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Aktuell
Verluste durch Klimawandel
Vom Umtausch ausgeschlossen. Nichtregierungsorganisationen weisen auf
unwiederbringliche Verluste durch Klimawandel hin
Gemeinsamer Bericht von CARE, Germanwatch, ActionAid und WWF warnt vor
unwiederbringlichen Schäden für Ökosysteme und verwundbare Länder
UN-Klimaverhandlungen in Bonn haben gezeigt, dass Länder immer noch
nicht die notwendigen Maßnahmen gegen schlimmste Szenarien des
Klimawandels ergreifen
Gemeinsame Pressemitteilung von actionaid, CARE, Germanwatch und WWF, 24.5.12
Bonn, 24. Mai 2012. Wenn die globale Erderwärmung im bestehenden Tempo
zunimmt, werden irreparable Schäden der biologischen Vielfalt und der
natürlichen Ressourcen entstehen, sowie erhebliche Verluste von
Menschenleben und Gebieten zu beklagen sein. Davor warnt ein gemeinsamer
Bericht von CARE, Germanwatch, ActionAid und WWF, der heute am Rande der
Klimaverhandlungen in Bonn veröffentlicht wurde.
Der gemeinsame Bericht trägt den Titel "In unbekanntes Terrain: Die
Grenzen der Anpassung und die Realität von Verlust und Beschädigung
durch Klimawandel" und kommt zu dem Schluss, dass Anpassungsmaßnahmen an
den Klimawandel in der Zukunft nicht mehr ausreichen werden. Regierungen
müssen neue Maßnahmen ergreifen, um sich auf unwiderrufliche Verluste
vorzubereiten. Wenn nicht sofort umfassende Anstrengungen unternommen
werden, um die Treibhausgasemissionen zu verringern und klimafreundliche
Entwicklung zu fördern, wird sich die Erde in naher Zukunft
voraussichtlich um mehr als vier bis sechs Grad Celsius erwärmen. Die
Kosten dafür werden Industriestaaten tragen müssen, während in ärmeren
Weltregionen Entwicklungsanstrengungen weit zurückgeworfen werden
könnten. Die Zahlen sind erschreckend: Konservative Schätzungen sprechen
von rund zwei Billionen US-Dollar an wirtschaftlichen und
nicht-wirtschaftlichen Auswirkungen bis zum Jahr 2060. Dazu kommen
unwiederbringliche Verluste an biologischer Vielfalt und Ökosystemen.
"Die gegenwärtigen politischen Zusagen passen nicht zur
wissenschaftlichen Realität", sagt Kit Vaughan, der Koordinator für
globale Klima-Anwaltschaftsarbeit bei CARE International. "Die Marke von
zwei Grad Celsius Erwärmung wird höchstwahrscheinlich überschritten
werden." Zwar seien die Verringerung der Treibhausgasemissionen und eine
stärkere Anstrengung zur Anpassung an den Klimawandel nach wie vor von
zentraler Bedeutung. "Aber wenn diese Maßnahmen scheitern, müssen wir
über Kompensationen sprechen", betont Vaughan. "Wie werden arme Länder
für irreparable Schäden kompensiert, die durch steigende Meeresspiegel,
Verwüstung, den Verlust der biologischen Vielfalt oder sogar ihres
Staatsgebietes entstehen?" Kompensation sei eine Frage der
Gerechtigkeit, sagt der CARE-Experte. In seinen Anpassungsprogrammen für
besonders betroffene Länder stellt die Hilfsorganisation seit Jahren
fest, dass diejenigen Gemeinden, die am wenigsten für die Ursachen des
Klimawandels verantwortlich sind, am meisten unter den Folgen des
CO2-intensiven Lebenswandels wohlhabender Nationen zu leiden haben.
Der Bericht der vier Organisationen wurde heute in Bonn veröffentlicht,
wo Klimaverhandlungen die nächste Runde der Vertragsstaatenkonferenz der
Klimarahmenkonvention (UNFCCC) vorbereiten, die im November in Doha,
Katar stattfinden wird. Diese Auftaktrunde zu einem neuen Klimaabkommen,
das bis spätestens 2015 verhandelt werden soll, hat deutlich gemacht:
"Durch den Klimawandel drohen gerade den verwundbaren Ländern besonders
starke Verluste und Schäden. Ihre Forderungen nach mehr Ehrgeiz für
Klimaschutz bei den größten Emittenten müssen bei der Europäischen Union
und anderen Ländern dringend Gehör finden", betont Sven Harmeling,
Teamleiter Internationale Klimapolitik bei Germanwatch. "Das
Arbeitsprogramm des UNFCCC für Verluste und Schäden muss zu
entscheidenen Fortschritten der internationalen Gemeinschaft bis zur
nächsten Verhandlungsrunde in Doha führen."
"Sobald Schäden und Verluste entstehen, können wir die Uhr nicht
zurückdrehen", erinnert Sandeep Chamling Rai, Seniorberater für
Anpassungspolitik bei WWF International. "Wir können den Verlust von
biologischer Vielfalt und von Ökosystemen nicht einfach mit Geld
wettmachen. Was zerstört ist, ist zerstört. Die vier Organisationen
warnen außerdem davor, dass der rapide voranschreitende Klimawandel zu
mehr Naturkatastrophen, Hungerkrisen und Migrationsbewegungen führt. "Es
sind wieder Kleinbauern und arme Gemeinden, die die größte Last tragen",
sagt Harjeet Singh, Koordinator für Klimaanpassung bei ActionAid
International. "Sie sind an der vordersten Front der Klimaschäden und
ihr Lebensraum ist stark gefährdet. Endlose Diskussionen und politische
Verzögerungen werden ihre Situation nur verschlimmern."
Der Bericht gibt eine Reihe von Handlungsempfehlungen an die Politik, um
auf Schäden und Verluste vorzubereiten und mit ihnen umzugehen:
- Politische Entscheidungsträger müssen ihre Ansätze neu ausrichten und
sich stärker an Verwundbarkeit von Regionen und Gemeinden orientieren.
Die Widerstands- und Anpassungsfähigkeit vor allem der ärmsten und
schutzlosesten Gruppen und Ökosysteme muss dringend gestärkt werden.
Besondere Unterstützung ist für Frauen und Mädchen notwendig, die am
stärksten unter den Klimafolgen zu leiden haben.
- Nationen und ganze Regionen müssen das mögliche Ausmaß von Schäden und
Verlusten besser verstehen und ihm begegnen. Entwicklungsländer brauchen
für solche Analysen Unterstützung, etwa in Form von
Risikomanagement-Einrichtungen, Versicherungen oder praktischen
Maßnahmen zur Verringerung der Klimaauswirkungen.
- Aufbauend auf bestehender Architektur wie etwa dem Hyogo Framework for
Action (HFA) und dem Cancun Adaptation Framework, muss die
Katastrophenvorsorge finanziell massiv aufgestockt werden. Es ist von
zentraler Bedeutung, dass ein solches Rahmenwerk Anreize zur
Risikominderung durch Abschwächung und Anpassung schafft.
- In einigen Fällen werden die Grenzen der Anpassung überschritten
werden. Die internationale Gemeinschaft muss das Vorsichtsprinzip und
die Rolle des UNFCCC anerkennen und gleichzeitig Vorschläge zu
Mechanismen diskutieren, die Rehabilitierung und Kompensation für
Schäden und Verluste durch Klimafolgen ansprechen.
- Die Treibkräfte für Verluste und Schäden müssen dringend angegangen
werden, indem eine CO2-arme Entwicklung vorangetrieben wird. Entwickelte
Länder müssen ihre Emissionen noch stärker mindern, bis 2020 sollten
weniger als 40 Prozent des Ausstoßes von 1990 emittiert werden, bis 2050
dann mindestens 80 bis 95 Prozent weniger.
- Industrieländer müssen die notwendigen finanziellen Mittel,
Technologien und Kapazitäten bereitstellen, um Entwicklungsländern dabei
zu helfen, in Anpassung und Katastrophenvorsorge zu investieren und ihre
Entwicklung CO2-neutral voranzubringen.
Der Bericht kann unter http://germanwatch.org/de/4445 heruntergeladen
werden.
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