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McKinsey und der Klimaschutz
McKinsey und der Klimaschutz
Von Anja Franzenburg, Greenpeace-Online, 14.4.11
Ein Fünftel aller weltweit freigesetzten Treibhausgase stammt aus der Zerstörung der letzten Urwälder. Um das zu stoppen, sollen Entwicklungsländer für den Schutz ihrer Wälder finanziellen Ausgleich erhalten. Diesen erhalten sie aber nur, wenn sie Konzepte vorlegen - beraten werden sie dabei unter anderem von der Unternehmungsberatung McKinsey. Dass das nicht unbedingt zum Schutz des Klimas und der Wälder beiträgt, zeigt die neue Studie Bad Influence von Greenpeace.
Die Klimadiskussion dreht sich zunehmend um die Notwendigkeit, die CO2-Emissionen aus Entwaldung und Walddegradierung in Entwicklungsländern zu reduzieren. Daher wurde bei den Klimaverhandlungen in Cancun REDD (Reducing Emissions from Deforestation and Degradation) beschlossen. Eine Grundidee von REDD ist, dass Waldschutz verhältnismäßig günstiger Klimaschutz ist und dass Entwicklungsländer für die Erhaltung ihrer Wälder finanziell entschädigt werden sollten.
Bei der Beratung von Regierungen zur Erstellung dieser Waldschutzprogramme ist McKinsey der weltweite Marktführer. McKinsey erstellt dabei Kostenkurven, die darstellen, welche Maßnahmen wie viel kosten und welche Menge an Kohlenstoff dabei eingespart werden kann. Die Greenpeace-Studie Bad Influence weist allerdings auf erhebliche Mängel hin. "McKinsey ist nicht transparent", erklärt Andrea Cederquist, Waldexpertin von Greenpeace. "Unklar ist, auf welche Informationen die Berechnungen basieren. Nicht alle Kosten werden dargestellt, was dazu führen kann, dass die vorgeschlagenen Programme eher zu einer Waldzerstörung führen könnten."
Intransparente Berechnungen
Das renommierte Energy Institute des University College London hat für Greenpeace die Kostenkurven von McKinsey analysiert. Das Institut weist darauf hin, dass die Ursachen dieser fehlerhaften Aussagen in den sogenannten McKinsey Marginal Abatement Cost Curves liegen. Diese stellen grafisch dar, wie hoch ein CO2-Einsparungspotential ist und wie hoch die Kosten für diese Maßnahme sind. Jedoch werden die Zahlen und Annahmen für diese Kostenberechnungen von Mckinsey nicht offengelegt.
Außerdem werden nicht alle Arten von Kosten einbezogen - wie zum Beispiel Umsetzungs- und Überwachungskosten. Die tatsächlichen Kosten von Programmen zur Verringerung der tropischen Entwaldung werden daher teilweise weit unterschätzt. Insbesondere gilt dies für Maßnahmen, die Bauern betreffen, die von Subsistenzwirtschaft oder Brandrodung leben. Gleichzeitig wird vorgeschlagen, daß die Demokratische Republik Kongo neue Holzschlagkonzessionen für 10 Millionen Hektar und Palmölkonzessionen für 1,6 Million Hektar erteilt sowie weitere Flächen für Rinderhaltung schafft. Dies würde dazu führen, das jetzige Moratorium für neue Holzeinschlagskonzessionen und das Umweltrecht zu lockern.
So könnten weitere intakte Wälder und andere Ökosysteme durch die industrielle Forst- und Agrarwirtschaft zerstört werden. Kongolesische Umweltschutzorgansiationen und Vertreter der Zivilgesellschaft haben darauf hingewiesen, dass eine Lockerung des Moratoriums verheerende Effekte haben würde und die Glaubwürdigkeit des REDD-Prozesses unterminieren würde. "Es bleibt zu hoffen, dass die von McKinsey vorgeschlagenen Maßnahmen nicht umgesetzt werden. Nur Programme, die wirklich greifen, können den Ländern helfen, ihre Wälder zu erhalten und Emissionen zu reduzieren", sagt Cecerquist.
REDD: zum Stand der Dinge in anderen Ländern
"Greenpeace fordert seit Jahren, Programme wie REDD umzusetzen", sagt Cederquist. "Das Problem ist nur, dass es für den REDD-Mechanismus derzeit noch keine internationalen Finanzierungsinstrumente gibt. Das ist ein wichtiger Auftrag für die Weltgemeinschaft. Die Regierungschefs müssen dringend und schnell einen Weg zur ausreichenden und verlässlichen REDD-Finanzierung finden. Einen Vorschlag dafür hat Greenpeace bereits vorgelegt. "
"Um ein globales Klimaschutz-Abkommen erfolgreich zu gestalten, muss der Umstieg auf erneuerbare Technologien bereits in den kommenden Jahren gelingen. Das heißt, dass ein effektiver Regenwaldschutz keinesfalls in den internationalen Emissionshandel einbezogen werden darf, sondern vielmehr darauf abzielen muss, die Abholzung der Urwälder und die damit verbundenen CO2-Emissionen bis 2020 gegen Null zu senken", sagt Cederquist.
Indonesien und Norwegen verhandeln zurzeit über eine Milliarde Dollar zum Schutz der indonesischen Wälder und Torfgebiete. Der 2010 erschienene Greenpeace-Bericht Protection Money zeigt auf, wie und warum dieser Deal von der Palmöl-, Papier-und Zellstoffindustrie unterminiert werden könnte, falls nicht rechtzeitig geeignete Gegenmaßnahmen getroffen werden.
Gerne wird auch vergessen, dass Wälder nicht nur für den Klimaschutz eine bedeutende Rolle spielen, sondern auch für die Erhaltung der Artenvielfalt und als Lebensgrundlage der lokalen Bevölkerung. Die besten Hüter des Waldes sind dessen langjährige Bewohner - deshalb ist es mehr als logisch, dass kein REDD-Plan ohne Beteiligung der Zivilgesellschaft, vor allem der lokalen und indigenen Waldbevölkerung, ausgearbeitet werden darf. Davon handelt der neu erschienene Greenpeace-Bericht Turning REDD into Green.
Greenpeace-Report: Bad Influence
Zäher Fortschritt bei den Klimaverhandlungen in Bangkok
Germanwatch vermisst Dynamik des Cancún-Klimagipfels
Germanwatch Pressemitteilung, 8.4.11
Bangkok: Die heute zu Ende gegangene Runde der
UN-Klimaverhandlungen war durch ein zähes Ringen um die weitere
Verhandlungsstrategie geprägt. Insbesondere die USA sehen die Ergebnisse
von Cancún als Obergrenze der Bemühungen an und wollen sich daher auf
die technische Umsetzung der dortigen Beschlüsse beschränken. Länder wie
China messen der Umsetzung der Cancún-Beschlüsse wenig Priorität bei und
wollen stattdessen insbesondere eine Weiterführung des Kyoto-Protokolls
mit verbindlichen Reduktionszielen für Industrieländer erreichen.
Progressive Länder drängen, die große Lücke der Klimaschutzversprechen
hin zum Temperaturlimit von 2° C, wie in Cancun beschlossen, zu
reduzieren. Sie sehen also die Ergebnisse von Cancún als Untergrenze an,
auf die nun aufgesattelt werden müsse.
Zum Abschluss der UN-Klimaverhandlungen in Bangkok kritisiert
Germanwatch, dass die Chancen für eine neue positive Verhandlungsdynamik
noch nicht genutzt wurden. Die respektablen Ergebnisse des Klimagipfels
von Cancún im Dezember 2010 hatten dafür den Grundstein gelegt.
Sven Harmeling, Leiter des Germanwatch-Verhandlungsteams in Bangkok:
"Nach langem Ringen konnte am Ende zumindest eine Einigung erreicht
werden, wie man in diesem Jahr - und zwar als nächstes bei den
Klimaverhandlungen im Juni in Bonn - weiter verhandeln will. Nur wenn
sich die unterschiedlichen Perspektiven über die zukünftige Ausarbeitung
des Klimaregimes und dessen Ambition annähern, kann die notwendige
Dynamik entstehen."
Sven Harmeling weiter: "Es kann nicht um ein Entweder-Oder gehen: Die
Beschlüsse von Cancún müssen bis zum Klimagipfel in Durban im Dezember
2011 wie geplant umgesetzt werden. Gleichzeitig brauchen wir
Fortschritte bei zentralen ungelösten Themen, zum Beispiel der
Fortführung der Kyoto-Berichtsarchitektur und die Stärkung der
Berechnungsregeln etwa für Waldemissionen. Dann besteht eine
realistische Chance für eine Aufwärtsspirale im internationalen
Klimaschutz. Diese ist angesichts der Erkenntnisse aus der
Klimawissenschaft dringend notwendig.
Die EU muss dazu zu Hause ihren konkreten Beitrag leisten, indem sie ihr
Klimaziel auf 30 Prozent erhöht. Nur dann kann sie sich, wie von vielen
weltweit erhofft, in Durban als Vorreiter präsentieren. Wenn sowohl die
USA als auch die EU hier ausfallen, kann man von den Schwellen- und
Entwicklungsländern keine großen Schritte erwarten.
Die Entwicklungsländer sind in Bangkok diplomatisch einen Schritt auf
die EU zugegangen und haben gefragt, welche Zugeständnisse die EU von
anderen Ländern erwartet, damit sie eine zweite Phase des
Kyoto-Protokolls mit trägt. Diese Verhandlungschance muss die EU jetzt
aufgreifen und in den folgenden Monaten, ebenso wie die Erhöhung des
eigenen Klimaziels, auf höchster politischer Ebene voranbringen.
Dienstag, 12. April, 13:55 Uhr
Deutschland fällt beim Klimaschutz zurück
Berlin (dapd). Wegen der guten Konjunktur fällt Deutschland beim Klimaschutz zurück. Der Ausstoß von gefährlichen Treibhausgasen stieg vergangenes Jahr um 40 Millionen Tonnen oder 4,3 Prozent, wie das Umweltbundesamt am Dienstag mitteilte.(...)
http://de.news.yahoo.com/17/20110412/tsc-deutschland-faellt-beim-klimaschutz-f908cce.html
Mittwoch, 13. April, 07:22 Uhr
Bäume rüsten mit dem Klimawandel auf
Lancaster (dapd). Der Klimawandel könnte die Qualität der Böden in der Nähe von Laubbäumen beeinträchtigen. Das legt zumindest eine Laborstudie US-amerikanischer Biologen nahe, in der die Forscher testeten, wie Rot-Ahorn auf verschiedene Klimabedingungen reagiert.(...)
http://de.news.yahoo.com/17/20110413/tsc-baeume-ruesten-mit-dem-klimawandel-a-aae7dd7.html
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