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Aktuell
Forsa: Deutsche wollen mehr Arten- und Naturschutz
Forsa: Mehrheit der Deutschen meint, Natur- und Artenschutz findet zu wenig Beachtung.
BUND startet Kampagne zur Biotopvernetzung
BUND Pressemitteilung, 21.5.10
Berlin: 53 Prozent der Deutschen sind der Ansicht, dass bei Entscheidungen über große Bauprojekte zu wenig Rücksicht auf den Natur- und Artenschutz genommen wird. In der Gruppe der unter 30-jährigen sowie der befragten Frauen sind sogar fast zwei Drittel dieser Meinung. 34 Prozent der Bevölkerung finden, bei solchen Entscheidungen werde der Natur- und Artenschutz angemessen berücksichtigt. Lediglich 10 Prozent der Deutschen meinen, dass zu viel Rücksicht auf den Naturschutz genommen wird.
Das sind Ergebnisse einer vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) kurz vor dem Internationalen Tag der biologischen Vielfalt (22. Mai) in Auftrag gegebenen repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Forsa unter 1004 Bundesbürgern.
Generell unterschätzen die Deutschen die Dramatik des Artensterbens. Nur 15 Prozent der von Forsa Befragten nannten korrekt, dass sich die Anzahl der Tier- und Pflanzenarten weltweit pro Jahr zwischen 55.000 und 75.000 Arten verringert. 58 Prozent sind der Meinung, jährlich verschwinden zwischen 10.000 und 15.000 Arten, 23 Prozent der Befragten schätzen die Zahl der pro Jahr weltweit aussterbenden Arten auf bis zu 250.
Hubert Weiger, BUND-Vorsitzender: "Die Forsa-Umfrage zeigt, dass die Bevölkerung dem Naturschutz einen hohen Stellenwert zumisst. Hoffen lässt auch, dass vor allem junge Menschen Politik und Wirtschaft deutlich signalisieren, dass der Natur- und Artenschutz bei ihren Entscheidungen sehr viel stärker berücksichtigt werden muss." Das Unterschätzen der Dramatik des Artensterbens durch große Teile der Bevölkerung müsse der Bundesregierung Anstoß sein, eine Bildungsoffensive im Natur- und Artenschutz zu starten, sagte Weiger. Mit einer eigenen Kampagne werde der BUND zur besseren Vernetzung voneinander isolierter Lebensräume für Tiere und Pflanzen sorgen und das Bewusstsein dafür schärfen, dass der weltweite Artenverlust ebenso dramatische Folgen habe wie der Klimawandel. Die Kampagne soll die Hauptursache des Artenschwundes, die Zerstörung natürlicher Lebensräume durch Straßen, Bauprojekte und die industrielle Landwirtschaft stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken.
Insgesamt waren 92 Prozent der von Forsa Befragten der Ansicht, dass ihnen Erhalt und Schutz der Artenvielfalt wichtig sind. 52 Prozent sagen sogar, das sei ihnen sehr wichtig. Nur sieben Prozent meinen, es sei ihnen weniger wichtig. Lediglich ein Prozent der Deutschen sagen, der Natur- und Artenschutz sei für sie überhaupt nicht wichtig.
Weiger: "Für 92 von hundert Befragten ist die Bewahrung der Artenvielfalt eine wichtige Angelegenheit. Das ist ein zusätzlicher Motivationsschub für alle Naturschützer. Auch auf politischer Ebene werden wir alles dafür tun, den Erhalt der biologischen Vielfalt ganz oben auf die Agenda zu setzen. Fortschritte muss vor allem die Welt-Naturschutzkonferenz im Oktober im japanischen Nagoya bringen."
2010 wurde von den Vereinten Nationen zum Jahr der Biodiversität erklärt. Ziel ist es, auf die weltweite Gefährdung vieler Tier- und Pflanzenarten sowie ihrer Lebensräume aufmerksam zu machen. Europa hatte sich verpflichtet, bis 2010 den Verlust seiner biologischen Vielfalt zu stoppen. Dieses Vorhaben wurde jedoch nicht erreicht.
Alle Ergebnisse der BUND-Forsa-Umfrage"
NABU: Schwarz-Gelb rechnet Flächenverbrauch schön
Miller: Ramsauer trickst bei Verkehrs- und Siedlungsflächen
NABU Pressemitteilung, 20.5.10
Berlin - Der NABU hat der Bundesregierung Trickserei bei der Berechnung
von Verkehrs- und Siedlungsflächen vorgeworfen. „Die von
Bundesverkehrsminister Ramsauer angekündigte Neudefinition des
Verbrauchs von Flächen für Straßen und Bauten ist eine
Schönrechnerei“, sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.
Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Koalitionsvertrag der neuen
Bundesregierung entlarve den Versuch von Schwarz-Gelb, das
30-Hektar-Ziel auszuhöhlen.
„Wer Erholungsflächen oder öffentliches Grün nicht zur Siedlungsfläche
zählt, rechnet sich das Problem des Landschaftsverbrauchs einfach schön.
Der Sinn und Zweck des Flächensparziels besteht ja gerade darin, die
weitere Zersiedlung und die Ausdehnung der Städte und Siedlungen zu
begrenzen und die Innenentwicklung zu unterstützen. Die Verharmlosung
der Flächeninanspruchnahme durch eine Unterscheidung zwischen 'guten'
Grünflächen und 'schlechten' versiegelten Flächen fördert hingegen nur
die Zersiedlung, Außenentwicklung und allzu lockere Bebauung“,
kritisierte der NABU-Experte für nachhaltige Siedlungsentwicklung,
Ulrich Kriese.
Der NABU durchschaue die Bundesregierung, wenn diese im
Koalitionsvertrag schon davon spricht, „das Flächeninanspruchnahmeziel
im Sinne größtmöglicher ökologischer Wirksamkeit neu (zu) definieren“.
Die von Ramsauer angestrebte Neudefinition der Flächeninanspruchnahme
durch Verkehrs- und Siedlungsflächen würde einen großen Teil des
Landschaftsverbrauchs nicht mehr als solchen anerkennen. So soll sich
die Flächeninanspruchnahme „stärker an der tatsächlichen Zerschneidung
oder Versiegelung von Lebensräumen orientieren“. Die Bundesregierung
möchte etwa unversiegelte oder teilversiegelte Flächen im
Siedlungsbereich (Hausgärten, Abstandsgrünflächen, öffentliche
Grünflächen) aus der Siedlungs- und Verkehrsfläche heraus rechnen,
obwohl auch diese Flächen zum Landschaftsverbrauch maßgeblich beitragen.
Anstelle von Rechentricksereien sollte die Bundesregierung endlich
gesetzliche Maßnahmen zu einer effektiven Reduzierung des
Landschaftsverbrauchs ergreifen. Hierzu zählen nach Auffassung des NABU
unter anderem eine umfassende Grundsteuerreform, eine Reform der
Bauförderung (einschließlich „Bau-Riester“) und der Grunderwerbsteuer,
eine Abschaffung der Entfernungspauschale und andere finanzielle Anreize
zu einem Flächen sparenden, die Innenentwicklung fördernden Verhalten
der Städte und Gemeinden wie auch der einzelnen Haushalte und
Unternehmen.
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