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Aktuell

UN-Report zum Massen-Aussterben (4)

Das Artensterben bedroht uns alle

Das Aussterben von Tieren und Pflanzen bedroht die Lebensgrundlage der gesamten Menschheit. Eine Million Arten könnten bald ausgerottet werden, wenn wir Menschen die Erde weiter so verwüsten wie bisher. Die Politik muss endlich drastisch umsteuern!

"Rettet den Regenwald" e.V. Pressemitteilung, 6.5.19

Der aktuelle UN-Bericht über die Artenvielfalt zeichnet ein dramatisches Bild: Eine Millionen Tier- und Pflanzenarten sind demnach in den nächsten Jahrzehnten vom Aussterben bedroht. Das Ausmaß ist zigfach bis mehrere hundertfach größer als in den vergangenen zehn Millionen Jahren.

So hat die Biomasse der frei lebenden Säugetiere bereits um 82 Prozent abgenommen, natürliche Ökosysteme haben die Hälfte ihrer Fläche verloren, bei Feuchtgebieten sind es sogar 85 Prozent. Rund ein Viertel der Landfläche wurde ökologisch schwer geschunden.

Besonders schlimm steht es um die tropischen Regenwälder: für Rinderweiden in Südamerika und Palmöl-Plantagen in Südostasien wurden zwischen den Jahren 1980 und 2000 rund 100 Millionen Hektar abgeholzt, zwischen 2010 und 2015 weitere 32 Millionen Hektar.

Die Wissenschaftler, die den Report erarbeitet haben, sind offenbar selbst erschrocken darüber, wie sehr die Natur bereits geschädigt wurde. „Wir zerstören die Grundlagen unserer Wirtschaft, unseres Lebensunterhalts, unserer Ernährungssicherheit, unserer Gesundheit und unserer Lebensqualität weltweit“, sagt Sir Robert Watson, Vorsitzender der Zwischenstaatlichen Plattform für Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen (Ipbes). „Wir haben Zeit verloren. Wir müssen jetzt handeln.“

Hauptursachen für die Zerstörung sind die Fischerei, Forst- und Landwirtschaft, insbesondere industrielle Monokulturen und Fleischproduktion. Auch das Bevölkerungswachstum, der anschwellende Ressourcen-Verbrauch, Umweltverschmutzung und das Einschleppen gebietsfremder Arten spielen eine Rolle. Durch den Klimawandel könnten fünf Prozent aller Arten aussterben, selbst wenn die Erwärmung auf 2 Grad Celsius begrenzt werden kann: Der Lebensraum der meisten Arten schrumpft erheblich, Korallenriffe könnten nahezu komplett verschwinden.

Die Autoren der Studie fordern umgehendes Umsteuern: „Die Menschen sollten nicht in Panik geraten, aber sie sollten drastische Veränderungen einleiten. Ein „weiter so“ mit kleinen Anpassungen wird nicht genügen“, mahnt Professor Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig.

Der Bericht unterstreicht die Rolle indigener Völker, die etwa in Regenwaldgebieten leben, beim Schutz der Natur.

Artenschutz steht endlich auch auf der Agenda der G7, dem Zirkel der größten Industrienationen. Bis in anderthalb Jahren haben die rund 200 Länder der Erde Zeit zu beweisen, dass sie die Warnungen ernst nehmen. Während des Weltnaturschutzgipfels im chinesischen Kunming im Oktober 2020 soll das neue Uno-Rahmenabkommen zur Bewahrung der biologischen Vielfalt verabschiedet werden.

Bisher hat die Staatengemeinschaft beim Schutz der Biodiversität weitgehend versagt.


Alarmierende Öko-Inventur

WWF zum IPBES-Bericht: Zügig Finanz- und Wirtschaftssysteme auf Nachhaltigkeit umstellen

WWF Pressemitteilung, 6.5.19

Die siebte Vollversammlung des Weltbiodiversitätsrats (englisch: Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services/IPBES) endete in Paris mit der Verabschiedung der IPBES-Studie zum ökologischen Zustand der Erde. Der globale Zustandsbericht des IPBES wird am 6. Mai in Paris der Öffentlichkeit vorgestellt. Eberhard Brandes, geschäftsführender Vorstand des WWF Deutschland, bezeichnet den Bericht als „alarmierende Öko-Inventur der Erde, die alle Menschen, insbesondere in Politik und in Unternehmen, zum beherzten Handeln verpflichtet“.

„Der IPBES-Bericht zeigt, dass der Raubbau an der Natur immer schneller voranschreitet. Wir müssen schleunigst die Reißleine ziehen“, ordnet Brandes vom WWF die Ergebnisse ein. „Das Paradigma vom ewigen und alternativlosen weltweiten Wirtschaftswachstum ohne Rücksicht auf die Leistungsfähigkeit der Natur führt in die ökologische Sackgasse und raubt Gesellschaften und Wirtschaft jedwede Zukunftschance. Wir müssen deshalb schleunigst beginnen, in den natürlichen Grenzen der Erde zu wirtschaften. Dazu gehört, dass wir zügig unsere Finanz- und Wirtschaftssysteme auf Nachhaltigkeit umstellen.“

150 Wissenschaftler aus 50 Ländern haben auf mehr als 1000 Seiten die aktuellen Ergebnisse zusammengetragen. So sind durch Eingriffe des Menschen zum Beispiel inzwischen mehr als 25 Prozent der untersuchten Tier-und Pflanzengruppen bedroht – mehr als je zuvor. Innerhalb weniger Jahrzehnte könnten etwa eine Million Arten verschwinden. Als Treiber des rapiden negativen Wandels in der Natur identifiziert der IPBES-Bericht für die letzten 50 Jahre das massive Eingreifen des Menschen in die globalen Ökosysteme, vor allem durch Intensivierung der Landwirtschaft, Abholzung der Wälder und Ressourcenabbau.

Die Wissenschaftler bestätigen außerdem, dass die anhaltende Erderhitzung die Probleme in den Ökosystemen weiter verschärft, insbesondere in den Savannen, die trockener werden, in den Korallenriffen, die ausbleichen, und in den Polregionen, die wärmer werden.

Der IPBES verdeutlicht: Alle wissenschaftlichen Vorhersagen und Szenarien bis 2050 geben keine komplette Entwarnung, am verheerendsten für die Natur und die biologische Vielfalt der Erde wäre aber ein „business as usual“ mit anhaltendem Wirtschaftswachstum.

Der WWF unterstützt daher die Vorschläge des IPBES-Berichts nach einem radikalen Wandel des menschlichen Wirtschaftens und Konsumverhaltens, der Nahrungsmittelproduktion und des weltweiten Handels. „Deutschland als erfolgreiche Industrienation muss sich endlich an die Spitze einer weltweiten Bewegung für eine zukunftsfähige Wirtschaft stellen“, so Eberhard Brandes vom WWF. „In 2030 müssen wir wieder mehr statt weniger Natur haben.“


Der massive Verlust der Biodiversität ist für den Menschen so bedrohlich wie der Klimawandel

Der Abschlussbericht der Vereinten Nationen warnt vor dem Versagen beim Schutz der Ökosysteme und vor katastrophalen Folgen für Mensch und Natur.

Von Ajit Niranjan, Deutsche Welle, 6.5.19

https://www.dw.com/de/der-massive-verlust-der-biodiversit%C3%A4t-ist-f%C3%BCr-den-menschen-so-bedrohlich-wie-der-klimawandel/a-48614763


"Wir werden dem "vernünftigen Menschen" nicht gerecht"

Der Bericht des Biodiversitätsrates sieht viele Arten bedroht - und dadurch letztlich den Menschen. Ein Interview mit Naturkundemuseumsdirektor Johannes Vogel.

Von Richard Friebe, Der Tagesspiegel, 6.5.19

https://www.tagesspiegel.de/wissen/artenschwund-bedroht-lebensgrundlagen-wir-werden-dem-vernuenftigen-menschen-nicht-gerecht/24310186.html


Artensterben: Forscher halten Umsteuern noch für möglich

Angesichts der bedrückenden Warnung vor einem massenhaften Artensterben fordern Politik, Naturschützer und Wissenschaftler mehr Nachhaltigkeit bei Wirtschaft und Konsum.

(dpa) - 7. Mai, 2019

https://www.saarbruecker-zeitung.de/saarland/hochschule/artensterben-forscher-halten-umsteuern-noch-fuer-moeglich_aid-38626207


Artensterben stoppen

Appelle verhindern die Zerstörung der Natur nicht. Die Verursacher müssen dafür haften, Nutznießer für Naturleistungen zahlen.

Von Joachim Wille, Frankfurter Rundschau, 7.5.19

https://www.fr.de/meinung/artensterben-stoppen-12255338.html


Biodiversität: Der Mensch macht der Natur den Garaus

Der erste globale Bericht des Weltbiodiversitätsrats zeichnet ein finsteres Bild vom Zustand der biologischen Vielfalt auf der Erde: Es geht abwärts, und das immer schneller.

Von Stephanie Kusma, Neueb Zürcher Zeitung, 6.5.19

https://www.nzz.ch/wissenschaft/biodiversitaet-der-mensch-macht-der-natur-den-garaus-ld.1479623




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