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Aktuell
Bericht zur Lage der Welt 2010
Bericht "Zur Lage der Welt 2010":
"Konsum ist mitverantwortlich für Zerstörung globaler Ökosysteme"
Wege zu einem ökologisch verantwortlichen Wohlstandsmodell
Gemeinsame Pressemitteilung von Germanwatch und Heinrich-Böll-Stiftung, 18.3.10
Exzessiver Konsum ist mitverantwortlich für die
Zerstörung der globalen Ökosysteme: Zu diesem Ergebnis kommt der Bericht
"Zur Lage der Welt 2010" des führenden US-amerikanischen Umweltinstituts
Worldwatch, dessen deutsche Ausgabe am heutigen Donnerstag in Berlin
vorgestellt wurde. Umweltfreundliche Technologien oder staatliche
Maßnahmen würden allein
nicht ausreichen, um die Menschheit vor schweren Klima- und
Umweltschäden zu schützen - dafür brauche es auch einen grundlegenden
Wandel des Konsumverhaltens.
Derzeit übernutzt die Weltbevölkerung die natürlichen Kapazitäten der
Erde um rund ein Drittel. Die Hauptverantwortung für diesen Raubbau
liegt bei den hoch industrialisierten Ländern. Doch nach Einschätzung
der rund 60 Wissenschaftler, die am diesjährigen Bericht "Zur Lage der
Welt" arbeiteten, ist ein Wandel der Konsumkultur möglich und bereits im
Gang: Der rund 300 Seiten starke Bericht dokumentiert Beispiele für neue
Verhaltensmuster und Lebensstile, die für eine neue Kultur der
Nachhaltigkeit stehen.
Bei der heutigen Vorstellung des Berichts sagte Erik Assadourian, einer
der Direktoren des Washingtoner Worldwatch Instituts und Hauptautor des
Buches: "Noch ist Konsumismus das kulturelle Leitbild, das Menschen
Sinn, Zufriedenheit und gesellschaftliche Akzeptanz in dem suchen lässt,
was sie konsumieren. Doch die Menschheit wird umdenken müssen. Wenn wir
den Zusammenbruch der menschlichen Zivilisation verhindern wollen,
brauchen wir nichts Geringeres als eine Umwälzung der herrschenden
kulturellen Muster."
Nach Ansicht von Gerd Billen, Vorsitzender des Bundesverbandes der
Verbraucherzentralen (vzbv), geht es letztendlich nicht um Verzicht,
sondern darum, das Umdenken als Chance zu begreifen: "Der Kunde bekommt
ein Produkt und gleichzeitig handelt er klimafreundlich und schont
unsere Rohstoffe. Damit der Verbraucher Klima- und Umweltschutz im
Alltag besser leben und umsetzen kann, treten die
Verbraucherorganisationen gegenüber Politik und Wirtschaft für hohe
Umwelt- und Sozialstandards sowie transparentere Kennzeichnungssysteme ein."
Für eine konzertierte Aktion von Politik, Wirtschaft und
Bürgergesellschaft plädiert Ralf Fücks, Vorstand Heinrich-Böll-Stiftung:
"Nach dem Unvermögen der Regierungen, sich auf eine globale Antwort auf
den Klimawandel zu verständigen, kommt es
umso mehr auf die aufgeklärten Bürger an. Jeder einzelne kann zum
Vorreiter für ein nachhaltiges Wohlstandsmodell werden. Wir alle können
dazu beitragen, umweltfreundliche Produkte und fairen Handel zu fördern.
Aber letztlich kann individuelles Verhalten die großen Weichenstellungen
in der Energie-, Verkehrs- oder Steuerpolitik nicht ersetzen.
Verantwortlicher Konsum, schärfere Standards für Industrie und
Landwirtschaft sowie Lenkungsinstrumente wie die Ökosteuer gehören
zusammen."
Die entscheidende Rolle des Staates auf dem Weg zu einer nachhaltigen
Gesellschaft betont auch Hendrik Vygen, Mitglied im Vorstand Germanwatch
e.V.: "Der Staat muss die Rahmenbedingungen setzen, die es Bürgern
ermöglichen, nachhaltig zu handeln. Nachhaltiges Handeln muss zum
Normalfall werden, nicht-nachhaltiges Handeln hingegen teurer und
reguliert. Nicht nur mit Gesetzesinitiativen wie dem
Erneuerbaren-Energien-Gesetz kann der Staat wichtige Akzente setzen. Mit
einer klimafreundlich ausgerichteten öffentlichen Beschaffung könnte der
Staat zum Vorbild werden, Investitionsströme in Richtung nachhaltiger
Produkte und Unternehmen lenken und gleichzeitig für eine deutliche
Reduzierung unseres CO2-Haushalts sorgen."
Die deutsche Ausgabe von "2010 State of the World: From Madison Avenue
to Mad Max?" des Worldwatch Instituts ist unter dem Titel "Zur Lage der
Welt 2010. Einfach besser leben. Nachhaltigkeit als neuer Lebensstil" im
oekom-Verlag erschienen: Mit Vorworten von Muhammad Yunus, Ralf Fücks
und Klaus Milke sowie Sonderbeiträgen von Gerhard de Haan und
Germanwatch. Mitherausgeber der deutschen Ausgabe sind die
Heinrich-Böll-Stiftung und Germanwatch (März 2010, ISBN
978-3-86581-202-5, 300 Seiten, 19,90 Euro).
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