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Das Versagen der G8-Staaten beim
Schutz der letzten Urwälder
Auf dem Gipfel der acht größten Industrienationen (G8) in
Japan geht es unter anderem auch um das Thema Schutz der
Urwälder. Die G8-Regierungen haben es bis heute versäumt,
ihre Versprechen, die Wälder der Welt zu bewahren, in die
Tat umzusetzen. Greenpeace fordert die G8 auf, einige
Sofortmaßnahmen gegen illegalen Holzeinschlag und Handel
jetzt in Japan zu beschließen.
Greenpeace wurde die Kopie eines Berichtes zugespielt, den
die G8-Staaten auf dem Außenminister-Treffen in Miyazaki
diskutieren werden. Darin geht es um einen
Fortschrittsbericht des vor zwei Jahren in Birmingham
beschlossenen Aktionprogramms gegen den rapiden weltweiten
Schwund der Wälder.
Durch die Veröffentlichung einer kritischen Checkliste der
bislang umgesetzten Maßnahmen deckt Greenpeace auf, dass
tatsächlich keines der G8-Länder die versprochenen
Programme zum Schutz der Wälder umgesetzt hat. Die
Versprechungen von 1998, den Handel mit illegalen
Waldprodukten im Auge zu behalten und zu kontrollieren,
blieben leere Worthülsen. Während die G8-Staaten zwar
einige wenige Maßnahmen zur nachhaltigen
Waldbewirtschaftung ergriffen haben, (1) sind illegale und
nicht-nachhaltige Praktiken bei Holzproduktion und -handel
noch immer weitverbreitet.
Nur 20% der Urwälder der Erde sind noch intakt - die
meisten davon befinden sich in Kanada, Brasilien, dem
Kongo-Becken und Russland. Die Urwälder der Erde sind
lebenswichtig: als Lebensraum für Menschen, Tiere und
Pflanzen, für den Wasserkreislauf, die Artenvielfalt und
den Klimahaushalt. Diese empfindlichen Gebiete werden
durch illegale und zerstörerische Abholz-Aktivitäten
rapide zerstört, um den Holz- und Papierverbrauch in
Europa, Japan und den USA zu decken.
Die G8-Staaten zeichnen zusammen mit der EU für den
Großteil des internationalen Holzhandels verantwortlich
und machen Geschäfte mit Ländern, die mit kriminellen
Abholzungsaktivitäten in Verbindung stehen.
Regierungsberichte haben deutlich gezeigt, dass illegale
Abholzungen in einigen der bedeutenden holzproduzierenden
Länder weit verbreitet sind. Für Brasilien wird der Anteil
illegaler Fällungen beispielsweise auf 80% geschätzt.
Greenpeace hat vor kurzem gegen kriminellen Holzhandel in
Großbritannien, Deutschland, Italien, Russland und Japan
protestiert und kämpft weiter dafür, dass die
G8-Regierungen intern Maßnahmen ergreifen, um den Handel
mit Holz aus illegalen und zerstörerischen Abholzungen zu
unterbinden.
Während des diesjährigen G8-Gipfels unterziehen die
Regierungen das Pilotprogramm zum Schutz des
Brasilianischen Regenwaldes (PPG7) einer Revision. Dieses
Programm ist bislang das einzig kooperative Programm
seiner Art, hat aber darin versagt, die illegale
Abholzung, eines der Hauptbedrohungen der Urwälder im
Amazonas, aufzuhalten. Basierend auf den Erfahrungen bei
der Rückverfolgung illegaler Abholzungen innerhalb der
letzten zwei Jahre hat Greenpeace den G8-Staaten einen
konkreten Vorschlag vor zwei Wochen unterbreitet, das PPG7
zu stärken, um illegale Abholzungen direkt zu bekämpfen.
Die G8-Staaten sind ihren Verpflichtungen von 1998 nicht
nachgekommen. Greenpeace fordert die Industriestaaten dazu
auf, ihre Verpflichtungen ernst zu nehmen und folgende
Maßnahmen sofort umzusetzen:
- Stopp industrieller Nutzung von Urwäldern, bis der
Beweis über Nachhaltigkeit erbracht ist
Übernahme einer grünen Beschaffungspolitik: Die
G8-Regierungen kaufen nur zertifizierte Holzprodukte,
wie FSC-zertifzierte Hölzer
- Stopp der Subventionen von Zerstörung: Alle
existierenden Subventionen sollten beurteilt und
abgeschafft werden, insofern ein Bedrohung für
nachhaltige Waldbewirtschaftung, die dem jeweiligen
Ökosystem angepaßt ist, besteht.
- Hilfestellung für Entwicklungsländer beim Kampf gegen
illegale Abholzungen: Speziell im Rahmen des PPG7
sollten die G8-Staaten den Vorschlag von Greenpeace
über ein G8-Projekt zum Schutz brasilianischer
Urwälder vor illegalen Abholzungen diskutieren und
annehmen.
(1) G8-Verpflichtung zum Waldschutz, Denver, 20.-22.
Juni 1997:
"Wälder werden in weiten Teilen der Welt in alarmierenden
Raten kontinuierlich zerstört und degradiert. Um diesen
Trend umzukehren, fordern wir alle Staaten auf, ein
langfristiges politisches Versprechen abzugeben, um
weltweit nachhaltige Praktiken zur Waldbewirtschaftung zu
erreichen und uns bei der sofortigen Umsetzung der
Vorschläge des Intergovernmental Panel on Forests zu
unterstützen. Wir haben in Denver diskutiert und
zugestimmt, ein praktisches Aktionsprogramm zu
unterstützen, das die Beseitigung illegaler Abholzungen
beinhaltet."
V.i.S.d.P.: Michaela Braun, Greenpeace e. V.(07/2000)
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