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Aktuell
Neue Rote Liste für Vogelarten
NABU: Weltweites Artensterben bei Vögeln schreitet ungebremst fort
Alarmierende neue Rote Liste vorgestellt
NABU Pressemitteilung, 26.5.10
Berlin - Anlässlich einer Aktualisierung der Roten Liste der Vögel
durch seinen Dachverband BirdLife International macht der NABU auf den
voranschreitenden Artenschwund aufmerksam. Von den weltweit rund 10.000
Vogelarten seien bereits 132 Arten ausgestorben. Jüngstes Opfer ist der
auf Madagaskar lebende Delacour-Zwergtaucher. „In diesem Fall haben von
Seiten der Fischerei eingeführte Raubfische zu einem dramatischen
Bestandsrückgang des mit unserem Zwergtaucher verwandten Wasservogels
geführt, der zuletzt nicht mehr zu stoppen war“, erklärte
NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Auch im Internationalen Jahr der
biologischen Vielfalt sei es nicht gelungen, den Verlust der
biologischen Vielfalt aufzuhalten.
Die im Auftrag der IUCN (International Union for Conservation of
Nature) erstellte Liste verdeutlicht, dass schon mehr als zwölf Prozent
aller Vogelarten vom Aussterben bedroht sind oder als besonders
gefährdet gelten. Auch in Deutschland besteht nach Angaben des NABU
das Risiko, jede achte heimische Vogelart zu verlieren. Während global
bedrohte Arten oft nur kleinste Regionen besiedeln und dadurch einem
höheren Aussterberisiko unterliegen, gehen in Deutschland und anderen
Mitgliedstaaten der EU vor allem die Zahlen weit verbreiteter und
ehemals häufiger Vögel zurück. „Hier macht den Tieren die immer
intensiver betriebene Landwirtschaft am meisten zu schaffen“, sagte
NABU-Vogelschutzexperte Markus Nipkow. Wo etwa Grünland zu Äckern
umgebrochen werde und Pestizide jegliche Insekten und Wildkräuter
vernichteten, hätten viele Vögel keine Chance zu überleben. Ein Beispiel
sei der zunehmend als Energiepflanze angebaute Mais. „Der Maisanbau hat
allein in den letzten fünf Jahren um 25 Prozent zugenommen und macht
mittlerweile fast 18 Prozent der gesamten Ackerfläche in Deutschland
aus. Riesige Maisäcker ohne Fruchtfolge bieten unseren Feldvögeln keine
ausreichende Nahrungsgrundlage, ihr Bruterfolg geht daher gegen Null“,
so Nipkow. Um das Artensterben zu stoppen, sei daher ein drastischer
Umbau der EU-Agrarpolitik notwendig. „Die 56 Milliarden Euro, mit denen
die europäischen Steuerzahler jährlich die Landwirtschaft
subventionieren, müssen endlich für die Förderung nachhaltiger
Anbaumethoden und die Unterstützung ökologischer Leistungen verwendet
werden“, so Nipkow.
Die neue internationale Liste gefährdeter Vogelarten zeigt aber auch,
dass es gelingen kann, vom Aussterben bedrohte Vogelarten durch
Naturschutzmaßnahmen zu fördern. So erholten sich die Bestände des
Azorengimpels durch eine gezielte Renaturierung seiner Lebensräume. Auch
viele durch die EG-Vogelschutzrichtlinie geschützte Arten wie
Schwarzstorch, Kranich, Seeadler, Wanderfalke und Uhu profitierten durch
Jagdverbote und die Ausweisung von europäischen Vogelschutzgebieten.
Diese Beispiele zeigten den Erfolg des Naturschutzes, wenn neben dem
Bekenntnis zum Schutz der biologischen Vielfalt auch konkrete Maßnahmen
unternommen und ausreichende finanzielle Mittel zu deren Umsetzung
bereit gestellt würden.
NABU: Bundesweit immer weniger Spatzen
Ergebnisse zur „Stunde der Gartenvögel“ liegen vor
NABU Pressemitteilung,27.5.10
Berlin - Rund 40.000 Vogelfreunde nutzten das zweite Maiwochenende zur
Teilnahme an der diesjährigen „Stunde der Gartenvögel“, einer
Mitmachaktion des NABU und seines bayerischen Partners, dem Landesbund
für Vogelschutz (LBV). Sie meldeten alle Vögel, die sie während einer
Beobachtungsstunde im Garten oder vom Balkon aus entdecken konnten. Die
Auswertung der mehr als 24.000 Einsendungen liegt nun vor und kann
erstmals auf einen Blick mit denen früherer Jahre verglichen werden -
mit teilweise überraschenden Ergebnissen.
So nimmt die Zahl der Spatzen kontinuierlich ab, was sich mittlerweile
auch im Nordosten der Bundesrepublik bemerkbar macht. „In Berlin wurden
rund 16 Prozent weniger Haussperlinge gezählt als 2009, in
Mecklenburg-Vorpommern waren es etwa ein Viertel weniger“, berichtete
NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Die Ursachen will der NABU nun näher
untersuchen.
Entwarnung gibt es hingegen bei den Grünfinken, die im vergangenen Jahr
in einigen Regionen mit einem Massensterben für Schlagzeilen gesorgt
haben. „Die Population der Grünfinken ist stabil geblieben, bundesweit
wurden sogar vier Prozent mehr Vögel dieser Art gemeldet“, erklärte
NABU-Vogelschutzexperte Markus Nipkow. Die Zahlen dokumentieren zudem,
dass winterempfindliche Arten wie der Zaunkönig die strengen
Wintermonate gut überstanden haben. „Zaunkönige müssen demnach im
letzten Jahr sehr erfolgreich gebrütet haben, nachdem bereits der
vorvorige Winter zu einer stärkeren Auslese geführt hatte“, so
Nipkow.
Besonders erfreulich sind die Zahlen beim Gartenrotschwanz ausgefallen.
Der südlich der Sahara überwinternde Zugvogel wurde deutschlandweit etwa
doppelt so häufig gemeldet wie im Vorjahr. Den stärksten Zuwachs
stellten die Vogelfreunde in Rheinland-Pfalz, Hessen und Niedersachsen
fest, wo der Gartenrotschwanz teilweise auf der Roten Liste gefährdeter
Vogelarten steht.
Die „Stunde der Gartenvögel“ wurde 2005 bundesweit ins Leben gerufen.
Die beiden Naturschutzverbände greifen damit eine Idee aus England auf,
wo Vogelfreunde schon seit 1979 einen „Big Garden Birdwatch“
veranstalten. Zur Interpretation der Daten weist der NABU darauf hin,
dass Veränderungen der Zählergebnisse nicht zwangsläufig mit
Veränderungen der Vogelbestände gleichzusetzen seien. So wurden
diesmal weniger Mauersegler und Mehlschwalben registriert, doch nach
Beobachtungen der Vogelkundler waren die Insektenjäger vielerorts
infolge des nass-kalten Wetters einfach weniger „unterwegs“. „Deswegen
ist es so wichtig, Langzeitdaten zu sammeln, mit denen sich punktuelle
Beeinträchtigungen wie das Wetter von nachhaltigen Einflüssen trennen
und Bestandstrends erkennen lassen“, begründete Nipkow den
alljährlichen Aufruf.
Die Ergebnisse der „Stunde der Gartenvögel“ sind im Internet unter
www.nabu.de und unter www.stunde-der-gartenvoegel.de zu finden.
Der NABU bedankt sich bei KOSMOS und Vivara für die Unterstützung bei
der „Stunde der Gartenvögel 2010“.
Über die NABU-Aktion „Stunde der Gartenvögel“ berichtete auch
Deutschlandradio Kultur (www.dradio.de) in seiner Themenwoche zur großen
Vogelschau.
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