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Aktuell

Waldbrände in Amazonien

Brand im Amazonasgebiet zerstört die Heimat eines unkontaktierten Volkes

Survival International Deutschland e.V. Pressemitteilung, 3.12.15

Zurzeit wüten mehrere Flächenbrände im brasilianischen Amazonasgebiet, die dabei riesige Waldgebiete am östlichen Rand der „grünen Lunge der Erde“ zerstören. Der Ausbruch der Feuers überschneidet sich mit dem Beginn der UN-Klimakonferenz (engl.: United Nations Framework Convention on Climate Change, 21st Conference of the Parties, kurz COP 21) und droht eines der letzten unkontaktierten Völker der Erde auszulöschen.

Berichten zufolge wurden die Brände von illegalen Holzfällern gelegt, die sich an indigenen Völkern rächen wollen, welche ihr Land gegen Eindringlinge verteidigen. Die Holzfäller bedrohen damit einen Teil des brasilianischen Amazonasgebietes, das eine einmalige Pflanzen- und Tierwelt beheimatet und das letzte Umweltgebiet seiner Art ist.

Der Wald ist auch die Heimat der indigenen Awá, eines der bedrohtesten Völker unseres Planeten. Um überleben zu können sind die Awá vollständig auf ihr Land angewiesen.

Die Awá und andere indigene Völker kämpfen allen voran gegen den Klimawandel und die Zerstörung ihrer natürlichen Umwelt. Sie sind die besten WächterInnen der Natur und der einfachste und preiswerteste Weg, den Regenwald zu erhalten, ist die Wahrung ihrer Landrechte.

Tatuxa’a, ein Sprecher der Awá, sagte: „Heute bin ich in den Wald gegangen und war von Rauch und Staub umgeben … Das Feuer ist überall und es ist sehr nah an unseren Gemeinden … Die Regierung muss uns helfen … Wir können die Feuer nicht allein löschen, weil es so viele von ihnen gibt!“

„Der Wald ist voller Früchte und Wild … all das wird zerstört! Unser Bach trocknet auch aus. Wo werden wir jagen? Wo werden wir Honig sammeln? Ich bin heute sehr traurig und besorgt.“

Ungefähr 100 Awá leben unkontaktiert: Das bedeutet, dass sie ohne Kontakt zur brasilianischen Mehrheitsgesellschaft leben. Sollte der Brand nicht gelöscht werden, könnten die unkontaktierten Awá ausgelöscht werden. Doch die brasilianischen Behörden haben bisher keine effektiven Maßnahmen ergriffen und überlassen das Löschen des Waldbrandes zu großen Teilen den Awá und ihren Nachbarn. Im vergangenen Jahr hat Survival International eine globale Kampagne für die Awá geführt und den Justizminister dazu gebracht, hunderte von Regierungsbeamten in das Gebiet der Awá zu schicken, um die illegalen Holzfäller auszuweisen. Nun jedoch wird das Land der Awá nicht geschützt und die illegalen Holzfäller kehren zurück.

Im Oktober haben Waldbrände fast die Hälfte des indigenen Arariboia-Gebiets zerstört, in dem unter anderem unkontaktierte Awá leben. Ob es zwischen den Vorfällen eine Verbindung gibt oder ob das Legen von Waldbränden eine neue Strategie der Holzfäller gegen indigene Völker darstellt, ist unklar.

Survival International, die globale Bewegung für die Rechte indigener Völker, fordert, dass die brasilianische Regierung den Waldbrand löscht, das Land der Awá schützt und die Awá vor der Auslöschung bewahrt. Während sich führende Politiker bei der UN-Klimakonferenz in Paris versammeln, dürfen internationale Medien nicht die akute Bedrohung ignorieren, die ökologische Katastrophen schon heute für einige der bedrohtesten Gesellschaften der Welt darstellen.

Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte: „Der Waldbrand macht deutlich, warum die UN-Klimakonferenz dringend eine stärkere indigene Stimme benötigt. Während sich Vertreter industrialisierter Staaten in Paris versammeln, sind es indigene Völker, die direkt unter den Auswirkungen der Umweltzerstörung leiden. Die brasilianische Regierung muss mehr tun, damit der Wald der Awá vor Brandstiftungen durch Holzfäller geschützt wird. Sollte die Regierung dies nicht tun, wird eines der bedrohtesten Völker unseres Planeten ausgelöscht werden – und mit ihm die Umwelt, die es seit Generationen nachhaltig verwaltet hat.“


Allianz für Schutzgebiete in Paris

Deklaration auf COP 21: Lateinamerikanische Länder fordern Anerkennung von Naturschutzgebieten
WWF: Zukunft der Tropen entscheidend für Klimaschutz


WWF Pressemitteilung, 5.12.15

Paris/Berlin - In Paris haben mehrere lateinamerikanische Länder die Berücksichtigung von Naturschutzgebieten bei den Klimaverhandlungen gefordert. In einer gemeinsamen Deklaration sprachen sich insgesamt 18 Staaten – darunter Brasilien, Chile, Mexiko, Venezuela, Kolumbien, Peru und Bolivien – dafür aus, den Erhalt und die Ausweisung neuer Schutzgebiete als Ziele in die Klimarahmenkonvention aufzunehmen. Neben der Anerkennung ihrer Anstrengungen fordern die Länder auch technische und finanzielle Unterstützung von der internationalen Gemeinschaft.

Zuspruch erhalten die Staaten vom WWF, der die Deklaration mit initiierte. „Schutzgebiete sind eines der schnellsten und effektivsten Mittel, um Klima und Artenvielfalt zu schützen“, so Roberto Maldonado, Brasilien-Referent beim WWF Deutschland. „Es ist ein logischer und überfälliger Schritt, sie als Instrumente des Klimaschutzes anzuerkennen.“ Anzahl und Ausdehnung der geschützten Areale müsse weltweit erhöht werden, auch in Deutschland, wo bisher lediglich rund ein Prozent der Fläche von der Nutzung ausgenommen ist. Daneben sei es notwendig, den Schwellen- und Entwicklungsländern bei ihren Anstrengungen unter die Arme zu greifen.

Laut WWF stehen bislang rund 13 Prozent der globalen Landfläche unter Schutz. Dies bedeute eine enorme Klimaschutzleistung, die ausgebaut werden müsse. Allein in Tropen sind nach Angaben der Umweltschützer rund 900 Gigatonnen klimawirksamer Treibhausgase gespeichert, was mehr als dem Tausendfachen der jährlichen Emissionen Deutschlands entspricht. Sie besser zu schützen sei eine internationale Aufgabe. Die derzeitige Entwicklung zeige jedoch in eine andere Richtung: Allein für den Amazonas rechnet der WWF bis 2030 mit einem Rückgang des Waldes von bis zu 48 Millionen Hektar, was nahezu der gesamten Fläche Spaniens entspricht. Schiebe man der Entwaldung keinen Riegel vor, sei die Begrenzung des Temperaturanstiegs auf zwei Grad nicht zu erreichen.

Neben der Wirkung für den Klimaschutz hebt die Deklaration weitere Leistungen der Schutzgebiete hervor. Bereits heute bezögen viele Millionen Menschen ihr Trinkwasser aus ihnen. Daneben böten sie Schutz vor Erosion und Fluten und sorgten für die Reinigung von Luft und Wasser. Auch für die Artenvielfalt seien Schutzgebiete von entscheidender Bedeutung, insbesondere auf der Südhalbkugel. Auf einem Hektar Fläche im Amazonas finde man dieselbe Anzahl unterschiedlicher Tier- und Pflanzenarten wie in ganz Deutschland, so der WWF.

Das Vorhaben zur Anerkennung von Schutzgebieten der lateinamerikanischen Länder wurde mit der Unterstützung der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) des Bundesumweltministeriums realisiert.




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