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Klimabericht (2)

IPCC-Sonderbericht belegt dramatische Risiken des Klimawandels für die Landressourcen der Erde

Bericht des Weltklimarats über Klimawandel und Landsysteme identifiziert großes Potenzial für Klimaschutzmaßnahmen BMU Pressemitteilung, 8.8.19

Der heute in Genf vorgestellte Sonderbericht des Weltklimarats (IPCC) über Klimawandel und Landsysteme offenbart substanzielle Risiken für die Lebensgrundlagen auf unserem Planeten. Der wissenschaftliche Bericht zeigt, wie sehr der Klimawandel die Ökosysteme zu Land belastet und unterstreicht die Notwendigkeit, stärker als bislang dagegen anzukämpfen. Schnelle und entschlossene Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen im Landsektor würden kurzfristig soziale und wirtschaftliche Vorteile bringen und langfristig Chancen für eine klimaresiliente Entwicklung.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze: "Der Bericht des Weltklimarats zeigt: Klimaschutz ist eine Existenzfrage für uns Menschen. Denn der Klimawandel gefährdet unsere Ernährungs- und Lebensgrundlagen. Die Land- und Forstwirtschaft ist ein Opfer dieser Entwicklung, aber sie ist auch ein wichtiger Verursacher und damit ein Teil der Lösung beim Klimaschutz. Die Art, wie die Menschheit mit dem Land umgeht, kann das Klima schützen oder schädigen. Der Bericht zeigt uns, dass Klimaschutz in der Land- und Forstwirtschaft machbar ist und zugleich soziale, wirtschaftliche und ökologische Vorteile bringt. Die anstehende Reform der EU-Agrarförderung ist eine gute Gelegenheit, in Europa die richtigen Anreize für mehr Klimaschutz in der Landwirtschaft zu setzen."

Dr. Georg Schütte, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung: "Deutschland hat dank der Unterstützung durch die Bundesregierung eine starke wissenschaftliche Stimme im Weltklimarat. Die Wissenschaft mahnt uns, die Ergebnisse von vielen Jahrzehnten Forschung ernst zu nehmen. Die Folgen der Dürre im vergangenen und in diesem Jahr zeigen uns auch in unseren Breiten, dass wir moderne Technologien nutzen müssen, um nachhaltig mit den natürlichen Ressourcen an Land umzugehen. Aber das, was wir heute können, wird nicht reichen. Langfristig brauchen wir weitere Anstrengungen der Wissenschaft, um beispielsweise dürreresistente Pflanzen zu züchten oder Nahrungsmittel-Ketten zu entwickeln, die zu geringeren Verlusten nach der Ernte führen. Das geht oftmals nur in internationaler Zusammenarbeit, wie unsere BMBF-Kompetenzzentren zu Klimawandel und Landnutzung im westlichen und südlichen Afrika zeigen."

Der Bericht zeigt, dass fast ein Viertel der aktuellen menschengemachten Treibhausgasemissionen auf die Landnutzung, darunter Forst- und Landwirtschaft, zurückgehen. Gleichzeitig wirkt die Landbiosphäre als natürliche Treibhausgassenke, weil knapp 30 Prozent der anthropogenen CO2-Emissionen von Vegetation und Böden gebunden werden.

Folgen des Klimawandels sind bereits nachweisbar. Mit zunehmender globaler Erwärmung sind negative Auswirkungen auf Ernteerträge, Nahrungsmittelversorgung, Nahrungsmittelpreise und Wasserverfügbarkeit zu erwarten. Gravierende Risiken könnten durch Vegetationsverlust und Artensterben, zunehmende Waldbrände, Boden- und Küstenerosion sowie das verstärkte Auftauen von Permafrostböden entstehen.

Es gibt wirksame Maßnahmen, die gleichzeitig dem Klimawandel und der Landdegradierung entgegenwirken. Dazu gehören nachhaltiges Land- und Forstmanagement sowie Maßnahmen im Ernährungssystem, zum Beispiel die Verringerung von Nahrungsmittelverschwendung und weniger ressourcenintensive Ernährungsweisen.

Schnelles Handeln verringert das Risiko irreversibler Folgen für Ernährungssicherheit und für terrestrische Ökosysteme, die für das Wohlergehen der Menschen entscheidend sind. Die Kosten der Klimawandelfolgen würden die Kosten von schnellen Klimaschutzmaßnahmen in vielen Bereichen bei Weitem übersteigen.


Bundesministerin Klöckner zum Sonderbericht des Weltklimarats

BMEL Pressemitteilung, 8.8.19

Zum heute veröffentlichten Sonderbericht des Weltklimarats (IPCC) erklärt die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner:

"Die Ergebnisse des IPCC-Berichts bestärken uns in unserem Weg, Landwirtschaft, Landnutzung und die Forstwirtschaft noch nachhaltiger zu gestalten. Denn ein behutsamer Umgang mit den Ressourcen geht uns alle an. Gerade weil die Land- und Forstwirtschaft nicht nur Beteiligte, sondern vom Klimawandel besonders betroffen sind, haben wir keine Zeit zu verlieren. Deshalb setzen wir uns bei der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik (GAP) für die nächste Förderperiode klar für Mindestumweltstandards ein, an die sich alle Mitgliedsstaaten bei der Bewirtschaftung halten müssen. Wer mehr für den Umwelt- und Klimaschutz leistet, muss dafür auch entlohnt werden. Das Umsteuern fängt nicht erst heute an. Da wir alle gefragt sind, Natur und das Klima nachhaltig zu schützen und zu nutzen, muss jede Branche ihren Beitrag leisten. Bereits Anfang Mai habe ich im Klimakabinett zehn konkrete Klimaschutzmaßnahmen für den Ackerbau, die Tierhaltung und die Waldwirtschaft vorgelegt und entsprechende Anmeldungen für finanzielle Ausstattungen über den Klimafonds der Bundesregierung vorgenommen.

Noch in diesem Jahr werde ich eine nationale Ackerbaustrategie vorstellen, mit der wir den Beitrag des Ackerbaus zum Klimaschutz weiter ausbauen werden.

Auf europäischer Ebenen diskutiere ich mit meinen Amtskollegen derzeit, wie wir die gemeinsame Agrarpolitik grüner und nachhaltiger machen – auch vor dem Hintergrund des aktuellen Berichts brauchen wir ein höheres Umweltambitionsniveau. In Brüssel haben wir als Bundesregierung deutlich gemacht, dass das nur gelingen wird, wenn es einheitliche Leitplanken gibt. Zentrale Vorhaben für mehr Umwelt-, Natur- und Klimaschutz müssen mit der Reform der GAP überall in der EU gleich wirksam umgesetzt werden. Wir brauchen Mindeststandards, die verpflichtend gelten, gleichzeitig müssen höhere Umweltleistungen für die Landwirte effizient und einfach umsetzbar sein.

Zur Wahrheit gehört ebenso, dass wir auf eine produktive Landwirtschaft angewiesen sind, deren Ernten Milliarden ernähren müssen: Weltweit hungern mehr als 800 Millionen Menschen, weitere zwei Milliarden sind mangelernährt. Ressourcen- und Klimaschutz auf der einen müssen wir mit Ertrags- und Erntesicherung auf der anderen Seite zusammenbringen. Dabei kann uns weltweit das Potential der Digitalisierung, der Präzisierung und Früherkennung helfen.

Land- und Forstwirtschaft sind vor allem aber Lösungsbringer beim Klimawandel, diese große Relevanz hebt der Bericht ausdrücklich hervor. Denn Böden und Wälder sind effektive Treibhausgassenken, weltweit binden sie knapp ein Drittel der Kohlendioxid-Emissionen. Hierzulande führt die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder zu einer Verringerung der Emission um 14 Prozent. Und auch den Boden als Kohlenstoffspeicher müssen wir schützen und sein Speicherpotential ausbauen. Diese Punkte sind zentrale Bausteine unserer Klimaschutzmaßnahmen. Zudem geht es nun um ein schnelles, groß angelegtes und nachhaltiges Aufforstungsprogramm für unsere heimischen Wälder."


Minister Müller fordert zusätzliche Investitionen in internationalen Klimaschutz

BMZ Pressemitteilung, 8.8.19

Zur Vorstellung des Sonderberichts des "Weltklimarates" zum Thema "Klimawandel, Landnutzung und Ernährungssicherheit" erklärt Bundesentwicklungsminister Gerd Müller:

"Der Sonderbericht des Weltklimarates ist ein Alarmsignal: Die Landmassen haben sich deutlich erwärmt, seit Ende des 19. Jahrhunderts um fast 1,5 Grad Celsius. Das hat dramatische Folgen. Klimazonen verschieben sich, ehemals fruchtbare Landschaften werden zu Wüsten. Dürren und Hitzewellen nehmen weltweit zu. Eine halbe Milliarde Menschen lebt in Gebieten, die davon betroffen sind. Es wird immer schwieriger, die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren, vor allem in Afrika. Steigt die globale Erwärmung auf zwei Grad, wäre die Lebensgrundlage von Hunderten Millionen Menschen bedroht. Wir müssen jetzt handeln und den Menschen ein Überleben in ihrer Heimat sichern. Wir müssen den Menschen helfen, sich an den Klimawandel anzupassen – durch eine nachhaltige und innovative Landwirtschaft.

Auch in Deutschland müssen wir unsere Anstrengungen vergrößern und im kommenden Jahr zusätzlich 500 Millionen Euro in den internationalen Klimaschutz investieren – entweder aus dem Nationalen Klimafonds oder aus dem Bundeshaushalt. Die Kanzlerin muss auf dem UN-Gipfel im September diese internationalen Klimamittel zusagen können. Mit den zusätzlichen Mitteln können wir eine Innovations- und Investitionsoffensive für Klimaschutzmaßnahmen in Afrika finanzieren und das Programm 'Klimasichere Landwirtschaft' starten und unter anderem die internationale Agrarforschung stärken. Mit unseren 'Grünen Innovationszentren' in Afrika und Indien fördern wir bereits Innovationen für eine klima-angepasste Landwirtschaft. Ein Beispiel: Mit an den Klimawandel angepassten lokalen Reissorten und neuen, sparsamen Bewässerungstechniken haben wir die Reiserträge in vielen Ländern verdoppeln können. Diese Ansätze wollen wir ausbauen.

Der Sonderbericht des Weltklimarates stellt auch klar, dass der Erhalt der weltweiten Waldflächen zu den wichtigsten Klimaschutzmaßnahmen gehört. Das Abholzen von Regenwäldern verursacht 11 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes. Alle vier Sekunden wird die Fläche eines Fußballfelds abgeholzt – vor allem für riesige Soja- und Palmölplantagen. Das müssen wir sofort stoppen. Die EU sollte nur noch nachhaltiges Soja und Palmöl importieren. Wir haben bereits mehr als 100 Millionen Hektar Wald weltweit unter Schutz gestellt – mehr als die dreifache Fläche Deutschlands. Dieses Engagement verstärken wir, etwa zum Schutz des Amazonas. Schon heute werden dank unserer Waldschutzprogramme 48 Millionen Tonnen CO2 eingespart. Das ist der jährliche Ausstoß von 60 Prozent aller Pkw in Deutschland."




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