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Aktuell
Tag des Artenschutzes (erweitert)
Arten-Apokalypse geht weiter
WWF: Menschheit vertausendfacht das Artensterben
Elefanten-Massaker in Kamerun
WWF Pressemitteilung, 2.3.12
Ein Drittel der wissenschaftlich untersuchten Tier- und Pflanzenarten ist in ihrer Existenz bedroht. Dies teilt die Umweltschutzorganisation WWF anlässlich des Internationalen Tag des Artenschutzes am 3. März mit. Von den bekannten rund 1,7 Millionen Tier- und Pflanzenarten weiß man nach WWF-Angaben nur von etwa 60.000 Arten genug, um sie auf der Roten Liste überhaupt in eine Gefährdungsstufe einordnen zu können. Von diesen untersuchten Arten gelten rund 20.000 als gefährdet oder gar akut vom Aussterben bedroht. „Die Rote Liste ist so etwas wie die Fieberkurve unserer Artenvielfalt und sie zeigt, dass es dem Patienten immer schlechter geht. Nach wissenschaftlicher Erkenntnis ist die derzeitige Aussterberate der Arten etwa um mindestens 1000 Mal höher, als sie ohne den Menschen natürlicherweise wäre“, warnt Volker Homes, Leiter Artenschutz beim WWF Deutschland. Unter den bedrohten Tierarten finden sich zahlreiche charismatische Vertreter, wie etwa Tiger, Nashornarten oder Haie. Doch auch weniger bekannte Arten, wie etwa die Rote Koralle, der Rothund oder der Beluga Stör stehen auf der Roten Liste.
Neben der Lebensraumzerstörung sei vor allem der legale wie illegale Handel mit Tier- und Pflanzenarten oder Produkten daraus für die hohe Aussterberate verantwortlich. So sei etwa die extreme Zunahme der Wilderei in Afrika auf Nashörner und Elefant besorgniserregend. Das Westliche Spitzmaulnashorn und das Nördliche Breitmaulnashorn gelten bereits als ausgestorben. Und die Lage spitzt sich weiter dramatisch zu. Allein Südafrika verzeichnet im vergangenen Jahr mindestens 448 gewilderte Nashörner. Zu einem wahren Elefanten-Massaker kam es vergangenen Monat in Kamerun, wo innerhalb von zwei Wochen über dreihundert Tiere abgeschlachtet wurden.
Für die Zunahme der Wilderei und die Diebstähle in Museen Europas macht der WWF die steigende, illegale Nachfrage vor allem auf dem asiatischen Markt verantwortlich. Nashorn gilt vor allem in der aufstrebenden vietnamesischen Elite als Glücksbringer und Wundermittel gegen Krebs. Elfenbeinschnitzereien werden als Statussymbol und Luxusgut angesehen. „Wir brauchen einen globalen Rettungsschirm für bedrohte Tierarten. Wilderei und illegaler Handel müssen international bekämpft und ernst genommen werden“, fordert daher Volker Homes. Es müsse auf diesem Gebiet eine besser abgestimmte und fokussierte, zwischenstaatliche Zusammenarbeit geben. Schließlich ließe sich Arten-Schmuggler auch nicht von Nationalstaatsgrenzen aufhalten.
Hintergrund
Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES
Um dem unkontrollierten internationalen Handel mit Tier- und Pflanzenarten entgegenzuwirken, wurde 1973 das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) ausgehandelt. CITES trat 1975 international und ein Jahr später in Deutschland in Kraft. CITES reguliert den internationalen Handel mit wild lebenden Tier- und Pflanzenarten und Produkten dieser Arten. Ziel ist, die Arten langfristig zu erhalten. Zurzeit werden circa 5.000 Tier- und 28.000 Pflanzenarten in drei verschiedene Anhänge eingestuft. Auf Anhang I gelistete Arten erfahren den höchsten Schutz. Hier werden nur Arten aufgeführt, die unmittelbar vom Aussterben bedroht sind. Der internationale kommerzielle Handel mit diesen Arten ist verboten. Allerdings gibt es einen florierenden, globalen Artenschmuggel.
Was jeder einzelne tun kann
Jeder einzelne kann durch bewussten Konsum dazu beitragen, den Einfluss auf unseren Planeten gering zu halten. Der Verbrauch von zertifizierten Produkten wie Fisch mit MSC- und Holz mit FSC-Gütesiegel trägt auch zum Schutz der Arten und ihrer Lebensräume bei. Der WWF hat einen Souvenirführer erstellt, welche Souvenirs man bedenkenlos kaufen kann, und von welchen man seine Finger lassen muss, um nicht zum Artenschwund beizutragen.
NABU-Atlas zeigt beschämendes Bild des Arten- und Naturschutzes in
Deutschland
Tschimpke: Akuter Handlungsbedarf, um das Artensterben zu stoppen
NABU Pressemitteilung, 2.3.12
Berlin Zum Internationalen Tag des Artenschutzes hat der NABU eine
aktuelle Analyse des Zustandes des Natur- und Artenschutzes in
Deutschland veröffentlicht. Erstmals zeigt ein Atlas das bundesweite
Bild des Artenschutzes und macht besonders schützenswerte Vogelarten und
seltene Lebensräume sichtbar. „Das Ergebnis ist beschämend. Die
Untersuchung zeigt, dass das Vorzeigeland Deutschland in Sachen
Artenschutz den eigenen vollmundigen Bekundungen oft hinterher hinkt.
Tatsache ist: Allein durch Gesetze und die Ausweisung von Schutzgebieten
werden keine Arten und Lebensräume gerettet. Es braucht vor allem die
Finanzierung der Arbeit für den Erhalt der biologischen Vielfalt, sonst
ist das akute Artensterben nicht zu stoppen“, sagte NABU-Präsident
Olaf Tschimpke.
In keinem Bundesland stehen die Ampeln für einen erfolgreichen Arten-
und Biotopschutz auf Grün, das hatte schon eine Analyse der
Umweltverbände BUND und NABU im Jahr 2010 ergeben. Auch 20 Jahre,
nachdem sich die EU-Mitgliedstaaten mit der
Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie zu mehr Anstrengungen im Naturschutz
verpflichtet haben, gibt es nur in Einzelfällen beeindruckende Erfolge,
etwa bei Otter, Biber, Uhu, Kranich oder Wolf. Die Gesamtschau zeigt
dagegen, dass der Zustand vieler Sorgenkinder der Artenvielfalt immer
noch besorgniserregend ist“, erklärte Tschimpke. So drohen der Große
Brachvogel, der Kiebitz und das Rebhuhn zu verschwinden.
„Der Natur- und Artenschutz muss viele Versäumnisse der Vergangenheit
reparieren. Umso dringender ist es, dass wir heute nicht noch weitere
Fehler machen“, betonte Tschimpke. So fordert der NABU von Bund und
Ländern auch konkrete Maßnahmen zum Schutz von Arten und
Lebensräumen, die noch nicht akut bedroht sind. Doch für zahlreiche
Arten veröffentlichen die Bundesländer ihre Untersuchungen nicht und
erschweren so zusätzlich effektiven Arten- und Biotopschutz, wie die
NABU-Analyse auf der Basis der öffentlich erhältlichen Daten und
Expertenbefragungen zeigt.
Bereits 2007 hatte die Bundesregierung mit der Nationalen Strategie zur
Biologischen Vielfalt ein Paket mit 330 Zielen und rund 430 Maßnahmen
verabschiedet. Doch immer noch gibt es in den meisten Bundesländern
keine konkreten Handlungsanleitungen zum Schutz der Vielfalt an Arten,
Lebensräumen und genetischem Erbe der Natur. Lediglich in Berlin und
Thüringen wurden Strategien verabschiedet und sind für 2012 in
Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen geplant.
Zwar sieht die Entwicklung des europäischen Schutzgebietsnetzwerks
Natura 2000 zunächst vielversprechend aus: In 20 Jahren hat Europa auf
fast 20 Prozent seiner Flächen dem Natur- und Artenschutz besondere
Bedeutung eingeräumt, Deutschland allein im europäischen
Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 immerhin 15,4 Prozent der Landfläche.
„Eine große Leistung, die ohne die Arbeit der Bundesländer unmöglich
gewesen wäre“, lobte der NABU-Präsident. Auch die Aufstellung von
Managementplänen für die Gebiete mache Fortschritte. „Doch der Teufel
liegt im Detail und bei der konkreten Umsetzung“, kritisierte
Tschimpke. So würden beispielsweise im Waldnaturschutz oft nur die
bestehenden Bewirtschaftungsplanungen der Forstbetriebe fortgeschrieben
und als EU-konformes Management deklariert. „Das heißt Defizite wie
fehlendes Totholz, ungenügender Schutz alter Baumbestände und fehlende
Vernetzung von Lebensräumen bleiben unangetastet und bekommen nur ein
grünes Mäntelchen.“
Es fehlt vor allem an der Finanzierung, um Natura 2000 für den
effektiven Schutz von Arten und Biotopen einzusetzen, analysierte der
NABU. Bislang wird nur ein Bruchteil der dafür EU-weit nötigen sechs
Milliarden Euro jährlich aufgebracht, in Deutschland würden jährlich
rund 620 Millionen Euro gebraucht. Besonders peinlich: Bislang legt kein
Bundesland die für den Arten- und Naturschutz verwendeten Mittel
transparent offen. „Mit dieser Geheimhaltung macht sich Deutschland
lächerlich. Denn von den Entwicklungsländern fordern wir als
Bedingung für weitere Mittel, dass sie klar und transparent beziffern,
wie viel Geld sie für den Schutz ihrer biologischen Vielfalt ausgegeben
aber zuhause sind Bund und Länder dazu selbst nicht bereit“,
kritisierte Tschimpke.
Mit der mangelnden Finanzierung würden auch große wirtschaftliche
Chancen vertan. „Mit einer Reform der EU-Subventionen könnte Natura 2000
kurzfristig 130.000 neue Jobs in Europa schaffen. Es sollte doch möglich
sein, drei Prozent des EU-Budgets für den Natur- und Artenschutz zu
reservieren und nicht immer weiter mehr als das Zehnfache davon für
Agrarsubventionen zu verpulvern, die unsere Natur belasten und deren
Produkte immer mehr Verbraucher ablehnen“, appellierte Tschimpke an
die Bundesregierung ihren Einfluss in Brüssel geltend zu machen.
Gnadenlose Jagd: Dickhäuter brauchen Schutz
Tag des Artenschutzes am 3. März
Pro Wildlife Pressemitteilung, 1.3.12
München. Am 3. März erinnert der Tag des Artenschutzes an die Unterzeichnung des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (WA, englisch CITES) im Jahr 1973. Die Artenschutzorganisation Pro Wildlife warnt an diesem Tag davor, dass fragwürdige Ausnahmen und schwacher Vollzug die Errungenschaften des Abkommens schwächen. „Das Washingtoner Artenschutzübereinkommen bietet eine gute gesetzliche Grundlage, um den Handel mit bedrohten Arten zu beschränken. Damit es nicht zum Papiertiger verkommt, muss es aber konsequent umgesetzt werden und die internationale Staatengemeinschaft muss mehr Mittel einsetzen, um Wilderei und illegalen Tierhandel entschlossener zu bekämpfen“, sagt Daniela Freyer von Pro Wildlife. Sorgen bereitet den Artenschützern vor allem die eskalierende Wilderei auf Nashörner und Elefanten.
„Der Schmuggel von Elfenbein und Nashorn ist mittlerweile in den Händen international organisierter Banden, doch noch immer ist die Strafverfolgung für Artenschutzkriminelle lax“, mahnt Freyer. Seit Jahresanfang haben Wilderer im kamerunischen Bouba Ndjida National Park Hunderte Elefanten erschossen, mehr als 528 Nashörner wurden seit Januar 2011 allein in Südafrika gewildert.
Legaler Elfenbeinhandel heizt Elefanten-Wilderei an
Die boomende Nachfrage nach Elfenbein, insbesondere in China, ist verantwortlich dafür, dass die Elefanten-Wilderei Ausmaße angenommen hat, die seit dem absoluten Handelsverbot für Elfenbein 1989 nicht mehr erreicht wurden. Nach Informationen von Pro Wildlife wurden 2011 mindestens 34 Tonnen illegales Elfenbein aufgegriffen. „Dies ist ein trauriger Rekord und dennoch nur die Spitze des Eisbergs, denn die meisten Fälle bleiben unentdeckt“, sagt Freyer. Pro Wildlife schätzt, dass jährlich weit über 30.000 Elefanten gewildert werden. „Was wir jetzt erleben, ist die Folge des Elfenbeinverkaufs an China und Japan, der mit Einverständnis der CITES-Vertragsstaaten 2008 stattfand. Seitdem ist der Handel mit illegalem Elfenbein in China eskaliert, weil gewildertes Elfenbein kurzerhand als „legales“ ausgegeben wird“, so Freyer weiter. Die Lockerung des Elfenbeinverbots hat neue Handelswege erschlossen und die Wilderei weiter angeheizt.
„Immer wieder wird verbreitet, es gebe zu viele Elefanten. Doch die grassierende Wilderei dezimiert die Bestände in vielen afrikanischen Staaten dramatisch“, warnt Freyer. Pro Wildlife unterstützt in Zentralafrika Einsätze gegen illegalen Elfenbeinhandel und Korruption, um die Ursachen der Wilderei zu bekämpfen.
2012 wurden in Südafrika bereits 80 Nashörner gewildert
Auch die Wilderei auf Nashörner ist in den letzten Jahren dramatisch angestiegen: 2011 wurden allein in Südafrika 448 Nashörner gewildert, in diesem Jahr wurden schon 80 Tiere getötet. In Deutschland haben kriminelle Banden aus Museen und bei Großwildjägern in mindestens 13 Fällen 23 Nashorn-Hörner gestohlen. Die Ursache: die hohe Nachfrage und damit gestiegene Preise für Nashornpulver in Asien. Organisierte Wildererbanden sowie korrupte Farmbesitzer und Wildhüter befeuern die Jagd auf die letzten Nashörner. Lücken in der Artenschutzgesetzgebung erleichtern den internationalen Handel: Südafrika, das Land mit dem größten verbliebenen Nashornbestand, aber auch der größten Wilderei, hat in zweieinhalb Jahren über 180 Genehmigungen für Trophäenjäger ausgestellt, Nashörner abzuschießen überwiegend an Vietnamesen und Chinesen. Diese nutzen, ebenso wie südafrikanische Jagdanbieter, die Gesetzeslücke aus, dass Jagdtrophäen legal exportiert werden dürfen und schleusen die angeblichen Trophäen in den kommerziellen Handel mit Nashornpulver in Asien ein.
Während Artenschützer ein Jagdmoratorium fordern, um den Betrug über den Jagdtourismus zu stoppen, denkt Südafrikas Regierung darüber nach, den kommerziellen Handel mit Nashorn zu erlauben. „Dabei können die schwindenden Nashornbestände die boomende Nachfrage in Asien niemals decken. Diese absurde Diskussion befeuert die Wilderei nur weiter. Immer wieder wird bei CITES propagiert, die Freigabe des Handels mit bedrohten Arten bringe Devisen für den Artenschutz und könne den illegalen Handel eindämmen. Doch die derzeitige Massen-Wilderei auf Elefanten und Nashörner beweist, wie fatal solche Experimente sind“, so Freyer.
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