaaktivist*innen und solidarisieren uns mit allen, die sich friedlich für unsere Forderungen einsetzen.


Eine Warnung aus dem Dinosaurier-Saal

Eigentlich wollten die Schüler der „Fridays for Future“-Bewegung keine konkreten Forderungen stellen. Aber die Erwachsenen hätten sie dazu gezwungen, sagen sie bei der Vorstellung ihres Maßnahmenkatalogs. Denn von denen würde „kein Schritt in Richtung konkretes Handeln getan“.

Von Sarah Obertreis, Frankfurter Allgemeine, 8.4.19

https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/fridays-for-future-das-sind-die-forderungen-der-aktivisten-16131051.html


Komplimente reichen nicht mehr

Fridays for Future will nicht mehr Lob für ihren Aktivismus, sondern Taten. Es gibt konkrete Forderungen wie eine CO2-Steuer bis 2020.

Von Joana Nietfeld, taz, 8.4.19

http://www.taz.de/!5583819/


Klimaschutz ist kein Kompromiss

Schülerbewegung »Fridays for Future« verlangt von der Bundesregierung Vertragstreue

Von Verena Kern, Neues Deutschland, 8.4.19

https://www.neues-deutschland.de/artikel/1116338.fridays-for-future-klimaschutz-ist-kein-kompromiss.html


Was "Fridays for Future" fordert, ist machbar

Die Aktivisten der Schulstreik-Bewegung schaffen es, mit ihren gestern vorgestelltem Grundsatzforderungen frischen Wind in die Debatte zu bringen. Sie verstecken sich nicht hinter abstrakten Konzepten, sondern bleiben konkret. Und: Ihre Agenda ist nicht utopisch.

Ein Kommentar von Jörg Staude, Klimareporter, 9.4.19

https://www.klimareporter.de/protest/future-agenda-des-machbaren


Aprilscherz von Greta Thunberg


Der Jugend von heute Chance für morgen geben

Offener Brief ans Klimakabinett: Jugendumweltverbände fordern „Mitbestimmungsrecht für junge Menschen“
Zeitfenster für „sanften Übergang“ geschlossen: Klimaschutzgesetz und Sofortmaßnahmen jetzt auf den Weg bringen


WWF Pressemitteilung, 9.4.19

Berlin – Die vier großen Jugendumweltverbände in Deutschland appellieren an die Bundesregierung, noch 2019 ein umfassendes Gesetzespaket an Klimaschutzsofortmaßnahmen zu verabschieden. Darin müssten endlich alle relevanten Sektoren, vom Energiebereich über die Landwirtschaft bis zum Verkehr, in die Pflicht genommen werden. In einem Offenen Brief an die Mitglieder des Klimakabinetts, das am Mittwoch zu seiner ersten Sitzung zusammentritt, wird außerdem ein Mitbestimmungsrecht für junge Menschen gefordert. Die Jugendlichen beanspruchen daher, im Sinne der intergenerationellen Gerechtigkeit, einen Platz für ihre Generation bei dem einzusetzenden Sachverständigenrat für Klimafragen.

BUNDjugend, Naturfreundejugend Deutschlands, NAJU und WWF Jugend sehen die Zeit für „einen echten Wendepunkt“ gekommen: „Klimaschutzmaßnahmen wurden jahrelang hinausgezögert. Die CO2-Emissionen in Deutschland stagnieren auf hohem Niveau. Für einen sanften Übergang ist es zu spät. Jetzt sind stattdessen Sofortmaßnahmen von Nöten.“ Dazu gehört für die Jugendverbände ein ambitioniertes Klimaschutzgesetz, mit dem Deutschland seine Klimaziele künftig erreichen kann. Um die verlorene Zeit aufzuholen, brauche es darüber hinaus die gesetzliche Verankerung des Kohleausstiegs. „Je früher die Kraftwerke abgeschaltet werden, desto besser für das Klima. Das von der Kohlekommission vorgeschlagene Ausstiegsjahr 2038 reicht nicht aus. Das Potenzial für einen früheren Ausstieg ist wirtschaftlich wie sozial gegeben und klimapolitisch geboten.“

Die Jugendverbände appellieren daran, den Strukturwandel als Chance zu begreifen: „Sie sind jetzt in der Pflicht, zu handeln und uns dabei partizipieren zu lassen. Wir brauchen einen echten Strukturwandel für uns und die zukünftigen Generationen, eine klimaverträgliche Wirtschaft und einen lebenswerten Planeten. Wir werden Sie an Ihren Taten messen, nicht an Ihren Absichten.“ Mit ihrer bisherigen Politik komme die Bundesregierung, so die Kritik, ihrer im Grundgesetz verankerten Pflicht zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen, auch in Verantwortung für künftige Generationen, nicht nach: „Noch besteht die Chance, Deutschland auf die richtige Bahn zu lenken. Dafür müssen Politik und Wirtschaft endlich die wahren Kosten ihres Handelns für Umwelt und Mensch in ihren Entscheidungen berücksichtigen und Zukunftsfähigkeit statt ewigem Wachstum zu ihrem Maßstab machen.“


„Es soll wehtun“

Immer mehr Schüler streiken freitags für Klimaschutz. Sie fordern radikale Maßnahmen, damit die Erderhitzung noch gebremst wird. Eine von ihnen ist Johanna Buck, 18, aus Berlin.

Von Ortrun Sadik, Greenpeace-Online, 27.3.19

Es werden immer mehr: Am 15.März demonstrierten in Deutschland 300.000 Kinder und Jugendliche in über 230 Städten für mehr Klimaschutz. Weltweit gab es in mehr als 2000 Städten in 125 Ländern Schülerstreiks fürs Klima. 23.000 Wissenschaftler haben Scientists for Future gegründet, auch Parents for Future gibt es schon.

Johanna Buck, 18, aus dem Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg ist eine der streikenden Schülerinnen. Sie engagiert sich in einer Greenpeace-Jugend-AG und ist Mitorganisatorin der Berliner Fridays for Future. Bevor am kommenden Freitag Greta Thunberg nach Berlin kommt, die 16-jährige Schwedin, die die Schülerstreiks ins Rollen brachte, spricht Johanna Buck mit Greenpeace über ein Leben zwischen Interviews und Orga-Treffen, über den Vorwurf des Schuleschwänzens und darüber, was die Welt jetzt braucht, um den Klimawandel noch zu stoppen.

Greenpeace: Am Freitag kommt Greta Thunberg zu eurer Fridays-for-Future-Demo nach Berlin. Was erhoffst du dir?

Johanna Buck: Dass noch mehr kommen als in der Vergangenheit. Viele meinen, die letzten Proteste seien der Höhepunkt der Bewegung gewesen. Und nun würden sie wieder abflauen. Aber ich hoffe doch, sie werden noch größer und noch lauter.

Was wirst du Greta fragen, wenn du sie triffst?

Greta hat mit ihrer klaren, bildhaften Sprache unheimlich viele Menschen erreicht. Als sie sagte: „Ich will, dass ihr in Panik geratet. Handelt, als ob euer Haus brennt, denn es brennt“ – ich glaube, das hat viel mehr Menschen betroffen gemacht als die bloßen Klimafakten.

Mich brauchte Greta nicht wachrütteln; ich engagiere mich schon seit ich 15 bin für mehr Klimaschutz. Aber wenn ich wirklich die Gelegenheit bekomme, mit Greta zu sprechen, würde ich sie gerne fragen, wie sie damit umgeht, dass sich ihr Leben so radikal verändert hat. Was es mit ihr macht, dass sie jetzt so berühmt ist.

Ganz so berühmt bist du ja nicht. Trotzdem: Hat sich dein Leben auch verändert; hast du dich verändert?

Ich hab mich nicht verändert. Aber mein Leben ist anders geworden. Dauernd Interviewanfragen, auf den Freitagsdemos sind überall Kamerateams um einen herum – an so viel Aufmerksamkeit habe ich mich erst gewöhnen müssen.

Manchmal fragen Journalisten: „Was machst du so in deiner Freizeit?“, und dann denke ich, ach ja, früher gab es mal so was wie Freizeit. Heute komme ich oft erst um 21 Uhr nach Hause, weil wir nach der Schule noch Planungsmeetings, Plenum oder Orga-Treffen hatten. Um 13.20 endet die Schule, und dann halte ich meistens schon mein Handy in der Hand, um mich um die unzähligen Anrufe, Anfragen und Mails zu kümmern, die am Vormittag aufgelaufen sind.

Was sagen deine Eltern und Lehrer zu den Schülerstreiks?

Meine Mutter ist stolz auf mich. Mein Lehrer im Politik-Leistungskurs findet, dass ich gerade Politik-Unterricht lebe und unterstützt mich. Aber die Schule sieht mein Engagement nicht gerne. Ich darf zum Beispiel nicht öffentlich für die Schulstreiks werben. Plakate aufhängen oder Handzettel verteilen ist auch verboten.

Warum streikt ihr freitags in der Schulzeit und nicht zum Beispiel samstags?

Die Frage finde ich immer albern. Die Beschäftigten der Verkehrsbetriebe streiken ja auch nicht Montagnacht, wenn keiner mit der U-Bahn fährt, sondern morgens im Berufsverkehr. Wir streiken aus dem gleichen Grund freitags: Weil es wehtun soll. Wir wollen ja Druck erzeugen. Und nicht niedliche Schülerinnen und Schüler mit goldigen Plakaten sein.

Was fordert ihr ganz konkret?

Dass jetzt endlich Ernst gemacht wird beim Klimaschutz. Dass spätestens 2030 Schluss ist mit Kohlestrom, dass es eine Verkehrswende gibt, eine Agrarreform. Dass endlich die Treibhausgase sinken, damit die Menschen den Klimawandel noch aufhalten können. Die Politiker müssen Schluss machen mit Reden und endlich klare Vorgaben entwickeln, wie sie die Pariser Klimaziele zu schaffen gedenken.

Selbst wenn das alles beschlossen würde, dauerte die Umsetzung ja noch Jahre. Wie lange wollt ihr streiken?

Auf jeden Fall so lange, bis die Politikerinnen und Politiker ernsthaft ins Handeln kommen. Es macht mich wahnsinnig, wie viel geredet und diskutiert wird, wie viele Ausschüsse und Kommissionen gebildet werden. Mit dem Klima kann man nicht verhandeln. Das kippt einfach, wenn zu viel Kohlendioxid in der Atmosphäre ist, und dann werden sehr viele Menschen unter ganz fürchterlichen Naturkatastrophen leiden. Dagegen müssen wir jetzt was unternehmen.

Jetzt ist oft die Rede von technischen Lösungen wie synthetischen Kraftstoffen oder Fahrradwegen aus Solarpaneelen. Was hältst du davon?

Das sind spannende Ansätze und ich finde es richtig und wichtig, dass wir uns weiterentwickeln. Trotzdem müssen die Treibhausgase jetzt schnell sinken: Erst mal eben mit den technischen Lösungen, die es jetzt bereits gibt.

Fordert ihr Jugendlichen auch einen Lebenswandel in der Gesellschaft? Sollen jetzt alle auf Fleisch und Fliegen verzichten?

Das können und wollen wir nicht fordern. Das muss jeder selber entscheiden. Aber ich finde, jeder sollte sich fragen, was sein Handeln, sein privilegierter Lebensstil, sein Konsum auslöst – in anderen Regionen dieser Erde ebenso wie für die nächsten Generationen. Das verstehe ich unter Verantwortung.

Übrigens denke ich nicht, dass es ein Verzicht ist, wenn ich regionales Gemüse esse statt argentinisches Rindfleisch. Und wenn ich meinen Urlaub mit Bahn oder Rad verbringe statt wegzufliegen. Im Gegenteil: Für mich ist das Lebensqualität.

Was machst du neben deinem Engagement für Fridays for Future noch, um das Klima zu schützen?

Ich fliege nicht, ich fahre kein Auto und ich lebe vegan. Außerdem achte ich darauf, Produkte aus der Region zu kaufen, achte überhaupt auf meinen Konsum. Kleidung kaufe ich zum Beispiel kaum noch neu.

Es gibt mittlerweile Parents for Future und Scientists for Future – freut dich das oder fühlst du dich von „den Erwachsenen“ vereinnahmt?

Tatsächlich freue ich mich über jeden, der mitmacht. Über jeden, der aufwacht, über jeden, der sich engagiert. Natürlich braucht es vor allem die Rahmensetzungen aus der Politik. Aber Klimaschutz ist eben auch eine Frage des Lebenswandels. Und je mehr Menschen ihr Handeln hinterfragen, umso besser. Denn gemeinsam können wir den Klimawandel noch aufhalten, wenn wir jetzt wollen und alle zusammenhelfen.

Was sind eure nächsten Schritte?

Immer freitags weiterdemonstrieren. Außerdem sind im Vorfeld der Europawahl noch mal zwei europaweite Aktionstage geplant: Am 12. April und ganz groß am 24. Mai.




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