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Aktuell
Erosion von Ackerböden
Bodenlose Verluste
Erosion vernichtet jährlich 24 Milliarden Tonnen Boden
WWF warnt vor massiven Verlust fruchtbarer Agrarflächen.
WWF Pressemitteilung, 28.10.13
Fruchtbarer Boden ist die wortwörtliche Grundlage unserer Ernährung. Trotzdem gehen jährlich weltweit mehr als 24 Milliarden Tonnen durch Erosion verloren. Davor warnt die Umweltschutzorganisation WWF anlässlich einer Konferenz zum Schutz fruchtbarer Böden in Berlin. „Die Menschheit zieht sich selbst den Boden unter den Füßen weg“, sagt Birgit Wilhelm WWF-Landwirtschaftsreferentin. Dabei seien fruchtbare Anbauflächen Grundvoraussetzung für 90 Prozent aller Lebensmittel - und nicht unendlich vorhanden. Laut Schätzungen bestehen nur zwölf Prozent der Erdoberfläche aus landwirtschaftlich nutzbarem Boden. Ist die gerade einmal 2,5 cm dicke fruchtbare Oberschicht durch Erosion verloren, dauert es 500 Jahre, um sie zurück zu bringen.
„Um den weltweiten Verlust an Boden zu stoppen muss die Landwirtschaft nachhaltiger gestaltet werden“, fordert Wilhelm. Es brauche wieder bodenschonende Fruchtfolgen, weniger Düngemittel und einen Stopp der weltweiten Entwaldung. Auch in Deutschland habe die Erosion besorgniserregende Ausmaße angenommen, so die WWF-Einschätzung.
Laut einer Untersuchung des Umweltbundesamts reicht der Bodenverlust von weniger als einer Tonne bis zu fünfzig Tonnen Boden pro Hektar. Letzteres entspräche circa fünf Millimeter pro Jahr und damit den kompletten Verlust der fruchtbaren Ackerkrume im Laufe eines Menschenlebens. Ein weiteres Problem stellt die massive Versieglung von Flächen etwa für Straßen oder Bauland dar. Täglich wurden zwischen 2009 und 2010 in der Bundesrepublik 77 Hektar an Boden versiegelt. Das entspricht etwa 110 Fußballfeldern.
Auf der „Global Soil Week“ beraten ab Montag Wissenschaftler, Politiker und Umweltschützer in Berlin über Strategien im Kampf gegen Bodenerosion und Verlust an fruchtbaren Agrarflächen.
Die Folgen von Massentierhaltung und Biogasanlagen
Von Martin Hofstetter, Greenpeace-Online, 25.10.13
Gülle aus der Tierhaltung und Gärreste aus Biogasanlagen verunreinigen immer stärker das Grundwasser in vielen Regionen Deutschlands. Vielerorts stellen die Wasserwerke steigende Nitratwerte in ihren Brunnen fest.
Auch die Europäische Kommission hat das Problem inzwischen erkannt und stellt Deutschland ein schlechtes Zeugnis aus. Sie kritisiert in einem Bericht öffentlich, dass in Deutschland auf 50 Prozent der Messstationen der Grenzwert für Nitratstickstoff überschritten wird. Nur der Inselstaat Malta steht noch schlechter da.
Der Grenzwert für Nitrat liegt in Deutschland laut Trinkwasserverordnung bei 50 mg NO3/ je Liter, in der Schweiz bei 25 mg/l. Nitratkonzentrationen von mehr als 100 mg NO3/l können bei Säuglingen bis zum 6. Lebensmonat zu erheblichen gesundheitlichen Problemen bis hin zum Erstickungstod führen. Denn Nitrat wird im menschlichen Körper zu Nitrit umgewandelt. Das Blut bindet statt Sauerstoff Nitritmoleküle, was bei Säuglingen zur Blausucht bis hin zum Ersticken führen kann. Für ältere Kinder und Erwachsene besteht bei höheren Nitratkonzentrationen die Gefahr, dass sich Nitrosamine bilden, die wiederum krebserregend sind.
Seit Jahren sieht die Bundesregierung untätig zu, wie unser Grundwasser durch die landwirtschaftliche Überdüngung mit Nitrat verseucht wird. Längst hätte man die Düngeverordnung, in welcher der Umfang der Düngung festgeschrieben ist, überarbeiten müssen.
Ein großes Problem dabei: Die Überdüngung, die heute stattfindet, wird sich erst in einigen Jahren im Grundwasser wiederfinden. Denn so lange braucht das belastete Wasser, um in die tiefliegenden Grundwasserleiter zu gelangen. Selbst wenn wir heute endlich strenge Maßnahmen ergreifen, ist in den kommenden Jahren noch mit steigenden Nitratwerten zu rechen.
Anfang des Jahrhunderts waren die Werte in vielen Brunnen gesunken. Doch der Boom der Biogasanlagen und die wachsende Massentierhaltung haben den Trend umgekehrt. Seit fünf Jahren steigen besonders in den Regionen mit hoher Viehdichte die Werte wieder massiv an. In der Region Weser-Ems fallen jährlich durch Biogasanlagen und Massentierhaltung 192 kg Stickstoff und 103 kg Phosphat je Hektar an, so der aktuell veröffentliche Nährstoffbericht des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums. Das ist viel mehr, als die Ackerpflanzen aufnehmen können. Aufgrund der völligen Überdüngung der Felder werden von dort inzwischen Gülle und Gärreste per Schiff über den Mittellandkanal Richtung Osten geschippert. Doch das ist keine dauerhaft sinnvolle Lösung des Problems. Notwendig ist ein Abbau der Tierbestände in diesen Regionen, eine Bindung der Tierhaltung an die Futterfläche, geschlossene betriebliche Nährstoffkreisläufe, bessere staatliche Kontrollen und ein Ausbringungsverbot auf überdüngten Flächen.
Aber nicht nur der Nitratstickstoff, auch Phosphat aus der Gülle verursacht zunehmende Umweltprobleme, gelangt nach der Ausbringung aus der Gülle durch Erosion von den Äckern in Vorfluter, Bäche und letztendlich in Seen und Meere. In der Ostsee kommt es durch den Düngereintrag deswegen inzwischen jährlich zu riesigen Algenblüten, die dem Wasser Sauerstoff entziehen und dann zu Fischsterben führen.
Gericht weist Imkerklagen zurück
Von Dirk Zimmermann, Greenpeace-Online, 25.10.13
Das Bundesverwaltungsgericht (BVerwG) Leipzig hat die Revisionen mehrerer Imker zurückgewiesen. Die Klage verlangte wirksame Schutzvorkehrungen gegen die Verunreinigung von Honig. Der Pollen gentechnisch veränderter Pflanzen bedroht die Honigproduktion.
Das Leipziger Gericht verwies auf das nicht mehr gegebene "Feststellungsinteresse", ein Fall wie der verhandelte könne sich praktisch nicht mehr wiederholen. Zurzeit sind nämlich keine Gen-Pflanzen für den Anbau in Deutschland zugelassen. Ein Urteil im Sinne der Imker hätte bedeutet, dass in Zukunft spezielle Schutzmaßnahmen beim Anbau von Gen-Pflanzen ergriffen werden müssen. Für Mais könnte dies etwa das Entfernen der männlichen Maisblüten (Fahnen) oder die Festlegung eines konkreten Abstands zwischen dem Feld und der Imkerei sein. Auch Bienen abwehrende Netze über Äckern mit Gen-Pflanzen stellen eine Möglichkeit dar.
Die Verhandlung geht auf einen Fall aus dem Jahr 2005 zurück: Damals zog der Imker Karl-Heinz Bablok vor Gericht, weil Pollen des mittlerweile für den Anbau verbotenen Genmaises Mon810 seinen Honig verunreinigt hatten. Die gesamte Jahresernte musste vernichtet werden. 2011 hatte der Europäische Gerichtshof verfügt, dass gentechnisch veränderter Pollen in Honig eine Lebensmittelzulassung benötigt. Ohne diese Zulassung ist der Verkauf des Honigs verboten.
Aber die meisten Gen-Pflanzen verfügen über Lebensmittelzulassungen für ihren Pollen, schon bald dürfte dies auch für Mon810 gelten. Entsprechend darf ihr Pollen ganz legal als Verunreinigung in Honig aufzufinden sein und muss nach aktuellem Recht auch nicht gekennzeichnet werden. Dennoch: Jede Verunreinigung von Honig mit Gentechnik kann eine inakzeptable Beeinträchtigung sein und ist ohne Schutzvorkehrungen auch nicht zufällig oder unvermeidbar.
Das falsche Signal
Das Urteil ist umso enttäuschender, als es mit der Tradition bisheriger Gerichtsurteile bricht, die allesamt kritisch mit Agrogentechnik umgegangen sind: So bestätigte das Bundesverfassungsgericht 2010 die Schutzpflicht des Staates und Vorsorgepflichten von Landwirten gegenüber der Risikotechnologie Gentechnik. 2012 erklärte das Gericht in Leipzig das Umpflügen von Feldern, die mit gentechnisch verändertem Saatgut kontaminiert sind, für dringend geboten. Damit setzte es ein Zeichen für Nulltoleranz gegenüber Gentechnik im Saatgut.
"Das Gericht hat die Chance verpasst, eine indiskutable Lücke in der Gentechnik-Gesetzgebung zumindest teilweise zu schließen", kommentiert Dirk Zimmermann, Gentechnikexperte von Greenpeace. "Bienen und Imker stehen dem Anbau von Gen-Pflanzen und destruktiven Agrarpraktiken weitgehend wehrlos gegenüber und werden einmal mehr ignoriert und übergangen. Das Ergreifen aller möglichen Schutzmaßnahmen müsste eine Selbstverständlichkeit sein."
Mehr Rechte für Imker
Gerade in der Imkerbranche gilt: Agrogentechnik kann nicht mit natürlicher Landwirtschaft koexistieren. Zahlreiche Kontaminationsskandale und „Ausbrüche“ von Gen-Pflanzen pflastern schon jetzt den kurzen Lebensweg der Gentechnik in der Landwirtschaft.
"Zu allem Überfluss bedroht nicht nur Gentechnik Bienen und Imker: der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft gefährdet die Gesundheit der Bienen und kann das Premiumprodukt Honig ungewollt belasten", so Zimmermann. "Eine Reduktion des Einsatzes und das Verbot von bienengefährdenden Pestiziden sind neben Maßnahmen zum Schutz vor Gentechnik-Kontaminationen deshalb dringend erforderlich."
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