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Netzwerk der Staudamm-Gegner
NABU, RiverWatch und Staudamm-Gegner weltweit vernetzen sich
Tennhardt: Ilisu und andere Skandal-Dämme müssen gestoppt werden
NABU Pressemitteilung, 4.6.13
Berlin/Ilisu Die Staudammprojekte Ilisu in der Türkei und Belo Monte in Brasilien haben verheerende Folgen für Natur und Menschen. Sie sind aber auch die Speerspitze eines weltweiten Staudamm-Booms, den es so bisher nicht gegeben hat. Selbst die letzten Naturgebiete der Erde drohen in den nächsten Jahren an dieser angeblich „grünen Energie“ zugrunde zu gehen. Nun hat sich das internationale Bündnis „Damocracy“ gegründet, um die letzten intakten Flüsse zu erhalten. Jüngst blockierten 25 Aktivisten der Bewegung die Ilisu-Baustelle, unter den Protestierenden auch Kayapo-Indios vom Amazonas, die sich gegen den Bau des Belo-Monte-Staudamms engagieren. Aus Sicht von NABU, RiverWatch, der Manfred-Hermsen-Stiftung und anderen Nichtregierungsorganisationen ist Ilisu ein Skandalprojekt, das eine ökologische und soziale Katastrophe auslöst.
Der NABU und die Manfred-Hermsen-Stiftung unterstützen „Damocracy“ und bereits seit Jahren die Kampagne „Stop Ilisu“ von RiverWatch finanziell und inhaltlich. „Durch eine Vernetzung und internationale Aufmerksamkeit wollen wir der stark organisierten und finanzierten Staudamm-Lobby etwas entgegensetzen. Das kann nur durch gemeinsamen internationalen Druck von Betroffenen und ihren Unterstützern gelingen“, sagte NABU-Vizepräsident Thomas Tennhardt. „Seit 15 Jahren werden Wasserkraftwerke mit riesigen Staudämmen überall auf der Welt wieder vermehrt gebaut und unter dem Deckmantel „grüne Energiequelle“ vermarktet. Betrachtet man jedoch die Folgen aus Sicht der Natur und der Menschen vor Ort, ergibt sich ein verheerendes soziales und ökologisches Bild“, so Tennhardt weiter. Die erste gemeinsame „Damocracy“-Konferenz fand kürzlich in Istanbul statt. Auch der Vorsitzende der NABU-Partnerorganisation BirdLife Iraq, Azzam Alwash, nahm daran teil. Für sein Engagement für die mesopotamischen Sümpfe erhielt er kürzlich den diesjährigen Goldman-Umweltpreis.
„Damocracy“ fordert, dass das Ilisu-Projekt sofort gestoppt und die antike Stadt Hasankeyf endlich als Weltkultur- und Weltnaturerbe der UNESCO ausgewiesen und geschützt wird. Eine wissenschaftliche Überprüfung hatte ergeben, dass die Stadt und das benachbarte Tigris-Tal als einzige Region der Erde neun von zehn Kriterien der UNESCO für Weltkultur- und naturerbe erfüllt. Doch die türkische Regierung verweigert den Schutz und will Hasankeyf fluten. Im Zuge des Projektes werden 65.000 Menschen umgesiedelt und für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten bedeutet der Staudamm-Bau den Tod, darunter für Habichtsadler, Gänsegeier und die vom Aussterben bedrohten Euphrat-Weichschildkröte.
„Damocracy“ formiert sich zu einem Zeitpunkt, da viele der Betroffenen am Tigris demoralisiert sind. Das Dorf Ilisu wurde bereits umgesiedelt und militärische Einschüchterungen haben den Protest abflauen lassen. Nach Aussagen der Bauleitung sind bereits 70 Prozent des Damms fertiggestellt, die Flutung ist für Sommer 2014 geplant. „Selbst wenn der Damm fertiggestellt wird, wollen wir erreichen, dass der Stausee nur zur Hälfte gefüllt wird und so Hasankeyf über Wasser bleibt“, sagte Ulrich Eichelmann von RiverWatch anlässlich der „Damocracy“-Protestaktion. „Unsere Aktion soll zeigen, dass unser Widerstand weitergehen wird. Außerdem ist unsere Aktion der Beginn eines internationalen Zusammenschlusses gegen den weltweiten Staudammwahn. Stoppen wir den nicht, gibt es in 20 Jahren keine intakten Flüsse mehr auf der Erde“, sagte Eichelmann. Er lädt demnächst anlässlich der Vorführung seines Films „Climate Crimes“ in Berlin zur Diskussion ein.
Für „Climate Crimes“ war Ulrich Eichelmann mehr als zwei Jahre lang auf den Spuren von Klimaschutzprojekten und „grünen Energien“ in der ganzen Welt unterwegs. Er dokumentierte unter anderem die aktuelle Situation in Hasankeyf sowie den Bau des Skandal-Staudamms und besuchte die Mesopotamischen Sümpfe im Irak. Kann der Ilisu-Damm nicht gestoppt werden, ist der Film das vielleicht letzte Zeugnis des einzigartigen Naturerbes, das soeben zerstört wird.
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