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Sägewerke und NP Schwarzwald-Projekt

NABU: Nationalpark Schwarzwald wäre für Sägewerke keine Bedrohung

Ministerium zeigt Größenordnung auf
„Gutachten“ der AGR über die Gefährdung von Arbeitsplätzen nach wie vor nicht einsehbar und daher „nicht ernst zu nehmen“


Pressemitteilung des NABU Baden-Württemberg, 6.3.13

Stuttgart – Nicht der Nationalpark, sondern der anhaltende Strukturwandel bedroht viele Sägewerke des Nordschwarzwaldes. Dieses Fazit zieht der NABU Baden-Württemberg aus der aktuellen Antwort des Ministeriums für Ländlichen Raum (MLR) auf eine Anfrage des CDU-Abgeordneten Dr. Patrick Rapp. Überkapazitäten und der harte Verdrängungskampf bedrohen vor allem kleine Betriebe. „Ich verstehe, dass vielen Sägern das Wasser bis zum Hals steht und sich über die Jahre Sorgen und Wut aufgestaut haben“, sagt der Vorsitzende des NABU Baden-Württemberg Dr. Andre Baumann. „Dass sich diese Sorgen jetzt in der Nationalparkdebatte Bahn brechen, ist verständlich, führt aber in die Irre: Den Nationalpark zum Sündenbock zu stempeln und dagegen in einen Stellvertreterkrieg zu ziehen, löst das Problem nicht.“ Baumann fordert das MLR auf, gemeinsam mit den Sägern nach guten Lösungen zu suchen und zusätzliche Belastungen durch den Nationalpark zu vermeiden.

Der Antwort des MLR entnimmt der NABU, dass die Sägewerke der Nationalparkregion über 1,5 Millionen Festmeter im Jahr verarbeiten können. Durch den Nationalpark würden in 30 Jahren vielleicht 40.000 Festmeter pro Jahr weniger geerntet – also weniger als drei Prozent der Sägewerkskapazität. Das entspricht ungefähr der Holzmenge, die im Jahr 2012 in den Privatwaldflächen des Ortenaukreises im Vergleich zu den Vorjahren weniger eingeschlagen wurde. Die regionale Sägeindustrie habe diesen Rückgang kaum gespürt.

„Die Behauptung, der Nationalpark würde die Sägewerksindustrie zusammenbrechen lassen, hunderte Jobs gefährden, LKW-Kolonnen voller Holz aus dem Osten notwendig machen und nebenbei die Energiewende torpedieren, halte ich für völlig überzogen. Dafür ist die fragliche Holzmenge viel zu klein“, sagt Baumann und betont, dass schon heute rund 60 Prozent des Suchraums für die Forstwirtschaft kaum eine Rolle spielen, weil die Gebiete bereits unter Schutz stehen oder nur geringe Erträge abwerfen.

Das Gutachten der Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher (AGR), wonach der Nationalpark 670 Arbeitsplätze gefährde, ist nach wie vor nicht einsehbar und wird daher vom NABU als Stimmungsmache scharf zurückgewiesen. Der NABU hat wiederholt vergeblich versucht, das der Pressemitteilung zugrunde liegende Papier zu erhalten. „Wenn die AGR mit Zahlen jongliert ohne darzustellen, wo diese herkommen, ist das unseriös und für eine sachbezogene Debatte schädlich“, kritisiert Baumann. Solange die Grundlagen dieser Behauptung nicht auf dem Tisch liegen, seien die Zahlen nicht ernst zu nehmen.

Der NABU stellt klar, dass er die verstärkte Verwendung von Holz als wertvollen nachwachsenden Rohstoff explizit unterstützt – insbesondere wenn das Holz regional erzeugt wird. „Wenn wir die Größenordnungen beachten, sehen wir, dass sich Holzwirtschaft und Waldnaturschutz nicht widersprechen“, erklärt der NABU-Landeschef. Das habe auch die Bundesregierung unter Angela Merkel erkannt: In ihrer Nationalen Biodiversitätsstrategie fordert sie einen Nutzungsverzicht auf fünf Prozent der Waldfläche. Der Nationalpark im Nordschwarzwald würde gerade einmal 0,7 Prozent der baden-württembergischen Waldfläche umfassen. „Die Versorgung mit regionalem Holz wird dadurch nicht infrage gestellt“, sagt Baumann.

CDU-Antrag und MLR-Antwort finden Sie unter http://www9.landtag-bw.de/WP15/Drucksachen/2000/15_2926_d.pdf




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