powered by <wdss>
Aktuell

Corona-Pandemie und Umwelt (2)

UN-Experte: Corona nicht als Vorwand für Verwässerung von Umweltstandards missbrauchen

Industrielle Landwirtschaft, illegaler Handel mit Wildtieren, Entwaldung und andere Arten der Umweltzerstörung erhöhen Risiko von Pandemien

Von Ulrike Bickel, amerika21, 20.4.20

https://amerika21.de/2020/04/239195/covid19-klima-und-umwelt


Corona und die Folgen: Der Schock hat System

Gerade jetzt müssen wir uns Gedanken um Umwelt und Klima machen. Sonst droht möglicherweise schon bald Sars-CoV-3, schreiben drei Co-Autoren der Leopoldina-Stellungnahme.

Gastbeitrag von Christoph Rosol, Jürgen Renn und Robert Schlögl, Süddeutsche Zeitung, 14.4.20

https://www.sueddeutsche.de/wissen/coronavirus-umweltschutz-leopoldina-stellungnahme-1.4875864?reduced=true


Ohne Regenwaldschutz ist die nächste Pandemie programmiert

Die Covid-19-Pandemie wurde vom Menschen verursacht. Weil wir die Natur plündern und Wälder abholzen, können sich tödliche Krankheitserreger einfacher und schneller ausbreiten. Experten warnen, die nächste Pandemie könnte Millionen Todesopfer fordern. Um das abzuwenden, müssen wir die Natur konsequent bewahren und den Artenschwund stoppen.

"Rettet den Regenwald" e.V., 14.4.20

Es besteht kaum ein Zweifel, woher COVID-19 stammt. Der Wildtiermarkt „Huanan Seafood Market“ in Wuhan, wo Tiere wie Zibetkatzen und Pangoline gehandelt wurden, war Ursprungsort der Viruserkrankung. Nirgends können Viren, Bakterien, Pilze und Parasiten, die in Wildtieren zirkulieren, Menschen einfacher infizieren als auf solchen Märkten. Umweltschützer und Mediziner fordern daher die Schließung von Wildtiermärkten weltweit, die Bekämpfung des Bushmeat-Konsums und des illegalen Wildtierhandels.

Zahlreiche für Menschen tödliche Krankheiten wie Sars, Mers, Aids und Ebola stammen ursprünglich von Tieren. Das trifft auf 60 Prozent alle Infektionskrankheiten zu, 70 Prozent dieser so genannten Zoonosen stammen von Wildtieren.

Wissenschaftler warnen, dass zukünftige Pandemien Millionen Todesopfer fordern könnten. So könnten während einer Pandemie mit einem Coronavirus allein in Deutschland innerhalb von drei Jahren 7,5 Millionen Menschen sterben, schreiben Experten in einer „Risikoanalyse“ für die Bundesregierung. Das Szenario erinnert an die derzeitige Krise, allerdings wird darin angenommen, dass zehn Prozent der Patienten sterben. Derzeit liegt die Sterblichkeit in Deutschland bei 2,5 Prozent (Stand 14.4.). Außerdem wurden jetzt weitreichendere Gegenmaßnahme ergriffen als in der Risikoanalyse.

Der Ausbruch von Infektionskrankheiten kann komplexe Ursachen über Wildtiermärkte hinaus haben: Die Zerstörung der Natur. Weil Menschen Wälder roden, das Klima ruinieren und ein einzigartiges Artensterben verursachen, können sich Erreger stärker ausbreiten als jemals zuvor und verheerende Seuchen auslösen.

In intakten Ökosystemen verhindert die Vielzahl von Tierarten die Ausbreitung von Viren. Gibt es weniger Spezies, steigt die Gefahr, dass sich Erreger ausbreiten. Gelingt es ihnen, Menschen zu befallen, kann das die Geburtsstunde der nächsten Epidemie oder gar Pandemie sein.

Das Vordringen der Menschen in abgelegene Wälder führt auch dazu, dass Spezies zusammengedrängt werden, die sich in heiler Natur niemals begegnen würden. Manche Arten profitieren davon, wenn etwa ihre natürlichen Feinde verschwinden.

Eine wichtige Rolle spielt zudem, dass sich die Lebensräume von Menschen und Wildtieren zunehmend überschneiden. Verlieren Fledermäuse ihren Lebensraum in den Wäldern, finden sie womöglich in Obstgärten der Dörfer neue Nischen. Lassen sie angefressene Früchte oder Exkremente fallen, können sich Haustiere oder Menschen infizieren. Erst recht, wenn die Tiere gejagt und gegessen werden.

Um das Risiko zukünftiger Pandemien zu reduzieren, müssen wir die Natur konsequent bewahren und den Artenschwund stoppen. Viele Politiker etwa in Europa und den USA haben das erkannt. Nun müssen Taten folgen. Die Gefahr besteht, dass Konzerne etwa der Automobil- oder Erdöl-Industrie die Pandemie ausnutzen, um Umweltauflagen zu verhindern und Subventionen einzustreichen.


Corona und die Folgen – BUND-Diskussionspapier „Investitionen in eine zukunftsfähige Wirtschaft“

BUND Pressemitteilung, 13.4.20

Berlin. Die Bundesregierung hat in der Corona-Krise sehr schnell reagiert, um einer möglichen Rezession entgegenzuwirken und die sozialen Folgen abzufedern. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) begrüßt diese Sofortmaßnahmen. Aktuelle und zukünftige Konjunkturpakete und die mit ihnen einhergehenden Milliardenhilfen an Unternehmen müssen jedoch dazu beitragen, unser Land und unsere Wirtschaft zukunftsfähig zu machen. Was getan werden muss, damit Deutschland gestärkt aus der Krise hervorgeht, hat der BUND im Diskussionspapier „Investitionen in eine zukunftsfähige Wirtschaft“ gebündelt. Ob die Wirtschaft nach der Krise „stabiler“ und „grüner“ ist, hängt von Maßnahmen ab, die jetzt beschlossen werden.

Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender: „Es ist richtig und wichtig, dass Bundes- und Landesregierungen jetzt Programme zur Rettung von Existenzen und zur Wirtschaftsförderung auf den Weg bringen. Gleichzeitig jedoch stellen sich in dieser Krise viele grundsätzliche Fragen zu unserer Gesellschaft neu. Die Konjunktur-Programme dürfen daher nicht nur das Ziel verfolgen, Deutschland wieder 'hochzufahren' und den Zustand vor der Krise wiederherzustellen. Sie müssen sowohl akut wirken als auch auf die Zukunft gerichtet sein. Das bedeutet: orientiert an Nachhaltigkeitszielen und ausgerichtet auf Maßnahmen gegen Klimawandel und Artensterben.“

Die Eindämmung der Pandemie und die Versorgung der Betroffenen haben im Moment höchste Priorität. Gleichzeitig können die Konjunkturprogramme Deutschland insgesamt zukunfts-, wettbewerbs- und widerstandsfähiger machen. Sie sollten dazu dienen, gute Arbeit zu sichern und Arbeitsplätze zu schaffen. Sie sind eine Chance, den notwendigen Umbau zu einer umweltverträglichen und sozial gerechten Wirtschaft voranzutreiben.

Anders als im Jahr 2008 wird heute deutlich, welche Berufe für unser Zusammenleben wirklich systemrelevant sind. Auch Klima- und Artenschutz sind Grundvoraussetzungen unseres Zusammenlebens. Investitionen müssen daher sowohl in die soziale, als auch in die ökologische Versorgungsinfrastruktur fließen und so die Daseinsvorsorge für unsere Gesellschaft sichern.


Schuppentier-Schmuggel trotz Krise

Sechs Tonnen Schmuggelware in Malaysia beschlagnahmt. WWF: Illegaler Handel muss aufhören

WWF Pressemitteilung, 8.4.20

Im Hafen Port Klang in Malaysia wurden laut Behördenangeben sechs Tonnen Schmugglerware aus afrikanischen Schuppentieren beschlagnahmt. Da jede getrocknete Schuppe nur wenige Gramm wiegt, befürchtet die Naturschutzorganisation WWF, das dafür tausende Tiere ihr Leben lassen mussten. Schuppentiere wurden auch als bisher nicht bestätigte Zwischenwirte des Virus Sars-CoV-2 in China ins Spiel gebracht – zumindest wurden in ihnen verwandte Corona-Virenstämme nachgewiesen. Das Fleisch gilt als Spezialität und die Schuppen sind in der traditionellen chinesischen Medizin gefragt.

„Lasst die Schuppentiere in Ruhe, dann lassen sie auch uns in Ruhe! Diese hoch bedrohten Tiere gehören in die Natur und weder in den Kochtopf noch in der getrockneten Variante in Arzneimittel“, sagt Arnulf Köhncke, Leiter Artenschutz beim WWF Deutschland. Er fordert die Schließung illegaler, schlecht regulierter und hochriskanter Wildtiermärkte. So könnte auch die Gefahr weiterer Zoonosen kleiner werden.

„Zoonotische Viren auf getrockneten Schuppen dürfte es zwar hoffentlich keine geben - anders als bei Schuppentieren, die auf einem Markt für den Kochtopf geschlachtet werden. Trotzdem ist dieser Aufgriff ein Zeichen dafür, dass der illegale Wildtierhandel weiterhin boomt. Trotz der Krise. Dazu kommt, dass in der Pandemie auch die Arbeit gegen Wilderei erschwert wird, unter anderem weil das Wegbrechen vieler Tourismus-Einnahmen in den Schutzgebieten die Arbeitsplätze von Gemeindewildhütern gefährdet“, so Köhncke.

Schuppentiere sind laut WWF-Angaben die meistgeschmuggelten Säugetiere der Erde. Über 130 Tonnen Schuppen seien weltweit in den vergangenen beiden Jahren beschlagnahmt worden, so der WWF. Auch wenn die Abnehmer vor allem in Asien und Afrika zu finden seien, fliege der illegale Handel auch beim Transit in Deutschland auf.


Corona legt Regenwaldschutz lahm

Zwischen Januar und März wurden über 50 Prozent mehr Bäume im Amazonas-Regenwald gefällt als im Vorjahreszeitraum. Weil Brasiliens Behörden wegen der Corona-Krise weniger kontrollieren, fürchten Umweltschützer:innen und Indigene, dass der Waldverlust noch weiter zunimmt.

Von Sandra Kirchner, Klimareporter, 15.4.20

https://www.klimareporter.de/international/corona-legt-regenwaldschutz-lahm


60.000 Jahre alter Unterwasser-Wald – Lösung für neue Medikamente?

Da viele Antibiotika nicht mehr wirken, suchen Forscher nach neuen Wegen für Medikamente. Ein 60.000 Jahre alter Unterwasser-Urwald könnte dabei der Schlüssel sein.

Von Saskia Leidinger und Adrian Röger, T-Online, 18.4.20

https://www.t-online.de/nachrichten/wissen/id_87721458/60-000-jahre-alter-unterwasser-wald-loesung-fuer-neue-antibiotika-.html




» zurück
 

Druckversion