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Aktuell

Amazonas-Abholzung nimmt zu (2)

Hiobsbotschaft aus Brasilien

Entwaldung im Amazonas nimmt deutlich zu
WWF: Negatives Signal zur Klimakonferenz in Paris


WWF Pressemitteilung, 27.11.15

Berlin - Die Abholzung im Amazonas hat im vergangenen Jahr deutlich angezogen. Wie die brasilianische Regierung bekanntgab, nahm die Entwaldung des größten Regenwaldgebiets der Erde von August 2014 bis Juli 2015 um 16 Prozent zu. Insgesamt 5.831 Quadratkilometer wurden gerodet, der Großteil davon illegal. Der WWF macht die Regierung für die Entwicklung mitverantwortlich: „Die Politik hat die Hand mit an der Säge“, kritisiert Roberto Maldonado, Brasilien-Referent beim WWF Deutschland. „Das Aufweichen starker Schutzgesetze und Amnestien für illegale Entwaldung senden ein ermunterndes Signal an alle kriminellen Abholzer.“

Haupttreiber der Entwaldung seien in erster Linie die Vieh- und Landwirtschaft sowie der Bergbau. Der WWF sieht seine Haltung durch das neue Vorgehen der Abholzer bestätigt: Statt wie früher den Wald in kleinen Fragmenten zu schlagen, um bei Kontrollen nicht so schnell aufzufallen, seien im letzten Jahr vermehrt größere zusammenhängende Flächen gerodet worden. „Wer illegal Wald rodet, geht in Brasilien nicht selten straffrei aus“, so Roberto Maldonado. Das sei ein fatales Signal, auch im Hinblick auf die Klimakonferenz in Paris. Die brasilianische Regierung hatte angekündigt, die illegale Entwaldung im Amazonas bis 2030 zu stoppen. Dieses Ziel sei deutlich zu schwach, aber mit der gegenwärtigen Politik sei selbst das nicht zu erreichen.

Um der Entwicklung Herr zu werden fordert der WWF die Ausweitung von Schutzgebieten und eine abschreckende Bestrafung für illegale Abholzung. Staatliche Schutzgebiete und indigene Territorien seien das effektivste Werkzeug gegen Entwaldung. Wie die aktuellen Zahlen zeigten habe die Regierung die Lage hier weitgehend unter Kontrolle. Anders sehe es in nicht geschützten Arealen aus. Auch hier sei die Rodung ohne Erlaubnis nicht gestattet, die Behörden seien mit der Kontrolle jedoch offensichtlich überfordert. Derzeit wehe der Wind in Brasilien jedoch in eine andere Richtung: Mit einer Verfassungsänderung (PEC 215) und einem neuen Bergbaugesetz könnten Schutzgebiete aufgelöst werden, wenn es kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen dient. Die Verfassungsänderung hat bereits die erste Lesung im Parlament passiert. „Wenn die Pläne der Agrarlobby nicht gestoppt werden, ist der Amazonas zu großen Teilen verloren“, warnt Maldonado.


Wie Holzfäller und Siedler den Regenwald vernichten

Wo vor 25 Jahren noch Dschungel stand, leben heute 4000 Menschen: Rio Pardo ist ein Ort, wie es viele gibt im Regenwald Brasiliens. Das Land ist machtlos gegen die illegalen Siedler und Geschäftemacher.

FAZ, 28. November, 2015

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/klimagipfel/aus-verzweiflung-und-gier-wie-holzfaeller-und-siedler-den-regenwald-vernichten-13911458.html


Fukushima im Regenwald

Die Aufarbeitung der gigantischen Umweltkatastrophe in Brasilien hat gerade erst begonnen. Die Vergiftung des Rio Doce wird das Land verändern – und die Präsidentin vielleicht das Amt kosten

Von Tobias Käufer, DIE WELT, 29.11.15

http://www.welt.de/politik/ausland/article149404622/Fukushima-im-Regenwald.html


Nach der Schlammlawine

Brasilien leidet unter einem folgenschweren Unglück: Die giftige Flut nach zwei Dammbrüchen hat viele Menschen das Leben gekostet. Und die Umweltzerstörung geht weiter.

Von Michael Weiland, Greenpeace-Online, 20.11.15

Es ist eine der schlimmsten Umweltkatastrophen in der Geschichte Brasiliens: Am 5. November brachen zwei Dämme bei einer Eisenerzmine im Südosten des Landes, 60 Millionen Kubikmeter giftigen Abwassers begruben zahlreiche Dörfer entlang des Rio Doce unter sich. Mindestens siebzehn Menschen wurden dabei getötet, Hunderte haben ihre Heimat verloren – und eine Viertelmillion Menschen sind ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser. Zahlreiche Dörfer und Städte befinden sich im Notzustand.

Das Abwasser der Mine ist mit etlichen Schwermetallen belastet, unter anderem Blei, Arsen und Chrom, das sich nun entlang des Flussbettes ablagert. Dieser Schlamm enthält außerdem Chemikalien, mit denen Verunreinigungen des Eisenerzes beseitigt werden: Sie können den Sauerstoffgehalt des Wassers reduzieren, die Fruchtbarkeit des Landes in Ufernähe vermindern und sobald sie verhärten sogar den Lauf des Flusses verändern. Die Auswirkungen sind über Hunderte von Kilometern spürbar – über den Rio Doce verbreitet sich der giftige Abfall in Richtung Atlantikküste und tötet dabei das Leben darin.

Die Verantwortlichen waren nicht vorbereitet

Dabei hätte das Schlimmste verhindert werden können. Die brasilianische Regierung reagierte nur langsam, zudem erwies sich das Notfallmanagement des Minenbetreibers Samarco als absolut unzureichend. So wurden etwa die vom Unglück betroffenen Gebiete nicht sofort evakuiert. „Sie sprechen von einem Unfall“, so Bruno Weis von Greenpeace Brasilien über die Minenbetreiber. „Aber der hätte leicht vermieden werden können.“

Samarco war auf eine solche Katastrophe nicht vorbereitet: ein Versäumnis, das sich als grob fahrlässig herausstellte, da die betroffenen Dämme offensichtlich in schlechter Verfassung waren. Ein schwaches Erdbeben wird als Grund genannt, dass die Dämme brachen – aber eigentlich hätten sie einer solchen Beanspruchung problemlos standhalten müssen. Die Regierung hat Samarco zu einer Zahlung von einer Milliarde brasilianischer Reais verpflichtet, rund 250 Millionen Euro. Das deckt nicht einmal einen Bruchteil der entstandenen Schäden.

Tausende Leben wurden durch das Unglück beeinträchtigt – Fischer, Bauern, Stadtbewohner und das indigene Volk der Krenak. Zwischen Minas Gerais und Espírito Santo leidet die Umwelt unermesslich. Nun gilt es den Opfern möglichst schnell zu helfen und die Schäden zu minimieren. Greenpeace dokumentiert in Brasilien die Zerstörung und untersucht weiter die Hintergründe dieses menschengemachten Unglücks.

In aller Welt sind Staudämme für Unglücke verantwortlich, darüber hinaus haben sie von Baubeginn an gravierende ökologische und soziale Auswirkungen. Gerade in Brasiliens Wirtschaft spielen Dämme bei Energiegewinnung und Bergbau derzeit allerdings eine große Rolle. „Es ist an der Zeit, diese Infrastrukturen in Frage zu stellen“, so Weis. „Wir müssen uns die Folgen einer unbegrenzten Ausbeutung der Natur bewusst machen und auf zukunftsfähige erneuerbare Energien wie Wind und Sonne setzen.“




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