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Aktuell

Welterschöpfungstag

Menschheit sprengt Kreditrahmen

Natürliche Ressourcen aufgebraucht: Ab 13. August nimmt Menschheit bei Erde neue Schulden auf
„Welterschöpfungstag“ sechs Tage früher als 2014


WWF Pressemitteilung, 12.8.15

Ab Donnerstag sind die natürlichen Ressourcen aufgebraucht, die die Erde 2015 regenerieren und damit nachhaltig zur Verfügung stellen kann. Ab dann muss die Menschheit bis Jahresende bei der Natur einen „Kredit aufnehmen“ – und das schon zum dreißigsten Mal in Folge. Das teilte die Naturschutzorganisation WWF in Berlin mit. Die Menschheit lebe nun für mehr als vier Monate von den stillen Reserven der Erde und somit auf Kosten nachfolgender Generationen. Damit ist der „Welterschöpfungstag“ (Englisch: Overshoot Day), der sich aus Berechnungen des Global Footprint Networks ergibt, um sechs Tage im Kalender nach vorne gerutscht. 2014 reichten die Ressourcen noch bis zum 19. August.

„Der angehäufte Schuldenberg wird größer und größer. Seit mehr als drei Jahrzehnten verbrauchen wir mehr Ressourcen, als uns eigentlich zur Verfügung stehen“, warnt WWF-Vorstand Eberhard Brandes. „Klimawandel, Artensterben und Wassermangel – bereits heute sind die Auswirkungen unseres Lebens auf Pump mehr als deutlich. Wir sind gerade dabei zulasten unserer Kinder den Kreditrahmen zu sprengen.“ Die Verantwortung für die globale Übernutzung tragen laut Brandes vor allem die wohlhabenden Länder und die großen Industrienationen, wie etwa Deutschland oder die USA.

So stagniert laut dem „Living Planet Report“ des WWF der ökologische Fußabdruck Deutschlands seit inzwischen zehn Jahren auf gefährlich hohem Niveau. Jeder Deutsche verbraucht demnach pro Jahr mehr als doppelt so viele Ressourcen, wie ihm im globalen Mittel zustehen würden. „Deutschland ist bei der nachhaltigen Nutzung von Ressourcen kein Musterschüler. Es muss uns endlich gelingen, den deutschen Fußabdruck auf ein nachhaltiges Maß zu senken“, fordert der WWF-Vorstand. „Nur eine Verringerung des Fußabdrucks kann auch für unsere Kinder und Enkel ein hohes Wohlstandsniveau garantieren. Daher können und müssen wir uns diese Anstrengungen als eine führende Industrienation leisten.“

Deutschland müsse insbesondere Landwirtschaft und Verkehr nachhaltiger ausrichten, Schutzgebiete wirksamer schützen und die nationale Biodiversitätsstrategie zügig umsetzen. Von herausragender Bedeutung sei die konsequente Realisierung der Energiewende. „Politik, Unternehmen und Konsumenten haben die Mittel in der Hand, um nachhaltiger zu leben und zu wirtschaften, sei es durch höhere Energieeffizienz, erneuerbare Energien, bewussteren Fleischkonsum, umweltfreundliche Mobilität oder nachhaltigen Fischfang“, so Brandes.


BUND zum „Ökoschuldentag“: Ressourcenschutz braucht mehr als Effizienzsteigerung

Wir verbrauchen immer schneller immer mehr

BUND Pressemitteilung, 12.8.15

Berlin: Am 13. August ist der „Ökoschuldentag“ (Earth Overshoot Day), der Tag, an dem die Menschheit mehr an natürlichen Ressourcen verbraucht haben wird, als unser Planet innerhalb eines Jahres erzeugen kann. „Ab diesem Donnerstag leben wir auf Pump“, sagte Rolf Buschmann, Experte für Ressourcenschutz beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). „Auf lange Sicht wird unser Planet uns keinen Kredit mehr geben können. Wir verbrauchen immer schneller immer mehr“, so Buschmann.

Angesichts des weltweit steigenden Konsums und des wachsenden Verbrauchs von nicht erneuerbaren Ressourcen und Rohstoffen wie Öl, Gas, Metallen und Mineralien, aber auch Wasser und Land, würden diese natürlichen Güter immer knapper. „Einmal verbraucht, sind diese Ressourcen nahezu unwiederbringlich verloren“, sagte Buschmann. „Ressourcenschutz braucht mehr als nur den effizienteren oder sparsameren Umgang mit Rohstoffen und Energie, der deren Verfügbarkeit lediglich über einen längeren Zeitraum streckt. Der Raubbau an natürlichen Rohstoffen und die negativen Auswirkungen des Rohstoffverbrauchs werden so nicht entscheidend verhindert“, kritisierte Buschmann. „Auch die Zerstörung der Umwelt und die Schadstoffbelastung von Wasser, Boden und Luft führen zum Verlust von Artenvielfalt und dazu, dass wertvolle Ressourcen schwinden“, so der BUND-Experte.

Vor diesem Hintergrund veröffentlicht der BUND die Broschüre „Ressourcenschutz ist mehr als Rohstoffeffizienz“, in der Fakten zu einem zukunftsfähigen Umgang mit begrenzten Ressourcen dargestellt, Zusammenhänge erklärt sowie Entscheidungshilfen für Politiker und Anregungen für gesellschaftliche Initiativen gegeben werden.


Erdüberlastungstag: Die Erde ist leer

Aktionsbündnis drängt auf Maßnahmen zur Senkung des Ressourcenverbrauchs

Germanwatch Pressemitteilung, 12.8.15

Berlin. Der globale Erdüberlastungstag ist in diesem Jahr bereits morgen (Donnerstag) und damit noch einmal sechs Tage früher als im Vorjahr: Ab diesem Tag sind die nachhaltig nutzbaren Ressourcen der Erde für das gesamte Jahr verbraucht. Mit einer Aktion vor dem Kanzleramt wollen Aktivist/innen von INKOTA, Germanwatch, BUNDjugend, Naturschutzjugend, FairBindung, PowerShift, der Christlichen Initiative Romero und der Kampagne Stop Mad Mining den übermäßigen Ressourcenverbrauch Deutschlands anprangern und die Bundesregierung auffordern, sich für eine zukunftsfähige und gerechte Ressourcenpolitik einzusetzen.

Eine drei Meter hohe Erdkugel in Form einer Trinkpackung steht vor dem Kanzleramt. Untermalt von einem lauten Schlürfgeräusch wird sie mit einem überdimensionierten Strohhalm ausgesaugt. Nach und nach fällt sie in sich zusammen. Mit dieser Aktion unter dem Motto „Leer! Die nächste bitte!“ machen verschiedene Organisationen auf den Erdüberlastungstag und seine Folgen aufmerksam. „Wir verbrauchen die Ressourcen der Erde, als hätten wir noch eine zweite Erde im Keller“, erklärt INKOTA-Referentin Christine Pohl. „So ist es aber leider nicht: Alles, was wir ab heute verbrauchen, wächst nicht nach oder kann von der Erde nicht kompensiert werden“, so Pohl weiter.

1,5 Erden bräuchte die Weltbevölkerung derzeit, um den weltweiten Bedarf an Rohstoffen, Ackerland, Wasser und Wäldern nachhaltig zu decken. Würden alle Länder weltweit so wirtschaften wie Deutschland, wären sogar 2,6 Planeten notwendig. Der ökologische Fußabdruck eines Deutschen ist damit zwar deutlich kleiner als der eines US-Amerikaners. Dennoch liegt Deutschland im obersten Viertel aller Länder weltweit. Beim derzeitigen ökologischen Fußabdruck eines Inders würden hingegen nur die Hälfte der jährlich nachhaltig nutzbaren Ressourcen der Erde verbraucht.

„Unsere Wirtschaftsweise ist weder ökologisch nachhaltig noch global gerecht“, erklärt Julia Otten, Referentin bei Germanwatch. „Damit beuten wir die Erde auf Kosten künftiger Generationen und der in Armut lebenden Menschen aus, die insbesondere im globalen Süden leben.“ Neben weltweiter Landübernutzung und dem Rückgang der Biodiversität in schrumpfenden Wäldern und überfischten Meeren ist der globale Klimawandel eine der spürbarsten Auswirkungen der ökologischen Überlastung. Extreme Hitzewellen, Dürren, Stürme und Überschwemmungen treffen schon heute die Menschen im globalen Süden besonders hart. Dadurch und durch den Kampf um Rohstoffe verlieren immer mehr Menschen ihre Lebensgrundlage, müssen ihr Land verlassen oder vor Konflikten fliehen.

„Die Bundesregierung unterstützt zwar bessere Energie- und Rohstoffeffizienz der deutschen Wirtschaft, bezieht aber die Einhaltung globaler Umweltgrenzen nicht konsequent in ihre Rohstoffpolitik ein“, erklärt Christoph Röttgers von der Naturschutzjugend. Es fehle aber bisher an verbindlichen Aussagen, den absoluten Ressourcenverbrauch in Deutschland zu senken. Die Organisationen fordern die Bundesregierung deshalb auf, endlich auch die Frage nach Suffizienz auf die politische Agenda zu setzen. „Wir brauchen eine Wirtschaftspolitik, die nicht mehr nach Wachstum um jeden Preis strebt, sondern die dem übermäßigen Ressourcenverbrauch ein Ende setzt und ein Wirtschaften innerhalb der planetaren Grenzen ermöglicht“, so Röttgers weiter.




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