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Aktuell

Waldbrände in Russland und Ukraine

Neue Waldbrände in Sibirien - Einsatzkräfte alarmiert

(dpa) - 27. April, 2020

https://www.greenpeace-magazin.de/ticker/neue-waldbraende-sibirien-einsatzkraefte-alarmiert


Sibirien: Hitzewelle und Waldbrände

Von Marc Szeglat, Vulkane Net Newsblog, 28.4.20

http://www.vulkane.net/blogmobil/sibirien-hitzewelle-und-waldbraende/


Waldbrand in Tschernobyl: Einwohner von Kiew in Angst

Seit mehr als drei Wochen brennen Wälder und Wiesen in der verstrahlten Sperrzone. Die Feuer sind nur schwer zu löschen - und kommen gefährlich nahe an den Unglücksreaktor heran.

Von Stefan Scholl, Berliner Zeitung, 26.4.20

https://www.berliner-zeitung.de/gesundheit-oekologie/flammen-ueber-tschernobyl-li.82156


34 Jahre Tschernobyl: Jeder weitere Tag Atomkraft ist einer zu viel

Große Sorge wegen Waldbränden in Sperrzone

BUND Pressemitteilung, 24.4.20

Berlin. Vor 34 Jahren, am 26. April 1986, ereignete sich das katastrophale Reaktorunglück im Atomkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine. Angesichts der seit Wochen rund um die Ruine wütenden Waldbrände warnt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) erneut vor den Gefahren der Atomenergie. Die Feuer in der Sperrzone wühlen die radioaktiven Rückstände auf und tragen weiter zu deren Verbreitung bei. Zwar werden die Grenzwerte laut ukrainischen Behörden eingehaltenen, doch ionisierende Strahlung ist nie harmlos. Der BUND fordert daher einmal mehr den kompletten Atomausstieg – auch in Deutschland.

Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender: "Auch nach 34 Jahren stellt die radioaktive Kontamination durch die Tschernobyl-Katastrophe eine Bedrohung für Mensch und Natur dar. Selbst in Teilen Bayerns sind die Nachwirkungen immer noch präsent: Bis heute warnen die Behörden vor verstrahlten Pilzen und Wildtieren. Die aktuelle tragische Situation in der Ukraine zeigt einmal mehr: Atomkraft bedeutet eine langanhaltende und unkontrollierbare Gefahr. "

Oleksandra Zaika, Expertin für Energiepolitik der ukrainischen BUND-Partnerorganisation Ecoaction: "Die ukrainische Gesellschaft ist umso besorgter über die Brände, weil sie in der Sperrzone stattfinden – einem immer noch radioaktiv kontaminierten Gebiet. Infolgedessen wurden Radionuklide, die sich nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl in Pflanzen und im Boden angesammelt haben, wieder freigesetzt und können nun aufs Neue die menschliche Gesundheit schädigen. Die Kernenergie hat wieder einmal ihren Status als gefährliche Energiequelle bestätigt, bei der Fehler zu dauerhaften Konsequenzen führen."

Zudem ist Atomenergie teuer, schmutzig und schafft das Problem abgebrannter Brennelemente, das die Atomindustrie nicht lösen kann. Deshalb fordert der BUND den sofortigen Ausstieg und den Ausbau der sicheren und sauberen erneuerbaren Energien.

Bandt: "Jeder zusätzliche Tag Atomkraft, steigert die Gefahr eines weiteren Atomunglücks wie in Tschernobyl und Fukushima und mehrt das ungelöste Problem der Abfallverwahrung. Daher fordert der BUND den notwendigen sofortigen Atomausstieg weltweit und auch hierzulande." Denn auch Deutschland bleibt vorläufig unbefristet Teil der nuklearen Kette durch die vom Ausstieg ausgenommene Brennelementefabrik Lingen und die Urananreicherungsanlage Gronau.


Katastrophe ohne Verfallsdatum Vor 34 Jahren explodierte Block vier des Atomreaktors von Tschernobyl

Wie schwer der Super-GAU noch Jahrzehnte später wiegt, zeigen die derzeitigen Waldbrände

Von Michael Weiland, Greenpeace-Online, 24.4.20

Bis zum 26. April 1986 war Tschernobyl lediglich der Name einer kleinen Stadt im Norden der Ukraine und nur wenigen ein Begriff: In den Siebzigern ging nahe des Ortes der erste Kernreaktor des Landes ans Netz. Seit diesem Tag im Frühjahr vor 34 Jahren ist das anders: Eine Explosion im Block vier des damals sowjetischen Atomkraftwerks führte zum Super-GAU, den bislang beispiellosen “größten anzunehmenden Unfall”. Bis heute ist Tschernobyl synonym mit der schwersten Katastrophe in der zivilen Nutzung der Atomkraft. Wie Hiroshima, Nagasaki oder Fukushima ist der Name für immer verbunden mit nuklearem Schrecken.

Die Explosion des Reaktors schleuderte damals eine radioaktive Wolke in die Atmosphäre, die über ganz Europa zog. 150.000 Quadratkilometer Land – eine Fläche größer als Griechenland – wurden so stark radioaktiv kontaminiert, dass rund 350.000 Menschen umgesiedelt wurden oder flüchteten. Insgesamt waren über acht Millionen Menschen betroffen – und die Folgen prägen die Region bis heute.

Rauchfahne bis Kiew

Wie sehr die Katastrophe nachwirkt, zeigen die nach wie vor nicht vollständig gelöschten Waldbrände im Sperrgebiet um die Atomruine. Noch nie haben Feuer dort so gewütet wie in diesem Jahr – eine Folge der derzeitigen Trockenheit. 30 Kilometer ringsum die Atomruine von Tschernobyl dürfen Menschen nach wie vor nur mit Sondergenehmigung hinein, aus gutem Grund, wie die jüngsten Entwicklungen erneut deutlich vor Augen führen. Die Böden um Tschernobyl sind nach wie vor kontaminiert, und durch die Feuer geht die Belastung über die Grenzen der Sperrzone hinaus. Radioaktiver Staub wird aufgewirbelt, der Rauch – und mit ihm nachweislich radioaktives Cäsium-137 – zog bis ins über 100 Kilometer entfernte Kiew. Löscharbeiten sind aufgrund der Strahlung mühsam und gefährlich.

34 Jahre nach dem Super-GAU ist die Atomkatastrophe von Tschernobyl noch nicht zu Ende. Das gilt es im Gedächtnis zu behalten, wenn Atomkraft wieder einmal von Lobbyisten als klimafreundlichere Alternative zu fossilen Energien ins Spiel gebracht wird. „Das ist eine menschenfeindliche und eine sehr kostspielige Technologie – die sich zudem hinter Stacheldraht verbirgt“, sagt Heinz Smital, Greenpeace-Experte für Atomenergie. Einen „Rückfall in alte Atomträume“ dürfe es deshalb nicht geben.

Deutschlands Atomproblem

Urantransporte, wie sie derzeit erneut aus dem niedersächsischen Gronau nach Russland gehen, führen auch hier zu Lande vor Augen, dass die Altlast Atomkraft weiterhin ein Problem ohne Lösung ist. Die Firma Urenco schickt tonnenweise abgereichertes Uran zur erneuten Anreicherung in russische Aufbereitungsanlagen. „Es handelt sich hier nicht um einen Wertstoff zur Weiterverwendung, wie die Bundesregierung glauben machen will“, sagt Smital, „sondern in Wahrheit um Atommüll, dessen Export verboten ist.“ Ein Verschiebespiel, mit dem Urenco die Crux der Endlagerung zu umgehen versucht – denn die müsste laut Gesetz in Deutschland stattfinden.

Die Brände in der Ukraine sind ein Weckruf für eine Abkehr von der Atomenergie. Die ist auch in Deutschland noch nicht vollzogen: Erst wenn die noch bestehenden Atomfabriken in Lingen und Gronau endlich dichtmachen, ist der deutsche Atomausstieg nicht bloß beschlossen, sondern vollendet.




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