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Aktuell

Klimawandel und Straßen bedrohen Wälder

Feuer, Sturm, Insekten: Klimawandel verstärkt das Risiko für Wälder weltweit

Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung Pressemitteilung, 31.5.17

Dürre, Feuer und Wind gehören genauso dazu wie Insekten und Pilzbefall: sie alle bedeuten Stress für die Wälder der Erde – und sie alle reagieren auf den Klimawandel. Gut ein Drittel der Kontinente weltweit ist von Wäldern bedeckt, dennoch sind die Erkenntnisse zum Zusammenspiel dieser Störfaktoren im globalen Klimawandel bislang noch lückenhaft – denn oft werden sie nur isoliert voneinander und lokal betrachtet. Erstmals hat ein internationales Team von Wissenschaftlern nun auf der Basis von mehr als 600 Forschungsarbeiten der letzten 30 Jahre die möglichen Klimafolgen auf Störungen im Wald umfassend untersucht. Veröffentlicht im Fachjournal Nature Climate Change zeigen ihre Ergebnisse, dass in Zukunft mit zunehmenden Risiken für Wälder zu rechnen ist.

Feuer, Sturm, Insekten: Klimawandel verstärkt das Risiko für Wälder weltweit

„Verändert sich das Klima, wirkt sich das zunächst direkt auf das Wachstum der Bäume aus. Aber die Kette der Klimafolgen ist deutlich länger: Durchtränkt mehr Regen die Waldböden oder sind diese seltener gefroren, dann haben die Bäume bei Sturm weniger Halt und die Schäden nehmen zu. Die vielen toten und absterbenden Bäume bieten wiederum ein ideales Brutmaterial für eine rasche Vermehrung von Insekten wie zum Beispiel Borkenkäfern. Gleichzeitig sind auch die noch lebenden Bäume geschwächt, sodass sie anfälliger für Insektenbefall sind“, erklärt Leitautor Rupert Seidl von der Universität für Bodenkultur in Wien. „Unsere Studie zeigt, dass der Klimawandel Störfaktoren auf der ganzen Welt maßgeblich beeinflusst – und dass in nächster Zeit mit einem weiteren Anstieg von Störungen im Wald zu rechnen ist.“

Für den Wald ist Stress normal – die Zunahme der Störungen hingegen nicht

„Ob in den gigantischen Nadelwäldern Skandinaviens und Russlands oder in den weiten Waldflächen Nordamerikas – grundsätzlich sind natürliche Störungen wie Brände, Insektenbefall oder Stürme ein normaler Teil dieser Ökosysteme“, sagt Projektleiter Christopher Reyer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Wenn der Wald durch natürliche Störungen etwas durcheinander gerät, kann das sogar gut sein, weil die natürliche Erneuerung etwa eine größere Vielfalt von Arten begünstigt.

„Doch diese gewohnten Störungen haben sich in den letzten Jahren durch den Klimawandel bereits verändert“, erklärt Reyer. „Das hat Folgen für die Fähigkeit des Waldes, den Menschen nützlich zu sein – zum Beispiel mit seinem Holz, als Schutz vor Lawinen oder auch einfach als Erholungsraum. Verstärkt der Klimawandel die Störungen immer weiter, ist das ein Risiko für die Widerstandsfähigkeit der Wälder – langfristig könnten sich die Ökosysteme so wie wir sie heute kennen gravierend verändern.“

Klimawandel als Herausforderung für das Waldmanagement

Für die Überblicks-Studie haben Wald-Experten aus Österreich, Deutschland, Schweiz, Finnland, Italien, Spanien, Tschechien, Schottland, der Slowakei und Slowenien mehr als 1600 Ergebnisse aus der Fachliteratur umfassend analysiert, die einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Störungen und Klimafaktoren herstellen. Zusätzlich haben die Wissenschaftler untersucht, wie indirekte Folgen, also etwa eine Veränderung der Baumarten im Wald, das Auftreten von Störungen beeinflussen. Vor allem diese indirekten Effekte sowie die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Störfaktoren sind damit erstmals in der Forschung rund um Waldstörungen so umfassend zusammengetragen worden.

Bereits heute ist klar, dass das Risiko durch Feuer, Schädlinge und Pilzbefall im Zuge des Klimawandels zunehmen wird – ein Beispiel für mögliche Auswirkungen sind etwa die verheerenden Waldbrände in Kanada und Russland in den letzten Jahren. Diese Störfaktoren spielen derzeit in vielen Wäldern der Welt die größte Rolle, von Nordamerika bis Australien und Asien, und werden in den nächsten Jahrzehnten wohl noch wichtiger werden, so die Wissenschaftler. Die Wälder in Nord- und Mitteleuropa werden hingegen gegenwärtig vor allem durch Stürme – man denke etwa an Orkan Kyrill 2007 – und darauffolgende Insektenschäden bestimmt, welche ebenfalls im Klimawandel zunehmen werden. Schäden durch Eis und Schnee waren die einzigen in der Studie untersuchten Störfaktoren, welche im Zuge des Klimawandels wahrscheinlich abnehmen werden. Dieser positive Effekt kann aber die stärkeren negativen Effekte durch andere Faktoren nicht ausgleichen.

„Unsere Analyse zeigt sehr deutlich, dass der Klimawandel für die Wälder eine enorme Herausforderung bedeutet – die Forstwirtschaft muss sich anpassen und die Resilienz erhöhen, da Schäden wohl nicht völlig verhindert werden können“, so Seidl. „Langfristig hilft aber vor allem, den Ausstoß von Treibhausgasen rasch zu reduzieren und wirksame Klimaschutzmaßnahmen zu treffen“, fügt Reyer hinzu.


Zu wenig Niederschläge: Regenwälder trocknen aus

Vernichtung bisher noch nicht genutzter Flächen beschleunigt sich stark. Auf den Klimawandel zurückzuführende Veränderungen der Niederschläge gefährden auch die vom Menschen bisher unbedrohten Regenwälder in ihrem Bestand.

Sonnenseite, 15. Juni, 2017

http://www.sonnenseite.com/de/wissenschaft/zu-wenig-niederschlaege-regenwaelder-trocknen-aus.html


Nach der Science-Fiction kommt die Climate-Fiction

Eine Konferenz in Graz reflektierte über die Rolle von Literatur in ökologischen Diskursen. Das Genre der Climate-Fiction macht die abstrakten Folgen des Klimawandels greifbar

Von Julia Grillmayr, Der Standard, 18.6.17

http://derstandard.at/2000059374108/Nach-der-Science-Fiction-kommt-die-Climate-Fiction


Straßen sind eine Gefahr für die Wälder

Der Bau von neuen Straßen führt häufig dazu, dass Wälder gerodet werden. Weltweit kämpfen Umweltschützer deshalb gegen solche Projekte – und haben Erfolge zu verzeichnen. So wurde in Sabah eine Brücke verhindert, in Nigeria steht eine Autobahn vor dem Aus.

"Rettet den Regenwald" e.V. Pressemitteilung, 14.6.17

Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass der größte Teil der Waldvernichtung in einem wenige Kilometer breiten Streifen entlang von Straßen geschieht. Mit dem Bau neuer Straßen werde „Pandoras Büchse“ geöffnet, sagt der australische Professor William Laurance. Straßen können zwar zunächst der örtlichen Bevölkerung nützen, bahnen zugleich Holzfällern, Kleinbauern, Viehhaltern, Goldsuchern, Wilderern und illegalen Siedlern den Weg. Sie locken Landspekulanten, Agrarkonzerne und Bergbaufirmen an. Sie zerschneiden den Lebensraum von Tieren, die in großer Zahl überfahren werden.

Das Straßennetz der Welt wächst in erschreckendem Maße: Bis zum Jahr 2050 werden Schätzungen zufolge 50 Millionen Kilometer neuer Straßen gebaut, schreibt William Laurance. Genug, um die Erde 600 Mal zu umrunden. In Indonesien ist beispielsweise das Leuser-Ökosystem in ständiger Gefahr. Immer wieder bringen örtliche Politiker den Bau von Straßen quer durch das sensible Waldgebiet ins Spiel. In Amazonien wird das Wegenetz aus Asphaltkisten immer dichter.

Umweltschützer kämpfen daher vielerorts gegen Straßenbauprojekte. Zuweilen mit Erfolg. So wurde im malaysischen Bundesstaat Sabah der Bau einer Brücke verhindert, der zur Vernichtung des Lebensraumes von 700 Elefanten geführt hätte. Der Druck internationaler Umweltschutzorganisationen hat nach Angaben eines Lokalpolitikers die Regierung zum Stopp des Vorhabens veranlasst. Rettet den Regenwald hatte 237.000 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt.

In Nigeria steht der Bau einer Autobahn durch den Cross River Nationalpark womöglich vor dem Aus. Die indigenen Ekuri, die Bewohner von zig Dörfern und mehrere Umweltschutzorganisationen kämpfen seit Bekanntwerden des Projekts dagegen an. Bulldozer wurden gestoppt, die Zentralregierung in der Hauptstadt Abuja akzeptierte die Umweltverträglichkeitsprüfung zum wiederholten Male nicht, der Gouverneur musste die Beschlagnahmung eines 20 Kilometer breiten Streifens Wald zurücknehmen. Rettet den Regenwald konnte den Kampf mit bislang 270.000 Unterschriften unterstützen. Wir sammeln weiter Spenden für die Aktivisten vor Ort.


Bodenerosion wird zur globalen Gefahr

Fruchtbare Böden gehen verloren. Ein Viertel der weltweiten Landoberfläche ist degradiert, Steppen und Wüsten breiten sich aus. Rund 1,5 Milliarden Menschen sind in ihrer Existenz betroffen. Gibt es einen Ausweg?

Von Gero Rueter, Deutsche Welle, 17.6.17

http://www.dw.com/de/bodenerosion-wird-zur-globalen-gefahr/a-39255314


Weltweit wichtigster Umweltpreis für Potsdamer Klimaforscher Schellnhuber

Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung Pressemitteilung, 14.6.17

Die international bedeutendste Auszeichnung für Pioniere der Nachhaltigkeitsforschung wird im Herbst an den Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Hans Joachim Schellnhuber, verliehen. Das gab die japanische Asahi Glas Stiftung heute in Tokio bekannt. Ihr mit 50 Millionen Yen dotierter Blue Planet Prize ehrt Vordenker, die entscheidende Ansätze zur Lösung globaler Umweltprobleme vorgelegt haben. Schellnhuber erhält den Preis für seinen wegweisenden Beitrag zur Etablierung der Zwei-Grad-Grenze der globalen Erwärmung, auf die sich die Staaten der Welt im Klimavertrag von Paris geeinigt haben. Zudem habe der Physiker Schellnhuber die Erdsystemanalyse als wissenschaftliches Feld maßgeblich gestaltet, erklärte die Stiftung, und das einflussreiche Konzept der Kippelemente entwickelt.

Die Liste der bisherigen Preisträger des Blue Planet Prize liest sich wie ein 'Who is Who' der internationalen Umweltforschung: Sie reicht von Syukuro Manabe über Charles D. Keeling, Bert Bolin, Susan Solomon oder etwa James Hansen. Der Preis wurde im Jahr des Erdgipfels in Rio ins Leben gerufen und mittlerweile im 26. Jahr an herausragende Persönlichkeiten oder Organisationen verliehen. Schellnhuber ist erst der zweite deutsche Preisträger, der mit dem hoch angesehenen Blue Planet Prize ausgezeichnet wird. Zusammen mit ihm erhält die Ökosystemforscherin Gretchen Daily von der US-Universität Stanford die Auszeichnung.

Mit dem Preis ehrt die Asahi Glas Stiftung Schellnhubers „gewaltige Leistung beim Aufbau der wissenschaftlichen Basis zur Erhaltung der Umwelt“ und die von ihm am PIK erzielten „erstaunlichen Fortschritte im Verständnis des Erdsystems“, heißt es in der Begründung der Jury. Besonders hervorgehoben wird dabei unter anderem seine Leistung in der Kommunikation von Forschungsergebnissen an die Politik: „Sie und Ihre Kollegen haben sich daran gemacht, politikrelevante Naturphänomene zu identifizieren und entsprechende Warnungen an Politikvertreter auszusprechen zu kritischen Grenzwerten, die nicht überschritten werden sollten“, so das Gremium. „Diese Warnungen waren nicht nur an die Politik gerichtet, sondern auch an die Öffentlichkeit, und haben damit die Wahrnehmung für die großen Umweltthemen geschärft. Zusammengenommen haben diese Aktivitäten unter Ihrer Führung einen profunden Einfluss auf die Wirtschaftsweise der Welt und auf das Bewusstsein für unsere gemeinsame Umwelt.“

„Vom Weltall betrachtet sehen wir unseren Heimatplaneten als zerbrechliche blaue Murmel, inmitten endloser Dunkelheit“, erklärte Schellnhuber. „Es ist offenkundig, dass wir die Erde mit äußerster Sorgfalt behandeln müssen. Für den Blue Planet Prize 2017 bin ich deshalb zutiefst dankbar. Gleichzeitig bin ich erfüllt von Demut vor der Herausforderung, unsere gemeinsame Heimat für künftige Generationen zu bewahren. Wir Klimaforscher haben zwei Aufgaben zugleich zu erfüllen: Wir müssen die äußerst komplexen Prozesse enträtseln, die unsere planetare Umwelt zusammenhalten. Und wir müssen Verantwortung übernehmen, indem wir unsere Erkenntnisse schonungslos sowohl an Entscheider in Wirtschaft und Politik als auch an die breite Öffentlichkeit kommunizieren. Gerade letzteres ist in Zeiten der 'alternativen Fakten' und 'fake News' keine leichte Aufgabe. Es geht also darum, die Vernunft zu verteidigen gegen den Aberglauben, und es geht darum, Moral gegen Ideologie zu setzen. All dies verkörpert für mich der Blue Planet Prize.“




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